H. P. Müller im Auto Union Rennwagen 1939 – seiner erfolgreichsten Saison, die er als Punktbester in der Europameisterschaft abschließen konnte. Damit hatte er so klingende Namen hinter sich gelassen, wie Hermann Lang, Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchitsch, Tazio Nuvolari und Hans Stuck (um nur einige der bekanntesten zu nennen)..

Die ersten Nachkriegsjahre des Ausnahmepiloten

Bereits zu seiner Zschopauer Zeit bei DKW hatte Hermann Paul die in Zschopau angestellte Mariele kennengelernt. Sie war dort als Sekretärin tätig und mitten im Krieg hatte er ihr einen Heiratsantrag gemacht. Es sollte ihrem gemeinsamen Glück keinen Abbruch tun, dass H. P. dies per Telegramm getan hatte. Das Domizil nach dem 2. Weltkrieg war mit Bielefeld wieder die Geburts-Stadt Müllers. Die ersten Jahre waren für das Ehepaar wie für sämtliche Deutschen von vielen Entbehrungen geprägt. Doch der mittlerweile 36-jährige Hermann Paul hatte immer noch die Leidenschaft für den Motorsport in sich. Er brannte darauf, wieder auf zwei Rädern im Rennsport einzusteigen. So stand schon bald wieder ein Motorrad im Keller und mangels Werkstatt musste Mariele damit leben, dass die Küche dafür herhalten musste.

Otto Ley auf DKW vor James Guthrie (17) auf Norton waren in der 500 cm³ Klasse 1937 zwei der stärksten Kontrahenten von Müller. Ersterer war danach zurückgetreten und der andere am 8. August auf dem Sachsenring beim GP von Deutschland tödlich verunfallt.

Die wichtigsten Erfolge H. P. Müllers vor dem 2. Weltkrieg

Die unglaublich starke Fortsetzung Müllers Karriere

Im Jahr 1947 war es bereits wieder so weit, dass eine wenn auch noch bescheidene Fortsetzung der deutschen Meisterschaft stattfinden konnte. Sogar im Vorjahr hatten bereits einige Rennen stattgefunden, doch für eine deutsche Landesmeisterschaft war es im ersten Jahr nach dem 2. Weltkrieg noch zu früh. An den im Ausland stattfindenden Veranstaltungen waren die deutschen Teilnehmer in den ersten Nachkriegsjahren nicht erwünscht. Daher fanden der GP der Schweiz und Tschechien, wie auch viele andere, ohne deutsche Beteiligung statt. Für die Saison 1947 gab es endlich wieder eine deutsche Meisterschaft. Nach 10 Jahren Pause im Zweiradsport, wovon nur deren 3 aufgrund seiner Automobil-Karriere freiwillig waren, ging es für Müller endlich wieder richtig los.

Hermann Gablenz (250 cm³ DKW) — bei einem Rennen kurz vor Kriegsausbruch im Jahr 1939. Der Karlsruher war in den ersten Meisterschaftsjahren ab 1947 Müllers härtester Konkurrent.

1947 – die erste Deutsche Nachkriegs-Meisterschaft für Motorräder
Am 18. Mai siegte er beim Nürnberger Rundstrecken-Rennen im Lauf zur deutschen Meisterschaft. Vermutlich hätte er auch beim Hamburger Stadtpark-Rennen gewonnen, doch seine DKW wollte nicht anspringen und er kam als Letzter weg. Mit einer sehenswerten Aufholjagd sicherte er sich am Ende aber noch Rang 4 hinter Gablenz, Daiker und Schwarz (alle DKW). In einem hart umkämpften ersten Titelkampf um die nationale 250 cm³ Krone gelang es ihm letztlich, Hermann Gablenz zu bezwingen. Zusammen mit Carl Döring (DKW) in der 125-er Klasse, Willy Jäger (Norton, 350 cm³) und BMW-Urgestein Schorsch Meier (500 cm³) trug H. P. sich als erster deutscher Nachkriegsmeister bis 250 cm³ in die Geschichtsbücher ein. Nach der Beiwagen-Meisterschaft 1932 und seinem 500-er Titel von 1936 sollte es für den mittlerweile 37-Jährigen beileibe nicht sein letzter Titel sein.

Die 250 cm³ Klasse war ab 1947 in Deutschland meist wieder fest in Müllers Hand. Hier lag er beim Stadionrennen auf dem ab 1950 Norisring benannten Kurs in Nürnberg in Führung.

Die unglaublich starke Saison Müllers 1948
Vereinfacht gesagt war es in der zweiten Nachkriegs-Saison so, dass wo immer er an den Start ging, der Bielefelder der sicherste Tipp auf einen Sieg war. Beim Nürnberger Rundstrecken-Rennen gelang Hermann Paul am 16. Mai die Wiederholung seines Vorjahressieges, sowie auch des zweiten Rennens am 12. September. Nebst dem ersten Karlsruher Dreiecksrennen war er auch in Reutlingen siegreich und danach auf dem Schottenring. Meist konnten ihn nur Defekte stoppen, wie beispielsweise in Hockenheim, als er deutlich in Führung liegend mit Kettenbruch ausschied. Sein stärkster Gegner war wie bereits 1947 in dieser Saison erneut der Karlsruher Hermann Gablenz.

Otto Daiker 1939 auf seiner 250 cm³ DKW – auch er war einer der Fahrer, die zu den härtesten Gegnern Müllers im Kampf um den Sieg nach dem Krieg gehörten.

Zahlreiche Gegner und kurioser „Startverzicht“
Nebst Gablenz gab es auch weitere Fahrer, die bereits vor dem Krieg erfolgreich waren und hartnäckig um das Podium mitkämpften. Darunter Otto Kohfink aus Bietigheim, der Stuttgarter Otto Daiker, Karl Lottes (Marburg) und der Mannheimer Rudi Meier, um nur einige davon zu nennen. Der kurioseste Vorfall passierte übrigens beim Rennen auf dem Grenzlandring, wo Müller bereits vor dem Start als deutscher Meister feststand. Die Strecke rund um die Stadt Wegberg bei Mönchengladbach basierte auf einer ehemaligen Versorgungs- und Transportstraße für militärische Zwecke. Hermann Paul war der Favorit und für das Rennen auch gemeldet, doch er erschien gar nicht am Start zum 250 cm³ Lauf. Erst später sollte sich herausstellen, dass die polizeiliche Absperrung etwas „zu gut“ funktioniert hatte. Bis Müller endlich durchkam, war das Rennen bereits gestartet.

Karl Lottes auf seiner privaten DKW in einem 250 cm³ Rennen kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Ein weiterer hartnäckiger Konkurrent Müllers um Podiumsplätze.

Die wichtigsten Siege von H. P. Müller in der 250 cm³ Klasse 1948

Beginn der Weltmeisterschaft 1949 – ohne deutsche Fahrer & Werke

Langsam begannen sich auch die Werke wieder für den Rennsport zu interessieren. Doch zum Unverständnis vieler Motorsportfans waren deutsche Fahrer in der ab diesem Jahr neu ausgeschriebenen Weltmeisterschaft beim Start nicht zugelassen. Ganze 4 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieg wurden die Sportler eines Landes pauschal für die Taten ihrer damaligen politischen Führung vom Spitzensport verbannt. Dies war für Fahrer, Industrie und Sportler aus aller Welt nur schwer zu verstehen. Die oberste Motorsportbehörde hatte sich damit alles andere als mit Ruhm bekleckert. Aber es blieb dabei, die ersten 3 Jahre der Motorrad- „Weltmeisterschaft“ war dadurch natürlich eine Farce. Die Fahrer und Teams der teilnehmenden Nationen wussten dies im Prinzip selbst. Nur kurz nachdem die Deutschen Fahrer und Werke wieder teilnehmen durften, sollten sie dies noch zu spüren bekommen. Damit wurde danach auch klar, wie wenig die Fahrer- und Hersteller WM-Titel der ersten drei Jahre wert waren.

Bernhard Petruschke – der Vize-Europameister von 1939 fuhr auch nach dem Krieg sehr erfolgreich wieder Rennen. Er war als Bürger der DDR dabei mit besonders vielen Handicaps konfrontiert und war trotzdem sehr stark unterwegs. Mehr über ihn siehe auf unserer Seite unter History.

Resultate der letzten Europameisterschaft 1939

Nachfolgende Statistik sagt sehr viel über den Wert einer sogenannten „Weltmeisterschaft“ aus, die in den ersten rund 10 Jahren nur in Europa stattfand und dazu anfänglich noch unter Ausschluss des erfolgreichsten Landes vor dem Krieg. In Fettschrift die Resultate der mit Abstand erfolgreichsten Nation Deutschland, die den Europa- und Vize-Europameister der 250 cm³ Klasse stellte. Dazu mit Heiner Fleischmann den 350-er Titelhalter und mit Schorsch Meier den 500 cm³ Vize-Europameister. Von 21 Läufen zur EM von 1939 wurden deren 11 von Deutschen gewonnen. Die erfolgreichsten waren auch nach dem Krieg wieder am Start.

Teil 5: http://www.motoracers.eu/h-p-mueller-teil-5/