1956 – die letzte Renn-Saison des IFA-MZ Werksfahrers

Im Jahr nachdem Bernhard Petruschke mit bereits 45 Jahren seinen Helm an den Nagel gehängt hatte, war sich auch Erhart klar, dass für ihn die Zeit zum Rücktritt kam. Der junge Horst Fügner hatte im Vorjahr eine unglaublich starke Saison gezeigt und neu war mit Ernst Degner nun noch ein weiterer Jungspund dazugestoßen. Auf dem Schleizer Dreieck hatte dieser 1955 nur 2 Plätze hinter Krumpholz als Fünfter die Ziellinie gekrauzt. Zudem war für 1956 auch Werner Musiol neu im Team, während der Zwickauer nach dem Tapetenwechsel von „Petrus“ nun der letzte Senior im Zschopauer Team war.

Das Tor zum IFA-MZ Geländer des Volkseigenen Betriebs (VEB) in Zschopau in den 1950-er Jahren, mit dem Firmensitz im Hintergrund.

Technische Verbesserungen der Re 125
Im vergangenen Winter waren die Maschinen weiter verbessert worden, neu kam versuchsweise auch ein 6-Gang Getriebe zum Einsatz. Oft machte es aber zu Beginn noch Mucken, weshalb meist auf den älteren 4-Gang Motor zurückgegriffen werden musste. Vor allem aber war der Motor nun nochmals wesentlich stärker geworden. Mittlerweile leistete der Einzylinder Drehschieber-Zweitakter rund 16 PS bei 9000 U/Min. Aus der IFA war zudem in den ersten Resultatlisten von 1956 die „IFA-MZ“ geworden und im Jahr darauf sollte die Bezeichnung IFA endgültig verschwinden.

Foto der allerersten IFA nach dem Krieg, auf Basis der DKW RT 125. Damit hatte die Re 125 Eigenkonstruktion, bis auf das Zweitaktprinzip, anfänglich 3 Gänge und einen Zylinder, rein gar nichts mehr gemeinsam.

Starker Saisonstart 1956 – aber keine Chancen beim GP von Deutschland
Erhart Krumpholz war diesmal wieder gleich zu Saisonbeginn erfolgreich. Am 13. Mai musste er beim Rheinpokal lediglich den beiden DKW Werksfahrern Gustl Hobl und Karl Hofmann den Vortritt lassen. Mit Platz 3 schaffte er es aufs Podium und hatte dabei sämtliche westdeutschen MZ-Privatfahrer geschlagen. In Sankt Wendel gelang zwei Wochen davor dem jungen Horst Fügner bereits beim Preis des Saarlandes dieselbe Klassierung geholt. Zwei Wochen später ging die Zschopauer Truppe in den Niederlanden an den Start. Das 125 cm³ Rennen gewann der Tschechoslowake František Bartoš, während Krumpholz hinter Ernst Degner Platz 4 holte. Beim WM-Lauf auf der Solitude hingen die Trauben für MZ in diesem Jahr hingegen definitiv zu hoch. Die unzähligen Werksfahrer von MV Agusta, Gilera, FB-Mondial und DKW teilten die Punkte-berechtigten ersten 6 Ränge unter sich auf.

Seitenansicht des IFA-MZ Re 125 Einzylinder-Zweitakt Motors mit Vergaser und dahinter dem Drehschieber zur Einlass-Steuerung direkt ins Kurbelgehäuse. Mittlerweile war man den italienischen Fabrikaten leistungsmäßig noch näher gerückt. Aber immer noch fehlten einige PS auf die Maschinen von DKW und den italienischen Fabrikaten. Besonders natürlich auf MV Agusta, den amtierenden Weltmeister-Bikes.

Das letzte Topresultat Erharts auf dem Norisring
In Nürnberg folgte für Erhart Krumpholz am 5. August ein letzter Saison-Höhepunkt. Die Konkurrenz auf dem Norisring war mit den DKW-Werksfahrern August Hobl, Karl Hofmann und Karl Lottes sehr stark. Der Erstgenannte führte auch nach dem Start, fiel dann aufgrund von zwei Zwangs-Stopps bis auf Platz 17 zurück. Der danach führende Hofmann hatte noch mehr Pech, als seine DKW den Geist aufgab. Am Ende war der Tschechoslowake Frantisek Bartos auf seiner erstaunlich schnellen CZ lachender Dritter und gewann vor Krumpholz zur Überraschung sämtlicher Anwesender das Rennen. Hobl hatte sich wieder bis auf Platz 3 vorgearbeitet und hinter ihm kam sein DKW-Teamkollege Karl Lottes auf Position 4 ins Ziel. Mit Rang 5 hatte diesmal Werner Musiol das gute Resultat für MZ abrundet.

Erharts letztes Rennen auf dem Schleizer Dreieck
Hinter Karl Lottes, Horst Fügner, Werner Musiol, Ernst Degner und Wilhelm Lecke überquerte Erhart die Ziellinie im 125 cm³ Rennen nach der ersten Runde auf Platz 6. Doch wie bei Ernst Degner machte auch bei Krumpholz die Technik seinen Hoffnungen ein Ende, worauf er kampflos aufgeben musste. Es war die erste große und internationale Veranstaltung in Schleiz, bei welcher diesmal nicht nur Fahrer aus Westdeutschland mit am Start waren. Sieben Jahre später stand nach dem 125 cm³ Rennen auf dem Schleizer Dreieck dann sein Sohn Dieter als zweiter auf dem Siegerpodest. Nur 3 Jahre danach sollte dieser bei einem Unfall nahe Chemnitz im Straßenverkehr tragischerweise den Tod finden.

Sunnyboy Ernst Degner – der Regen störte ihn überhaupt nicht. Im Jahr 1956 schlug er in Zandvoort sogar Altmeister Krumpholz und holte sich Platz 3 im 125 cm³ Rennen.

Letztes kurzes Gastspiel in der „Schnapsglasklasse“

Ausgerechnet mit dem Sachsenring auf der Strecke, auf welcher er trotz seiner zwei 125 cm³ DDR-Meistertitel nie gewinnen konnte, gab Erhart im Alter von 50 Jahren nochmals ein kurzes Comeback. Beim 50 cm³ Rennen in der sogenannten „Schnapsglas-Klasse“ ging er auf der MZ Re 50 nochmals an den Start. Es war das erste Jahr, in welchem die von vielen auch „Moped-Kategorie“ genannten 50-er in der Weltmeisterschaft ausgeschrieben waren. Nach 1989 sollte damit wieder Schluss sein, aber bis dahin genoss auch diese Serie in einigen Ländern wie beispielsweise den Niederlanden durchaus hohe Beachtung. Krumpholz war mit seiner Jockey-Postur immer noch ein Federgewicht, aber sein Hauptproblem war die mangelnde Konkurrenzfähigkeit des bienenartig tönenden Bikes. Mit Platz 9 hinter seinem Teamkollegen Walter Brehme gelang ihm letztlich immerhin ein Top Ten Resultat.

Eine Werbung mit Ernst Degner und seinem TT-Sieg von 1962 auf Suzuki. Ironischerweise wurde ausgerechnet der langjährige MZ-Fahrer und ehemalige Teamkollege von Krumpholz erster 50 cm³ Weltmeister für die Japaner. Mehr über den Republikflüchtling von 1961 und seine skandalumwitterte Karriere siehe in unserer History.

Die späteren Jahre und der Tod
Nach seinem Gastspiel 1962 auf dem Sachsenring fuhr Krumpholz endgültig keine Rennen mehr. Mittlerweile war Erhart bei MZ in der Rennabteilung tätig und vorwiegend für die Nachwuchsbetreuung zuständig. Unter anderem betreute er natürlich dabei auch seinen 1966 bei einem Verkehrsunfall viel zu früh verstorbenen Sohn Dieter. Diese persönliche Tragödie setzte dem Vater längere Zeit heftig zu. Aber etwas später glänzte der Zwickauer bereits wieder mit seiner stets fröhlichen und aufgeschlossenen Art. Seinem Arbeitgeber, den Zschopauer Motorenwerken blieb er sogar noch im Rentenalter treu und war noch als Kraftfahrer ab und zu für die ehemalige IFA tätig. Im Gegensatz zum viel zu früh verstorbenen Ernst Degner wurde Erhart ganze 95 Jahre alt. Sein Tod im Pflegeheim Marienberg im Erzgebirge, südwestlich von Chemnitz.erlöste ihn von altersbedingten Gebrechen. Sein langjähriger Weggefährte Bernhard Petruschke war mit 94 Jahren gestorben und Horst Fügner mit über 90 Lenzen. Sie alle hatten den Zweiten Weltkrieg und eine der gefährlichsten Sportarten der Welt überlebt. Alleine in Erharts aktiver Zeit hatten weit über 100 Rennfahrer dem geliebten Sport ihr Leben opfern müssen.

Sowohl über „Petrus“ (siehe dieser Abschnitt), wie auch Erhard Krumpholz fanden wir in französischen Motorrad-Magazinen eine Mitteilung über deren Rücktritt. Eigentlich war es peinlich, wie wenig im Gegensatz dazu die westdeutschen Zeitschriften (insbesondere „Motorrad“) über die DDR-Motorsportler damals berichtet hatten.

Die Zusammenfassung der wichtigsten Erfolge von Erhart Krumpholz findest Du auf der History-Menu-Seite zu ihm..