Zum Gedenken an einen französischen Zweiradhelden

Olivier Chevallier war ein französischer Motorrad-Rennfahrer. Er kam am Sonntag, dem 06. April 1980, beim Rennen zum „Moto Journal 200“ auf der Rennstrecke von Paul Ricard ums Leben. Olivier war eine der beliebtesten Figuren im Continental Circus. Sein Todestag jährte sich dieses Jahr zum vierzigsten Mal. Aus diesem Anlass wollten wir unseren Teil dazu beitragen, dass eine der prägendsten Figuren Frankreichs im Motorrad-Rennsport der 1970-er Jahre nicht vergessen gehen soll. Leider sind Wiki und ähnliche Internetportale oft durchaus hilfreich, aber viel zu häufig unpräzise und dazu manchmal schlicht fehlerhaft. Daher sind viele Berichte, die wir im Internet über Olivier Chevallier fanden, in zahlreichen Punkten mehr als unvollständig und inhaltlich zum Teil falsch. Beispielsweise wurden dabei auch gerne mal sein Bruder Alain und sein beinahe-Namensvetter namens Roger Chevalier (man beachte dabei das eine „L“ im Nachnamen statt deren zwei) verwechselt. Letzterer war französischer Meister bis 500 cm³ 1963 (Kategorie national). Da wir unter anderem im Besitz einer riesigen Sammlung französischer Moto- und Rennsportjournale des vorigen Jahrhunderts sind, konnten wir für vorliegenden Nachruf dankbar darauf zurückgreifen.

Vendôme im Département Loir-et-Cher in der Region Centre-Val de Loire – der Geburtsort von Olivier Chevallier.

Geburt und Herkunft
Olivier Chevallier wurde 1949 in Vendôme in Frankreich geboren. Dies ist eine französische Kleinstadt mit etwas über 15-tausend Einwohnern im Département Loir-et-Cher in der Region Centre-Val de Loire. Vendôme liegt am Fluss Loir, welcher die Altstadt mit zwei Armen umgibt. Die Kleinstadt liegt etwa in der Mitte zwischen Le Mans und Orléans, rund 170 Kilometer südwestlich von Paris. Er wurde zu Beginn von seinem Vater, einem Hobby-Motorradfahrer, gefördert. Er war es, der den jungen Olivier von Zeit zu Zeit mitnahm, um die Rennen von Le Mans und Linas-Montlhéry zu besuchen. Dadurch wurde der Sohn bereits früh für den Motorsport begeistert. Er war der fünfte einer Familie mit acht Kindern. Dies erklärte, weshalb er Zeit seines Lebens sehr Familienverbunden blieb.

Alain Chevallier – Oliviers Bruder war selbst längere Zeit eng mit dem Rennsport verbunden.

Oliviers Bruder Alain
Sein älterer Bruder Alain (nicht er wie in einigen Foren fälschlicherweise behauptet wurde, sondern ein Roger Chevalier gewann auf Triumph die französische 500 cm³ Meisterschaft) wurde Motorradkonstrukteur. Im Jahr 1982 fuhr Didier de Radiguès mit einem von Chevallier entworfenen Fahrwerk und Yamaha Triebwerk zum Sieg beim 350 cm³ Grand Prix von Jugoslawien. In der Weltmeisterschaft wurde der Belgier hinter dem Deutschen Toni Mang (Kawasaki) 350-er Vize-Weltmeister. Sein Chevallier-Yamaha Teamkollege Eric Saul gewann den Großen Preis von Österreich und beendete die Meisterschaft auf dem vierten Platz. Im Jahr darauf landeten sämtliche drei Piloten von Chevalliers Team mit de Radiguès, Thierry Espié und Jean-François Baldé (beide Frankreich) in den Top Ten der 250 cm³ Weltmeisterschaft. Baldé gewann 1983 auch den 250-er Grand Prix von Südafrika. Nach 1986 nahmen keine Chevallier-Yamaha mehr an Grand Prix Rennen teil. Alein Chevallier arbeitete später auch als Designer für die französische Marke Voxan. Er starb am 3. Oktober 2016 mit 68 Jahren an Krebs.

„Les jeunes Tigres“ eine Nachwuchsserie unter dem Patronat von Esso – Olivier Chevallier mit Startnummer 2 im Vordergrund als dritter von rechts. Aus der französischen Zeitschrift „Scooter et Cyclomoto“ Nr. 172 von 1966.

Rennsport-Begeisterung und die ersten Schritte
Als Sportfan begann der junge Chevallier als Teenager mit Go-Kart-Rennen. Oliviers erstes eigenes Kleinmotorrad war eine 50-cm3-Motobi Sport, welche er sich von seinen Ersparnissen im Alter von 16 Jahren kaufte. Kurze Zeit später wechselte er auch im Rennsport auf zwei Räder und nahm 1966 im Alter von 17 Jahren an der „Jeunes Tigres Challenge“ teil. Die von der Mineralöl- und Treibstoff-Firma Esso gesponserte Serie wurde gegründet, um junge Talente zu entdecken und zu fördern. Die Aufsicht hatte damals Georges Monneret, ein seit den 1930er Jahren bekannter französischer Motorrad-Rennfahrer. Für die jungen Fahrer galt es, diese über eine komplette Rennsaison zu fördern und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Olivier Chevallier gewann den Titel des „Jungen Tigers“. Der Grundstein für seine Rennsport-Karriere war damit gelegt.

Die vielleicht früheste Fotografie des jungen Rennfahrers Olivier Chevallier – aus der französischen Zeitschrift „Scooter et Cyclomoto“ Nr. 172 von 1966. Links davon die Rangliste eines Meisterschaftslaufs, mit Olivier auf Rang 6.
Eine 250 cm3 Aermacchi Ala D’Oro – das Motorrad hatte eine Leistung von über 25 PS und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von rund 180 bis 190 Km/h.

Weitere Schritte und ein kurzer Unterbruch vor der Rückkehr
Es folgten nationale Rennen in der Kategorie 250 cm³ mit einer 1-Zylinder 4-Takt 250 cm³ Aermacchi Ala D’Oro. Damit hatte Olivier Chevallier auch 1967 einige Erfolge zu verbuchen. Am Ende der Saison beschloss er jedoch, den Rennsport für eine Weile aufzugeben und sein Architekturstudium wieder aufzunehmen. Aber die Leidenschaft für den Rennsport brannte weiter in ihm und deshalb kehrte er nach 2 Jahren wieder auf die Pisten zurück. Olivier gewann die französische Meisterschaft mit einer Yamaha TD1C 250 mit Siegen in Magny-Cours, Le Mans und Linas-Montlhéry.

Ein Zeitungsbericht in der Ausgabe Nr. 177 im März 1967 von „Scooter et Cyclomoto“ über Olivier Chevallier und seinen Wechsel in die 250 cm³ Klasse.

Erster internationaler Erfolg
Im September 1970 wurde Olivier Chevallier von dem Briten Peter Darvill engagiert. Es ging darum, auf einer Honda 750 den Standardfahrer Norman Price zu ersetzen. An der Seite von Darvil trat er im daher im September zum prestigeträchtigen Bol d’Or in Linas-Montlhéry an. Der Bol d’Or (französisch goldene Schale) gehörte bereits seit den 1920-er Jahren zu den bekanntesten 24-Stunden-Motorrad-Rennen. Er wurde erstmals 1922 in Vaujours en Seine St Denis ausgetragen. In der Regel findet der Bol d’Or am dritten Wochenende im September statt. Das Rennen wird üblicherweise am Samstag um 15:00 Uhr gestartet und endet am Sonntag um 15:00 Uhr. Die Tradition dieser Veranstaltung, mit einem Unterbruch während dem 2. Weltkrieg von 1940 bis 1946, hat noch heute Bestand. Die britisch-französische Paarung Darvill-Chevallier belegte den sensationellen 2. Gesamtrang hinter den Siegern Tom Dickie/Paul Smart auf einer Werks-Triumph 750. Spätestens ab nun war der erst 21-jährige Olivier als Rennfahrer im ganzen Land und über dessen Grenzen hinaus bekannt.

Titelseite des französischen Magazins „Cyclo Moto“ Nr. 213 von 1970 – der Bol d’Or war die Titelstory dieser Ausgabe. Für Olivier Chevallier war dieses Rennen der erste internationale Höhepunkt in seiner Karriere.

Auszug aus der Siegerliste vom 34. Bol d’Or in Montlhéry vom 12. bis 13. September 1970

Harte Zeiten zu Beginn der frühen 70-er Jahre
Nach durchaus nicht nur mittelmäßigen Ergebnissen in der Saison 1971 entschied Chevallier, dass er sich nicht mehr alleine auf seinen Vater verlassen sollte, um seine Rennkarriere fortzusetzen. Damit begann seine fast endlose Suche nach Sponsorengeldern. Immerhin hatte er bereits beachtliche Erfolge bei nationalen und internationalen Rennen vorzuweisen. Platz 3 in Linas-Monthlery in der 125-er und 250-er Klasse folgte Rang 2 in Reims in der Kategorie 250 cm³. Am 20. Juni 1971 kam ein dritter Platz in der Klasse 350 bis 500 cm³ in Magny-Cours dazu. Im Herbst holte Olivier sich noch einen 2. Rang bei den 250-ern, sowie zwei dritte Plätze (250 cm³ und 350-500 cm³) in Linas-Monthléry. Dank seiner Hartnäckigkeit gelang es ihm, 1972 zum „Continental Circus“ in den GP-Sport aufzusteigen. Er kaufte zwei Yamaha Production-Racer Motorräder, um in den Kategorien 250 und 350 cm³ teilzunehmen.

Eine 250 cm³ Yamaha aus der Zeit der Anfangsjahre in dieser Klasse von Olivier Chevallier.

Vergebliche Anreise nach Deutschland
Für fast sämtliche Piloten in den 1970-er Jahren waren die Zeiten für Privatfahrer in der Regel extrem hart. Wer sich darüber ein Bild machen möchte, dem seien Bücher wie beispielsweise das über die Geschichte von Gustl Auinger empfohlen. Der Österreicher und ehemalige GP-Pilot ist heute vielen als Co-Kommentator bei Servus TV bekannt. Oft lebten die Fahrer damals von der Hand in den Mund und bei internationalen Rennen herrschte in diesen Jahren eine ziemlich fragwürdige Zulassungs-Politik. Dies erlebte auch Olivier Chevallier, als er zum GP von Deutschland 1972 anreiste. Die Organisatoren verweigerten seine Teilnahme am Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring und er durfte tatenlos wieder zurückreisen. Noch im selben Jahr sollte sich herausstellen, dass die Entscheidung der Rennleitung vom Nürburgring ein indiskutabler Fehler war, den Franzosen damals nicht zum Training und Rennen antreten zu lassen.

Rodney Gould (Yamaha), Dieter Braun (Maico) und Barry Sheene (Yamaha) in der 250 cm³ Klasse 1972 waren einige Gegner von Olivier Chevallier in dessen erster GP-Saison.

GP-Premiere beim Heimrennen – erster Punkt in Finnland
Seine erste WM-Erfahrung fand eine Woche später beim Großen Preis von Frankreich in Clermont-Ferrand statt. Chevallier schloss sich im 250 cm³ Rennen einer Gruppe vor ihm liegender Fahrer an, bevor ein mechanisches Versagen sein Rennen beendete. Die beiden Engländer Rodney Gould und der blutjunge Barry Sheene gehörten damals zu seinen Konkurrenten. Der Superstar und Weltmeister hieß in diesem Jahr noch Jarno Saarinen und stammte aus Finnland. Die große Zeit des Barry Sheene sollte erst noch kommen. Olivier Chevallier erzielte beim letzten GP der Saison das beste Ergebnis. Beim Großen Preis von Finnland in Imatra erreichte der Franzose den beachtlichen 7. Platz und holte sich seinen ersten WM-Punkt. Zu dieser Zeit war das System für die Vergabe von Weltmeisterschafts-Punkten noch eine halbe Wissenschaft. Je nach Kategorie zählten damals nur die besten 5 oder 7 Rennen eines Fahrers pro Saison. Olivier belegte am Saisonende in der 250 cm³ Klasse zusammen mit 5 weiteren Fahrern den 43. Gesamtrang.

Die Technik in den frühen 70-er Jahren war noch denkbar einfach, hier als Beispiel der Einzylinder-Viertakt-Motor einer 125 cm³ Ducati. Im Rennsport begannen sich zu dieser Zeit immer mehr die Zweitakter durchzusetzen. Nach der Saison 1974 verschwanden die Viertakt-Motoren im GP-Sport fast vollständig, bis für das Jahr 2002 die MotoGP Klasse eingeführt wurde. 8 Jahre danach löste die Moto2 die 250 cm³ Klasse ab und 2012 erfolgte die Einführung von 250 cm³ Einzylinder-Viertaktmotoren der Moto3 anstelle der 125-er Kategorie. Damit wurden die Zweitakter endgültig aus dem GP Sport verbannt.

Ab 1972 auch 350 cm³ Grand Prix

Auf die Saison 1973 konzentrierte sich Olivier Chevallier auf die 350-er Klasse und trat erneut mit einer Yamaha in der Weltmeisterschaft an. Am Saisonende hatte er 7 Punkte auf dem Konto und lag auf Rang 26 der Weltmeisterschafts-Wertung. In einem Interview mit der Zeitschrift Moto-Revue sagte er später, dass viel Glück in diesem Jahr hatte. Immerhin überlebte Olivier den Grand Prix der Nationen am Sonntag, dem 20. Mai 1973 in Monza. Der Italien-GP ging als einer der dunkelsten Tage im Motorradrennsport in die Geschichtsbücher ein, als Jarno Saarinen und Renzo Pasolini dabei getötet wurden. Chevallier stand ebenfalls in der Startaufstellung des Rennens und war einer der Verfolger der beiden Führenden. Als der Unfall passierte, flog er mit rund 200 km/h heran, als mitten in der Kurve die Motorräder und leblosen Körper von Pasolini und Saarinen lagen. Einige Tage später in Clermont-Ferrand verließen ihn seine Sponsoren, nachdem er am Streik der Fahrer teilgenommen hatte und Olivier verkaufte seine alten 250 und 350 Yamahas.

Die Sponsorensuche kostete Olivier Chevallier oft viel Kraft und Nerven, nur die Topfahrer hatten lukrative Verträge und konnten sich damals mehr als das Notwendigste leisten.

Die Bruderhilfe und das erste Podium
Es folgte 1974 ein Wechsel zum französischen Harley-Davidson-Team. In diesem Jahr trat Olivier Chevallier eine Reise über den Atlantik an, um bei den 200 Meilen von Daytona anzutreten. Im Vorjahr hatte der Finne Jarno Saarinen auf einer Yamaha TZ 350 gewonnen und dieses Jahr gewann Giacomo Agostini ebenfalls auf Yamaha. Für Chevallier lohnte sich die Reise nicht, er kehrte mit leeren Händen zurück. Zu Hause beschloss er, seinen Bruder Alain als Mechaniker und Motorrad-Tuner zu engagieren. Diese Zusammenarbeit brachte ihm dramatische Fortschritte. Er stand zum Saisonende nach Platz 3 zum ersten Mal auf dem Podium in der 350-er Klasse. In der 10. Runde beim GP von Spanien in Montjuïc/Barcelona siegte Lokalmatador Víctor Palomo vor dem Deutschen Dieter Braun (beide Yamaha) und Chevallier. In der 250 cm³ Klasse reichte es für WM-Rang 24 mit 7 Punkten und bei den 350-ern wurde er 15. im Endklassement.

Chevallier und die Big Bikes – die Formel 750

Olivier Chevallier vor Víctor Palomo und Terry Hutton am Rennen von Montjuich Park beim Formel 750 cm³ FIM-Lauf am 7. Oktober 1973. Alle drei Fahrer traten mit Yamaha 350-er Maschinen gegen die Big Bikes an.

Zahlreiche Erfolge in der FIM Formel 750
In der ab 1973 eingeführten und von Beginn an sehr populären Serie waren Motorräder bis 750 cm³ zugelassen. Es war so etwas wie die europäische Antwort auf das weltbekannte Daytona 200, bei dem über eine Distanz von zweihundert Meilen gefahren wurde. Seit Jarno Saarinen 1973 dieses prestigeträchtige Rennen gewonnen hatte, wurde dieses Rennen auch in Europa immer populärer. Viele Fahrer traten dabei sogar mit 350-er Yamahas an, die in kurvigen Passagen den 500 cm³ Maschinen und noch größeren Bikes mehr als ebenbürtig waren. So nahm auch Olivier Chevallier ab 1973 in dieser Serie erfolgreich auf diesem Weg teil. Im Rennen von Barcelona im Montjuich Park beim Formel 750 cm³ FIM-Lauf am 7. Oktober 1973 holte er sich Platz 7. Damit war er hinter dem Engländer John Dodds, der in der Saison hinter Barry Sheene Gesamtrang 2 holte, zweitbester Pilot mit einer 350-er Yamaha. Zwei Jahre später holte sich Olivier bei den Läufen in Schweden und Finnland die Plätze 8 und 4. Ab 1977 wurde die Formel 750 für drei Jahre als Weltmeisterschaft ausgetragen. Letzter Weltmeister war der Franzose Patrick Pons 1979.

Karrieren-Kick nach dem Militärdienst

Nach seinem Militärdienst im Jahr 1975 bekam Olivers Karriere einen neuen Kick. Aufgrund vieler mechanischen Probleme sank zwar oft die Moral, aber der Franzose war ein Kämpfer und ließ sich nie unterkriegen. Chevallier trat in dieser Saison auch in der 500-er Klasse an. In der WM-Endabrechnung lag er zusammen mit 3 weiteren Fahrern auf Rang 20, zusammen mit unter anderem seinem Landsmann Patrick Pons. Bei den 250-ern reichte es nur für WM-Rang 30, zusammen mit 4 weiteren Fahrern. Mit dem Engländer Peter McKinley und dem Niederländer Nico van der Zanden überlebten zwei davon die Saison 1975 nicht. Der Engländer war eines der Opfer der Isle of Man, der Strecke auf welcher bis heute unzählige Fahrer ihr Leben ließen. Zwei Jahre später flog dieser GP auf Druck zahlreicher Fahrer, unter anderem von Barry Sheene, aus dem Kalender und wurde durch den Silverstone GP ersetzt. Der aus Breda stammende Niederländer van der Zanden starb beim ersten 750-er Rennen von Assen, das nicht als WM-Lauf ausgetragen wurde im Alter von 29 Jahren. Er hatte sich bei einem Sturz 100 Meter vor dem Ziel bei einer Kollision mit einem Strohballen das Genick gebrochen und verstarb noch auf der Unfallstelle.

Nico van der Zanden 1970 auf Yamaha 250 – die Saison 1975 war die Letzte für den Niederländer.

Der Saisonhöhepunkt in Brünn
Bereits in der 500 cm³ Kategorie schaffte es Olivier Chevallier beim GP der Tschechoslowakei in Brünn auf Rang 5. Doch sein Saisonhöhepunkt gelang ihm bei den 350-ern mit Platz 2, nur der Italiener Otello Buscherini war schneller als der starke Franzose. Sämtliche klassierten Fahrer waren auf Yamaha unterwegs. In der 350 cm³ WM landete er mit 12 WM-Punkten auf Platz 17 hinter dem Südafrikaner Jon Ekerold, der bereits zu einem guten Freund Oliviers geworden war. Unterstützt von einem neuen Sponsoring durch Esso kaufte Olivier 1976 zwei neue Yamaha Production-Racer. Sein Bruder Alain kümmerte sich erneut um die Vorbereitung.

Olivier Chevallier auf Yamaha im 500 cm³ Rennen 1976.

Die Saison 1976
Es war die Saison, die für Barry Sheene auf Suzuki den Durchbruch in der Königsklasse brachte. Der Engländer wurde überlegen Weltmeister in der 500 cm³ Klasse. Olivier Chevallier holte in dieser Saison WM-Rang 29, zusammen mit seinem Freund Jon Ekerold. Glücklicherweise war Alain Chevallier wieder mehr für die technische Betreuung seines Bruders da. Im Vorjahr hatte er sich mehrere Monate lang dem Autotuning gewidmet und dadurch oft gefehlt. Mit der Zuversicht bekam Olivier auch wieder mehr Selbstvertrauen und somit kamen die positiven Ergebnisse wieder. Die Saison begann bereits erfolgversprechend und beim Saisonauftakt in Le Mans holte Chevallier Platz 5 in der 350-er Klasse. In der 250 cm³ Kategorie konnte er dieses Resultat gar toppen und verpasste mit Rang 4 das Podium nur um 1.21 Sekunden. Auf dem Salzburgring schaffte Olivier P7 bei den 350-ern und in Mugello wurde er im 250 cm³ Rennen neunter. Nach einer Durstrecke bis im Sommer kam Platz 6 bei den 500-ern in Brünn und danach Rang 10 auf dem Nürburgring in der 350 cm³ Klasse.

Kenny Roberts (vorne) und Barry Sheene – die zwei Superstars prägten ab Mitte der 70-er Jahre den Zweirad-Rennsport mit epischen Duellen. Hier eine Aufnahme aus der Zeitschrift American Motorcyclist aus dem Jahr 1974.

Der erste GP-Sieg
Am 23. Mai 1976 erfüllte sich ein Traum des sympathischen Franzosen. Höhepunkt der Saison war definitiv der Sieg in der 350 cm³ Klasse beim GP von Opatija im damaligen Jugoslawien (heute Kroatien). Olivier fuhr im Rennen zudem auch die schnellste Runde. An selber Stätte gelang ihm auch bei den 250-ern mit Platz 3 ein Podium. In der WM reichte es zum zehnten Endrang, auch hier als erfolgreichster Franzose. Mit 27 Punkten gelang ihm in der 350-er Klasse WM-Rang 9, noch vor Franco Uncini, Dieter Braun und Kork Ballington. Er war mit seiner top ten Platzierung zum Saisonende bester Franzose. Seine Landsleute Patrick Pons, Jean-François Baldé und einigen weiteren Landsleuten hatte er deutlich hinter sich gelassen.

Der Triumph in Opatija, von links Chas Mortimer (P2, GBR), Sieger Olivier Chevallier und der Japaner Takazumi Katayama (alle Yamaha).

Die Saison 1977
Die Reise zum Saison-Auftaktrennen nach San Carlos zum Venezuela GP zahlte sich nicht besonders aus für den Franzosen. Platz 8 in der 250-er Klasse war die einzige Ausbeute des Franzosen. Auch den Weg zum GP von Österreich an das Skandalrennen von 1977 hätte sich Olivier sparen können. Das 350-er Rennen wurde nach den schweren Stürzen von Franco Uncini und Johnny Ceccotto trotz eines dadurch verursachten tödlichen Unfalls des Schweizers Hans Stadelmann viel zu spät abgebrochen. Die 250 cm³ Klasse wurde gar nicht erst durchgeführt und sämtliche Fahrer mit Hirn und Respekt boykottierten das 500-er Rennen. In Hockenheim beim GP von Deutschland revanchierte sich Chevallier mit Platz 3 in der 350 cm³ Kategorie für die Startverweigerung zum Deutschland GP in seiner ersten WM-Saison 1972 am Nürburgring auf seine Weise. Im übernächsten Rennen belegte er in derselben Kategorie beim GP von Frankreich Rang 8. Auf dem Circuit Paul Ricard von Le Castellet sollte 3 Jahre später sein letztes Rennen in seinem noch jungen Leben stattfinden.

In der 500 cm³ Klasse war Olivier Chevallier 1977 mit einer extravaganten Vorderradaufhängung unterwegs.

Beste WM-Klassierung der Karriere
In Assen gelang Rang 7 und am GP von Finnland reichte es für P6. Danach am GP der Tschechoslowakei in Brünn Rang 9 bei den 250-ern. Beim britischen Grand Prix in Silverstone schaffte es Olivier hinter dem Südafrikaner Kork Ballington mit Platz 2 zum zweiten Mal in diesem Jahr aufs Podium. 1977 wurde Chevallier 6. im Endklassement in der 350 cm³ Klasse der Weltmeisterschaft, so gut war er davor noch nie klassiert. In der 250 cm³ Klasse wurde er 13., noch vor Landsmann Christian Sarron. Mit einem 3. Platz im spanischen Grand Prix bei Jarama, hinter dem Sieger Takazumi Katayama und Alan North aus Südafrika, hatte er auch in der mittleren Klasse ein Podium erreicht.

In der 350 cm³ Klasse hatte Olivier Chevallier 1977 sein erfolgreichstes Jahr.

1978 – die zweitletzte WM-Saison Chevalliers
Olivier Chevallier erzielte in der Eröffnungsrunde der Saison 1978 beim GP von Venezuela in San Carlos einen 4. Platz in der Kategorie 250 cm³. Beim Großen Preis von Spanien in Jarama gelang Rang 7. In der 3. WM-Runde beim GP von Österreich in Salzburg trat er mangels 250-er Lauf in der 350 cm³ Klasse an und wurde guter Fünfter. Beim Heimrennen in Nogaro schaffte es der Franzose mit Platz 7 bei den 350-ern und Rang 8 bis 250 cm³ beide Male in die Punkteränge. Nach P8 in Mugello (350 cm³) folgten 3 WM-Runden ohne Punkte. Erst in Imatra und Silverstone ging es mit Rang 8 bis 350 cm³ wieder aufwärts. Bei den 250-ern reichte es beim GP von England gar für Platz 5. Ein versöhnliches Wiedersehen mit dem Nürburgring brachte für Olivier Rang 7 in der 350 cm³ Kategorie beim Saisonfinale. Die WM-Ränge 12 (250 cm³) und 10 (350 cm³) durften sich erneut sehen lassen.

Die 250 cm³ und 350 cm³ Klasse waren in den späteren 70-er Jahren für Privatfahrer wie Olivier Chevallier ein immer härteres Pflaster. Ab 1978 begann Kawasaki mit den Fahrern Ballington, Mang und Hansford die Rennen zu dominieren.

1979 – die letzte GP-Saison Chevalliers
Der Saisonauftakt in diesem Jahr fand erneut in Venezuela statt und für Olivier begann seine letzte GP-Saison mit Rang 9 in der 350-er Klasse nicht schlecht. Die Kategorie bis 250 cm³ brachte mit Platz 4 gleich in der ersten Runde das beste Resultat der gesamten Saison. Es folgte eine so harte Durststrecke wie davor noch nie für den Franzosen, mit 5 Runden ohne WM-Punkte. Die Konkurrenz war stärker geworden, sowohl aus dem eigenen Land, wie auch durch den werksseitigen Einstieg von Kawasaki. Erst beim GP von Assen in der 7. Runde gelang Chevallier mit Platz 9 bei den 350-ern wieder ein zählbares Resultat. Beim GP von Schweden in Karlskoga wiederholte er zwei Runden später diese Klassierung im 250-er Rennen. Weitere 2 Runden danach gab es in Silverstone mit P7 nochmals ein Highlight bei den 350-ern, was er mit Rang 6 in der 250 cm³ Klasse sogar noch zu toppen vermochte. Beim Heimrennen zum GP von Frankreich in Le Mans trat Olivier zum letzten Mal in der WM an und holte sich Platz 8 bis 250 cm³. Mit den WM-Rängen 11 (250 cm³) und 20 (350 cm³) zog sich der Franzose zum Jahresende aus dem Grand Prix Rennsport zurück.

Mit Patrick Pons (links im Bild) und Olivier Chevallier (rechts im Gespräch mit Patrick) verlor Frankreich 1980 im selben Jahr zwei seiner beliebtesten Motorradrennfahrer. Pons verlor beim Formel 750 WM-Lauf am 12. August 1980 sein Leben. Seine grössten Erfolge waren der WM-Titel in der Formel 750 im Jahr 1979 und der Sieg beim „Daytona 200“ von 1980.

Chevaliers letztes Rennen

Am 6. April 1980 passierte beim Rennen zum „Moto Journal 200“ auf der Rennstrecke von Paul Ricard nahe Cannes der verhängnisvolle Sturz. Der Unfall in der 250 cm³ Klasse des nationalen Rennens ereignete sich in der Kurve „Verrerie“, eine Schikane nach Start-Ziel. Olivier Chevallier starb im Le Beausset-Krankenhaus in der Nähe von Toulon mit erst 31 Jahren an einem Brust-Trauma. Mit seinen blonden Haaren und fast immer gutgelaunt und äußerst humorvoll haben ihn die meisten, die ihn kannten in bester Erinnerung. Mit Olivier verließ uns einer der beliebtesten Rennfahrer Frankreichs viel zu früh. Nur ein halbes Jahr später folgte nach dem tödlichen Unfall seines Landsmanns und Freundes Patrick Pons die nächste Hiobsbotschaft für die Fans des Motorrad-Rennsports.

Patrick Pons am „Moto Journal 200“ – 1979 wurder er Dritter und ein Jahr später Zweiter. Patrick hatte auch in den Jahren 1974 und 1975 bereits zwei dritte Plätze selben Orts geholt und war damit einer der erfolgreichsten Teilnehmer dieses Events.