Der kleine Publikumsliebling der 60-er Jahre

Schon seit Einführung der Motorrad-Weltmeisterschaft im Jahr 1949 fanden die zuerst nur in Europa ausgetragenen Rennen eine immer größere Popularität. Im folgenden Jahrzehnt gab es Veranstaltungen mit oft an die 200-tausend Besuchern. Der viel zu früh verstorbene Österreicher Rupert Hollaus war ein Star der Nachkriegszeit. Im wurde 1954 sogar die Auszeichnung zu Österreichs Sportler des Jahre verliehen, was die wachsende Beliebtheit des Motorrad-Rennsports in dieser Zeit eindrücklich unterstreicht. Ab den frühen 1960-er Jahren erfreute sich der Motorrad-Rennsport aufgrund der Teilnahme der japanischen Werke einer noch größere Aufmerksamkeit. Mit dem Einstieg von Honda im Jahr 1960 begann eine Ära des technischen Wettrüstens, wie davor noch nie erlebt. Der am 27. August 1942 mitten im 2. Weltkrieg in Maidstone in England geborene William David Ivy war zu diesem Zeitpunkt gerade erst 18 Jahre alt.

TT-Start der 50 cm³ Klasse 1963 – in diesem Jahr gewann der 21 Jahre junge Bill Ivy sein erstes Rennen in England.

Die Anfänge des jungen Ivy
Auf dem Grundstück der Eltern eines Freundes machte der junge Billy die ersten Gehversuche auf 2 Rädern. Durch seinen Job bei einem Motorrad-Händler in seiner Heimatstadt Maidstone kam er auch zu seinem ersten Rennmotorrad. Sein Chef entdeckte früh das Talent des jungen Ivy und begann ihn zu fördern. So kam es dazu, dass Bill ab 1959 seine ersten Motorrad-Rennen fuhr und die ersten Erfolge sollten nicht lange auf sich warten lassen. Am 8. September 1963 gewann Ivy in Snetterton (GB) in der 125 cm³ Klasse auf einer Bultaco sein erstes Rennen. Es folgte ein Jahr mit unzähligen Siegen des nur etwa 160 cm großen Billy, bei Rennen in den verschiedensten Klassen.

Bill Ivy im Jahr 1967.

Die Erfolge Ivys in der Saison 1964
3. Mai, Mallory Park (GB), 125 cm³ (Honda)
18. Mai, Brands Hatch (GB), 125 cm³ (Honda)
21. Juni, Brands Hatch (GB), 250 cm³ (Yamaha)
26. Juli, Snetterton (GB), 125 cm³ (Honda)
16. Aug, Brands Hatch (GB), 125 cm³ (Honda)
22. Aug, Aberdare Park, 125 cm³ (Honda)
30. Aug, Mallory Park (GB), 125 cm³ (Honda)
30. Aug, Mallory Park (GB), 250 cm³ (Cotton)
5. Sept, Castle Combe, 125 cm³ (Honda)
5. Sept, Snetterton (GB), 125 cm³ (Honda)
13. Sept, Cadwell Park (GB), 125 cm³ (Honda)
20. Sept, Brands Hatch (GB), 125 cm³ (Honda)
3. Okt, Oulton Park (GB), 125 cm³ (Honda)
11. Okt, Brands Hatch (GB), 125 cm³ (Honda)

Eine Aufnahme von Mitte der 60-er Jahre aus einem englischen Magazin – Ivy sticht innen vorbei. Dahinter im Drift Dave Croxford (Matchless) und ein ausweichender Griff Jenkens (Norton) mit der Nr. 5 auf der Außenspur. Am meisten Erfolg hatte Ivy anfänglich in den kleineren Klassen, aber er vermochte ab 1965 auch bei den Big Bikes immer mehr zu überzeugen.

Die Saison 1965 und die ersten WM-Rennen

Die Liste der nationalen Rennen, welche Bill Ivy im Jahr 1965 zu gewinnen vermochte, ist mehr als eindrücklich:
7. März, Mallory Park (GB), 125 cm³ (Honda)
21. März, Brands Hatch (GB), 125 cm³ (Honda)
28. März, Snetterton (GB), 125 cm³ (Honda)
28. März, Snetterton (GB), 250 cm³ (Cotton)
16. April, „King of Brands Hatch“ Meeting, Brands Hatch (GB), 50 cm³ (Honda)
18. April, „Race of the Aces“ Meeting, Snetterton (GB), 125 cm³ (Honda)
20. April, Mallory Park (GB), 125 cm³ (Honda)
9. Mai, Brands Hatch (GB), 125 cm³ (Honda)
9. Mai, Brands Hatch (GB), 500 cm³ (Matchless)
16. Mai, Snetterton (GB), 125 cm³ (Honda)
16. Mai, Snetterton (GB), 500 cm³ (Matchless)
23. Mai, Mallory Park (GB), 125 cm³ (Honda)
23. Mai, Mallory Park (GB), 250 cm³ (Cotton)
23. Mai, Mallory Park (GB), 500 cm³ (Matchless)
20. Juni, Post-TT Meeting, Mallory Park (GB), 125 cm³ (Honda)
27. Juni, Brands Hatch (GB), 125 cm³ (Honda)
27. Juni, Brands Hatch (GB), 500 cm³ (Matchless)
31. Juli, Thruxton (GB), 250 cm³ (Cotton)
15. Aug, Brands Hatch (GB), 125 cm³ (Honda)
15. Aug, Brands Hatch (GB), 500 cm³ (Matchless)
30. Aug, Oulton Park (GB), GP England 500 cm³ (Matchless)
5. Sept, Snetterton (GB), 125 cm³ (Honda)
5. Sept, Snetterton (GB), 500 cm³ (Matchless)
12. Sept, Cadwell Park (GB), 125 cm³ (Honda)
19. Sept, Brands Hatch (GB), 125 cm³ (Honda)
19. Sept, Brands Hatch (GB), 350 cm³ (Yamaha)
26. Sept, „Race of the Year“ Meeting, Mallory Park (GB), 125 cm³ (Honda)
2. Okt, Oulton Park (GB), 125 cm³ (Honda)
2. Okt, Oulton Park (GB), 500 cm³ (Matchless)
10. Okt, „Race of the South“ Meeting, Brands Hatch (GB), 1000 cm³ (Matchless)
10. Okt, „Race of the South“ Meeting, Brands Hatch (GB), 50 cm³ (Honda)
31. Okt, Mallory Park (GB), 500 cm³ (Matchless)

Bill Ivy (vorne im Bild) aus einer frühen Aufnahme, Mitte der 1960-er Jahre.

Die ersten Weltmeisterschaftspunkte 1965
Bereits an der TT entschied sich Yamaha, dem jungen Lokalmatador eine dritte Maschine anzuvertrauen, der damit jedoch zu Sturz kam. Diese Maschine war angeblich zuerst für Bob Anderson gedacht, der im Jahr 1960 noch WM-Fünfter in der 350 cm³ WM war. Dieser aber er lehnte das Angebot ab, worauf Ivy zum Handkuss kam. Es war in der „Cathedral of Speed“, beim GP von Assen der 125-er Klasse, wo der kleine Mann aus Maidstone auf einer Yamaha seine ersten WM-Punkte holte. Hinter dem Kanadier Mike Duff (Yamaha) und den beiden Suzuki Werksfahrern Yoshimi Katayama und Hugh Anderson gelang Billy der vierte Rang. Beim Saisonfinale am GP von Japan in Suzuka konnte er dieses Resultat egalisieren und belegte damit im Schlussklassement der 125 cm³ Weltmeisterschaft immerhin Rang 13. Beim 250 cm³ Grand Prix von Japan holte sich „Little Bill“ zudem sein erstes Podium für Yamaha. Diese Resultate sollten der Grundstein für eine beeindruckende WM-Karriere des jungen Engländers sein.

Bill Ivy in Oulton Park – der frisch gebackene englische Meister in der 500 cm³ Klasse von 1965.

125 cm³ WM-Endstand 1965

Es wurden von den 12 Rennen im Jahr 1965 nur die 7 besten Resultate gewertet, weshalb die ersten 3 Piloten in der WM-Tabelle Streichpunkte hatten. Nachdem damals nur die ersten 6 Fahrer eines Rennens Weltmeisterschafts-Punkte gewinnen konnten, hier zur Vollständigkeit auch die Fahrer, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren:
Mauricio Aschl (SPA, Bultaco), Rex Avery (GB, EMC), André Bellone (FRA, Honda), Hartmut Bischoff (GDR, MZ), Karel Bojer (CSR, CZ), J. Burgard (USA, Honda), Ian Burne (ZA, Bultaco), B. Byron (USA, Honda), Kevin Cass (AUS, Bultaco), Bob Coulter (N.Irl., Bultaco), Graham Dickson (NZ, Bultaco), Peter Eser (GER, Honda), Jack Findlay (AUS, Honda), Gustav Havel (CSR, CZ), Jan Huberts (NED, Bultaco), Eddie Johnson (GB, Honda), Friedhelm Kohlar (GDR, MZ), Jan Kostwinder (NED, Honda), A. Lahti (USA, Bultaco), , Seppo Näppi (FIN, Honda), Angelo. Orsenigo (ITA, FB-Mondial), Jukka Petäjä (FIN, MZ), George Plenderleith (GB, Honda), J. Prescott (USA, Honda), János Reisz (HUN, MZ), Jürgen Seltmann (GDR, MZ), Barry Smith (AUS, Bultaco), Vagn Stevnhoved (DEN, MZ), László Szabó (HUN, MZ), Claude Vigreux (FRA, Bultaco), Pierre Viura (FRA, Honda).

Herstellerwertung 125 cm³

250 cm³ WM-Endstand 1965

Von den 13 Runden zur WM wurden nur die besten 7 Resultate gewertet. Da nur die ersten 6 Fahrer eines Rennens Weltmeisterschafts-Punkte gewinnen konnten, hier zur Vollständigkeit auch die Fahrer, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren (diesmal mit den damals gebräuchlichen Länderkurzzeichen):
Jean Auréal (F, Morini), Anders Bengtsson (S, Husqvarna), G. Bunckley (USA, Ducati), E. Canova (I, Aermacchi), Graham Dickson (NZ, Bultaco), Arnold Dobbs (NZ, Bultaco), Jack Findlay (AUS, DMW), Tom Finlay (N.Irl., Aermacchi), Wolfgang Gast (DDR, MZ), Bo Gehring (USA, Bultaco), Kenneth King (CDN, Honda), František Krocka (CS, Jawa), Siegfried Lohmann (D, Lohmann/Yamaha), Gyula Marsovszky (CH, Bultaco), Derek Minter (GB, Cotton), J. Näppi (SF, Ducati), Renzo Pasolini (I, Aermacchi), Roberto Patrignani (I, Ducati), J. Rudge (GB, Royal-Enfield), Horst Seidl (D, Bultaco), Brian Setchell (GB, Aermacchi), Guinness Smyth (ZA, Bultaco), John Somers (IRL, Bultaco), Angelo Tenconi (I, Aermacchi), Gerhard Thurow (D, Adler), Cees van Dongen (NL, Bultaco), Claude Vigreux (F, Morini).

Herstellerwertung 250 cm³