Die Saison 1955 des IFA (später MZ) -Werksfahrers der ersten Jahre
Die IFA war nun im dritten Jahr und hatte im vergangenen Winter zahlreiche Verbesserungen erhalten. Es galt, der internationalen Konkurrenz aus Italien und Westdeutschland näherzukommen, um auch im westlichen Ausland Erfolge einfahren zu können. Auf dem Feldberg hatte Horst Fügner 1954 den ersten Sieg im Nachbarland eingefahren. Erhart Krumpholz hatte es mit Platz 3 auf dieser Strecke im Taunus-Gebirge ebenfalls aufs Podium geschafft. Auch wenn dort die NSU-Werksfahrer nicht am Start gewesen waren, das Resultat hatte der gesamten Truppe Auftrieb gegeben. Auf die Sison 1955 hatte die Re 125 auch das eigentlich schon lange überfällige, sogenannte „Vollschwingen-Fahrwerk“ erhalten. Dazu hatte Chef-Ingenieur Walter Kaaden noch einige zusätzlichen PS aus dem Drehschieber-gesteuerten Zweitakt Motor gekitzelt. Die vielleicht größte Herausforderung war für Erhart jedoch die Konkurrenz im eigenen Team. Der junge Horst Fügner fuhr immer stärker und hatte bereits im Vorjahr seine Teamkollegen einige Male hinter sich gelassen
Guter Saisonstart 1955
Krumpholz hatte einen wesentlich besseren Saisonstart als in den 2 Jahren davor. Am 22. Mai trat er zusammen mit seinen Teamkollegen Fügner und Petruschke zum Preis des Saarlandes an. Beim Rennen von Sankt Wendel gelang Erstgenanntem das beste Resultat mit Platz 4 und der 6. Rang für Erhart konnte sich ebenfalls sehen lassen. Wie auf der Solitude vor vier Jahren hatte er immerhin den zwei Jahre älteren „Petrus“ auch diesmal im Griff gehabt, der nur auf Rang 11 ins Ziel gekommen war. Noch besser lief es beim Eifel-Rennen eine Woche später bei strömendem Regen. Im 125 cm³ Rennen gewann Horst Fügner. Gleich dahinter folgte Krumpholz auf dem hervorragenden zweiten Platz. Ein Doppelsieg in Westdeutschland war natürlich eine Sensation für die kleine, aber hochmotivierte Truppe aus der DDR.
WM-Punkte für die beiden Altmeister beim GP von Deutschland
Der letzte Sonntag im Juni 1955 sollte für den Rennsport der DDR und das Zschopauer Team zu einem historischen Ereignis werden. Nach dem guten Resultat beim Eifelrennen im Vormonat waren die Erwartungen bereits groß und die Hoffnung auf erste WM-Punkte war durchaus berechtigt. Das Rennen wurde vom haushohen Favoriten Carlo Ubbiali auf MV Agusta gewonnen. Der Italiener hatte damit den Hattrick von 3 Siegen in Folge geschafft und er stand damit schon kurz vor dem WM-Titel. Seine Teamkollegen Luigi Taveri (SUI) und Remo Venturi (ITA) komplettierten das Podium, gefolgt vom westdeutschen Karl Lottes (MV). Dahinter holten die beiden Altmeister mit den Rängen 5 und 6 die ersten WM-Punkte für IFA. Es war geschafft, mit der Re 125 war den Männern aus der DDR endlich der Durchbruch im Grand Prix Sport gelungen!
Solitude-Rennen und zweite Saisonhälfte
Auf der Solitude fuhren die IFA Piloten erneut ganz vorne mit. Horst Fügner musste sich nur MV Agusta Pilot und Sieger Lottes beugen. Zweiter wurde „Petrus“ und Krumpholz rundete für IFA mit Rang 5 das hervorragende Ergebnis ab. Die Plätze 4 auf dem Norisring und 5 beim Eilenriede-Rennen in Hannover waren weitere Top fünf Resultate für den Altmeister. Auch wenn Fügner jeweils zwei Positionen weiter vorne abgeschlossen hatte, für die Zschopauer hatte Erhart in Westdeutschland damit für eine sehr positive Bilanz gesorgt. Während es für Krumpholz auf dem Sachsenring nicht gut lief und er leer ausging, sorgten Fügner mit Platz 2 vor „Petrus“ und Siggi Haase für ein erfolgreiches Wochenende beim bestbesuchten Rennen der DDR. Einen versöhnlichen Saison-Abschluss für Krumpholz bildete darauf am 9. Oktober der Sieg beim Rennen auf der Karl-Marx-Städter Zementbahn. Im heutigen Chemnitz war diese Veranstaltung für den 43-jährigen aus dem nahen Wilkau bei Zwickau schon fast ein Heimrennen.
Der 125 cm³ DDR-Meister 1955 – Horst Fügner
Zum ersten Mal in seiner Karriere holte sich Horst Fügner den 125 cm³ Titel der Deutschen Demokratischen Republik. Es sollte nicht sein letzter bleiben, seine Karriere war gerade erst richtig lanciert. Doch Fügners internationale Ergebnisse, welche er in naher Zukunft noch erzielen würde, waren für den Chemnitzer wesentlich wertvoller. Bernhard Petruschke wechselte nach dieser Saison im stolzen Alter von 45 Jahren ins Management der IFA, im VEB Zschopau. Er hatte schon seit früh nach dem Krieg wertvolle Kontakte bis in sehr hohe Positionen der Partei. Dazu war „Petrus“ ein Rennsport-Idol in den ersten Nachkriegsjahren in der DDR, so gab es vermutlich nur wenige, die ihm diesen Aufstieg neideten. Bis Mitte der 1960-er Jahre trat Petruschke noch als Rennleiter für MZ (= Motorradwerke Zschopau) in Erscheinung, die IFA wurde im Lauf von 1956 auf dieses Kürzel umbenannt.
125 cm³ Fahrer-Weltmeisterschaft 1955
Die IFA Piloten das erste Mal in einer WM-Wertung
Mit ihren zusammen 3 Punkten bei nur einer WM-Teilnahme landeten auch die beiden IFA Piloten Petruschke und Krumpholz in dieser Statistik. Das Jahr 1955 ging als erstes Jahr in die Geschichte ein, in welchem ein DDR-Fabrikat Weltmeisterschafts-Punkte erzielen konnte. Gleichzeitig waren natürlich auch „Petrus“ und Erhart die ersten Fahrer aus der Deutschen Demokratischen Republik mit WM-Zählern.
125 cm³ Hersteller-Rangliste 1955
Weiter siehe Teil 5 der Story über Erhart Krumpholz..