Die Story des Idols der deutschen Jugend der 60-er Jahre

Ralph Bryans auf Honda – der Nord-Ire war bis 1966 einer der härtesten Gegner im Kampf um die 50 cm³ WM-Krone. Beim Titelkampf im Jahr 1965 hatte H. G. Anscheidt auf der unterlegenen Kreidler mit stumpfen Waffen gekämpft, aber 1966 schlug er auf Suzuki zurück.

Neue Gegner im Titelkampf der Saison 1967
Die Beförderung von Ralph Bryans in die mittleren Klassen bis 250 cm³ und 350 cm³ war mit dem werksseitigen Ausstieg von Honda aus der 50 cm³ Klasse begründet. Die stärkste Konkurrenz hatte H. G. Anscheidt nun durch seine Markenkollegen Yoshimi Katayama (JAP) und Stuart Graham (GBR). Dazu die Derbi-Piloten, angeführt von dem immer stärker werdenden Spanier Angel Nieto. Nachfolgend die Liste der Werksteams, welche in der Motorrad-Weltmeisterschaft 1967 am Start waren.

Auftakt nach Maß
Mit 2 Siegen gelang dem Titelverteidiger aus Deutschland ein Auftakt nach Maß. Hans Georg Anscheidt gewann nach Montjuic/Barcelona, dem GP von Spanien am 30. April, danach auch sein Heimrennen auf dem Hockenheim-Ring. Katayama hatte in Spanien die schnellste Runde gefahren und landete auf Platz 2 vor dem Spanier Benjamin Grau auf Derbi. In Hockenheim kam der japanische Herausforderer nur eine Runde weit, bevor seine Suzuki mit technischem Defekt liegenblieb. Zweiter wurde der Deutsche Rudolf Schmälzle auf einer privaten Kreidler vor Derbi-Fahrer José Maria Busquets. Katayama gewann das 125-er Rennen zum GP von Deutschland vor Anscheidt und dem Ungarn Szabó, nachdem er bereits in Spanien hinter Bill Ivy zweiter geworden war. Drei Wochen später ging es nach Clermont-Ferrand und Anscheidt reiste als Favorit und WM-Leader zum GP von Frankreich.

Start zum GP von Spanien im Montjuic Park von Barcelona – Anscheidt hatte einen unumstrittenen Start-Zielsieg beim Saisonauftakt herausgefahren.

Revanche von Katayama beim GP von Frankreich
Doch dem Japaner gelang in Clermont-Ferrand die Revanche. Nachdem zuerst Angel Nieto (SPA) auf Derbi die Spitze übernommen hatte, entbrannte ein harter Kampf der drei Suzuki Werks-Piloten Anscheidt, Katayama und Graham um die Spitze. Aufgrund eines undichten Tankdeckels musste der Engländer ab Rennmitte jedoch zurückstecken und Yoshimi Katayama gewann nach dem Sieg beim Saisonfinale 1966 in Fuji (Japan) seinen zweiten Grand Prix der Karriere vor Hans Georg und Graham. Die nächste Runde fand auf der berüchtigten 60 km langen Strecke der Tourist Trophy auf der Isle of Man statt. Es wurde eine Beute des Lokalmatadors Graham, der vor H. G. Anscheidt und dem Nord-Iren Tommy Robb gewann. Alle drei waren auf Suzuki unterwegs. Katayamas Bike hatte im Rennen Motor-Aussetzer und er versuchte während der Fahrt, dem Problem auf die Spur zu kommen. Dabei stürzte er und sah die Zielflagge nach dem GP von Deutschland zum zweiten Mal nicht in dieser Saison.

Yoshimi Katayama (Suzuki) – der Japaner und Teamkollege war der stärkste Herausforder von Anscheidt in der Saison 1967.

Die zwei letzten Europa-Rennen von 1967
Beim GP von Assen in den Niederlanden verpasste Hans Georg zum ersten Mal in diesem Jahr mit Rang 4 das Podium. Katayama gewann seinen zweiten GP der Saison, vor den beiden Derbi Fahrern Angel Nieto und Barry Smith. In Spa-Francorchamps beim GP von Belgien schlug Anscheidt jedoch zurück und sicherte sich vor seinen Teamkollegen Katayama und Graham den 3. Sieg der Saison. Katayama hatte den GP für eine Weile angeführt, machte jedoch bei La Source einen Fehler und musste Anscheidt passieren lassen. Es blieb noch ein Runde für die 50-er und der Japaner hätte nur dieselbe Punktzahl des Deutschen noch erreichen können, jedoch mit einem 4. Platz weniger. Hans Georg Anscheidt konnte der zweite Titel in 50 cm³ Klasse somit nicht mehr genommen werden. In den nächsten 6 WM-Runden waren die 50-er nicht mit am Start. In dieser Pause für die 50 cm³ Klasse konnte H. G. Anscheidt noch einen Erfolg für sich verbuchen. Beim GP der Nationen in Monza fuhr er hinter Bill Ivy, dem Dominator der Kategorie bis 125 cm³, auf den hervorragenden zweiten Rang. Damit hatte er das bisher beste 125-er Resultat bei seinem Heim-GP in Hockenheim egalisiert, bevor es zum Saisonfinale nach Japan ging.

Die Titelseite der Zeitschrift „Motorrad“, Heft Nummer 12 von 1967 mit dem deutschen 50 cm³ Star und amtierenden Weltmeister auf der Titelseite.

Das WM-Finale in Fuji
Die Gipfel des in der Nähe des Fuji-Racetracks liegenden Berges Fujijama waren schneebedeckt. Es herrschte kaltes und regnerisches Wetter beim Saisonfinale in Japan und viele Fahrer stürzten bereits im Training. Darunter auch Yoshimi Katayama, der sich dabei das Schlüsselbein brach. Im Finale hatte Anscheidt wenig Glück, denn beim Rennen bekam er Motorenprobleme und schaffte dadurch nur Rang 4. Gewonnen hatte Mitsuo Ito vor Stuart Graham (beide Suzuki-Werksfahrer) und Hiroyuki Kawasaki auf einer privaten Suzuki. Hans Georg Anscheidt stand bereits davor als Weltmeister bis 50 cm³ und Titelverteidiger fest. Suzuki gewann 1966 das erste Mal auch die Hersteller-WM, nachdem sämtliche Siege in diesem Jahr an einen Fahrer dieses Fabrikats gegangen waren.

Der alte und neue Weltmeister – Hans Georg Anscheidt holte sich 1966 WM-Titel Nr. 2.

WM-Endstand 1967 Kategorie 50 cm³

Für die Weltmeisterschaft zählten nur die besten 4 Resultate bei 7 WM-Runden. Nachdem damals nur die ersten 6 Fahrer eines Rennens Weltmeisterschafts-Punkte gewinnen konnten, hier zur Vollständigkeit auch die Fahrer, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren:
Adrijan Bernetič (YUG, Tomos), Trevor Burgess (GB, Yamaha), Ian Burne (ZA, Derbi), Herbert Denzler (CH, Kreidler), Thomas Fearns (GB, Honda), Brian Gleed (GB, Honda), Chris Goosen (IRL, Bridgestone), Bernard Hausel (CH, Derbi), John Lawley (GB, Honda), Yves Le Toumelin (F, Derbi), Martin Mijwaart (NL, Jamathi), André Millard (F, Derbi), Jørgen Nielsen (DK, Kreidler), Oscar Pastro (B, Derbi), Christian Ravel (F, Kreidler), Philippe Ruyssen (F, Derbi), Jos Schurgers (NL, Kreidler), Horst Seidl (GER, Honda), Cees vanDongen (NL, Honda), Julien van Zeebroeck (B, Derbi).

WM-Endstand 1967 Kategorie 125 cm³

Von den 12 Runden zur WM wurden nur die 7 besten Resultate gewertet. Da nur die ersten 6 Fahrer eines Rennens Weltmeisterschafts-Punkte gewinnen konnten, hier zur Vollständigkeit auch die Fahrer, welche bei einem GP auf Rang 7 bis 10 ins Ziel gekommen waren:
James Allen (CDN, Yamaha), John Allen (CDN, Yamaha), Martin Carney (GB, Bultaco), Herbert Denzler (CH, Honda), Bo Granath (S, MZ), Bo Gustavsson (S, Honda), Peter Inchley (GB, Bultaco), C. Ingram (CDN, Yamaha), Seppo Kangasniemi (SF, Honda), N. Koln (CDN, Yamaha), Heinz Kriwanek (A, Rotax), Vesa Kuusisto (SF, Honda), Siegfried Lohmann (GER, MZ), Eberhardt Mahler (GDR, MZ), Riszard Mankiewicz (PL, MZ), Marcel Morel (F, Bultaco), Angelo Orsenigo (I, Bultaco), George Plenderleith (GB, Honda), Tommy Robb (N.Irl., Bultaco), Philippe Ruyssen (F, Bultaco), Rod Scivyer (GB, Honda), Horst Seel (D, Bultaco), Giuseppe Visenzi (I, Montesa), Pierre Viura (F, Honda).

Bill Ivy – der Engländer wurde 1967 Weltmeister in der 125 cm³ Klasse. Zwei Jahre später verunfallte der Publikumsliebling im Training zum Sachsenring GP, weil der Motor seiner 350 cm³ Jawa nach einem Kolbenklemmer fest gegangen war.