Horst Fügner (links im Bild) 1953 beim Rennen auf der Autobahnschere Chemnitz mit seiner IFA 125 cm³.

Über die Karriere des erfolgreichsten MZ Fahrers der ersten Jahre

Nach seinem Sachsenring Sieg 1953 hatte Horst Fügner schlagartig an Bekanntheit gewonnen. Es war das erste Nachkriegsjahr, in welchem Fahrer aus dem Ausland auf der Strecke in Hohenstein-Ernstthal gewonnen hatten. Mit Frantisek Bartos (250 cm³) und Gustav Havel (500 cm³) stammten gleich beide aus der benachbarten CSSR (Tschechoslowakei). Für das IFA Team war dieser Erfolg genauso wichtig. Walter Kaaden und seine Leute hatten endgültig bewiesen, dass ihre neue Eigenentwicklung selbst bei internationaler Konkurrenz siegfähig war. Internationale Erfolge waren jedoch in diesem Jahr in weite Ferne gerückt. In Westdeutschland traten mit NSU und DKW seit diesem Jahr gleich zwei Werksteams erfolgreich in der Weltmeisterschaft an. Die Firma aus Neckarsulm sollte mit Werner Haas 1953 gleich beide WM-Titel in den kleineren Klassen (125 cm³ und 250 cm³) abräumen.

Das Scheibenholz-Rennen in Leipzig zählte in den frühen 50-ern zur DDR Meisterschaft. Nach diesem Rennen hatte trotz eines Ausfalls die IFA Karriere Horst Fügners 1951 erst begonnen.

Die DDR-Meisterschaft 1953
Durch die im ersten Jahr noch mangelhafte Zuverlässigkeit der neuen IFA 125 cm³ Maschine kam Horst Fügner zu oft nicht ins Ziel. Die ersten Bikes, welche fertiggestellt waren, litten immer wieder an Kinderkrankheiten. Bernhard Petruschke durfte seine immer noch konkurrenzfähige ZPH einsetzen, da noch zu wenige IFA Renner fertig geworden waren. Der aus dem schlesischen Kleinmachnow stammende Vollblut-Rennfahrer, konnte dabei sogar auf die Infrastruktur aus Zschopau zugreifen. Für die Vorbereitung seiner Drehschieber-ZPH ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Die 125 cm³ DDR-Meisterschaft ging letztlich klar an Petruschke, während Vorjahresmeister Erhard Krumpholz auf IFA nur Dritter wurde. Horst Fügner wurde als Vizemeister bester Fahrer auf der Neukonstruktion aus Zschopau. Im Lauf der Saison 1953 war die IFA bezüglich ihrer Motorleistung immer stärker geworden. Auf die zu dieser Zeit erhältlichen MV Agusta Production Racer fehlte nicht mehr viel. Natürlich waren aber die Werksmaschinen der Konkurrenz, vor allem von NSU, noch ein gutes Stück leistungsfähiger.

Rennen auf der Autobahnschere Chemnitz 1953 – eines der vielen Events, welche nur wenige Male im Kalender standen. Im vorliegenden Fall war dies die zweite und bereits letzte Ausgabe nach 1952.

Die ersten internationalen Einsätze
Nach seinem Sieg am Sachsenring 1953 wurde der junge Horst Fügner nebst Rennen in der DDR auch auf ausländischen Strecken für IFA aktiv. An der Seite der erfahrenen Teamkollegen wie Bernd „Petrus“ Petruschke und Erhart Krumpholz hatte er seine fahrerische Klasse bereits unter Beweis gestellt. Sein ebenfalls noch sehr junger Teamkollege Siegfried „Siggi“ Haase und Horst begannen immer mehr, die „alten Hasen“ im IFA-Team gehörig unter Druck zu setzen. Im Juli war es so weit, dass Horst auf dem über die Grenzen hinaus bekannten Feldberg-Rennen im Taunus antritt. Und der Mann aus der DDR siegte beim Lauf der 125 cm³ Klasse vor Karl Lottes auf MV Agusta. Platz 3 ging an IFA-Teamkollege Erhard Krumpholz. Bernhard Petruschke war auch mit dabei, kam jedoch nicht über Rang 12 hinaus. Der westdeutsche Lottes wurde im Jahr danach mit seiner MV deutscher Meister bei den 125-ern und gewann unter anderem das Solitude Rennen im Jahr 1955.

Horst Fügner am Feldbergrennen 1954 – dem Ort seines ersten Ausland-Triumphs. Platz 3 ging an seinen IFA-Teamkollegen Erhard Krumpholz, den DDR Meister (auf IFA) von 1950 und 1952. Im Vorjahr hatte hier bei den 125-ern noch Werner Haas (er auch bis 250 cm³) auf der NSU RennFox gewonnen und Rupert Hollaus war Dritter geworden.

Top Ten Resultat beim WM-Lauf auf der Solitude
Fügner war auch beim Lauf der 125-er auf der Solitude am Start. Doch auf der Strecke in der Nähe von Stuttgart war die gesamte Welt-Elite vertreten. Hier wirkte sich die leistungsmäßige Unterlegenheit der noch jungen 125 cm³ IFA gegen die Werksmaschinen von MV Agusta, NSU, sowie den starken FB-Mondial besonders frappant aus. Unter diesen Umständen war Rang 8 für Horst ein durchaus ansprechendes Resultat. Damals gab es jedoch nur für die ersten 6 Fahrer WM-Punkte, ab 1969 hätte Fügner mit diesem Rang bereits Weltmeisterschafts-Zähler für IFA geholt. Der Sieg auf der Solitude ging an den NSU-Werksfahrer Hollaus, vor seinem Teamkollegen Werner Haas (über beide findet man auch in Beiträge in unserer History). Dritter wurde der Italiener Carlo Ubbiali (MV) vor H. P. Müller (NSU, BRD) und den Engländer Cecil Sandford (MV).

Heute wären es von Zschopau nach Nürnberg nur noch knapp 3 Autostunden – im Jahr 1954 dauerte dies bestimmt gut doppelt so lang. Trotzdem war die Fahrt zum Norisring für die IFA-Truppe aus der DDR bestimmt eine willkommene Abwechslung.

Weitere starke Leistungen in Westdeutschland
Zwei Monate vor dem Feldberg-Sieg war Fügner bereits auf dem Nürburgring 1954 Bester der Privatfahrerwertung geworden. Mangels BRD-Fahrerlizenz war dies fachlich korrekt und er hatte sich den Kranz auch verdient, obwohl er im Prinzip Werksfahrer war. Mit extrem starker Besetzung fand am 1. August in Nürnberg das Norisring-Rennen statt. In der 125 cm³ Klasse holte sich mit Rupert Hollaus der Weltmeister desselben Jahres den Sieg. Der viel zu früh verstorbene Österreich hatte mit seiner Werks-NSU keine Gegner zu fürchten. Noch im selben Jahr sollte Hollaus im Training zum GP der Nationen in Monza sein Leben verlieren. Danach wurde er posthum zum ersten Weltmeister der Alpenrepublik erklärt. Horst Fügner zeigte auch in diesem Rennen, was er drauf hatte und holte sich hinter H. P. Müller auf der zweiten NSU Werksmaschine und Karl Lottes auf MV den hervorragenden 4. Platz.

„Weltmeister für 1000 Stunden“ – das Buch über Österreichs ersten Motorrad-Weltmeister Rupert Hollaus, ein durchaus lesenswertes Werk.

DDR- und BRD-Meisterschaft 1954
Nur 3 Wochen nach dem Sieg am Feldberg im Taunus-Gebirge und eine Woche nach Nürnberg fand das Rennen der Halle-Saale Schleife statt. Es war eines der wichtigsten Events in der DDR und zählte für die Wertung der ostdeutschen Motorradmeisterschaft. Diese 5,256 km lange Strecke wurde ab 1950 bis in das Jahr 1968 für die Austragung von Rennveranstaltungen genützt. Eine Zeitlang wurden hier auch Grasbahnrennen ausgetragen. Fügner siegte in der 125 cm³ Klasse und bestätigte damit seinen Erfolg aus dem Vorjahr auf dem Sachsenring. Seine IFA-Kameraden „Petrus“ Petruschke als DDR-Meister und Erhart Krumpholz als Zweiter machten den nationalen Titel unter sich aus und landeten in der Endabrechnung vor Horst und Siggi Haase. Doch die Erfolge im Ausland gegen eine wesentlich stärkere Konkurrenz waren erheblich wertvoller, auch für das Werk aus Zschopau. Hinter Haas, Müller (beide NSU) und Lottes (MV) holte Fügner den hervorragenden 4. Platz in der westdeutschen 125-er Meisterschaft, mit insgesamt 11 Punkten.

Horst Fügner auf der 125 cm³ IFA – eine immer schlagkräftigere Kombination mit vielversprechendem Potenzial. Ingenieur Walter Kaaden arbeitete meist von morgen früh bis spät am Abends daran, zusätzliche PS und Raum für weitere Verbesserungen zu finden,

Teil 3: http://www.motoracers.eu/horst-fuegner-teil-3/