Vorschau auf die dritte Runde der MotoGP in Austin
Nach der zu erwartenden Streichung des ursprünglich für am 9. April vorgesehenen GP von Argentinien findet die dritte Runde der diesjährigen MotoGP Saison in der Heimat von „Texas Tornado“ Colin Edwards statt. Der ehemalige WorldSBK Weltmeister für Honda und danach Yamaha Werksfahrer in der Motorrad-Weltmeisterschaft hatte seine beste Saison bei den Prototypen mit Rang 4 in der Endabrechnung 2005. In seinen letzten beiden aktiven Jahren durfte er auf dem Circuit Of The Americas (COTA) antreten, während bis 2012 jeweils in Laguna Seca und/oder Indianapolis gefahren wurde. Im Gegensatz zum „König der USA“ Marc Marquez war Colin jedoch in seiner Heimat nie siegreich. Der Katalane hingegen scheint Kurse, auf welchen wie in Austin oder auf dem Sachsenring in Gegen-Uhrzeigerrichtung gefahren wird, über alles zu lieben. Schlagen konnte er sich hier jeweils fast nur selber, während die Konkurrenz seiner fast erdrückenden Dominanz meist sprachlos gegenüberstand. Nachdem das langjährige Repsol Honda Ass jedoch auf diese Saison freiwillig bei Gresini Ducati zum Privatfahrer auf einer Vorjahresmaschine wurde, läge ein Sieg von ihm eigentlich ausserhalb der Erwartungen.
Die MotoGP Strecke „Circuit of the Americas“ in Austin
Mit einer Streckenlänge von 3,43 Meilen, was 5,513 Kilometer entspricht, ist der Circuit of the Americas hinter Silverstone (5.901 km) und Sepang (5.548 km) der drittlängste Kurs im MotoGP-Kalender. Mit 11 Links- und 9 Rechtskurven und einer längsten Gerade von 1.2 Kilometern wurde dieser Kurs, wie viele anderen vom Deutschen Architekten und Rennstrecken-Designer Hermann Tilke entworfen. Der Bau der ersten speziell für Grand Prix Rennen in den USA gebauten Strecke wurde Ende 2012 abgeschlossen. Mit Höhenunterschieden von bis knapp 41 Metern gehört Austin, wie beispielsweise der Autodromo do Algarve bei Portimão, in die Kategorie der sogenannten „Berg- und Talstrecken“. Bedingt durch einige Haarnadelkurven liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit bei im Vergleich zu anderen Rennstrecken, wie zum Beispiel Spielberg oder Silverstone, eher bescheidenen knapp über 160 Km/h.
Die fast unglaubliche Dominanz von Marc Marquez in den USA
Unsere Statistik unterstreicht nebst der hervorragenden Bilanz spanischer Piloten seit 2005 vor allem die beinahe surreale Dominanz des achtfachen Weltmeisters aus Katalonien. Mit Ausnahme von 2019, als er in Führung liegend stürzte und 2022 mit Rang 6 (im Jahr danach fehlte er verletzt) gewann er seit 2011 jedes in den Vereinigten Staaten ausgetragene Rennen, bei welchem er am Start stand. Genau wie der Sachsenring ist vor allem die Strecke von Austin daher ein Kurs, auf welchem der Ausnahmekönner fast nicht verlieren kann. Aus diesem Grund ist selbst der in Texas in den letzten Jahren so erfolgreiche Alex Rins mit je zwei Siegen und zweiten Plätzen höchstens als Außenseiter zu bezeichnen, was erst recht der aktuell wenig konkurrenzfähigen Yamaha M1 zu verdanken ist. Sobald er jedoch mit seiner für ihn noch neuen Maschine halbwegs auf Augenhöhe mit der Gegnerschaft liegen kann, ist mit dem schnellen Mann aus Barcelona definitiv wieder zu rechnen. Ein Überraschungserfolg wie im Vorjahr auf der Repsol Honda ist derzeit jedoch recht unwahrscheinlich, auch weil Marc Marquez nun auf den Gresini Kunden-Ducati aus dem Vorjahr sitzt, mit welcher ihm nicht wenige Beobachter diese Saison vollkommen zu recht bereits den nächsten Titel zutrauen.
Die vielen Fragezeichen vor dem US-GP
Mit am wichtigsten für die laufende Saison, damit es bezüglich einer spannenden Auseinandersetzung der Hersteller kommt, ist die Frage nach der hoffentlich baldigen Steigerung von Yamaha und Honda und wann diese erfolgt. Ohne die beiden japanischen Werke und ihre Weltklasse-Piloten läuft die MotoGP Gefahr, dass es beim Kampf um den Sieg ähnlich eintönig werden könnte, wie in den letzten beiden Jahren in der WorldSBK. Bis auf die Ducatisti freut sich kaum ein Fan über einseitige Rennen, bei welchen nur eine Marke dominiert und nur Aprilia und KTM gelegentlich ums Podium mitkämpfen können. Jorge Martin als aktueller WM-Leader wird sich ein besseres Qualifying und mehr Glück wünschen, nachdem er im Vorjahr im Q2 letzter wurde und nach P3 im Sprint am Grand Prix bereits in der ersten Kurve ausfiel. Ducati Markenkollege Bagnaia sollte sich zunächst möglichst keine weiteren Fehler wie zuletzt im GP von Portugal erlauben und muss aufpassen, nicht von seinem Teamkollegen Bastianini in den Schatten gestellt zu werden. Im Vorjahr stürzte „Pecco“ im Hauptrennen am Sonntag genauso wie die beiden neuen KTM Werksteamkollegen Miller und Binder, sowie Alex Marquez (Gresini Ducati) und Aleix Espargaro auf der Aprilia. Nach seinem ersten Podium in Runde 2 stellt sich auch für Rookie Pedro Acosta die Frage, ob er ein fehlerfreies Rennen mit einem nächsten Top 3 Resultat abliefern kann.
Der Favorit sieht sich eher als Aussenseiter
Eigentlich müsste der fahrerisch als absoluter Topfavorit geltende Marc Marquez an erster Stelle genannt werden, geht es um die Frage nach dem wahrscheinlichsten Sieger. Aber auf der für ihn noch recht neuen Kunden-Ducati weigert sich der Katalane dagegen, als solchen zu gelten, auch was die Weltmeisterschaft 2024 betrifft. Er betont immer wieder, dass es ihm zunächst nur darum gehe, nach mehreren schwierigen Jahren wieder die Freude am Fahren zu finden. Zudem fehle ihm derzeit noch ein wenig das Vertrauen und damit das Gefühl für das Limit mit der Vorjahres Ducati. Aus diesem Grund stürzte Marc auch beim Qualifying zum Grand Prix von Portugal, wobei er genau an dieser Stelle nachmittags im Sprintrennen den aktuellen WM-Leader und Markenkollegen Jorge Martin überholte, um im dritten Rennen bereits erstmals mit Rang 2 aufs Podium zu fahren und damit bester Ducati Pilot zu werden. Am Sonntag schnappte er sich ausgerechnet dort im Finish auch Francesco Bagnaia, der ihm jedoch beim Versuch zu kontern in die Schulter prallte, womit beide stürzten und der Italiener damit gar ausfiel. Marquez konnte weiterfahren, verpasste aber durch die unsinnige Aktion des Ducati Werksfahrers ebenfalls die Punkteränge. Irgendwie muss man aber seither den Spanier doch weit oben auf der Liste haben, was die nächsten Rennen und natürlich insbesondere auch Austin betrifft.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
Noch keine Kommentare