MotoGP Champions 1990 – 2019

Valentino Rossi – der Dominator der ersten Dekade des 3. Jahrtausends ist ein Phänomen. Mit über 40 Jahren tritt er immer noch gegen die besten Fahrer der Welt an und ist der weltweit beliebteste Motorradrennfahrer aller Zeiten.

Erfolgreichster Pilot der 90-er Jahre – Mick Doohan
In den 90-ern drückte der Australier Mick Doohan der MotoGP, damals noch Motorradweltmeisterschaft bis 500 cm³, seinen Stempel auf. Bereits 1992 hätte sein Jahr werden sollen und er führte nach fünf Siegen in 7 WM-Runden bereits mit 53 Punkten Vorsprung im Zwischenklassement. Doch beim Qualifying zum GP von Assen stürzte er schwer und zog sich einen komplizierten Beinbruch zu, worauf er bis zum Saisonende ausfiel. Ein fürchterlicher Crash im Freitagstraining 1999 auf dem Circuito de Jerez kostete „Quick Mick“ endgültig seine Karriere. Er verletzte sich am bereits stark lädierten rechten Bein und sah sich danach zum Rücktritt gezwungen.

„Quick Mick“ Doohan – 5 Weltmeistertitel in Folge schafften nach ihm bisher nur Valentino Rossi und in der WorldSBK Jonahan Rea.

Valentino Rossi – Ikone des Motorradrennsports
In der ersten Dekade der bisher erfolgreichste Fahrer der Neuzeit ist der Mega-Star Valentino Rossi. Er ging als zudem als letzter Weltmeister auf den schwer zu beherrschenden 500 cm³ Zweitakt-Raketen in die Geschichte ein. Darauf folgten 5 WM-Titel in Serie ab Einführung der Viertakter bis 990 cm³ mit der Bezeichnung MotoGP und später nochmals zwei Titel in der Zeit der Reduktion des Hubraums auf 800 cm³. Ab 2012 wurde das Hubraumlimit danach wieder auf 1000 cm³ erhöht. Zusammen mit seinen beiden Titeln steht Valentino bei insgesamt 9 WM-Titeln und ist damit der erfolgreichste Fahrer der Neuzeit. WM-Titel Nummer 10 verfehlte der am 16. Februar 1979 in Urbino, südlich von Misano geborene Sohn des ehemaligen GP Piloten Graziano Rossi nur dank eines Skandals an seinen Teamkollegen Jorge Lorenzo. Der im Kampf um die WM-Krone bereits geschlagene Marc Marquez zerstörte rundenlang Valentinos Rennen beim GP von Sepang, wordurch Lorenzo entwischen und gewinnen konnte. Statt dass die FIM durch ihre Stewards eingegriffen und Marquez aus dem Rennen genommen hatte, brannten irgendwann Rossis Sicherungen durch und er drängte den Spanier von der Piste. Anstelle von Marquez wurde danach Valentino bestraft und musste beim Saisonfinale in Valencia vom letzten Startplatz losfahren. Dies kostete ihn jede Chance auf einen Spitzenplatz und dadurch auch jede Chance um den WM-Titel, den er um mickrige 5 Zähler gegen Lorenzo damit verpasst hatte.
Marc Marquez – auf der Jagd nach Rossis Rekord
Ab 2013 war Marc Marquez der Dominator, dem auf Rossi nun nur noch 1 MotoGP Titel fehlt, bis er mit dem Italiener gleichgezogen hat. Es ist gut denkbar, dass er den Italiener sogar noch überflügeln kann, was jedoch höchstens in der Zahl der Titel gelingen kann. Bezüglich der Popularität und Beliebtheit wird er Valentino bestimmt nie ablösen können, vielleicht ist genau dies der besondere Antrieb für den ehrgeizigen Spanier, diesen zumindest in der Zahl an WM-Titeln noch zu schlagen. Nicht nur bei den Rossi Fans kosteten die Vorfälle von Sepang und eineinhalb Jahre später weitere unfaire Manöver beim GP von Argentinien den erfolgreichsten katalanischen Rennfahrer der Geschichte sehr viele Sympathien.

Champions 1960 – 1989

Giacomo Agostini auf MV Agusta 500 cm³ im Jahr 1969. Damals gab es rund die Hälfte an WM-Läufen gegenüber heute und nach dem WM-Rückzug von Honda ab Ende 1967 hatte MV kaum Konkurrenz.

Mike Hailwood – bis 1965 King of the Road
Mike „the Bike“ Hailwood setzte in der ersten Hälfte der 60-er Jahre die meisten Akzente und holte 4 Titel in der Königsklasse, 2 bis 350 cm³ und dazu deren 3 in der Kategorie 250 cm³. Mit 76 GP-Siegen ist er heute noch einer der erfolgreichsten Fahrer der Geschichte. Beeindruckend auch seine 14 Siege bei der TT auf der Isle of Man, den letzten davon nach einem Comeback im Alter von 38 Jahren. Der Engländer war auch in der Formel 1 erfolgreich unterwegs. Beim F1 GP von Südafrika rettete er 1973 dem Schweizer Clay Regazzoni das Leben, als er diesen nach einem Unfall aus seinem brennenden Wagen zog. Das wohl verrückteste Abenteuer leistete sich der aus wohlhabendem Haus stammende Mike am Wochenende zum GP von Assen, der am Samsgag, dem 27. Juni 1964 stattfand. Hailwood startete damals sowohl am Formel 1 GP von Rouen (Frankreich), wie auch in Assen und nahm dazu auch abwechselnd an den vorgeschriebenen Trainingsläufen teil. Um dies zu realisieren, flog er mit dem Privatflugzeug zwischen Assen und Rouen hin und her. Das Rennen der 500 cm³ Kategorie gewann Hailwood und wurde am Saisonende auf MV Agusta überlegen Weltmeister. In Rouen fuhr er als bester Privatfahrer auf den guten achten Platz, wofür es damals noch keine WM-Punkte gab. Mike Hailwood verstarb bei einem Verkehrs-Unfall (an welchem er nicht schuld war), kurz bevor er 41 Jahre alt geworden wäre.

Beim Rennen der 350 cm³ Klasse belegte Mike Hailwood (Nr. 10 im Bild hinter Jim Redman mit der 23) den zweiten Platz auf MV Agusta, während er den 500 cm³ GP von Assen auf demselben Fabrikat überlegen für sich entscheiden konnte.

„Ago nazionale“ – der Rekordweltmeister
Giacomo Agostini war mit 15 WM-Titeln der erfolgreichste Fahrer in der Geschichte. Im Gegensatz zu der Zeit ab 1980 fuhr jedoch normalerweise ein Fahrer gleichzeitig in mehreren Kategorien. Deshalb und weil in der Zeit von Agostini oft sein Fabrikat den anderen Herstellern gegenüber haushoch überlegen war, ist ein Vergleich mit späteren Jahrzehnten nur bedingt aussagekräftig. Immerhin gelangen „Ago nazionale“, wie ihn seine italienischen Landsleute oft nannten, auch noch zu Beginn der 2-Takt Ära zwei WM-Titel auf Yamaha. Damit können auch die größten Skeptiker nicht alle Titel einfach nur seinem Material zuschreiben. Zudem wurde damals noch auf extrem gefährlichen Kursen gefahren, auf welchen es jährlich oft mehrere Todesopfer zu beklagen gab. Nicht zuletzt bemerkte Agostini kürzlich den Medien gegenüber, ein Marquez mit teils über 20 Stürzen pro Saison hätte zu Agos Zeit keine Überlebenschance gehabt.

Bevor sie in der Königsklasse der Zweitakt 500-er für Furore sorgten, bekämpften sich Eddie Lawson (vorne im Bild auf Kawasaki) und Freddie Spencer (dahinter auf Honda) in der US-Amerikanischen Superbike Meisterschaft.

Die 80-er – geprägt von den US-Boys
In den 80-er Jahren war Eddie Lawson in der 500 cm³ Weltmeisterschaft mit 4 Titeln dominierend vor Freddie Spencer mit deren 2. Davor deren US-Amerikanischer Landsmann Kenny Roberts sen., welcher ab 1978 mit 3 Titeln in Folge den britischen Sunnyboy Barry Sheene in die Schranken wies. Mit insgesamt 5 WM-Titeln in den Klassen 250 cm³ und 350 cm³ wurde der Bayer Toni Mang erfolgreichster Deutscher Fahrer der Geschichte. In den kleineren Klassen ging ab Ende 1984 die Dominanz des Spaniers Angel Nieto zu Ende, während der gebürtige Deutsche Stefan Dörflinger erfolgreichster Fahrer der 80-er Jahre in der „Schnapsglas-Klasse“ wurde (bis 1983 mit 50 cm³, danach mit 80 cm³). Genauso wie ab 1983 die Klasse bis 350 cm³ verschwand ab 1989 dann auch die kleinste Kategorie von der Bildfläche.

Le Mans 1969 – Start zum 500 cm³ Rennen. Erst 1987 wurde der Schiebestart durch den stehenden Start abgelöst.

Champions 1949 – 1959 in den ersten 10 Jahren der WM

Geoff Duke war der erfolgreichste Fahrer der ersten Dekade in der Königsklasse der ab 1949 ausgetragenen Motorrad-WM. Wie später Mike Hailwood, war auch dessen Landsmann John Surtees erfolgreicher Formel 1 Fahrer. Als einziger Fahrer der Geschichte schaffte er damals sogar WM-Titel in beiden Serien. Zudem war er später auch Besitzer eines eigenen Rennteams. In der 125 cm³ Klasse wurde der Österreicher Rupert Hollaus nach seinem tödlichen Unfall in Monza 1954 posthum zum Weltmeister erklärt. Das Buch über sein kurzes Leben und seine erstaunliche Karriere in der Nachkriegs-Zeit ist sehr empfehlenswert. In den kleineren Kategorien war damals Deutschland mit NSU hervorragend vertreten, während in der Kategorie bis 350 cm³ und der Königsklasse italienische Marken wie MV, Moto Guzzi und Gilera mit A.J.S., Norton und Velocette die Titel unter sich ausmachten. Bis 1960 fanden die WM-Läufe ausschließlich in Europa statt, wonach mit dem GP von Argentinien in Bueons Aires am 15. Oktober 1961 das erste Rennen in Übersee abgehalten wurde.

Der österreichische NSU Werksfahrer Rupert Hollaus beim GP von Deutschland 1954 auf der Nürburgring-Nordschleife auf seiner 125 cm³ NSU, den er vor Teamkollege Werner Haas (D gewann. Hollaus hatte den WM-Titel bereits auf sicher, als er beim Training zum GP der Nationen in Monza in Italien stürzte und an einer Kopfverletzung verstarb.