Dramatische Runde 6 in der WSBK

Nachdem am Samstagmorgen in der Superpole noch der amtierende Weltmeister Jonathan Rea vor Alvaro Bautista die Poleposition holte, durften die Zuschauer auf ein spannendes Rennen hoffen. Dies trat allerdings nicht ein. Als kurz nach dem Start Alvaro Bautista in Führung ging und diese kontinuierlich ausbaute. Wie nach dem Rennen zu erfahren war, hatte Jonathan Rea arge Probleme mit dem Einlenkverhalten seiner Kawasaki. Nach der Superpole wurden an seinem Motorrad noch leichte Modifikationen vorgenommen, welche allerdings komplett danebengingen.

Pechvogel Alex Lowes im Superpole Race – in der 3. Runde in Kurve 7 gestürzt, davor in Lauf 1 nach einer Kollision mit Weltmeister Rea. In Lauf 2 stürzte er in Kurve 2 und kam auf Platz 14 noch knapp in die Wertung.

Der 4-fache Weltmeister der Jahre 2015 bis 2018 fiel kontinuierlich zurück und konnte dem stärksten Yamaha Fahrer Michael van der Mark aus Gouda in Holland keine Gegenwehr leisten. Auch dessen englischer Teamkollege bei Pata Yamaha, Alex Lowes, konnte an Rea vorbeigehen, welcher allerdings an ihm dranblieb und auf Tuchfühlung bleiben konnte. In den letzten Runden gab es zwischen den beiden mehrere Positionswechsel und bei der vorletzten Zieldurchfahrt sah es nach einem knappen Vorteil für Lowes aus. Doch Jonny Rea gab nicht auf und probierte in der letzten Kurve nochmals, innen an Alex Lowes vorbeizugehen, als dieser eine kleine Lücke ließ. Dabei kam es zur Berührung, obwohl Rea noch verzweifelt versuchte, nach innen auszuweichen. Lowes kam in der Zielkurve zu Sturz und der Weltmeister schaffte es somit noch knapp aufs Podium in Lauf 1. Eine Untersuchung der Race-Commission ergab, dass es sich dabei um meinen Renn-Unfall handelte und somit war Platz 3 hinter Bautista und van der Mark offiziell bestätigt. Obwohl Jonathan Rea nach dem Vorfall die Schuld auf sich nahm, gab Alex Lowes später klar zu Protokoll, dass er dem Nord-Iren nicht böse sei. Am allerwichtigsten war auch, dass sich Lowes dabei nicht verletzt hat, wir sahen ihn später am Abend entspannt mit einer gemütlichen Runde zusammen sitzend.

Paddock Show Interview nach Lauf 1 – von Links: Alvaro Bautista noch um Fassung ringend, Michael van der Mark gutgelaunt nach Platz 2, etwas zerknirscht wirkender Jonathan Rea und ein recht finster dreinblickender Marco Melandri als 4. und bester „Privatier“.Paddock Show Interview nach Lauf 1 – von Links: Alvaro Bautista noch um Fassung ringend, Michael van der Mark gutgelaunt nach Platz 2, etwas zerknirscht wirkender Jonathan Rea und ein recht finster dreinblickender Marco Melandri als 4. und bester „Privatier“.

Ergebnis Lauf 1 in Runde 6 – vor Rea-Penalty

Wäre Jonathan Rea Spanier wie Marc Marquez, man kann getrost davon ausgehen, dass er straffrei für die Kollision mit Alex Lowes davongekommen wäre. An der Paddock Show wurde allerdings nicht nur der Nord-Ire, sondern auch sämtliche anwesenden Zuschauer von der FIM und Dorna aufs Übelste verschaukelt. Zwar gab Rea sein Interview als Dritter des 1. Rennens und entschuldigte sich bei dieser Gelegenheit auch ausdrücklich an die Adresse von Lowes. Jeder Laie erkannte auch bei mehrmaligem Betrachten, dass Jonny Rea in der letzten Kurve schlicht innen an Lowes durch wollte (und dort auch eine Lücke war), um sich dadurch Platz 3 zu sichern. Bestimmt nicht mit der Absicht, Alex dadurch zu Fall zu bringen. In der Zeitlupe sah man auch, wie Rea verzweifelt noch sein Bike nach innen drückte, um auszuweichen. Aber im Nachhinein wurde er für das Superpole-Race auf den letzten Startplatz zurückversetzt und auch sein zuvor noch offiziell bestätigter dritter Platz wurde ihm später gestohlen. Nachfolgend veröffentlichen wir den an der Paddock Show vor einer riesigen Menschenmenge kommunizierten Stand von Lauf 1 aus Protest über die Machenschaften hinterlistiger Schreibtischtäter. Dem Sport wurde damit definitiv kein Gefallen getan. Seit der Bevorteilung des Ducati-Prototypen, mit welchem die Roten nun in der WSBK antreten, riecht das Ganze für viele übel nach einem abgekarteten Spiel. Zig Fans und Zuschauer haben den Eindruck, FIM und Dorna wollen mit aller Macht verhindern, dass Jonathan Rea seinen 5. WM-Titel in diesem Jahr einfährt. Kleine Anmerkung am Rande: Am TV konnte mitverfolgt werden, wie Marco Melandri den absolut unschuldigen Chaz Davies in Lauf 2 förmlich abschoss. Das Rennen war noch keine 10 Minuten alt, als Melandri in eine vermeintliche Lücke stach, die es so gar nicht geben konnte. Das Manöver war extrem riskant und gefährdete die Gesundheit beider Fahrer. Im Gegensatz zu Jonathan Rea ging Marco dabei im Vergleich beinahe straffrei aus. Im nächsten Superpole Race wird er lediglich um 6 Plätze zurückversetzt.

Wir veröffentlichen aus Protest hier die Rangliste, welche an der Paddock Show vor hunderten Zuschauern kommuniziert wurde und an welcher Jonathan Rea auf Platz 3 sein Interview gab.

Ergebnis Superpole Race – Rea durch Penalty chancenlos

Der amtierende Weltmeister wurde bereits vor dem Start zum Superpole Race sämtlicher Chancen beraubt, als er vom letzten Startplatz losfahren musste. Dass er es in lediglich 10 Runden noch auf Platz 4 schaffte, spricht für seine Extraklasse. Tom Sykes auf Platz 5 knüpfte am Sonntagmorgen an seine prima Leistung mit Platz 6 aus dem 1. Lauf auf der noch neuen BMW an. Marco Melandri schaffte es nach dem 1. Rennen in Australien zum ersten Mal wieder aufs Podium, was er ohne den Penalty für Rea allerdings nicht aus eigener Kraft geschafft hätte.

Ergebnis Lauf 2 in Runde 6 – Sieg für Magic Michael

Viele Besucher nennen das Resultat in Lauf 2 wohl ausgleichende Gerechtigkeit. Durch seinen Sturz beraubte sich Alvaro Bautista nämlich sämtlicher Chancen auf den Gesamtsieg in Jerez, welcher an Michael van der Mark ging. Mit zweimal Platz 2 (Lauf 1 & Superpole-Race) und dem Sieg im 2. Rennen, war Magic Michael der erfolgreichste Fahrer in Jerez. Jonathan Rea gab lange nicht auf und ließ erst kurz vor Schluss abreißen und musste den Mann aus Gouda auf seiner Pata Yamaha ziehen lassen.

Weltmeister Jonathan Rea auf seiner Kawasaki – den Abstand in der WM zu Alvaro Bautista in Jerez allen Widrigkeiten zum Trotz reduziert.

Tadelloser Sportsmann wie er ist, gab Rea an der Paddock Show zu Protokoll, er hätte gegen van der Mark keine Chance gehabt. Womöglich wollte er aber auch ohne zu hohes Risiko seinen 2. Platz sichern, um endlich wichtige Punkte auf Alvaro Bautista gutmachen zu können. Letzterer wurde bereits am Samstag in der spanischen Presse in riesigen Schlagzeilen als „König von Jerez“ gefeiert. Dumm nur, dass es 2 Läufe in der WSBK gibt und der kleine Spanier das 2. Rennen nach seinem Sturz nicht in den Punkten beendete.

Eigentliche Fehlinformation in der spanischen Presse – bevor der als „König von Jerez“ bezeichnete Bautista im 2. Rennen stürzte und „Magic Michael“ van der Mark den Taggessieg auf dem Circuito de Jerez holte. Der Holländer ist demnach in Wahrheit König von Jerez!

Deshalb ist hier in aller Deutlichkeit festzuhalten, dass der König von Jerez eigentlich Holländer ist und aus Gouda kommt. Spaßvogel van der Mark ließ es sich an der Paddock Show nicht nehmen, den Sprecher Michael Hill mit einer Wasserpistole unter Beschuss zu nehmen. Bautista hätte übrigens bei der Paddock Show erscheinen sollen und wurde auch dem zahlreich erschienenen Publikum groß angekündigt. Aber der gefallene König glänzte durch Abwesenheit und die unzähligen spanischen Fans warteten vergeblich auf ihn. Dies war bereits das zweite Mal, als das Publikum in Jerez verschaukelt wurde, dies kann allerdings nicht dem Sprecher Michael Hill angelastet werden. Mit nur knapp über 27 Tausend Besuchern liegt Jerez hinter Aragon aktuell an zweitletzter Stelle.

Die beiden Deutschen Cortese und Reiterberger

Bei Sandro Cortese lief zu Beginn des 1. Rennens einiges schief, er geriet in der Kurve vor Start/Ziel völlig von der Linie ab, ging weit und kam dadurch aus der 1. Runde beinahe als Schlusslicht über die Ziellinie. Seine darauf folgende Aufholjagd war absolut erste Sahne und Platz 8, noch vor Kawasaki Werksfahrer Leon Haslam, kann sich unter diesen Umständen durchaus sehen lassen. Im Superpole Race gelang Sandro mit Platz 9 keine Steigerung. Diese bekam der Italo-Schwaben in Lauf 2 hin, in welchem er auf Platz 6 ins Ziel kam. Unter dem Strich kann man trotzdem von einem Aufwärtstrend bei Sandro Cortese sprechen. Immerhin gelang ihm in Lauf 2 in Jerez sein bisher bestes Saisonergebnis.
Reiti unter den Erwartungen
Markus Reiterberger kam in Jerez bereits zu Beginn nicht richtig auf Touren, im FP1 hatte er bereits seine ersten Probleme. Mit Platz 11 im 1. Lauf und weniger als eine Sekunde Rückstand auf Michele Rinaldi (ITA, Ducati) verpasste er ein erneutes Top Ten Resultat nur knapp. Platz 15 im Superpole Race und der 12. Rang in Lauf 2 brachten leider nicht die von ihm und seinem Team erhoffte Steigerung. Mit Misano kommt nun eine von Reitis absoluten Lieblingsstrecken (siehe auch unser Interview mit Markus Reiterberger unter „Allgemein“). Also nichts wie los nach Misano, für alle Reiti-, Sandro-, Gradinger- und Krummi-Fans und unterstützt Eure Helden vor Ort, an einer wunderbar gelegenen Rennstrecke! Hotels gibt es in der Nähe von Rimini genug und im Juni ist es am Mittelmeer noch nicht so heiß wie in den 2 Monaten darauf.

Sandro Cortese – in Lauf 2 mit Platz 6 das bisher beste Saisonergebnis.

WM-Zwischenklassement WSBK

Der Vorsprung von Alvaro Bautista verkleinerte sich auf 41 Punkte, trotz äusserst fragwürdiger Bestrafung von Jonathan Rea in Lauf 1 und die Zurückversetzung auf die letzte Startposition für das Superpole Race. Van der Mark löste Lowes auf Platz 3 ab und Chaz Davies von 6 auf 8 verschlechtert. Loris Baz bereits auf 19.