Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT) – der Italiener machte alles richtig und zeigte als einziger der drei anwesenden Yamaha Fahrer ein überzeugendes Rennen am zweiten Aragon-Wochenende (© MotoGP).

Yamaha Sieg, Suzuki Doppelpodium und Honda Desaster

Für Polesetter Takaaki Nakagami wurde es ein rabenschwarzer Tag. Der Japaner ging vom Start weg in Führung, geriet jedoch in Kurve 4 etwas weit nach außen und rutschte über das Vorderrad weg. Dadurch lag Franco Morbidelli in Führung und der Italiener sollte diese etwas überraschend bis ins Ziel nicht mehr abgeben. Vor Alex Rins auf der erneut besten Suzuki fuhr den Petronas Yamaha SRT Pilot ein sensationell kontrolliertes Rennen. Der ehemalige VR46 Academy Schützling gab sich keine Blöße und holte sich absolut verdient den zweiten Saisonsieg nach dem 1. Rennen von Misano. Hinter dem sicher auf P2 liegenden Rins gab es reichlich Abwechslung. Lange Zeit konnte sich dabei Johann Zarco auf der besten Ducati auf Position 3 halten. Der Franzose hatte einen sehr guten Start und war nach Kurve 1 an Maverick Viñales vorbeigegangen. Erst in der 11. Runde wurde Zarco von Joan Mir geschnappt. Der WM-Leader holte sich wie im 1. Rennen Platz 3 und sorgte damit für das zweite Suzuki-Doppelpodium innert einer Woche.

Takaaki Nakagami (LCR Honda IDEMITSU) – der Polesetter kam nur bis zur vierten Kurve, als das Rennen für ihn schon wieder vorbei war. Der Japaner sollte nicht der einzige Honda Fahrer bleiben, der die Zielflagge im 2. Rennen von Aragon nicht sah (© MotoGP).

2. Aragon Rennen von zahlreichen Ausfällen geprägt

In der zweiten Kurve hatte Brad Binder wieder einmal einen seiner schwächeren Momente. Ähnlich wie im 2. Rennen von Jerez Oliveira räumte der KTM Fahrer diesmal Jack Miller (Pramac Ducati) ab. Der Südafrikaner fuhr dem Australier ins Heck, der damit keine Chance hatte, seinen Sturz zu vermeiden. Zusammen mit Takaaki Nakagami waren sie damit zu Dritt, die nicht einmal die erste Runde überstanden. Bereits 18 Runden vor Schluss gab Francesco Bagnaia an der Box das Rennen auf, womit gleich beide Pramac Ducati Piloten aus dem Rennen waren. Als nächster musste Alex Marquez (Repsol Honda) in der dreizehnten Runde dran glauben. Der Bruder des Weltmeisters flog in der berüchtigten 2. Kurve des Motorland Aragon ab. Drei Runden vor Schluss kam auch noch das Ende für Aleix Espargaró. Der Aprilia Fahrer lag auf Platz 9, als ihn technische Probleme zur Aufgabe zwangen.

Johann Zarco (Esponsorama Ducati) – der Franzose war das ganze Wochenende bester Ducati Pilot und schaffte nach seinem Top Ten Resultat am ersten Wochenende im 2. Rennen den hervorragenden 5. Platz (© MotoGP).

Quartararo und Viñales enttäuschend – Pol erlöste KTM

Die beiden im WM-Zwischenklassement bestplatzierten Yamaha Piloten strauchelten am 2. Wochenende gemeinsam. Während Maverick Viñales in den ersten 5 Runden noch auf P4 hinter Zarco lag, sah man bei Fabio Quartararo bereits früh, dass es nicht sein Rennen werden sollte. Von P6 in der ersten Runde ging es für den jungen Franzosen bis auf Position 9 nach hinten. Am Ende wurde es für ihn Rang 8 knapp hinter Viñales. Nach dem enttäuschenden ersten Rennen von Aragon mit unterirdischen Resultaten erlöste Pol Espargaró die KTM Truppe mit Platz 4. Nicht verschwiegen werden sollte dabei jedoch, dass dem Katalanen die Stürze der vor ihm liegenden Nakagami und Marquez durchaus entgegenkamen.

Alex Rins (Suzuki ECSTAR) – der erfolgreichste Mann der Doppelveranstaltung im Motorland Aragon mit einem Sieg und Platz 2. Der Suzuki Pilot hat sich damit in den „Hunderter-Club“ der Fahre mit bereits über 100 Punkten im WM-Zwischenstand und Platz 6 hochgearbeitet (© MotoGP).

Ergebnis MotoGP Teruel Grand Prix

Die Strecke von Aragon

Der letzte Knick vor der Start-Ziel-Gerade nach Kurve 16 wird offiziell als Kurve 17 geführt. Auf unserem Streckenplan haben wir aber auf die Nummer dazu verzichtet. Besonders kritisch ist Kurve 2, da sich die rechte Reifenflanke nach Kurve 14 abzukühlen droht, wodurch die Reifentemperatur in dieser Ecke für optimale Haftung schnell zu tief ist.

WM-Zwischenstand nach 11 von 14 Runden

In der Spalte ganz rechts die Veränderung gegenüber der Vorrunde.

Zwischenstand Hersteller-Wertung

Keine Änderung in der Hersteller-Zwischenrangliste nach der 11. von 14 Runden in der verkürzten Corona-Saison.

Zwischenstand Team-Wertung

In der Teamwertung gab es gegenüber der Vorrunde keine einzige Veränderung (Spalte ganz rechts).

Der Rückblick

Die beiden WM-Führenden Joan Mir (Suzuki) vor Fabio Quartararo (Yamaha). In zwei Wochen werden auf dem Circuito Ricardo Tormo von Valencia auf einer komplett anderen Strecke die Karten wieder neu gemischt (© MotoGP).

Turbulentes zweites Rennen von Aragon

In vielerlei Hinsicht bot der GP von Teruel als zweites Rennen im Motorland Aragon ein gegenüber dem ersten Lauf an selber Stätte ein ziemlich verfälschtes Bild. Die einzige Konstante bildeten die erneut sehr starken Leistungen der beiden Suzuki Piloten Alex Rins und Joan Mir. Dazu Franco Morbidelli, der nach Rang 6 im ersten Rennen in Lauf 2 eine schlicht sensationell starke Fahrt zeigte. Im Gegensatz zu seinen beiden Yamaha Markenkollegen gelang dem Italiener damit eine gewaltige Steigerung. Noch schlimmer aber verlief der 25. Oktober für die beiden Honda-Piloten Takaaki Nakagami und Alex Marquez. Während ersterer nur bis zur vierten Kurve kam, übertrieb es der Bruder des Weltmeisters bei seiner Jagd auf die Spitze und flog kurz nach Rennmitte ab. Da auch noch Cal Crutchlow unerwartete Probleme bekam, wurde es für Honda ein Rennen zum Vergessen.

Johann Zarco (Esponsorama Ducati) – der mit Abstand beste Fahrer am zweiten Aragon Wochenende rettete die Ehre der italienischen Marke mit seinem hervorragenden 5. Platz beim Grand Prix von Teruel (© MotoGP).

Das Pech der einen und das Glück der anderen

Auch wenn er lange auf Podiumskurs lag, konnte Johann Zarco trotz Platz 5 am Ende sehr stolz auf seine Leistung sein. Zwei der Podest-Favoriten waren mit Nakagami und Marquez gestürzt, während der Franzose nach zwei Crashes am Samstag fehlerfrei durchkam. Nebst Joan Mir schaffte es nur Pol Espargaró am Franzosen vorbei. Wie er sich in den letzten 3 Runden jedoch gegen den zweiten KTM Piloten wehrte, wäre allein den Eintritt wert gewesen. Doch Zuschauer waren gar keine zugelassen und so fieberten abertausende Fans am TV und per Streaming mit, wie sich Zarco gegen Miguel Oliveira um Platz 5 balgte. Am Ende lag der Mann aus Cannes vor dem angehenden Zahnarzt aus Portugal.

Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) – der Spanier war nach dem Rennen verständlicherweise sehr enttäuscht, hatte er doch nach P4 im 1. Lauf auf einen Podestplatz gehofft, doch wie bei Fabio Quartararo fehlte dafür die notwendige Pace (© MotoGP).

Große Abstände zur Spitze ab P4
Sieht man sich die Rückstände von Espargaró und seinen Verfolgern auf die Spitze an, hatten sie mit ihren guten Platzierungen durchaus auch vom Pech der gestürzten Fahrer profitiert. Dazu natürlich von der unerwartet schlechten Pace von Viñales und Quartararo, die jedoch auf Oliveira bis ins Ziel keine 2 Sekunden Rückstand hatten. Ohne die Stürze der beiden Honda Piloten und die Probleme von Cal Crutchlow wäre Pol Espargaró höchstens siebter geworden. So aber reichte es trotz über 10 Sekunden Rückstand auf Sieger Morbidelli sogar zu Platz 4.

Ohne Zuschauer auf der ohnehin schon sehr abgelegenen Strecke des Motorland Aragon war es ein Geisterrennen im wahrsten Sinn des Wortes in der Corona-Saison. Für die Fahrer, welche die Strecke nicht derart lieben wie Aleix Espargaró war es ein Fluch, dass ausgerechnet hier das vierte von 5 Doppelrennen veranstaltet wurde. Manchem Piloten wäre der Circuito de Catalunya bei Barcelona wesentlich lieber gewesen (© MotoGP).

Komplett veränderte Vorzeichen für das 5. Doppelrennen

Wie Fabio Quartararo betonte, ist er kein Freund des Motorland Aragon. Er gehört zu den Fahrern, die froh sind, geht es nun auf dem Circuito Ricardo Tormo weiter. In Valencia werden komplett veränderte Vorzeichen für das fünfte und letzte Doppelrennen der verkürzten Corona-Saison erwartet. Die eher tiefen Temperaturen dürften den Ducatis wieder Probleme bereiten. Dazu kommt die Tatsache, dass der Kurs trotz des Sieges im Rennen von 2018 von Andrea Dovizioso nicht zu deren bevorzugten Strecken gehört. Beim Jahr mit Dovis Sieg fand in Valencia nämlich ein Regenrennen statt. Auf jeden Fall dürfte Yamaha gute Karten auf dem nur knapp über 4 Kilometer langen Go-Kart ähnlichen Kurs haben. Drei der letzten 7 Rennen gewann ein Fahrer der Marke mit den gekreuzten Stimmgabeln im Logo. Quartararo verlor im Vorjahr zudem gegen Sieger Marc Marquez nur knapp.

Iker Lecuona (Tech 3 KTM) vor dem Start – der junge Spanier holte im 2. Rennen von Aragon sein bisher drittes Top Ten Ergebnis der verkürzten Corona-Saison. Im Kampf um den „Rookie of the Year“ Titel dürfte er gegen Brad Binder und Alex Marquez jedoch auf verlorenem Posten stehen (© MotoGP).

Der Skandal des Moto2 Qualifyings

Am zweiten Aragon-Wochenende bekleckerten sich die FIM-Funktionäre erneut nicht mit Ruhm. Kurz nach dem Ende des Moto2 Qualifyings gerieten sich Jorge Martin (Red Bull Ajo Kalex) und Marco Bezzecchi (Sky VR 46 Kalex) noch in der Auslaufrunde in die Haare. Nebst eindeutigen Gesten ging vor allem der Spanier dabei deutlich zu weit. Für jedermann war am TV ersichtlich, wie Martin nach Bezzecchi zuerst mit der Hand schlug und danach gar auf dem Bike sitzend nach Kurve 1 noch mit dem linken Bein nach seinem Gegner und dessen Maschine trat. Nebst den MotoGP Streaming-Kommentatoren war sich auch Servus TV Co-Kommentator Alex Hofmann danach sicher, dass es dafür Sanktionen von der Rennleitung geben würde. Doch nichts passierte und erneut ist wohl einzig die Nationalität des Red Bull Rüpels dafür verantwortlich, dass er nicht für seine unsportliche Aktion bestraft wurde. Eine derartige Willkür der FIM-Stewards ist schlicht skandalös und schadet dem Ansehen der MotoGP.

Jorge Martin (RB Ajo Kalex) – weil er Spanier ist, wurde er für seine rüpelhafte und völlig unsportliche Aktion in der Auslaufrunde des zweiten Qualifyings am 2. Aragon Wochenende nicht bestraft. Nicht nur im Fußball wäre der künftige MotoGP Fahrer dafür rigoros bestraft worden. Doch die FIM misst bekanntlich gerne mit unterschiedlichen Ellen und wendet ihre Reglemente rein willkürlich an. Darunter leidet natürlich das Ansehen des Sports, aber dies ist den selbstherrlichen Funktionären dieser fragwürdigen Motorsport-Behöred offensichtlich völlig egal (© MotoGP).