Marquez dominiert und fast niemand freut sich

Ob beim Doha GP, in Assen oder am Sachsenring, immer wenn Marc Marquez vorgestellt wird, ertönt ein unüberhörbares Pfeifkonzert. Von den Rennen in Mugello und Misano ganz zu schweigen, dort ziert der Spanier gar die Bilder von symbolischen Toiletten rund um die Strecke. Und als er im Vorjahr ausgerechnet in Mugello übers Vorderrad wegrutschte, sah man rundherum nur strahlende Gesichter. Es waren beileibe nicht nur die Tifosis, von denen einige nach dem Rennen sogar die Stelle küssten, auf welcher Marquez ausrutschte.

Marc Marquez in Barcelona – in Runde 1 in der Zielkurve noch hinter Petrux und Maverick Vinales und vor Jorge Lorenzo, welcher danach 3 Gegner durch ein zu riskantes Manöver zu Fall brachte (Vinales und die im Bild direkt hinter ihm liegenden Dovi und Rossi).

Ein gutes Stück davon hat sich der bereits 7-fache Weltmeister (5 Titel davon in der MotoGP) selbst zuzuschreiben. Mit sportlich absolut fragwürdigen Aktionen wie z.B. in Sepang 2015, als er Valentino Rossi bei dessen Versuch Lorenzo einzuholen, mehrfach absichtlich störte und behinderte. Damit hat er sich nicht nur bei den weltweit in der Mehrheit liegenden Valentino Fans unbeliebt gemacht. Die Rennleitung trägt sogar eine Mitschuld daran. Jeder andere Fahrer wäre damals mit einer schwarzen Flagge aus dem Rennen geholt worden. Auch als Laie konnte man erkennen, wie es Marquez nur darum ging, den Italiener aufzuhalten. Letztlich verlor „Vale“ den Kampf um seinen 10. WM-Titel gegen seinen Teamkollegen Jorge Lorenzo nur knapp. Drei Jahre später gab es den „Termas Clash“, bei welchem Marquez nicht nur Rossi förmlich von der Strecke rempelte. Auch andere Fahrer wie Aleix Espargaro beschwerten sich nach dem Rennen über die rücksichtslose Weise, wie sie durch Marc neben die Fahrbahn gedrängt wurden. Nach derartigen Vorfällen braucht sich der Spanier nicht zu wundern, dass er trotz unbestritten vielen Erfolgen bei den meisten Fans trotzdem unbeliebt ist. In Anbetracht seiner bisherigen Leistung in dieser Saison muss man Marquez definitiv unter Tops einreihen. Angesichts seiner bereits deutlichen WM-Führung und der Unbeliebtheit mangelt es jedoch der MotoGP Klasse in diesem Jahr deutlich an Spannung. Schade eigentlich daher, ein ohne Frage hervorragender Fahrer dominiert bisher die Saison, aber fast keiner freut sich darüber.

Jorge Lorenzo – viel Pech und mehr Flop als Top

Jorge Lorenzo auf Repsol Honda – hier oben im Bild. In der Mitte Valentino Rossi und rechts im Bild Francesco „Pecco“ Bagnaia.

Für den spanischen Teamkollegen von Marc Marquez konnte der Zeitpunkt für den Entscheid zum Wechsel von Ducati zu Honda im Vorjahr fast nicht schlechter sein. Ausgerechnet als er auf dem italienischen Motorrad seine ersten Erfolge einfuhr, kam es zum Vertrag mit Honda. Womöglich würde Jorge dieses Jahr bei Ducati um den Titel mitkämpfen, aber nun muss er sich wieder an ein für ihn komplett neues und vom Charakter und Fahrwerk völlig anderes Motorrad anpassen. Dazu kamen Verletzungen, bereits zu Saisonbeginn und Stürze im meist ungünstigsten Moment. In den ersten 9 Rennen mit 19 Punkten auf Platz 16 in der WM, das ist für einen ehemaligen MotoGP Weltmeister natürlich unterirdisch. Momentan ist noch völlig offen, ob er diese Saison aus der Krise findet und sich mit der Honda anfreunden und Spitzenplätze damit einfahren kann.

Johann Zarco – vom Helden zum Versager

Unter seinem Teamchef Hervé Poncharal mit der Tech 3 Yamaha, war der Franzose mindestens zu Saisonbeginn 2017 und 2018 das Sahne Stück in der MotoGP. Im Vorjahr war Zarco bis auf 2 Stürze und Platz 14 in Aragon jedes Mal in den Top Ten, davon 3 Mal auf dem Podium mit zwei 2. Plätzen in Argentinien und Jerez. Mit WM-Rang 6 in den Jahren 17 und 18 gleich auf Anhieb in der absoluten Weltspitze, das hätten viele dem 2-fachen Moto2 Weltmeister davor nicht zugetraut. Seine einzige Schwäche war dabei ein gegen Mitte Saison jeweils einsetzendes Absinken seiner Leistungskurve. Laut Aussagen seines damaligen Teamchefs verbunden mit zu häufigem Lamentieren über angeblich schwaches Material und mangelnde Unterstützung durch Yamaha. Seit dem Wechsel zu Red Bull KTM wurde Zarco förmlich vom Helden zum Versager. Die Verantwortlichen bei KTM schwören, sie täten alles, um dem Franzosen zu einem besseren Gefühl auf seinem MotoGP Bike zu verhelfen. Bisher ist man aber beidseits weit davon entfernt, diese Bemühungen und angeblich eingeleiteten Verbesserungen mit positiven Resultaten umzusetzen. Pol Espargaro schaffte 2019 auf der offenbar nur schwer zu beherrschenden KTM immerhin 5 Top Ten Plätze. Dies gelang Johann Zarco erst einmal auf dem Circuito de Catalunya. Dort aber auch nur, weil Jorge Lorenzo bei seinem Sturz in der Spitzengruppe gleich 3 Gegner ausschaltete und mit Crutchlow und Morbidelli dazu zwei weitere starke Fahrer ausschieden. Aktuell deutet nichts darauf hin, dass KTM mit der Verpflichtung von Zarco eine gute Wahl traf.

Schlechte Resultate und Stürze sind bei Johan Zarco an der Tagesordnung – hier nach dem Crash am Sachsenring (Bildquelle ADAC Pressestelle).

Fabio Quartararo – die neue Hoffnung Frankreichs

Den kriselnden Zarco dürfte besonders schmerzen, dass die Franzosen einen neuen Helden in der MotoGP feiern dürfen. Seit Marc Marquez und Maverick Vinales ist der erst 20-jährige Fabio Quartararo die Zukunftshoffnung in der Königsklasse schlechthin.

Fabio Quartararo in Assen – bereits das 2. Podium in der MotoGP für den jungen Franzosen.

Die Starts sind teilweise noch verbesserungswürdig und das Startproblem in Qatar sowie der Sturz am Sachsenring gehen ebenfalls auf seine Kappe. Aber 2 Podiumsplatzierungen und dazu 4 Top Ten Resultate in 9 Rennen sind absolute Weltklasse für einen Rookie. In Jerez lag Fabio zudem auf Platz 2 und fiel aufgrund eines technischen Defekts an seiner Petronas SRT Yamaha aus, sonst stünde er wohl bereits bei 3 Podien in den ersten 9 Runden. Kein Zweifel, wenn Quartararo so weitermacht, ist er das absolute Highlight der MotoGP in der Saison 2019 und dürfte nächstes Jahr anstelle von Zarco auf den Plakaten des GP in Le Mans zu sehen sein.

Riesige Plakate mit Johann Zarco, Valentino Rossi und Andrea Dovizioso in Le Mans 2019. Am GP holte Zarco mickrige 3 Punkte, während Fabio Quartararo immerhin auf Platz 7 ins Ziel kam.

Francesco Bagnaia – zu viele Stürze

Der amtierende Moto2 Weltmeister Francesco „Pecco“ Bagnaia war nach den ersten Tests der heißeste Anwärter auf den Titel Rookie des Jahres. Mit seiner Pramac Ducati fuhr er bei den Wintertests meist hervorragende Zeiten und war oft unter den top Five zu finden. Mittlerweile ist er hingegen eher zum Sturzkönig der 1. Saisonhälfte geworden und hat auf Fabio Quartararo ganze 56 Punkte Rückstand. Mit nur 11 Punkten in 9 Rennen liegen von den Stammfahrern lediglich noch Karel Abraham und Hafizh Syahrin hinter dem Pramac Ducati Piloten. Sollte sich Pecco nach der Sommerpause nicht gewaltig steigern, droht ihm womöglich der Hinauswurf aus der MotoGP. In jüngerer Zeit war nur der Schweizer Tom Lüthi noch erfolgloser als Bagnaia, als er 2018 für Marc VDS keinen einzigen Punkt holte, während Teamkollege Franco Morbidelli Rookie des Jahres wurde.