Traditionsreiche Strecke in Down Under

Luftaufnahme mit Blick auf den Southern Loop und auf eine der spektakulärsten Rennstrecken der Welt, direkt an der Meeresküste gelegen.

Der Ursprung
Der Motorsport auf Phillip Island begann 1928 mit dem 100-Meilen-Straßenrennen, das später als erster Grand Prix von Australien bekannt wurde. Damals wurde ein Hochgeschwindigkeits-Rechteck lokaler, abgesperrter öffentlicher Straßen mit vier ähnlichen rechten Kurven als Rundkurs verwendet. Die Streckenlänge variierte, wobei die Autostrecke ungefähr 9,7 km pro Runde betrug, während die Motorradstrecke ungefähr 16 km lang war. Die Strecke war bis 1935 Austragungsort des großen Preises von Australien und wurde am 6. Mai 1935 zum letzten Mal für die Jubilee Day Races genutzt. Mit steigenden Geschwindigkeiten und der Forderung nach einer sichereren Strecke entstand die erste reine Rennstrecke auf der Insel. Es war ein neuer dreieckiger Kurs von 5,33 km (3,312 Meilen), der die Grube direkt von der ursprünglichen rechteckigen Strecke aus nutzte. Dabei handelte es sich um eine unbefestigte Berg-und-Tal-Piste mit engen Kurven, in der Nähe des Flughafens. Am 5. November 1935 fand die erste Nutzung für den Australian Race Drivers ‚Cup statt.

Stimmungsbild in Cowes am Freitag vor dem WorldSBK Rennen 2020, dem größten Ort der Insel Phillip Island, rund 2 Autostunden von Melbourne entfernt.

Zweiter Neubau 1952
Im Jahr 1951 beschloss eine Gruppe von sechs lokalen Geschäftsleuten, eine neue Strecke zu bauen. Etwa 2 km von der ursprünglichen Rennstrecke entfernt, trägt es noch die Eckbezeichnungen der ursprünglichen Rennstrecke. Da sich das zur Verfügung stehende Stück Land am Rande der Küste befand, ist die Strecke für ihre steilen Gefälle mit bis zu 57 Metern Höhenunterschied bekannt. Dies führte zu Kostenüberschreitungen und Verzögerungen bei der Streckeneröffnung. Die neue Strecke wurde 1956 eröffnet und 1960 fand auf der Rennstrecke das erste Armstrong 500-Serienautorennen statt. Durch den Betrieb des Armstrong 500 von 1962 entstanden erhebliche Schäden. Nachdem die Rennstreckenbesitzer keine derart umfassenden Reparaturen finanzieren konnten, wurde die Rennstrecke geschlossen und das Rennen auf den Mount Panorama Circuit in Bathurst in New South Wales verlegt. Diese Strecke wurde später unter dem Begriff Bathurst 1000 bekannt.

Luftaufnahme der heutigen Rennstrecke von Phillip Island, einer per Auto über eine Brücke erreichbare Insel südlich von Melbourne. Die Fahrstrecke beträgt etwas über eineinhalb Stunden.

Wiedereröffnung und nächster Umbau
Der Rundkurs wurde im Oktober 1967 wiedereröffnet und war von 1971 bis 1977 Austragungsort für diverse Rennveranstaltungen. Die auch für Testfahrten genutzte Strecke war sehr wartungsintensiv, was in den 80-er Jahren zum Verkauf der Strecke führte. Die Rennstrecke wurde 1988 mit einer reduzierten Länge von 4,445 Kilometern renoviert und am 4. Dezember 1988 für die Endrunde der Swann Insurance International Series 1988 für Motorräder wiedereröffnet.

Die Küste unterhalb der Rennstrecke.

Austragungsort für den GP von Australien
Ein Jahr später fand nach dem GP von Japan in Suzuka das zweite Rennen der Saison der Motorrad-WM als GP von Australien in Phillip Island statt. Ein Jahr später fand das Abschlussrennen der Saison als 15. Runde in Phillip Island statt, wonach für 6 Jahre Eastern Creek als Austragungsort zum Zug kam. Seit 1997 ist Phillip Island fixer Bestandteil im GP-Kalender. Die Rennen fanden seither immer im Herbst statt, was auch für 2020 gilt. Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse beim Australien GP 2019 ist jedoch damit zu rechnen, dass ab 2021 ein Wechsel in den Frühling wie bei der WSBK möglich ist.

GP von Australien am 27. Oktober 2019 – Francesco Bagnaia vor Jack Miller (beide Pramac Racing Ducati) vor Ducati Werkspilot Andrea Dovizioso. Der Australier Miller schaffte es bei seinem Heimrennen mit Platz 3 aufs Podium (© Pramac Racing).

Der Phillip Island Circuit heute

Mit 5 Rechts- und 7 Linkskurven und der seit 1988 unveränderten Streckenlänge von 4,445 Kilometern liegt der Phillip Island GP Circuit im Mittelfeld bezüglich Pistenlänge. Der direkt an der Meeresküste liegende Kurs wird als eine der wenigen Strecken im Kalender im Gegenuhrzeigersinn gefahren. Längste Gerade ist Start-Ziel mit 835 Metern. Der Rundenrekord in der WSBK im Rennen wurde 2019 von Alvaro Bautista aufgestellt, mit 1:30.573 und im selben Jahr fuhr Jonathan Rea die bisher schnellste Qualifikationsrunde. Mit 1:29.413 und 178.97 Km/h Durchschnittsgeschwindigkeit wird klar, dass Phillip Island zu den schnellsten Strecken im Kalender gehört. Die schnellste Rennrunde im Jahr 2019 von Sieger Maverick Viñales in der 13. Runde war nur unwesentlich schneller. Am 19. Oktober 2013 brannte Jorge Lorenzo auf Yamaha die bisherige Bestzeit für Motorräder auf Qualifying Reifen mit 1:27.899 in den Asphalt, was mittlerweile schon eine ganze Weile her ist.

Maverick Viñales (im Bild vor Marc Marquez) gewann für Monster Energy Yamaha am 27. Oktober 2019 bereits zum 2. Mal in Folge den GP von Australien (Bildquelle Monster Energy Yamaha MotoGP).

Siegerstatistik des GP von Australien

Mit 6 Siegen in Folge von 2007 bis 2012 führt der Australier Casey Stoner die MotoGP Siegerstatistik vor Valentino Rossi mit 5 MGP Erfolgen an. Der „Dottore“ gewann zudem noch zweimal in der Klasse bis 250 cm³, der Moto2-Vorgängerkategorie bis 2009. Die ersten beiden GP’s in Phillip Island konnte Lokalmatador Wayne Gardner auf Honda für sich entscheiden. Er ist der Vater des heutigen Moto2 Fahrers Remy, der seit 2019 auf Oonexox TKKR SAG Kalex unterwegs ist.

World Superbike WM seit 1990

Ab der ersten Saison 1988 gastierte die WSBK jährlich in Australien. In den ersten beiden Jahren war Oran Park Veranstaltungsort. Die ersten 2 Läufe gewann der spätere GP-Seriensieger und 5-fache 500 cm³ Weltmeister Mick Doohan. Seit 1990 gastierte die WSBK mit Ausnahme von 1993 jährlich in Phillip Island und seit 2009 ist es der Saisonauftakt. Mit je 6 Siegen liegen in der Siegerstatistik aktuell die beiden Australier Troy Corser und Troy Bayliss vorne. Allerdings kann Jonathan Rea mit bisher 5 Siegen in der Saison 2020 bereits in Führung gehen. Jeder gewissenhafte Statistiker dürfte sich die Haare raufen, sollte ihm dies ausgerechnet mithilfe des seit 2019 neu eingeführten Superpole Races gelingen.

Motul WorldSBK Superpole 2020 – der Chilene Maximilian Scheib (Kawasaki) vor Alex Lowes (GBR, Kawasaki) und Garrett Gerloff (USA, Yamaha).

Siegerstatistik WSBK & WSSP 600 Phillip Island

Seit dem Motul WorldSBK Auftakt 2020 teilen sich der frühere Lokalmatador Troy Corser und Rekordweltmeister Jonathan Rea mit je 5 Siegen die Führung in der Statistik. Der Nord-Ire gilt für die Australier dank seines Zweitwohnsitzes in Down Under und seiner von dort stammenden Frau als halber Landsmann. Die Statistik in der WSSP 600 wird immer noch vom 5-fachen Weltmeister Kenan Sofuoglu angeführt. Dem Schweizer Randy Krummenacher fehlt noch ein Sieg, um mit dem Türken gleichzuziehen.

Besucherzahlen im Vergleich

In Kursivschrift die Zahlen für Regenrennen und in Fettschrift ist der Besucherrekord, im Vergleich zu den anderen GP-Strecken von 2005 bis 2019. Sämtliche Zahlen sind jeweils über alle 3 Tage am GP-Wochenende kumuliert gerechnet. Von den etablierten Strecken ist der Sachsenring die Strecke mit dem höchsten Zuschauerschnitt im Vergleich. Bis 2009 war Phillip Island das Rennen mit den höchsten Besucherzahlen in der Asia- und Pazifikregion. Ab 2010 übernahm Sepang in Malaysia die Führung und gab sie seither nicht mehr ab. Las Termas de Rio Hondo in Argentinien lag beim Argentinien GP 2019 zum ersten Mal höher als Sepang.