Vor dem Start zum letzten Rennen des Wochenendes in Barcelona – rechts im Bild Jonathan Rea (Kawasaki) als Sieger des Superpole-Sprintrennens am Sonntagmorgen.

Zu viele Stürze prägten das katalanische Event

Mit dem ersten von drei Rennwochenenden in Folge war es diesmal besonders wichtig, nicht zu stürzen und sich gar noch dabei zu verletzen. Leider klappte dies bei vielen Fahrern nicht nach Wunsch, allen voran Lucas Mahias. Gleich zweimal war der schnelle Franzose am Sonntag nacheinander in einen Doppel-Crash involviert, bei welchem leider der andere beteiligte Fahrer nicht verletzungsfrei davonkam. Im Superpole Race am Morgen war dies Chaz Davies, welcher danach mit einer Beckenprellung zur weiteren Untersuchung ins Krankenhaus von Catalunya transportiert wurde. Am Nachmittag war Tom Sykes involviert, der mit einer Gehirnerschütterung ebenfalls ins Spital eingeliefert werden musste. Mit etwas Glück werden die beiden am nächsten Wochenende in Jerez de la Frontera wieder dabeisein, bevor es nur eine Woche später ins nahegelegene Portimão weitergeht.

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) vor Garrett Gerloff (Yamaha YZF R1) hatte überhaupt kein leichtes Wochenende beim Heimrennen seines nur wenige Kilometer von der Strecke entfernt stationierten Teams – trotzdem schaffte der Nord-Ire das Kunststück, seinen Rückstand auf Toprak Razgatlioglu in der Weltmeisterschaft zu verringern.

Honda im Aufwind – BMW strauchelte am Sonntag

Während die Blau-Weißen derzeit mehr mit ihrer prunkvollen Hospitality beeindrucken können, bleiben die Fahrer und deren Team auf der Strecke vieles schuldig. Bereits in Frankreich hatte HRC Honda gleich viele Punkte wie BMW geholt und in Barcelona waren die angeblichen Underdogs deutlich erfolgreicher als das Deutsch-Englische Team. Ohne seine vielen Stürze wäre Alvaro Bautista längst auf Augenhöhe mit Sykes und van der Mark. Aber immerhin überzeugte der auf nächste Saison zu Ducati zurückkehrende Spanier in seiner Heimat vollauf. Trotzdem er viele Punkte verpasst hatte, ist der Honda Pilot deutlich im Aufwind und auch sein Teamkollege Leon Haslam zeigte sich trotz enttäuschendem zweiten Rennen am Sonntag mit 16 Punkten von einer besseren Seite als auch schon. Michael van der Mark holte auf dem Circuito de Cataluña nur einen Zähler mehr als der dienstälteste Pilot im Feld aus England. Beim Kampf um die Markenwertung dürfte es bis zum Saisonende noch knapp zugehen. Nachfolgend die Herstellerwertung mit dem Beleg, wie stark sich Honda seit Nevers verbessern konnte.

Die WM-Situation nach 9 von 13 geplanten Runden

Einige Fahrerstimmen nach dem Sonntag

Alvaro Bautista (HRC Honda):Heute hatte ich ehrlich gesagt ein ganz anderes Gefühl als gestern. Mit viel mehr Grip habe ich gespürt, dass ich pushen kann und das Bike mir dabei geholfen hat. Im Superpole-Rennen hatte ich einen guten Start und konnte einige Positionen gutmachen. Als ich die rote Flagge sah, war ich frustriert, weil ich mich so stark fühlte. Nach dem zweiten Start habe ich einfach versucht, konzentriert zu bleiben und keine Fehler zu machen. Der dritte Platz war ein fantastisches Ergebnis und eine wohlverdiente Belohnung für die ununterbrochene Arbeit des Teams und der Ingenieure. In Rennen 2 haben die höheren Temperaturen dazu geführt, dass sich die Bedingungen verschlechterten und auch das Gefühl. Es gab weniger Grip und es war auch schwieriger, das Bike zu stoppen. Ich habe einfach versucht, die Strecke zu verstehen und mein Bestes zu geben. Gegen Ende hatte ich ein paar kleine Probleme mit den Bremsen, vielleicht wegen der Temperatur. Ich bin in Kurve eins etwas weit gelaufen und habe den Kontakt zur Podiumsgruppe verloren. Ich erholte mich, konnte aber nicht ganz nah genug an sie herankommen. Auf jeden Fall bin ich glücklich, denn es war ein solides Wochenende. Es scheint, dass wir in den letzten Rennen gemeinsam einige Details ausgearbeitet haben, um eine gute Grundabstimmung und mehr Konstanz in Bezug auf die Reduzierung des Abstands nach vorne zu finden. Ich hoffe, dass wir diesen Trend bis zum Saisonende fortsetzen können.“

Leon Haslam (HRC Honda):Das Superpole-Rennen war ein bisschen frustrierend. Wir hatten im ersten Lauf ein kleines Problem mit der Traktionskontrolle, konnten aber rechtzeitig zum Neustart des Rennens einige nützliche Änderungen vornehmen. Ich hatte einen starken Start, bin dann aber leider in Schwierigkeiten geraten, als Rinaldi von der Strecke abkam und die beiden Yamahas stürzten. Die Pace war nicht schlecht und ich beendete P7, aber es war frustrierend für die Zwischenfälle, in die ich verwickelt war. Und das galt dann auch wirklich für das lange Superbike-Rennen. Ich habe Lowes getroffen, als er früh im ersten Teil des Rennens stürzte, aber dann kam eine weitere rote Flagge. Als das Rennen neu gestartet wurde, kam ich nicht besonders gut weg und obwohl das Rennen gut lief, fühlte ich mich mit dem Vorderreifen von Anfang an nicht perfekt. Ich habe also nicht das Gefühl, dass wir unser Potenzial in den Rennen ausgeschöpft haben, nachdem wir in den Trainings ein gutes Gefühl hatten.“

Alvaro Bautista (Honda) vor Scott Redding (Ducati), den beiden Yamahas von Gerloff und Nozane, sowie Bassani (Ducati) und Teamkollege Leon Haslam – der Spanier zeigte ein sehr starkes Wochenende im ersten von zwei Heimrunden in Folge (© HRC Honda).

Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team):Im Superpole-Rennen hatte ich ein wirklich gutes Bike-Setup. Meine Jungs haben das Bike das ganze Wochenende über verändert. Es hat viel Spaß gemacht, mit Toprak zu kämpfen und der Rhythmus war in einem Rennen über fünf Runden sehr schnell. Es ging mehr darum, wer es wollte, als wer am cleversten mit dem Setup war. Insgesamt war es ein schwieriges Wochenende, weil wir unser Potenzial sowohl im ersten als auch im zweiten Rennen nicht ausgeschöpft haben. Im letzten Rennen heute hatte ich von Anfang an im Bremsbereich wirklich Mühe, das Motorrad zu stoppen. Am Freitag haben wir eine lange Rennsimulation mit dem Motorrad gemacht und es fühlte sich ok an, aber ich hatte immer noch einen Geschwindigkeitsverlust in Runde 14. Aber heute war meine Pace in der Mitte des Rennens schrecklich. Ich wurde einfach in alle Ecken gedrängt. Ich konnte mit dem Bike nicht flüssig fahren. Es war eine echte Überraschung und Enttäuschung, denn ich denke, wir hätten viel konkurrenzfähiger sein können.

Alex Lowes (Kawasaki Racing Team):Es ist eine Schande, aus dem letzten Rennen genommen zu werden. Wir haben das ganze Wochenende sehr hart an unseren gebrauchten Reifen gearbeitet, daher glaube ich, dass wir das Wochenende gut hätten beenden können. Das Superpole-Rennen war gut für uns, also war es schade, dass Bautista mich in der letzten Runde überholte und mir meinen Podiumsplatz wegschnappte. Wir haben den SC1 vorne ausprobiert und ich hatte mit diesem Reifen nicht so viel Selbstvertrauen in die Bremsen, daher war es schwer, ihn in der letzten Runde wieder zu überholen. Im zweiten Rennen hatte ich nicht den besten Start. Manchmal greift die Kupplung anders, als ich es erwartet habe und das hat mich dazu gebracht, ein wenig zurück im Rudel zu landen. Ich wurde danach von jemandem hinter mir angerempelt. Ich habe von meinem Bike einen heftigen Schlag ins Gesicht bekommen und habe mir auch meine rechte Hand und mein Handgelenk eingeklemmt, also gehen wir jetzt ins Krankenhaus nach Barcelona, ​​um es untersuchen zu lassen. Ein großes Dankeschön an alle katalanischen Fans. Es ist das Heimrennen des Teams und ich wollte an diesem Wochenende unbedingt für sie auf dem Podium stehen. Aufgrund von etwas Pech war es nicht das Wochenende, das wir wollten.“

Lucas Mahias (Kawasaki Puccetti Racing) – auch für den schnellen Franzosen lief es in Barcelona überhaupt nicht nach Wunsch. Mit nur 3 Punkten nach Jerez abreisen zu müssen war nicht, was er und sein Team sich erhofft hatten.

Scott Redding (Aruba.it Racing Ducati):Dieses Ergebnis macht mich glücklich, weil wir letztes Jahr auf dieser Strecke so viele Schwierigkeiten hatten. Leider habe ich beim zweiten Start des Superpole-Rennens viele Positionen verloren, um einen Sturz zu vermeiden und das hat das Rennen 2 irgendwie sehr kompliziert gemacht. Wie auch immer, ich bin konzentriert geblieben und habe versucht, mein Tempo zu halten, obwohl ich beim Versuch, Bautista zu überholen, den Kontakt zur Spitzengruppe verloren habe. Es war insgesamt ein gutes Wochenende und wir werden versuchen, es in Jerez zu wiederholen.“

Michael Ruben Rinaldi (Aruba.it Racing Ducati): Ich bin mit diesem Ergebnis wirklich zufrieden, weil wir aus einer schwierigen Phase kommen. Ich habe gestern gesagt, dass ich bei trockenen Bedingungen fahren möchte, weil ich das Gefühl hatte, dass ich eine tolle Rennpace habe und ich freue mich sehr, dieses Gefühl auf der Strecke bestätigt zu haben. Ich möchte mich bei dem Team bedanken, das auch in den schwierigsten Zeiten immer hart gearbeitet hat. Umso glücklicher bin ich heute, nachdem Pecco Bagnaia in Misano in der MotoGP ebenfalls gewonnen hat.“

Ducati Ass Scott Redding mit der Nummer 45 hinter Locatelli (Yamaha), Bautista (Ducati) und Gerloff (Yamaha) hatte wie Johnny Rea alles andere als ein leichtes Wochenende – aber wie der Nord-Ire machte auch der Engländer am Ende das Beste daraus.

Der kombinierte Kalender von MotoGP und WorldSBK

Nach der dritten terminlichen Kollision zwischen den beiden Weltmeisterschaften mit Barcelona und Misano folgt beim Event in Portugal der WorldSBK bereits die vierte Überschneidung. Dies haben Fans, Teams, Fahrer und Sponsoren der FIM und der Dorna zu verdanken. Mit einer völlig unrealistischen Planung wurde die Saison zu einem wahren Flickwerk und zum Glück hat die USA gegenüber Portugal wenigstens eine deutliche Zeitverschiebung. Trotzdem kannibalisiert die Prototypen Weltmeisterschaft damit die seriennahe WM, die schon an der Pandemie genug zu leiden hat, womit die Teams viele Sponsorengelder verloren haben. Vor diesem Hintergrund sind Rennen in Argentinien und Indonesien der WorldSBK blanker Wahnsinn, aber den Funktionären scheint dies völlig egal zu sein. Gleichzeitig findet hingegen ausgerechnet die finanzkräftige MotoGP mit wenigen Ausnahmen fast nur in Europa statt.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).