Start zum ersten Rennen der WorldSBK in Phillip Island (Australien) – von uns vor Ort am 29. Februar 2020 festgehalten mit von rechts Tom Sykes (BMW), Scott Redding (Ducati), Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha), Jonathan Rea (Kawasaki), Loris Baz (Ten Kate Yamaha), Leon Haslam (HRC Honda) und Alex Lowes (Kawasaki). Nur wenige Wochen bevor der Lockdown in Europa begann, ein unvergessliches Erlebnis mit Spannung vom ersten bis zum letzten Moment.

1. Vorboten aus Australien erhalten – kein Februar-Event

Es wird im Februar definitiv kein WorldSBK Event in Phillip Island (Australien) geben. Diese Information erhielten wir nun direkt vom Veranstalter, nachdem wir im Februar dieses Jahres als Presse-Vertreter in der Superbike-Woche vor Ort gewesen waren. Wie schon lange erwartet, kam nun die Bestätigung auch schriftlich, dass nächstes Jahr der im Frühling geplante Termin für den WSBK-Saisonauftakt in Australien nicht haltbar ist.

Mit der Bass-Straße im Hintergrund der Blick von einer der schönst gelegenen Rennstrecken der Welt, war der Auftakt der Motul WorldSBK 2020 damals von der Corona-Pandemie noch in keiner Weise betroffen. Erst beim Rückflug via Singapur wurde es auch für uns als europäische Besucher langsam kribbelig. Der Flug zum Losail-Wochenende der WSBK und sämtliche Hotelaufenthalte, sowie an sämtliche Rennen des Jahres waren bereits gebucht, als kurz vor Runde 2 die ersten Absagen kamen. In Katar wären wir bei Ankunft aufgrund unserer Zwischenstation sowieso sofort in Quarantäne gesteckt worden, da Singapur auf der roten Liste stand.

Erstellen FIM und Dorna einen Schönwetter-Kalender?

Wie wir bereits unmittelbar nach dessen Veröffentlichung (siehe dazu unser Artikel „Schönwetter-Programm“) klargestellt hatten, wurde für die MotoGP ein reichlich unrealistischer Kalender für 2021 aufgestellt. Dies gilt nicht nur für die Frühlings-Termine in Losail (Katar), Argentinien und Texas, sondern auch für zumindest einen der 3 genannten Ersatzorte. Damit meinen wir die Mandalika Strecke in Lombok (Indonesien), der Nachbarinsel von Bali. Dieses Projekt existiert derzeit nur auf dem Papier und als Computer-Animation, taugt also daher vorläufig höchstens für eSport. Daher fragen sich viele, ob die FIM zusammen mit der Dorna nun einen sogenannten Schönwetter-Kalender zusammenstellen.

Plan des KymiRing in Finnland, eine Dreiviertelstunde östlich des Wintersport-Orts Lahti, ist einer der heißesten Kandidaten, um im zumindest provisorischen WorldSBK Kalender Aufnahme zu finden (© KymiRing).

Corona-Pandemie diktiert das Geschehen

Auch die größten Optimisten können nicht in Abrede stellen, dass die Corona-Pandemie derzeit das Geschehen diktiert. Dies wird insbesondere den MotoGP Kalender für 2021 treffen. Dass die WorldSBK kaum zu viele Übersee-Rennen planen wird, liegt jedoch auf der Hand. Wenn derzeit selbst Teams wie Ten Kate noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit bestätigen können, nächste Saison überhaupt in der WSBK weiter dabei zu sein, läuten bei jedem Verantwortlichen dabei die Alarmglocken. Wer bedenkt, wie teuer Fernreisen mit Mann und Material für die Teams sind, kann sich kaum vorstellen, dass die knappen Team-Budgets für 2021 damit überstrapaziert werden.

Der Red Bull Ring in Spielberg (Österreich) – die wunderschön gelegene Strecke in der Steiermark dürfte als zusätzlicher Kurs laut Gregorio Lavilla nicht in Betracht kommen. Es sollen laut dem bei der Dorna für die Planung verantwortlichen ehemaligen WSBK Piloten einige neue Kurse im neuen Kalender stehen, auf welchen in der Superbike WM bisher noch nie gefahren wurde. Spielberg stand jedoch 1988 bis 1994 als A1-Ring und von 1997 als Österreichring bereits im FIM SBK Kalender.

Die bereits feststehenden Fakten zum WSBK Kalender 2021

Im Gegensatz zum MotoGP Kalender wird sich die Dorna hüten, im Frühling mit einem Überseerennen zu starten. Australien ist bereits für diese Zeit offiziell aus dem Rennen und wir wurden direkt von dort orientiert, dass man auf eine spätere Durchführung optimistisch sei. Dies dürfte demnach für nächstes Jahr frühestens im Herbst der Fall sein. Denkbar und sinnvoll wäre in diesem Fall, dies mit dem alljährlichen Abstecher in Losail (Katar) zu verbinden. An die Mandalika Strecke in Lombok oder BuriRam als zusätzliche Überseerennen ist dabei kaum zu denken. Sicher ist auch, dass 11 bis 13 Runden geplant sind und die WSSP 600 jeweils zwei Rennen erhält, wie dies bereits in der verkürzten Corona-Saison 2020 gehandhabt wurde.

Losail am 26. Oktober 2019 – Start zum SuperPole-Race der WorldSBK in Katar mit von links Jonathan Rea (Kawasaki), Alex Lowes (Pata Yamaha) und Sandro Cortese (GRT Yamaha). Man beachte die Hinterräder der Bikes um zu erraten, wer als erster in Kurve 1 eingebogen ist. Nach dem Supersport 600 Rennen beobachteten wir wenig später auch die Feier des neuen Weltmeisters aus der Schweiz, zu den ersten Gratulanten gehörte dabei Rekord-Weltmeister Rea. Nach einem missratenen 1. Rennen in Australien tauchte der amtierende WSSP 600 Titelträger dieses Jahr jedoch unter und ward nie mehr im Paddock gesehen.

Drei völlig neue Strecken für die WorldSBK geplant
Wie der Dorna-Verantwortliche Gregorio Lavilla kürzlich bekannt gab, sind drei völlig neue Strecken für den Motul WorldSBK Kalender 2021 vorgesehen. Auf der Hand liegt dabei natürlich nur schon aufgrund der noch nicht ausgestandenen Corona-Pandemie, dass diese in Europa liegen werden. Von den aktuellen MotoGP Strecken kämen damit nur KymiRing in Finnland und der Sachsenring infrage. Doch der deutsche Kurs ist aufgrund der dortigen behördlichen Veranstaltungsbeschränkung eher unwahrscheinlich. Insofern darf man gespannt sein, wann die Dorna den Schleier lüften wird, geplant ist dies in näherer Zukunft. Señor Lavilla hielt sich jedoch bezüglich einer genaueren Zeitangabe noch bedeckt.

Sachsenring Ankerberg, aufgenommen bei unserem Besuch im Jahr 2017 am MotoGP Wochenende. Leider dürfte diese wunderbare Strecke für die WorldSBK vorläufig kaum infrage kommen, da Oschersleben bereits als deutsches Rennen für 2020 im Kalender stand und nächstes Jahr fix zum Zug kommt.

Die ehemaligen WSBK Austragungsorte früherer Jahre

Nachfolgende Liste enthält nur die Strecken, auf welchen in letzter Zeit keine Events mehr stattfanden. Estoril kam 2020 als Ersatzort ins Spiel und steht damit auf der Übersicht mit den aktuellen Kursen. Da der Chang-Circuit in BuriRam (Thailand), genannt „Destination of Speed“ in näherer Zukunft nicht mehr infrage kommt, haben wir auch diese Strecke mit aufgeführt. Man sieht hier gut, dass zahlreiche aktuelle MotoGP Strecken hier mit auf der Liste stehen. Diese scheiden bei den von der Dorna genannten 3 komplett neuen Kursen somit aus. Wir werden in näherer Zukunft ausführlicher über frühere WSBK Rennen und Jahre berichten. Die Winterpause wird bei uns für die weitere Durchforstung unseres riesigen Archivs mit historischen Daten und Aufnahmen gut genutzt werden. Wer ab und zu in unseren History-Bereich schaut wird staunen, wie umfangreich wir bereits die Karrieren einiger früheren Fahrer beleuchteten. Dies soll erst der Anfang sein.

Die aktuellsten WSBK Austragungsorte

Nachdem in der Corona-Saison 2020 zahlreiche Events gestrichen werden mussten, kamen nur wenige Strecken zu weiteren Rennen. Ob es in Brünn nach dem kurzen Gastspiel 2018 nochmals weitergeht, ist derzeit noch offen. Selbst für die MotoGP wurde der schön gelegene Masaryk-Ring nach der zweitgrößten Stadt Tschechiens für 2021 noch nicht bestätigt. Die FIM und Dorna bestehen auf Bank-Garantien und eine Sanierung, zumindest mit Neu-Asphaltierung der Strecke.

Estroril, Brünn und Oschersleben haben wir auf dieser Liste, weil sie erst kürzlich oder im Fall des deutschen Kurses spätestens nächste Saison wieder fix im Kalender stehen. Beim Motopark Oschersleben war dies für 2020 bereits der Fall, doch dann kam Corona und ohne Zuschauer wäre die Veranstaltung finanziell nicht tragbar gewesen. Dies galt insbesondere auch für Assen, Donington, Imola und Misano. Die beiden letztgenannten Kurse waren seit 2019 bezüglich der Ticketpreise mit Abstand am teuersten.

Die Preisverdoppelung in Imola von 2018 auf 2019 und seine Folgen. Gratis-Zuschauer nahe der Curva Tosa am Sonntagmorgen kurz vor dem Superpole-Race von 2019. Man sieht an den Bikes, dass einige dieser Herren nicht zu den ärmsten Zeitgenossen gehören dürften.

Die teuersten WSBK Austragungsorte

Nachfolgend der Vergleich für ein WorldSBK Wochenendbesuch inklusive Parking für 3 Tage, Paddock Show und Tribünenplatz. In der Motul WorldSBK gab es 2019 haarsträubende Unterschiede und die Fans hoffen, dass das Beispiel der horrenden Preise in Italien nicht nördlich der Alpen auch irgendwann noch Schule macht. Interessanterweise haben wir ausgerechnet Imola und Misano zusammen mit Portimão, unabhängig deren Preisgestaltung im Vergleich zu den anderen Strecken-Besuchen, eher negativ in Erinnerung. Portimão besuchten wir im Vorjahr gar zweimal, der erste Abstecher war beim offiziellen Training Ende Januar 2019.

Die negativen Erfahrungen in Portugal und Italien
Beim Autodromo do Algarve war die Verpflegungs-Situation sehr unbefriedigend und es hatten kaum Stände rund um die Strecke offen. Dazu leisteten sich die Veranstalter den Lapsus, dass sämtliche Besucher ihre vorbestellten Tickets an einem einzigen Doppel-Schalter abholen mussten. Die Menschenschlange war damals beinahe endlos. Home-Printing gab es bei den Portugiesen leider nicht, wie wir auf Anfrage in Erfahrung brachten. Imola ist schlicht dringendst renovationsbedürftig, was diverse Besucher-relevanten Aspekte betrifft. Beispielsweise die Unterführung vom Paddock zu den Haupttribünen und der Weg zur Aque Minerali sind mittlerweile eine Zumutung angesichts der horrenden Ticketpreise. Ähnliches gilt auch für Misano, wo gegenüber MotoGP Rennen einige Bereiche wie auch in Assen sogar gesperrt bleiben.

Innerhalb der Haupttribüne von Portimão 2019 – nur einer von über 10 Verpflegungsständen war trotz hoher Besucherzahl geöffnet. Dadurch bildeten sich in den Pausen endlose Menschenschlangen. Noch schlimmer war es jedoch für die Abholung bereits vorbestellter und sogar bezahlter Tickets. Die Wartezeiten zur Abholung betrugen laut Aussagen einiger von uns befragten Besucher teils mehr als eine Stunde.

WSBK Zuschauerzahlen der letzten Jahre

Einige WSBK Besucherzahlen im Vergleich, von Phillip Island (Australien) bis Jerez für die Jahre 2015 bis 2019. Mit Ausnahme der Strecke in Andalusien gingen die Zahlen mehrheitlich zurück. Im Fall von Assen 2019 lag dies jedoch vor allem am Wetter und am Samstag musste gar das erste Rennen infolge Schneefall auf den Folgetag verschoben werden. Dadurch wurde tags darauf das Superpole Race gestrichen. BuriRam hatte einen „Kannibalisierungs-Effekt“ durch die MotoGP erlitten, weshalb es für 2020 aus dem Kalender flog. Die Zahlen von Imola halten wir für unrealistisch, um klar zu sagen völlig unwahr. Die Tribünen waren 2019 nicht mal zur Hälfte so gut gefüllt wie im Jahr davor. Dazu war es am Sonntag wie im Voraus prognostiziert, auch noch völlig verregnet und das 2. Rennen wurde aus diesem Grund daher gestrichen.