Start zum Grand Prix von Valencia der MotoGP mit der Vorentscheidung um den Weltmeistertitel in der Königsklasse. Links im Bild Polesetter Pol Espargaró (KTM) und in Pistenmitte Alex Rins (Suzuki), der ab der zweiten Runde in Führung ging (© MotoGP).

Vor- und Nachteile der Ereignisse in der 12. WM-Runde

Zu den wichtigsten Vorteilen gehören aus sportlicher Sicht zwei besondere Aspekte, weshalb der Ausgang des GP von Valencia viele Vorzüge hat. Einer davon ist der Umstand, dass durch die Yamaha-Schlappe deren Regel-Verstoß völlig nebensächlich wurde. Mit der Verwendung von Ventilen zweier unterschiedlicher Hersteller gab es noch kurz vor dem Rennen sinnlose Polemik, welche durch die Resultate von Valencia 1 glücklicherweise völlig zur Nebensächlichkeit verkam. Der zweite betrifft die Tatsache, dass Joan Mir nun selbst die größten Skeptiker nie vorwerfen können, er sei sieglos und daher unberechtigt Weltmeister geworden. Damit kommen wir sogleich zum vielleicht wichtigsten Nachteil der Ereignisse in der 12. WM-Runde: Der WM-Spannungsballon ist im 1. Rennen von Valencia bereits geplatzt.

Die WM-Vorentscheidung fiel bereits in der ersten Runde des Rennens von Valencia. Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT) stürzte, da er aufgrund des Ausrutschers von Aleix Espargaro (Aprilia, rechts im Bild) kurz die Bremse berührte und dadurch selbst abflog. Ganz ähnlich kam in Barcelona diese Saison Johann Zarco mit seiner Ducati zu Sturz (© MotoGP).

Das KTM-Großmaul ist aus dem Rennen um die Weltmeisterschaft

Zu Saisonmitte hatte sich MotoGP Bad-Boy Pol Espargaró noch lauthals als Mitfavoriten auf den Titel geoutet. Doch selbst der haushohe Vorteil von KTM durch die viel umfangreicheren und intensiveren Test infolge der im Vergleich zu fast allen anderen Staaten wesentlich früheren Aufhebung des ersten Lockdowns in der Alpenrepublik nützten dem KTM-Großmaul nichts. Durch selbst verschuldete Stürze in Brünn, beim GP von Österreich und in Barcelona brachte sich der Katalane um die wohl einmalige Chance, in der Corona-Saison um den WM-Titel mitzukämpfen. Wohl niemand auf diesem Planeten dürfte darauf wetten, dass Pol ab nächstem Jahr als Teamkollege von Marc Marquez diesen zu schlagen vermag.

Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT) – trotz Sturz noch zu 2 WM-Punkten gefahren und nach wie vor WM-Zweiter. Im Gegensatz zum „Spargel-Tarzan“ Pol (Espargaro bedeutet katalanisch Spargel) hat der junge Franzose immer noch Chancen auf dem Weltmeister-Titel, wenn auch eher theoretisch (© MotoGP).

Die WM-Entscheidung – Suzuki darf den Schampus kühlen

Rechenbeispiele zu diesem Thema erübrigen sich grundsätzlich. Es sei denn, jemand bezweifelt ernsthaft, dass Joan Mir es aus eigener Kraft im 2. Rennen von Valencia aufs Podest schafft. Und sollte der Sieger des ersten Laufs auf dem Circuito Ricardo Tormo dies wie erwartet schaffen, sind die restlichen Platzierungen anderer Fahrer egal. Suzuki darf demnach getrost den Schampus kühlen und die Weltmeister T-Shirts würden bei Rennen mit Zuschauern bestimmt schon in ausreichender Menge für diesen Fall bereitliegen. Doch Davide Brivio und Joan Mir winken sehr professionell ab und weisen darauf hin, es könne noch viel passieren und der Titel sein noch ein gutes Stück weiterer Arbeit. Immerhin wird es ein lupenreiner und von vielen gegönnter Titel, sollte nicht noch ein Extremfall eintreten und der Spanier die letzten notwendigen 13 oder 14 Punkte verfehlen. In der Corona-Saison weiss man ja nie.

Alex Rins (Suzuki Ecstar) – die Art, wie er seine Führung an Teamkollege Joan Mir „verlor“ sorgte bei diversen Kommentatoren und Beobachtern im Nachhinein für Diskussionen. Laut eigener Aussage hatte sich der Suzuki Star angeblich verschaltet, doch für Laien und Fachleute sah es eher danach aus, als hätte er den WM-Leader schlicht und einfach freiwillig passieren lassen und ihm schön weit Platz dabei gelassen (© MotoGP).

Honda – erst tot geredet, dann der Höhenflug und nun wieder der Absturz

Die Stürze von Cal Crutchlow und Alex Marquez zeigten auf, dass die beiden HRC Honda Piloten offenbar immer noch mit etwas übertriebenem Selbstvertrauen unterwegs waren. Dies stammt noch aus dem 1. Rennen, respektive beim Engländer Qualifying von Aragon. Doch mittlerweile sind sie wohl wieder auf dem schmerzhaften Boden der Tatsachen und ihrer aktuellen Möglichkeiten gelandet. Wenn der Ersatzfahrer für Marc Marquez dann noch Stefan Bradl heisst, wird es für Honda definitiv schwierig. Trotz zahlreicher Stürze vor ihm liegender Fahrer kam der auf P13 relativ weit vorn gestartete Bayer nicht über Platz 12 hinaus. Erst wurde Honda tot geredet, dann kam in Le Mans der Höhenflug und nun der Absturz. Zum Glück gibt es für die Japaner aber eine Konstante namens Nakagami. Der gute Takaaki wäre bestimmt lieber auf dem Podium gestanden, doch Platz 4 ist aller Ehren wert.

Cal Crutchlow (LCR Honda) in seinem drittletzten Rennen für Honda – der Engländer flog ins Kiesbett ab und hat bisher lediglich zwei Top Ten Resultate in dieser Saison vorzuweisen. Ihm droht ein schmählicher Abgang durch die Hintertür, wenn nicht noch ein kleines Wunder passiert (© MotoGP).

KTM und Ducati – die Freude hielt sich in Grenzen

Sowohl KTM wie auch Ducati hatten drei Fahrer in den ersten 10. Doch nach der Poleposition von Pol Espargaró war Platz 3 nicht das erhoffte Resultat. Der Spanier gab nach dem Rennen auch zu, dass er gegen die Suzukis keine Chance hatte. Mit seinem nächsten Sturz nach Aragon sorgte Francesco Bagnaia für weitere Sorgenfalten bei der Ducati Führung. Als man sich für „Pecco“ als Doviziosos Nachfolger im Werksteam entschied, hatte man sich definitiv mehr vom jungen Italiener erwartet. Auf der anderen Seite entwickelt sich Johann Zarco immer mehr zur sicheren Bank, auch wenn er diesmal nicht bester Ducati Pilot war. Sollte er Dovi aufgrund dessen nur noch halbwegs intakter WM-Chancen absichtlich vorbeigelassen haben, gebührt ihm zusammen mit Alex Rins der Preis für den loyalsten Fahrer der Saison 2020.

Danilo Petrucci (Ducati) – laut seiner Aussage war der Italiener mit seinem Rennen soweit zufrieden, obwohl er nur auf Rang 10 die Ziellinie gekreuzt hatte. Als Sieger des GP von Mugello 2019 und einem der wenigen, die in der damaligen Saison Weltmeister Marc Marquez zu schlagen vermochten, eine sehr erstaunliche Aussage (© MotoGP).

Schönes und weniger schönes vom GP von Valencia 1

Nebst der Aussage von Danilo Petrucci nach Platz 10 verwunderte auch Maverick Viñales nach Platz 13 mit seinen Bemerkungen. Vor allem, wenn ein Titelaspirant wie er in seiner Enttäuschung sich zur Aussage hinreissen lässt „das Gute ist, die anderen Yamahas waren auch nicht gut“. Der Autor dieses Artikels hat in seiner Karriere schon Mitarbeiter für weniger dämliche Sprüche auf die Straße gesetzt. Eigentlich ist das Schöne daran, dass ein solcher Dummschwätzer seine Chance auf den Titel auch in diesem Jahr wieder verpasst hat. Irgendwann wird bestimmt auch die Teamleitung von Yamaha endgültig begreifen, dass Maverick auf einzelnen Strecken bei für ihn idealen Bedingungen zwar top ist, aber ihm schlicht die Konstanz für einen MotoGP Weltmeister fehlt. Dass Yamaha im 1. Rennen von Valencia eine Totalpleite erlebte, werden sie jedoch bestimmt überstehen.

Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) – der Flug mit dem Privatjet nach Valencia lohnte sich nach 1. negativem Corona Test am Donnerstag für den „Dottore“ leider nicht. Im Rennen ging dem Altmeister nach wenigen Runden der Motor seiner Yamaha R1 aus (© MotoGP).

Petronas Yamaha SRT und die Pauschalbestrafung

Im Zusammenhang mit der Bestrafung von Yamaha wurde viel geschrieben und sehr wenig, zumindest sinnvolles, dazu gesagt. Das meiste, was dazu geschrieben wurde, wäre es nicht einmal wert, auf WC-Papier gedruckt zu werden. Dies gilt insbesondere die Anfeindungen von Red Bull Media über deren als neutrales Portal getarnte Seite Speedweek. Die gegnerischen Teams waren mit den Sanktionen durch die FIM einverstanden, dies ist ein unbestrittener Fakt. Daher erübrigen sich weitere Diskussionen zu diesem Thema oder gar Anschuldigungen an die Adresse von Yamaha.

Franco Morbidelli (Monster Energy Yamaha) – der Sieger des 2. Aragon Rennens ging im ersten Lauf von Valencia komplett unter und wurde nur auf Platz 11 abgewunken. Seine Schwankungen geben genauso zu denken wie diejenigen seines Teamkollegen Quartararo (© MotoGP).

Wo liegt die Schuld des Petronas Sepang Racing Teams?

Auf diese Frage eines unserer Leser möchten wir gerne eingehen, ohne damit jedoch die Suppe nochmals unnötig aufzuwärmen. Die Antwort auf diese Frage ist zumindest einfach. Es gibt schlicht keine Schuld seitens Razlan Razali und seiner Mitarbeiter. Der Teamchef des Sepang Racing Teams mit Sponsor Petronas, dem Malaysischen Ölmulti, hat auf die Konfiguration des Bikes keinen Einfluss. Insofern dürfte das Team formal-juristisch gesehen damit auch nicht bestraft werden, wenn der Lieferant des von ihnen verwendeten Bikes einen Regelverstoß beging. Wie bei der FIM üblich, haben diese Herren jedoch eine eigene Sicht der Dinge. Sie scheren sich seit ihrem Bestehen nicht um Gerechtigkeit oder juristische Korrektheit, sondern stehen quasi über allem. Zum Glück ist jedenfalls der Punktverlust von Petronas Yamaha SRT verkraftbar und die Entwicklung der WM-Situation erübrigt weiteres Kopfzerbrechen zur Causa „Yamaha-Ventile“.

Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT) – der Italiener ist mit seinem Vorjahres-Modell der sogenannten „A-Spec“ aussen vor, was die Ventil-Diskussion bei Yamaha betrifft. An einem der schwärzesten Tage in der Renngeschichte des japanischen Herstellers verpasste „Morbido“ als bester Yamaha Pilot mit Platz 11 die Top Ten (© MotoGP).

Unsportliche Reaktionen nach Bekanntgabe der Sanktionen
Einige Schreiberlinge waren nicht davon abzuhalten, Yamaha nach Bekanntgabe der Sanktionen einen Betrugsversuch zu unterstellen und die FIM für die gewählte Form der Bestrafung zu kritisieren. Insbesondere bei Red Bull Media sind deren Heckenschützen für ihre parteiischen Artikel bereits berüchtigt. Ihre Interessen sind leicht durchschaubar. Immer wenn sich die Gelegenheit bietet, vom Red Bull Konkurrenten Monster Energy gesponserte Teams zu diskreditieren oder mit Dreck zu bewerfen, sind sie zur Stelle. Perfiderweise verstecken sie sich bei ihren hinterhältigen Attacken hinter der als neutrales Sport-News Portal getarnten Seite Speedweek, statt mit dem Namen Red Bull Media offen dahinterzustehen. Der Stachel sitzt offenbar tief, nachdem KTM die Chance verpasst hatte, ihren Testvorteil aus dem Corona-Jahr in einen WM-Titel umzumünzen. Umso mehr wird daher über andere Teams gestänkert.

Johann Zarco vor Jack Miller (beide Ducati) – die beiden aktuell sichersten Werte für den italienischen Hersteller. Mehr als einmal retteten der Franzose oder der Australier die italienische Marke in letzter Zeit vor einem Desaster (© MotoGP).

Ergebnis Grand Prix Valencia 1

WM-Zwischenstand Moto2 nach 13 von 15 Runden

In der Spalte ganz rechts die Veränderung gegenüber der Vorrunde.

WM-Zwischenstand Teamwertung

Durch die „Venti-Causa Yamaha“ wurden Petronas Yamaha SRT und dem Monster Energy Yamaha Werksteam die Punkte von Jerez 1 gestrichen, was in oranger Farbe hinterlegt ist. Nur das Team von Rossi und Viñales fiel dadurch auf Platz 5 hinter das KTM Werksteam zurück, während das malaysische Kundenteam Rang 2 trotzdem verteidigen konnte.

WM-Zwischenstand Herstellerwertung

Für Yamaha ging es durch die Streichung der Siege von Jerez 1 und 2 von Platz 1 auf Position 3, wodurch nun Suzuki die Tabelle anführt. Die katastrophalen Ergebnisse der 4 Piloten im 1. Rennen von Valencia taten ein übriges dazu. Fahrer- und Herstellerwertung sind für Yamaha dadurch bereits so gut wie gelaufen.

Der Circuito Ricardo Tormo

Zeitplan und TV-Angebot 2. Grand Prix von Valencia

Leider fährt wie seit Übernahme der TV Übertragungs-Rechte für Deutschland, die Schweiz und Österreich Servus TV zum Ärger der MotoGP Fans auch in der Corona-Saison weiterhin ein Sparprogramm. Traurigerweise verzichtet zu Red Bull Media gehörenden Sender auf rund zwei Drittel der Action und steigt erst am Samstagmittag mit der TV-Live-Übertragung ein. Wir empfehlen daher die MotoGP App oder ein DAZN Streaming Abo, um den Österreichern nicht noch per Internet für diesen (Red) Bull-Shit per Zuschaltung zu danken. Zudem sind deren häufige Werbe-Unterbrechungen ein zusätzliches Ärgernis.

MotoGP Kalender 2020 – noch 2 Rennen ausstehend