Alex Rins in der Suzuki Box – der Spanier war als einer der hoffnungsvollsten Anwärter auf den Weltmeistertitel in die Saison gegangen, doch am Ende lief bei ihm vieles nur noch auf Schadenbegrenzung hinaus (© MotoGP).

MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Startnummer 42

Wer in Wikipedia über den „Inspector Gadget“ der MotoGP nachschaut, findet (wie leider fast bei jedem Fahrer) unterschiedliche Angaben zu ihm. Unsere Leser können versichert sein, dass wir im Gegensatz zu heute ganz üblichen Schnellschüssen alles möglichst doppelt und dreifach prüfen. Daher kam es sogar schon zu Meldungen an die offizielle MotoGP Seite, wenn wir selbst dort einen der seltenen Fehler entdeckten. Doch zurück zu Alex Rins, dessen Saison bereits enorm Schaden nahm, bevor zum ersten Mal die Start-Ampeln ausgingen. Schon bevor klar wurde, dass Marc Marquez seinen Titel aus dem Vorjahr nicht verteidigen kann, zählte der junge Mann aus Barcelona zu den Mitfavoriten für 2020.

Alex Rins im FP1 auf seiner Suzuki – mit der siebtbesten Zeit auf Kurs, um auch im Qualifying und danach im ersten Rennen der Saison durchzustarten. Doch es kam alles anders, als erhofft (© MotoGP).

Der fatale Crash von Alex im ersten Qualifying des Jahres

Nachdem es ihm im ersten freien Training mit P7 noch gut gelaufen war, hatte Rins am Nachmittag deutlich mehr Mühe und schaffte nur die 14. beste Zeit. Nicht viel besser ging es ihm am Samstagmorgen im FP3, obwohl er anfänglich zweimal zu Beginn die Bestzeit gehalten hatte. Am Ende verpasste der Katalane mit Platz 12 jedoch den direkten Einzug ins zweite Qualifying. Daher musste er bereits im Q1 viel riskieren, schaffte aber mit der Bestzeit den Einzug ins Q2 relativ locker. Dort hatte er in seiner zweiten Runde kurz die Bestzeit inne, doch kurz danach wurde seine Zeit von diversen Fahrern wie erwartet deutlich unterboten. Mit seiner 6. Quali-Runde war er am Ende neunter geworden, doch davon hatte Alex nichts mehr. Aufgrund einer Schulterverletzung beim Crash nach dem Versuch einer weiteren Steigerung musste er zusammen mit Cal Crutchlow gar auf das erste Rennen verzichten. Der Engländer war erst tags darauf im Warm-Up abgeflogen und hatte sich am Handgelenk verletzt.

Alex Rins (Suzuki) im Kiesbett – der Spanier stürzte am ersten Wochenende von Jerez einmal zu viel und beim hier festgehaltenen Abflug ins Kiesbett im 2. Qualifying in Kurve 11 verletzte er sich dabei an der Schulter (© MotoGP).

Schwierige erste Saisonhälfte des Suzuki Piloten

In der ersten Saisonhälfte hatte er mit seiner lädierten Schulter laut eigener Aussage immer wieder seine Probleme. Durch den verzicht auf eine Operation war klar, dass bei der verkürzten Corona-Saison die natürliche Heilung ein sehr schwieriges Thema werden musste. Doch andernfalls hätte Alex Rins wohl fast die Hälfte der 4 Monate, in welchen der komprimierte Kalender stattfand, verpasst. So gesehen war Platz 10 im zweiten Rennen von Jerez mehr als akzeptabel. In Brünn strauchelten die Mehrzahl der Teams und Fahrer mit Ausnahme von KTM aufgrund derer vorherigen Tests. Doch Rins fuhr sensationell auf Platz 4, wonach ein Ausfall im Skandal-Rennen zum GP von Österreich kam. Alex war nach dem Restart gecrasht, blieb zum Glück aber dabei unverletzt.

Alex Rins mit seiner Suzuki im Kiesbett – ohne seine zu häufigen Abflüge wäre der Spanier definitiv in der Lage gewesen, in der verrückten Saison 2020 um den Titel mitzukämpfen (© MotoGP).

Zu viele Stürze auch nach verpasstem Saisonauftakt
Weil viele Gegner auf teils fast ungeheure Weise strauchelten, verlor Alex Rins trotz allem Missgeschick nicht völlig den Anschluss in der Zwischenrangliste. Mit den Rängen 6 und 5 im GP der Steiermark und am ersten Misano Wochenende lag er nur auf dem zwölften WM-Rang. Aber auf Suzuki-Teamkollege Joan Mir, der bereits zwei Rennstürze auf dem Konto hatte und auf Position 4 lag, fehlten nur 20 Punkte. Das zweite Rennen von Misano ging mit Platz 12 für Rins dann jedoch völlig in die Hose. Und nach dem ersten Podium in Barcelona folgte ein Crash in Le Mans. In einer normalen Saison wäre nun endgültig Schluss mit sämtlichen Ambitionen auf vordere Positionen gewesen, doch das Corona-Jahr war alles andere.

Alex Rins (Suzuki ECSTAR) – die Saison des jungen Mannes aus Barcelona barg viel Licht und Schatten, doch er hatte noch einige Pfeile im Köcher, bevor das Jahr zu Ende sein sollte (© MotoGP).

Der eindrucksvolle Schlussspurt von Alex Rins

Nach Le Mans auf WM-Rang 12 liegend, schien die Situation für den Katalanen in der Meisterschaft von 2020 gelaufen. Keiner hätte zu diesem Zeitpunkt mehr einen Pfifferling auf eine Topplatzierung von Alex Rins gewettet. Doch dann kam das Doppelrennen von Aragon und sein erster Sieg, mit dem er sich auf einen Schlag um 5 Positionen auf Platz 7 in der Zwischenrangliste katapultierte. Mit P2 hinter Franco Morbidelli ein Wochenende danach ging es noch eine Position nach vorne.

Strahlemann Alex Rins – sein erster Saisonsieg für Suzuki war längst überfällig, nachdem Teamkollege Mir davor dreimal Zweiter geworden war (© MotoGP).

Der Gentleman machte Platz und verschenkt seinen 2. Saisonsieg
Das erste Rennen hätte Alex locker gewonnen. Doch er machte lieber seinem Teamkollegen Joan Mir möglichst unauffällig Platz, damit dieser den ersten MotoGP Triumph seiner Karriere holte. Seit 1982 war dies der erste Doppelsieg für Suzuki und Mir stand die Türe zum ersten WM-Titel für die japanische Marke damit weit offen. Rins verbesserte sich nebenbei dank Platz 2 um drei Positionen auf den dritten Zwischenrang. Diesen vermochte der Spanier bis zum Saisonfinale in Portugal zu verteidigen. Ohne einen sehr starken Franco Morbidelli auf der Vorjahres-Yamaha wäre gar der Vize-Titel für Alex noch drin gelegen.

Ein enttäuschter Alex Rins in der Suzuki Box nach dem Grand Prix von Portugal – mit Rang 15 verpasste er einerseits den Vize-Weltmeistertitel und auf der anderen Seite zusammen mit Mir, der vorzeitig aufgegeben hatte, die erhoffte Sicherung des Hersteller-Titels für Suzuki (© MotoGP).

Die GP-Karriere von Alex Rins im Rückblick

Die Grand Prix Laufbahn des sympathischen Spaniers und sein Weg in die MotoGP zeigen einen klassischen Werdegang bis in die Königsklasse. Auf Anhieb WM-Fünfter und gleich in der ersten Saison mit Platz 3 auf der Suter Moto3 Honda in Le Mans, war hingegen schon beinahe auf Valentino Rossis Niveau. Als Vize-Weltmeister im zweiten Jahr mit 6 Siegen fehlten ihm am Ende nur 12 Punkte auf Titelhalter Maverick Viñales. Nach dem dritten WM-Rang ging es für Alex in die Moto2, eine Beförderung welche Rins auf Anhieb mit seiner Vize-Weltmeisterschaft vorbildlich bestätigte. Nach Platz 3 in der WM von 2016 ging es direkt in das Suzuki Werksteam. Vor 2013 wäre dies noch gar nicht möglich gewesen, aber für Marc Marquez wurde damals extra das Reglement geändert. Schließlich haben die Spanier in Dorna und FIM die Situation fest im Griff. Einem schwierigen ersten Jahr folgte Saison für Saison eine Steigerung.

Die Aussichten von Rins in der Saison 2021

Im Gegensatz zum amtierenden Weltmeister Joan Mir wird Alex nicht der Gejagte sein. Nachdem die Suzuki Piloten ihre anfänglichen Schwächen im Training und Qualifying ausmerzen konnten, gehören sie automatisch zu den Favoriten für nächstes Jahr. Rein vom Speed her waren die beiden Teamkollegen oft genug die schnellsten Fahrer im Rennen gewesen, besonders was die zweite Halbzeit betraf. Auch weil die Suzuki kaum eine Schwäche hat, sondern als ausgeglichenstes Bike der MotoGP gilt, wird es für deren Gegner bestimmt im nächsten Jahr genauso schwer, sie zu besiegen. Rins war 2019 einer von nur 4 Fahren, welche Marc Marquez in dessen dominantester Saison zu besiegen vermochten. Zusammen mit Dovi und Maverick gelang dies Alex gar zweimal. Die Türen für eine extrem erfolgreiche Saison 2021 stehen für Rins definitiv weit offen.

Alex Rins (Suzuki) auf der Verfolgung von „Frankie“ Morbidelli (Petronas Yamaha SRT) beim zweiten Rennen im Motorland Aragon. Diese beiden Fahrer muss man für nächstes Jahr definitiv auf der Rechnung haben (© MotoGP).

Die Fahrerwertung der MotoGP 2020

Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021

In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.

Ersatzstrecken für die MotoGP sind Portimao (Portugal), der neue Mandalika Racetrack in Lombok (Indonesien) abhängig von der Fertigstellung und Homologation, sowie der Igora Drive Circuit in St. Petersburg (Russland). Letzterer wird jedoch höchstens von Juni bis August infrage kommen, weil in den restlichen Monaten die Temperaturen nahe der finnischen Grenze viel zu tief für Motorrad-Rennen sind.