Aleix Espargaró (Aprilia) vor Andrea Dovizioso (Ducati) und Iker Lecuona (KTM) – der Katalane hatte auf der meist deutlich unterlegenen Aprilia erneut ein schwieriges Jahr (© MotoGP).

MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Startnummer 41

Für Aleix Espargaró und sein Team ist die Beurteilung der verkürzten Corona-Saison ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist Platz 17 in der WM-Endabrechnung definitiv kein Quell der Freude. Auf der anderen Seite lagen mit Cal Crutchlow und Langzeit-Ersatz Stefan Bradl zwei Werkshondas und dazu Iker Lecuona auf der Tech 3 hinter dem Katalanen. Wenn man bedenkt, dass Aprilia mit dem kleinsten Aufwand sämtlicher Hersteller damit noch vor der Repsol Honda von Marc Marquez abgeschlossen hat, können die Italiener mit ihrem spanischen Fahrer durchaus stolz sein. Drei Top Ten Platzierungen sind so schlecht nämlich auch nicht. Aber natürlich wollte Aleix in die ersten fünf fahren und dies möglichst sogar mehrmals.

Aleix Espargaró (Aprilia) hinter Johann Zarco (Esponsorama Ducati) in Aragon. Der wie sein Brude Pol und Fabio Quartararo im Steuerparadies Andorra wohnende Familienvater ist ein wahrer Fitnessfreak (© MotoGP).

Aleix Espargaró – fit wie ein Turnschuh und trotzdem bisher sieglos

Bezüglich Fitness kann dem älteren Bruder von Bad-Boy Pol Espargaró kaum jemand im Paddock etwas vormachen. Aus viel mehr als Muskeln und Knochen besteht Aleix definitiv nicht. Doch ein Manko dürfte ihn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bis zum Ende seiner Karriere als aktiver Rennfahrer begleiten. Aktuell teilt er es sich noch mit dem MotoGP Neuling Iker Lecuona und für Fahrer in der Königsklasse ist es ein eher seltenes Phänomen. Der Mann aus Granollers, der nur wenige Kilometer vom Circuito de Cataluña entfernten Kleinstadt, hat in seinem Leben noch nie einen Grand Prix gewonnen. An Ehrgeiz und Siegeswillen fehlt es bei ihm definitiv nicht, aber seine Erfolge wollen sich einfach nicht einstellen. Dies wird auch bis zum Ende seiner Laufbahn so bleiben, es sei denn, es passiert ein Wunder.

Start zum Grand Prix von Spanien in Jerez mit Aleix Espargaró in Bildmitte hinter Maverick Viñales und Franco Morbidelli (beide Yamaha). Nebst dem alten Weltmeister Marquez und dem neuen Weltmeister Mir war der Aprilia Pilot einer der Fahrer, welche das Ziel nicht erreichen sollten (© MotoGP).

Die Saison 2020 für Aprilia und Aleix

Ohne Andrea Iannone, der wohl nie mehr in seinem Leben aufgrund seiner verlängerten Dopingsperre wieder einen Grand Prix fahren wird, lasteten alle Erwartungen auf den Schultern von Espargaró. Test- und Ersatzfahrer Bradley Smith holte immerhin 12 WM-Punkte, während Lorenzo Savadori wie erwartet in der MotoGP reichlich überfordert war. Die Saison 2020 für Aprilia und Aleix konnte unter normalen Umständen fast nur dort enden, wo diese Firma schon immer lag, nämlich ganz weit hinten. Daher konnten immer nur einige wenige Lichtblicke die Saison erhellen. Nach Platz 10 in Brünn kamen die Highlights erst zum Saisonende mit 9 in Valencia 2 und 8 in Portugal. Ab 2021 wird das Werksteam nicht mehr unter der Flagge von Gresini Racing antreten. Dies wurde bei der Verlängerung seines Vertrags mit IRTA und Dorna von Fausto Gresini kürzlich klargestellt.

Aleix in der Startaufstellung zum Saisonauftakt in Jerez – mit Ausnahme von Brünn, Aragon 1 und den beiden Rennen von Valencia stand der Aprilia Pilot meist weit hinten (© MotoGP).

Die GP-Karriere von Aleix Espargaró im Rückblick

Der erst 31-jährige Katalane startete bereits im Jahr 2004 auf Honda zu seinem ersten Grand Prix in der 125 cm³ Klasse. Mit Ausnahme seiner Saison bei NGM Forward Racing in der MotoGP im Jahr 2014 auf Honda als WM-Siebter beendete er keine einzige Saison in den Top Ten. Wäre Aleix nicht Spanier hätte er sich wohl unmöglich derart lange in der Königsklasse halten können. Vermutlich hätte er es mit einer anderen Nationalität auch gar nicht erst in die MotoGP geschafft. Aber genau wie Iker Lecuona zehn Jahre später gelang dem älteren der beiden Espargaró Brüder dieser Schritt im Jahr 2010 trotzdem. Ein Jahr danach musste er zwar nochmals zurück in die Moto2, aber seit 2012 ist er ständiges Mitglied im Paddock. Die zwei Jahre für das Suzuki Werksteam dürften dabei die lukrativsten für ihn gewesen sein.

Die Aussichten für Aleix in der Saison 2021

Beim sympathischen Katalanen fällt es einem schwer, düstere Prognosen zu stellen und am liebsten würden wir ihm eine gloriose Zukunft voraussagen. Doch in Realität wird er wohl weiterhin der beste Aprilia Pilot, doch bei der Wahl des Fahrers für nächste Saison ist dies kein Leistungsausweis, der Respekt abfordert. Laut Ankündigung der Teamleitung der Italiener wird voraussichtlich Bradley Smith oder Lorenzo Savadori als zweiter Fahrer eingesetzt. Dies kommt schon fast einer Kapitulationserklärung des Werks aus Noale gleich. Insofern würde es eines Wunders benötigen, dass Aleix und sein Arbeitgeber aus dem Hinterbänkler-Dasein herausfinden kann. Offensichtlich reicht den Italienern die Publicity der MotoGP völlig aus, der Wettbewerbsgedanke geht ihnen dabei jedoch vollkommen ab. Insofern kann man Aleix Espargaró als Leidtragenden dieser Situation bezeichnen, aber zum Glück wird er dafür anständig entschädigt.

Aleix Espargaró (Aprilia) vor Alex Rins (Suzuki) und Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha) im Grand Prix von Tschechien in Brünn. Mit Aprilia dürfte er nie aus seinem Hinterbänkler-Dasein herausfinden, wie vor ihm schon zahlreiche Piloten, darunter WorldSBK Vizeweltmeister Scott Redding (© MotoGP).

Die Fahrerwertung der MotoGP 2020

Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021

In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.

Ersatzstrecken für die MotoGP sind Portimao (Portugal), der neue Mandalika Racetrack in Lombok (Indonesien) abhängig von der Fertigstellung und Homologation, sowie der Igora Drive Circuit in St. Petersburg (Russland). Letzterer wird jedoch höchstens von Juni bis August infrage kommen, weil in den restlichen Monaten die Temperaturen nahe der finnischen Grenze viel zu tief für Motorrad-Rennen sind.