Marco Melandri (Barrni Ducati), Sandro Cortese (OUTDO Kawasaki TPR) und Leandro Mercado (Motocorsa Racing Ducati) – eine Rückkehr des Mannes mit der Nummer 11 in die WSBK ist ähnlich fragwürdig wie für einen der beiden anderen Fahrer im Bild (© WorldSBK).

Sandro und die Hoffnung auf eine Rückkehr zum Rennsport

Endlich bin ich schmerzfrei„, so die Aussage von Cortese. „Ich hatte ein hartes Ende des letzten Jahres mit vielen Monaten in Genesung und Rehabilitation und auch zu Beginn dieses Jahres. Ich konnte nicht viel Sport treiben, aber jetzt kann ich immer mehr trainieren. Ich muss noch eine weitere Operation durchführen, um die stabilisierenden Teller herauszunehmen, möglicherweise im April. Im Dezember gab es einen weiteren Check und alles sieht gut aus, aber ich habe mich nicht zu 100 % erholt. Die Ärzte sagten, ich müsse Ende Februar oder Anfang März zurückkommen, und dann können wir einen Termin für die Operation vereinbaren, um die Platten zu entfernen. Die Platte ist nicht schmerzhaft, kann aber in einigen Positionen unangenehm sein.

Sandro Cortese im Sanatorium, beim Beginn seiner Reha. Der junge Mann im Bild wirkte noch nicht wieder richtig hergestellt (© WorldSBK).

Wo und wie soll es mit dem Comeback klappen?

Wenn man sich die Rennen ansieht, wird es dieses Jahr sehr schwierig sein, Rennen zu fahren. Alle guten Plätze sind besetzt und jetzt werde ich mich auf meine vollständige Genesung konzentrieren und sehen, was die Zukunft bringt. Ich bin sehr dankbar, noch am Leben zu sein, normal zu gehen und das normale Leben wieder zu genießen. Natürlich vermisse ich Rennen sehr und ich wünschte, alles wäre anders passiert. Aber wenn Du eine so schwere Zeit und einen derart heftigen Unfall hattest, bist Du einfach dankbar, danach wieder genesen zu sein. Laut den Ärzten war kurz ich davor, im Rollstuhl zu sitzen. Mein Wunsch ist es, mit einem wettbewerbsfähigen Team auf ein Motorrad zu steigen. Ich bin 31 Jahre alt und nicht zu alt um Rennen zu fahren. Wenn ich also mit einem wettbewerbsfähigen Team, mit wettbewerbsfähigen Maschinen zurückkomme, werde ich es tun.

Max Neukirchner (Alstare Suzuki) vor Noriyuki „Nitro Nori“ Haga auf der Yamaha R1 – der Sachse hatte in Monza 2009 einen fürchterlichen Sturz erlitten. Dies kostete ihn die ganze restliche Saison und nach seiner Rückkehr fand er nie mehr zur alten Form zurück. Mehr über die früheren Jahre siehe in unserer History und der aktuellen Serie von den Anfängen der WSBK bis heute (© WorldSBK).

Kein guter Platz mehr frei und die Frage nach dem Kopf

Bei der Aussage von Cortese wird klar, dass er viel von Wünschen spricht, aber er wohl selbst nicht richtig an eine Rückkehr mehr glaubt. Es fehlt bei seinen Worten dieser unbändige Wille, es unbedingt wie bei einem hungrigen Rennfahrer üblich, wieder beweisen zu wollen. Man darf nicht vergessen, Sandro hatte eine riesige Chance nach seinem überraschenden Supersport 600 Titel mit Kallio Racing Yamaha in der WorldSBK erhalten. Letztlich erfüllte er jedoch die Erwartungen, genau wie sein Teamkollege Melandri, nicht vollauf. Blickt man in die frühen Nachkriegsjahre zurück, als noch nur die ersten 6 Fahrer Punkte erhielten, sähe es mit damaligen Massstäben für Sandro mit nur 1 Zähler gar nicht gut aus. Auf eine schnelle Runde war er wie auch Tom Sykes auf der BMW oft gut, doch dafür gibt es keine Punkte. Wenn nun aber jemand nach einer derart schweren Verletzung wieder zurückkehrt, dann zweifeln wohl auch viele Teamchefs an seiner Angriffslust.

Sandro Cortese (GRT Yamaha) von uns in der Startaufstellung in BuriRam 2019 fotografiert. Auch sein Nachfolger Federico Caricasulo verlor seinen Platz nach mässigen Leistungen, während im selben Team Rookie Garrett Gerloff im Lauf der Saison 2020 0immer stärker wurde, trotzdem die Strecken für ihn allesamt neu waren.

Jonas Folger – die „neue“ Hoffnung der deutschen Fans

Nachdem Jonas Folger sein Comeback in der seriennahen WM mit einem vollen Liter Hubraum mit BMW geben kann, fehlt zum Glück auch kein Deutscher in der Startaufstellung. Vielleicht macht es dies für Sandro zusätzlich schwerer, einen Platz zu finden. Jedenfalls ist durch den Einstieg von Folger auf einer BMW und Dominique Aegerters WorldSSP Debüt-Saison im deutschsprachigen Raum definitiv wieder für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Vor diesem Hintergrund verblasste sogar die angekündigte Rückkehr von „Krummi“. So oder so steht fest: Für ein Comeback von Cortese stehen die Chancen definitiv nicht gut.

Sandro Cortese vor Xavi Fores (beide Kawasaki) von uns am 1. März 2020 in Phillip Island (Australien) fotografiert – der Spanier war vor wenigen Jahren bester Privatfahrer und ist kerngesund. Trotzdem verlor auch er seinen Platz in der WorldSBK und vor diesem Hintergrund könnte die Hoffnung auf eine Rückkehr für Sandro ein Wunschtraum bleiben.

Der modifizierte provisorische Kalender für 2021

Nach der Verschiebung von Assen in den Juli geht es frühestens im Mai los. Fraglich sind derzeit vor allem die Übersee-Termine. Dazu die erhoffte Erlaubnis für Zuschauer an der Strecke, womit jedoch bereits seit Ausbruch der Pandemie zu rechnen war. Der Traum von einer baldigen Rückkehr in die Normalität ist eine Illusion. Trotzdem besteht aber berechtigte Hoffnung auf eine spannungsreiche WorldSBK Saison 2021. Die meisten Fahrer sind mitten im Training und dabei kann es wie bei Alex Lowes kürzlich passiert, auch mal einige kleinen Blessuren geben. Drücken wir aber die Daumen, dass Sandro komplett gesund wird und es in Zukunft nicht nochmals einen derart schweren Unfall geben wird.