Jonas Folger – 2019 als Moto2 Ersatzfahrer bei Petronas Sprinta. Er unterlag in seinem Rookie Jahr seinem Tech 3 Yamaha Teamkollegen Johann Zarco deutlich. Platz 10 gegenüber 6 vom Rookie des Jahres 2017 Johann Zarco, war jedoch ein durchaus Respektabler Einstand. Überschattet allerdings von seinem Burn-out, was letztlich zu seinem Rücktritt führte (Bildquelle Petronas Sprinta).

Fabio Quartararo schwer zu vergleichen

Viele vermeintlichen Experten machten sich im Verlauf des Jahres daran, einen Vergleich zwischen Fabio Quartararo und seinen Vorgängern als „Best Rookie of the Year“ anzustellen. Dabei ging in der Regel ein kleines Detail verloren, welches fast sämtliche Zahlenspielereien sinnlos macht:
Genauso wie zuvor ein Stefan Bradl, Johann Zarco oder Franco Morbidelli erfolgte der MotoGP Einstieg des jungen Franzosen nicht in einem Werksteam. Insofern sind sämtliche Vergleiche mit Marc Marquez, Jorge Lorenzo, Casey Stoner, Valentino Rossi und Dani Pedrosa grundsätzlich absolut Sinn- und wertlos. Die letztgenannten Fahrer stiegen allesamt in bereits erfolgreiche Werksteams ein, welche auf höchstem Level in der Königs-Klasse bereits erfolgreich mitmischten. Anders war dies insbesondere bei Franco Morbidelli mit dem 2018 neu in die MotoGP eingestiegenen Team Marc VDS auf Honda, während Bradl bei LCR Honda in seinem Rookie Jahr in ein bereits etabliertes MotoGP Team aufgenommen wurde. Zwei Jahre vor Bradls Einstieg von 2012 lag LCR am Ende der Saison mit 121 Punkten nur 7 Zähler hinter dem Rizla Suzuki Werksteam. Morbidelli wurde 2017 Moto2 Weltmeister vor Tom Lüthi und im Jahr darauf Rookie des Jahres in der MotoGP, während Lüthi keinen einzigen WM-Punkt holte. Bradl war als achter in seiner ersten MotoGP Saison ebenfalls bester Neueinsteiger des Jahres.
Quartararo mit denkbar schwierigen Voraussetzungen
Der erst 20-jährige Fabio Quartararo stiess mit Petronas SRT Yamaha wie davor im Jahr davor „Morbido“ zu einem Team, welches in der MotoGP neu war. Es gab keine Vergleichsdaten bezüglich Fahrwerkseinstellung und Elektronik aus dem Vorjahr und dazu ein in den vergangenen Jahren nur wenig erfolgreiches Motorrad mit der Yamaha M1. Unter diesen Voraussetzungen ist das reine Zusammenzählen an Podien, Polepositions und anderen Zahlen im Vergleich mit Marquez, Lorenzo und Co. völlig unsinnig. Viel wichtiger, um diese Leistung bewerten zu können, ist beispielsweise der von Beginn an beeindruckende Speed. Dazu natürlich die Konstanz und absolute Selbstverständlichkeit, mit welcher der in Nizza geborene Quartararo sich auf Anhieb in der absoluten Weltspitze etablierte. Ähnliches gelang davor erst dem im Rennen in Sepang auf tragische Weise tödlich verunglückte Marco Simoncelli im Jahr 2011 und Fabios Landsmann Johann Zarco als bestem Rookie 2017. Ein Biaggi, Stoner, Pedrosa, Marquez, Lorenzo und Rossi hatten selbstverständlich genauso eindrückliche, mit GP-Siegen sogar noch mehr Erfolge in ihrer ersten Saison in der Königs-Klasse aufzuweisen. Aber sie alle waren gleich zu Beginn auf einer Werksmaschine unterwegs.

Fabio Quartararo auf Petronas SRT Yamaha auf dem Sachsenring – hier hat der Franzose für 2020 nach seinem Sturz in der 2. Runde des Rennens von 2019 noch eine Rechnung offen (Bildquelle Petronas SRT).

Seine Gegner beeindruckt
Was dem aufmerksamen Betrachter bei seinen Gegnern auffiel, ist wie zum Beispiel ein Marc Marquez in Sepang um jeden Preis vor dem Rennen einmal hinter Fabio herfahren wollte. Er ging sogar so weit, dass er ähnlich wie bei einem Radrennen oder wie dies in der Moto3 streng verboten ist, für dieses Ziel absichtlich auf Fabio wartend bummelte. Quartararo ärgerte sich zu Recht extrem über dieses Verhalten des Weltmeisters, der auf diesem Weg unbedingt herausfinden wollte, wie Fabio zu seinen eindrücklichen Rundenzeiten kam. Dazu wollte er ihn auf der Piste verfolgen, doch sein Plan ging nicht auf. Als Fabio mit vermutlich etwas wärmeren Reifen vor ihm liegend zuerst langsamer fuhr und dann aber die Pace anzog, übertrieb es Marquez beim Versuch dranzubleiben und flog per Highsider ab. Daran zeigt sich, welchen Respekt selbst der erfolgreichste Fahrer der letzten 10 Jahre vor den Fahrkünsten des jungen Franzosen mittlerweile hat. Quartararo war oft der schnellste Yamaha Fahrer im Rennen, mit Spielberg sogar auf Strecken, wo man dies im Vorfeld für unmöglich gehalten hätte. Mit 6 Polepositions in seiner ersten MotoGP Saison (nur Marquez lag in seinem 1. Jahr mit deren 9 deutlich höher) unterstrich Fabio seinen unglaublichen Speed aufs Eindrücklichste. Sofern sich Quartararo nächstes Jahr nicht ernsthaft verletzt, gehört er definitiv zu den stärksten Herausforderern, mit welchen Marc Marquez in der kommenden Saison zu rechnen hat. Und vielleicht gelingt seinem Landsmann Johann Zarco auf der diesjährigen Ducati dazu noch die ein- oder andere Überraschung. Die Franzosen dürfen sich zu Recht auf 2020 freuen, es könnte das erfolgreichste MotoGP Jahr seit Jahrzehnten für die Gallier werden.