Circuit-Vorstellung - Losail

MotoGP WM-Auftakt im Wüstenstaat Qatar

Willkommen auf dem Losail international Circuit in Qatar. Im Bild der Haupteingang, Gedränge gibt es weder bei MotoGP noch WSBK.

Moderne Strecke mit einigen Besonderheiten
Die Strecke liegt an der Ostküste am Rand der Wüste und 20 Km nördlich der Hauptstadt Doha und ist seit 2004 fester Bestandteil im MotoGP Kalender. Die besondere Spezialität dieses ein Jahr danach auch in der WSBK jährlich etablierten Veranstaltungsortes ist, dass die Rennen seit 2008 immer erst spät Abends und bis in die Nacht durchgeführt werden. Dafür wurde rund um den gesamten Kurs eine Flutlichtanlage errichtet, für welche eine Unzahl riesiger Dieselgeneratoren die Energie spendet. Wer schon einmal bei einem Rennen wie zum Beispiel dem WSBK-Saisonfinale 2019 wie wir zu Gast war, versteht sehr schnell, wieso die Rennen erst nachts stattfinden. Selbst um 21 Uhr lag die Temperatur Ende Oktober in Qatar noch bei deutlich über 30 Grad Celsius. Es liegt wohl kaum nur an den horrenden Bierpreisen, dass sich jedes Jahr auf dem Losail Circuit weniger Zuschauer einfinden als auf jeder anderen Strecke. In der MotoGP sind es über das gesamte Wochenende knapp über 30-tausend Besucher und bei der WSBK knapp mehr als die Hälfte.

Zum Saisonfinale gewann Rekordweltmeister Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR, im Bild vor Vizeweltmeister Alvaro Bautista auf Ducati) alle 3 Läufe zum WSBK-Saisonfinale (Bildquelle Kawasaki Racing Team).

Eine der längsten Strecken im Kalender
Mit einer Länge von 5.38 Kilometer gehört der Losail Circuit zu den längsten Strecken im Veranstaltungskalender der MotoGP. Im Jahr 2019 war es der längste von 13 Kursen mit einem WSBK Lauf, ein Jahr davon lag noch der Masaryk Ring in Brünn mit 5.403 km an der Spitze. Bei der MotoGP ist die Strecke von Silverstone in England mit 5,901 Kilometern Länge aktueller Spitzenreiter. Mit 6 Links- und 10 Rechtskurven und der Start-Zielgeraden mit 1068 Metern als längste Gerade sehr moderne Kurs wurde innerhalb von etwas unter einem Jahr fertig gestellt. Rund um die 16 Meter breite Strecke wurde ein Kunstrasen-Streifen angelegt, um den Sand aus der nahe gelegenen Wüste abzufangen. Gefahren wird auf dem flüssigen Rundkurs im Uhrzeigersinn und für die Zuschauer ist nur die Zielgerade von der mittig gelegenen Haupttribüne aus einsehbar. Bei WSBK-Rennen ist freier Paddock-Zutritt im sehr günstigen Ticket Preis inkludiert. Leider wurden die Besucher 2019 verschaukelt, als im Vorfeld des Saisonfinales die Paddock Show angekündigt wurde, letztlich aber gar nicht stattfand.

Die Boxenanlage und den Paddock-Bereich im Infield der Strecke erreicht man als Besucher über eine Fußgänger-Überführung seitlich der Haupttribüne. Bei WSBK-Veranstaltungen ist der Zutritt gratis, für MotoGP Besucher wie allgemein üblich jedoch nicht.

Blick von der Haupttribüne in Fahrtrichtung.

MotoGP Siegerstatistik Losail GP

In der MotoGP Sieger-Statistik liegen mit je 4 Siegen Casey Stoner und Valentino Rossi aktuell in Führung. Bei Stoner kommt noch ein Sieg in der 250 cm³ Klasse im Jahr 2005 dazu. Jorge Lorenzo siegte insgesamt 3 Mal in Qatar, dazu kommen zwei Rennsiege bis 250 cm³, heute Moto2. In den ersten beiden Jahren fand der GP von Losail anfangs Oktober statt, seither war es meist der Saisonauftakt im Frühling. Am 9. März 2008 fand die Premiere mit Flutlicht als Nachtrennen statt, was seither beibehalten wurde. Dadurch ist es allerdings bei Regen zu gefährlich, was ein Jahr später zu verkürzten Rennen und letztlich sogar zu einem auf den Montag verschobenen MotoGP Lauf führte. Nachdem durch die künstliche Ausleuchtung der Strecke bei nassen Pisten Verhältnissen gefährliche Lichtreflexionen entstehen, wurde von vornherein eine Austragung der Rennen bei Regen ausgeschlossen.

Sonnenuntergang hinter der Haupttribüne, aufgenommen kurz vor dem Moto2 Rennen 2019.

WSBK Siegerstatistik – natürlich Jonathan Rea der Beste

In der WSBK liegt man sehr oft richtig, wenn man als Rekordsieger auf den 5-fachen Rekordweltmeister tippt. In Losail trifft dies sogar zu, obwohl er auf der langen Geraden 2019 gegenüber der neuen MotoGP-Replica von Ducati deutlich unterlegen war. Doch beim Saisonfinale fuhr der Nord-Ire wie der Teufel und ließ sich die Butter in sämtlichen 3 Rennen nicht vom Brot nehmen. Die in der Beschleunigung und auf der Geraden verlorene Zeit machte Rea immer auf dem Rest der Strecke, vor allem in den Kurven und im technischen Teil, wieder gut. Seit 2019 hält der Kawasaki Pilot mit insgesamt 6 Siegen in Qatar den Rekord.

Nur in Qatar, Kamele hinter der Rennstrecke.

WSSP Siegerstatistik

Hier führt der WSSP 600 Weltmeister von 2017 mit insgesamt 3 Siegen in den letzten drei Jahren die Siegerstatistik an. Der Franzose Lucas Mahias war somit der erfolgreichste Fahrer in Losail und hat gute Aussichten, seinen Rekord in der nächsten Saison noch weiter auszubauen. Nachdem er sich zu Saisonbeginn nach seinem Wechsel zu Puccetti Kawasaki deutlich schwergetan hatte, legte er einen beeindruckenden Endspurt hin und gewann 2 der letzten 3 Rennen.

Tipps für Besucher

Wer gerne mal zwischendurch ein Bier trinkt oder sich mit grosser Hitze schwertut, sollte sich den Abstecher nach Qatar reiflich überlegen. Die Preise für alkoholische Getränke sind, sofern diese überhaupt erhältlich sind, astronomisch hoch. An der Rennstrecke war sowohl beim MotoGP Event, wie auch im Oktober beim WSBK Finale 2019, nirgends Bier erhältlich. Allgemein ist das Verpflegungs-Angebot äußerst bescheiden und in Hotels, sowie am Flughafen sind die Preise für das Hopfen-Getränk oder eine Flasche Wein eine Frechheit. Nimmt man auf dem Flug aus Europa eine Flasche Wein im duty free Bereich mit, wird einem diese nach der Ankunft umgehend abgenommen. Es gibt Durchleuchtungen für sämtliche Gepäckstücke und das Personal kennt hierbei keinen Pardon. Man fühlt sich als Europäer in Qatar durchaus sehr schnell etwas unwohl, als Urlaubsziel taugt das Land daher definitiv nicht. Dazu mangelt es auch an Sehenswürdigkeiten. Unbedingt zu empfehlen ist angemessene Kleidung zu tragen – insbesondere für Frauen besser langes Beinkleid zu tragen – und Vorsicht bei nicht offiziellen Taxi-Angeboten walten zu lassen. Wir sind jetzt schon gespannt, wie groß der Wirbel und Aufruhr anlässlich der Fussball-WM sein wird. Gute Werbung für das Land ist definitiv dabei nicht zu erwarten.
Teure Flugpreise nach Qatar.
Nimmt man die Anreise trotz aller Widrigkeiten auf sich, stellt man bereits bei der Flugbuchung fest, dass es kaum Angebote für Flüge nach Doha zu vernünftigen Preisen gibt. Wir verglichen jeweils aus 3-5 verschiedenen Ländern in Europa und die günstigste Variante war immer, wenn man den Aufenthalt in Doha nur als sogenannten Stop-over bucht und nach 1-3 Tagen zu einem anderen Ziel weiterfliegt. So konnten wir MotoGP in Doha und ein Wochenende danach BuriRam WSBK verhältnismäßig günstig kombinieren. Oft sind solche Flüge ab beispielsweise Wien oder Zürich von QatarAir günstiger zu haben, als nur nach Doha und zurück. Schwer zu verstehen, aber auch in anderen Fällen öfters schon erlebt. Hotels in der 4-Sterne Landeskategorie sind nur bedingt zu empfehlen, der Standard entspricht eher 2-3 Sternen in Europa. Bei einer Mietwagenbuchung sollte man sich vor der Rückkehr zum Flughafen besser erkundigen, wo sich eine Tankstelle befindet. Fährt man den signalisierten Rückweg zum Flughafen für die Mietwagen-Rückgabe, fanden wir von der Rennstrecke bis zum Parkhaus nirgends eine Tankgelegenheit. Taxifahrer die sich auskennen zu finden, ist zudem reine Glückssache, wie wir nach dem MotoGP Rennen feststellen mussten. Der Fahrer fragte sichtlich nervös uns nach dem Weg, nachdem er sich offensichtlich nicht mehr ausgekannt hatte. Er hielt danach mitten auf der Autobahn nach einer Verzweigung und versuchte längere Zeit vorbeifahrende Autos anzuhalten. Nach rund 5-10 Minuten gelang ihm dies auch und jemand erklärte ihm den Weg. Das Ziel war übrigens der internationale Flughafen von Doha.