Totenstille vor dem Start zum Dieburger Dreiecksrennen 1953, welches Werner Haas als eines der wenigen in Deutschland während seiner Rennfahrer-Karriere nie gewinnen konnte.

Werner Haas – der 1. Deutsche Weltmeister

Werner Haas erblickte am 30. Mai 1927 in Augsburg als Sohn eines Postschaffners das Licht der Welt. Vor Ausbruch des 2. Weltkriegs machte er eine Ausbildung als Automechaniker im Fuhrpark der Post. Nach dem Krieg erhielt er eine Stelle bei den US-Amerikanischen Streitkräften in der Flak-Kaserne. Die Karriere als Motorrad-Rennfahrer begann mit einer alten NSU 500SS (NSU Bullus), bei Rennen im bayerischen Raum. Der weit herum bekannte Augsburger Ardie Händler (ein von 1919 bis 1958 existierender deutscher Motorradhersteller aus Nürnberg) Sepp Wiedemann förderte Werner Haas in dessen jungen Jahren. Wiedemann stellte ihm eine 125 cm³ Ardie und seine Werkstatt zur Verfügung. Durch Wiedemanns Vermittlung erhielt Haas auch eine Stelle als sogenannter „Versuchsfahrer“ (heute Testfahrer) bei dem Augsburger Werk.

Das im Taunus Gebirge in den 50er Jahren stattfindende Feldbergrennen war ein Publikumsmagnet in Deutschland. Am 14. Juni 1953 gewann Werner Hass vor über 100.000 Zuschauern in der 125 cm³ Klasse hier den deutschen Meisterschaftslauf auf NSU.

Entdeckung durch NSU in der Deutschen Meisterschaft

Nach ersten Erfolgen ging Haas mit einem 125 cm³ Puch-Motor in einem Eigenbaurahmen in die Saison 1952 und zeigte auch damit durchaus respektable Leistungen. Dadurch fiel er der Rennleitung von NSU auf. Als sich beim Solitude Rennen in Stuttgart im Juli 1952 die beiden Werksfahrer Roberto Colombo und Karl Hofmann im Training verletzt hatten, wurde Werner die NSU Rennfox angeboten. Der Augsburger nutzte diese Chance und gewann damit das Rennen vor starker internationaler Konkurrenz. Damit war der Durchbruch für ihn gelungen, er wurde darauf von den Neckarsulmer Motorradwerken (aus dem Ortsnamen wurden die Buchstaben NSU abgeleitet) als Werksfahrer unter Vertrag genommen. In der Saison 1953 startete Haas in der Weltmeisterschaft durch. Auch wenn die in Wikipedia verwendete Formulierung „war in der WM nahezu unschlagbar“ bei 2 Siegen in 7 WM-Läufen der 250er Klasse reichlich übertrieben ist. Aber Haas landete mit der NSU Rennmax auf der Isle of Man, beim Ulster GP und in Monza auf Platz 2 und holte sich den Titel. Dazu sicherte er sich und NSU auf der 125 cm³ Rennfox mit 3 Siegen und 2 zweiten Plätzen bei nur 6 WM-Runden ebenfalls die Weltmeisterschaft. Gleichzeitig wurde er auch Deutscher Meister in denselben Klassen und gewann das Rennen in der Solitude erneut.

Werner Haas auf seiner NSU-Rennmax (250 cm³), mit welcher er 1953 Welt- und Deutscher Meister wurde.

Titelverteidigung 1954

Werner Haas gelang 1954 sowohl die Verteidigung seiner beiden Titel als Deutscher Meister bis 125 cm³ und 250 cm³, wie auch desjenigen in der Weltmeisterschaft bis 250 cm³. Zweiter wurde posthum sein Teamkollege Rupert Hollaus, der zudem rechnerisch bereits als 125 cm³ Weltmeister auf der Rennfox feststand, als er im Training zum WM-Finale in Monza tödlich verunfallte. Mit Hermann Paul Müller als WM-Drittem war der Triumph für NSU komplett. Dazu belegten die beiden Deutschen Hans Baltisberger (ihm widmen wir uns in Teil 2 der Deutschen GP Piloten) und Georg Braun hinter Arthur Wheeler (Moto Guzzi) die Ränge 5 und 6. Das NSU Werk zog sich im Jahr darauf aus der WM zurück und Werner Haas fuhr wie sein Bruder Otto 1955 auf der NSU Geländemax noch einige Enduro-Rennen (damals Geländerennen genannt). Im Jahr 1956 zog er sich endgültig aus dem Zweirad-Rennsport zurück. Er wurde Besitzer einer Großtankstelle und nahm mit einem Mercedes 300 SL (auch bekannt als „Flügeltürer“) an Rallye-Rennen teil.

Werner Haas 1953 auf dem Hockenheimring mit der NSU Max 250 cm³ auf dem Weg zu seinem Sieg beim nationalen Rennen. Gleichentags gewann er auch in der 125 cm³ Klasse.

Früher Tod durch Flugzeugabsturz

Im August 1956 erwarb sich Werner Haas die Privatpiloten Lizenz und hob in die Lüfte ab. Die Fliegerei war sein neues Steckenpferd und er kaufte sich eine Jodel D9, die auf dem Flugplatz in Neuburg an der Donau stationiert wurde. Am 13. November 1956 führte Haas Wartungsarbeiten am Motor seines Flugzeuges aus, wonach er zum Testen eine Platzrunde flog. Bei Dämmerung und aus nur 50 Metern Höhe kam es zum Absturz der Maschine, welchen der erste Motorrad-Weltmeister Deutschlands nicht überlebte. Werner Haas wurde auf dem Augsburger Nordfriedhof bestattet.

Die Todesanzeige des beliebten Rennfahrers, der nur 29 Jahre alt wurde, bevor er einem Flugunfall zum Opfer fiel.
NSU Rennmax, 248 cm³ Parallel Zwei-Zylinder Viertaktmotor mit 2 obenliegenden Nockenwellen, einzeln per Königswelle angetrieben, 2 Ventile pro Zylinder, Verdichtung 9,7:1. Quadratisches Bohrung-Hub Verhältnis mit 54 x 54 mm, zwei 25,4 mm Amal-Vergaser, Mehrscheiben-Trockenkupplung und Vierganggetriebe. Leistung ca. 31 PS bei 10’500 U/Min.