Jonas Folger (hier auf Petronas Sprinta Kalex Moto2 auf dem Sachsenring 2019) wechselt für 2020 in die IDM und tritt mit einer Yamaha R1 in der Kategorie Superbikes an (Bildquelle Petronas Sprinta Racing).

10 Runden Spannung mit Folger und Sachsenring-Revival

Was für die IDM ein absoluter Glücksfall ist, hat bei Jonas Folger einen eher unangenehmen Hintergrund, nämlich dass der ehemalige MotoGP Pilot in der Saison 2020 in der internationalen Deutschen Meisterschaft antritt. Nach seinem Burn-Out, welches sich der junge Bayer in der zweiten Hälfte seiner erfolgreichen Saison in der Königsklasse zuzog, war es über ein Jahr ruhig um Jonas. Doch er überwand sämtliche Tiefs und Hindernisse und kehrte 2019 auf die Rennstrecke zurück, zuerst als Testfahrer für Yamaha MotoGP und danach als Ersatzfahrer in der Moto2. Trotzdem er auch im Winter bereits für Kalex als Testfahrer unterwegs war, lief es für Folger insbesondere in der Moto2 nicht wie erwünscht. Bei 5 Rennen als Ersatz für den verletzten Khairul Idham Pawi gelangen dem am 13. August 1993 in Mühldorf am Inn geborenen und hochtalentierten Jonas keine WM-Punkte. Dadurch wurde es für einen Stammfahrervertrag natürlich schwierig, aber letztlich bot sich ihm dadurch auch die Chance für einen Neuanfang. Mit Bonovo Action by MGM Racing wird Jonas Folger die IDM Saison 2020 auf einem Yamaha YZF R1 Superbike bestreiten. Dank ihm dürfte die Anfang Mai beginnende Deutsche Meisterschaft einen wesentlich größeren Zulauf erhalten, als in den vergangenen Jahren. Dazu findet nach 6 Jahren Pause endlich wieder der Sachsenring Aufnahme in den Kalender und wird auch gleich die über 10 Runden ausgetragene Saison eröffnen.

Jonas Folger auf seinem neuen Arbeitsgerät für die Saison 2020, einer Yamaha YZF R1 (Bildquelle Jonas Folger).

Kalender mit interessanten Strecken in 4 Ländern
Nach dem Saisonstart vom 8. bis 10. Mai auf dem Sachsenring geht es am Spielberg, vom 22. bis 24. Mai auf dem Red Bull Ring in Österreich weiter. Als zweit kürzeste Strecke im Kalender folgt anfangs Juni das Rennen von Oschersleben. Hier kann Lukas Folger bereits mal für einen eventuellen Wildcard Einsatz am ersten Augustwochenende in der World Superbike WM üben. Mit der Strecke in Most geht es danach zur 4. Runde nach Tschechien, bis es Mitte Juli im Rahmen des Truck GP für die SBK 1000 auf dem Nürburgring weitergeht. Runde 6 auf dem Schleizer Dreieck ist die einzige nicht permanente Rennstrecke im Kalender. Trotzdem gibt es gerade hier auch eine lange Tradition im Rennsport. Im August geht es gleich an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden zur „Cathedral of Speed“ nach Assen. Am 18./19. April und 28. Juni finden dort zuvor bereits die WM-Läufe der WSBK und MotoGP statt. Nach Runde 9 auf dem Lausitzring geht es zum Finale auf in Hockenheim, auf dem längsten Rundkurs im Kalender von 2020. Der Hockenheimring hat als Strecke für das IDM-Finale bereits Tradition. Eintritts-Tickets für die Veranstaltungen sind über die Webseite der IDM bereits erhältlich:
https://idm.de/

Die Landkarte der IDM Saison 2020

Die 9 IDM-Stationen auf der Landkarte angezeigt (Bildquelle IDM).

Historischer Rückblick – Schleizer Dreieck 1990

Rennsport der immer selteneren Art – auf einer abgesperrten Straße. Der Kurs auf dem Schleizer Dreieck ist die älteste Naturrennstrecke Deutschlands, eingebettet in eine wunderschöne Landschaft.

Siegerinterview mit dem 4. des Yamaha Castol Cups – Stefan Kiefer
Man wollte nicht immer nur die ersten eines Rennens interviewen, sondern auch einmal einen Vierten eines Rennens zu Wort kommen lassen. Hier das Interview mit Stefan Kiefer, dem viel zu früh verstorbenen ehemaligen Teamchef von Stefan Bradl als Moto2 Weltmeister. Geführt wurde es nach dem Rennen zum Yamaha Castol Cup, im letzten Existenzjahr der DDR, vor der Wiedervereinigung Deutschlands:
Stefan, wie waren Deine Eindrücke vom Rennen auf dem Schleizer Dreieck?
Stefan Kiefer:
„Klasse, es macht Spaß hier zu fahren. Bei vollgas wird es allerdings ein bißchen eng auf der Strecke.
Der Yamaha Castrol Cup war zum ersten Mal in der DDR zu Gast. Daß Sie Yamaha-Motorräder fahren, ist klar – aber was für Maschinen sind das konkret?
Kiefer: „Es sind 250ermit Zweizylinder Motoren, sechs Gängen und Deltabox-Rahmen. Knapp über 200 km/h sind mit diesen Motorrädern drin.“
Der Bekanntheitsgrad dieses Cups und seiner Fahrer ist in der DDR natürlich noch nicht so groß. Machen Sie deshalb bitte für unsere Leser ein paar persönliche Angaben.
Kiefer: „Gerne, ich bin 24 Jahre alt, von Beruf Bürokaufmann und komme aus Bad Kreuznach.“
(die Red.: südwestlich von Mainz gelegen). „Nach dem Fachabitur begann ich ein Betriebswirtschaftsstudium, das ich allerdings unterbrochen habe. Aber nicht, weil es mich nicht interessierte, sondern um Rennen zu fahren.“
Was Nachwuchsfahrer besonders interessiert, wie wird man Yamaha Cup Fahrer?
Kiefer: „Um diese Rennen zu fahren, ist eine B-Lizenz nötig. Das Motorrad kostet inklusive Startgeld 10‘400 D-Mark, das ist doch ein kostengünstiger Einstieg.

Ein Satz zu Schleiz, bitte.
Kiefer: „Es war mit Sicherheit die schönste Siegerehrung.“ (die Red.: offensichtlich wurden damals nicht nur die ersten 3 des Rennens geehrt, sondern auch die dahinter klassierten Fahrer) „Für unsere Verhältnisse waren extrem viele Leute an der Strecke. Überhaupt – die Anteilnahme der Öffentlichkeit war riesig.

Schleizer Dreieck 1982

Interessantes Detail aus der Siegerliste des Jahres 1982: Damals gewann in der 125er Klasse der Ausweisfahrer zur DDR-Meisterschaft ein gewisser Herr Freudenberg aus Bischofswerda. Nach seinem Einstieg in den Kart-Rennsport im Jahr 1974, stieg Michael Freudenberg mit einer MZ 125 auf zwei Räder um. Nach einem DDR-Vizemeister Titel 1985 wurde der heutige Teamschef des Freudenberg Racing Teams von 1987 bis 1989 dreimal in Folge DDR-Meister. In der Saison 2020 tritt das 1996 gegründete Freudenberg World Supersport 300 Team bereits zum dritten Mal in der WSSP an. Als einziges Team mit KTM Bikes und den deutschen Fahrern Max Kappler und Christian Stange (2019 in der WSSP 600 unterwegs) im WSSP 300 Team, sowie Jan-Ole Jähnig und Oliver König (CZE) im Freudenberg KTM Junior Team.

Ein anderer international bekannter Fahrer auf dem Schleizer Dreieck gewann bei den Lizenzfahrern sowohl die 250er Zweizylinder Kategorie, wie auch in der Klasse bis 125 cm³: János Drapál aus Ungarn, der damals auch als Agostini des Ostens bezeichnet wurde, hier auf seiner Yamaha RD-250. János Drapál starb am 11. August 1985 nach einer Kollision mit einem Streckenmarschall bei einem Motorradrennen auf dem Flughafen Pieštany in der Tschechoslowakei.