Johann Zarco (Pramac Racing Ducati) war beim Doppelrennen von Losail der beste Fahrer – nach einem Rückschlag in Portugal hinderte ihn nur ein schlechter Start an einem weiteren Topresultat. Vor Saisonbeginn war der Mann aus Cannes einer der meist unterschätzten Fahrer, aber nach dem Saisonauftakt in Katar änderte sich dies sofort.

Ein Fazit nach den ersten 4 Runden des neuen MotoGP Zeitalters

Die Situation in der MotoGP nach den ersten 4 Rennen der Saison zeigt ein selbst von Experten davor völlig unerwartetes Bild. Dass wir im zweiten Jahr der Corona-Pandemie am Beginn des neuen MotoGP Zeitalters stehen, hätte kaum jemand noch vor einem Jahr so erwartet. Marc Marquez fuhr zum zweiten Mal mit und stürzte, zumindest im Rennen nicht, verlor aber trotzdem eine Position in der WM und stieg von Position 14 auf 15 ab. Und das Perverse daran war, dass die meisten Kommentatoren dabei von einem guten Resultat des Repsol Honda Fahrers sprachen. In was für eine Welt sind wir hierbei bloss geraten, fragt sich dabei zu Recht mancher Fan. Er wurde neunter und dies soll ein gutes Resultat sein, ja sind denn alle verrückt geworden? Vor seine Leistungen nun jedes Mal den Spruch zu setzen er sei angeschlagen gewesen, das hat mit Sport und neutraler Berichterstattung absolut nichts zu tun. Deshalb haben wir dafür eine Lösung gefunden.

Marc Marquez auf allen Vieren im Kiesbett von Jerez de la Frontera und dahinter seine demolierte Repsol Honda – ein Bild mit Erinnerungswert an Juli 2020, aber ein dreiviertel Jahr später entstanden. Am Samstagmorgen ging seine Zeit-Attacke im FP3 gehörig schief und im Warm-Up am Sonntag kam der nächste Sturz. Aber müssen sich die Fans nun daran gewöhnen, dass seine Resultate neuerdings schöngeredet werden „müssen“?

Ein Vorschlag an FIM und Dorna zur Lösung eines neuen Problems
Einer unserer Leser brachte uns kürzlich auf eine Idee, weil er es unerträglich fand, was den Hype um Marquez und die seltsame Betrachtungsweise seiner Resultate betrifft. Ihn störte bei den Übertragungen extrem, dass immer wieder der Nebensatz kam, was die Leistung des Spaniers angesichts seines Zustands betraf, im Zusammenhang mit seinem Arm. Wir erinnern uns allerdings gut daran, dass der 6-fache Weltmeister Ende Juli 2020 nach seinem Verzicht auf das 2. Rennen in Jerez ankündigte „ich werde stärker zurückkommen denn je“. Dies hätte er damals besser nicht getan. Nun ist er wieder da und es fällt den Journalisten und Kommentatoren natürlich schwer, seine Platzierungen 7 und 9 als Erfolg zu verkaufen. Daher unser Vorschlag an FIM und Dorna: Bitte sofort eine neue Spalte einzuführen, in welche der Fitness-Zustand des Fahrers in % aufgeführt wird. Ansonsten wird die Nachwelt stutzig, liest sie Kommentare über seine Resultate, welche so gar nicht zu seinen in Wirklichkeit erbrachten Leistungen passen will.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) startete mit Platz 5 in die Saison – danach folgten zwei Siege und dann in Jerez ein herber Rückschlag. In Führung liegend bekam der Franzose zu Rennmitte Arm-Pump Probleme und musste sich beinahe kampflos zurückfallen lassen. Damit wurde er auf einen Schlag vom WM-Mitfavoriten zum erneuten Problemfall wie leider bereits im Vorjahr.

Die wichtigsten Erkenntnisse der dritten Dekade des 3. Jahrtausends

Was die Dominanz betrifft, kann man festhalten, dass Valentino Rossi der bestimmende Mann in der ersten Dekade war. Danach kam Marc Marquez als prägende Figur mit 6 Titeln von 2013 bis 2019, aber was nun? Ohne die Leistung von Joan Mir damit schmälern zu wollen, aber als Dominator von 2020 kann man ihn mit lediglich einem Sieg schwerlich bezeichnen. Trotzdem verdiente sich der Katalane den Titel im ersten Corona-Jahr dank seiner Konstanz. Vor allem aber hat er die Chance, auch dieses Jahr vorne mitzumischen, was er mit seinem Podium beim GP von Portugal eindrücklich unterstrich. Genauso einprägsam die Tatsache, dass Valentino Rossi voraussichtlich nie mehr eine Podestchance erhalten wird. Und so traurig es auch sein mag dazu die Bestimmtheit, dass sein Erzfeind Marquez unmöglich mehr in den Titelkampf 2021 eingreifen kann. Aber dies macht es kein bisschen weniger spannend, eher im Gegenteil.

Valentino Rossi (Petronas Yamaha SRT) im Interview – der Publikumsliebling wäre für sein Leben gerne nochmals vor Publikum gefahren, doch derzeit ist immer noch fraglich, ob und wann dies wieder möglich sein wird. Sportlich gesehen spricht derzeit eher wenig für eine Fortsetzung seiner Karriere, aber was seine Popularität betrifft, natürlich andrerseits sehr viel.

Die Situation in der Weltmeisterschaft

Interessant ist derzeit, dass in den ersten zehn mit Ausnahme von Joan Mir, Johann Zarco und „Frankie“ Morbidelli kein weiterer Fahrer ist, der bisher in der MotoGP mit Konstanz zu beeindrucken vermochte. Erstgenannter als amtierender Weltmeister und die beiden anderen wurden jeweils Rookie des Jahres in ihrer ersten Saison in der Königsklasse. Sämtliche anderen blieben zumindest in der MotoGP den Beweis schuldig, dass sie das Zeug für eine Beständigkeit haben, wie sie für den Kampf um den Titel vorausgesetzt wird. Genau dies macht es besonders spannend und es erinnert an das erste Corona-Jahr 2020. Natürlich hat ein Fahrer wie Marquez mit zwei Siegen bereits mehr Punkte wie derzeit Quartararo, sollte dieser zwei Nuller produzieren. Nur glaubt spätestens seit Jerez 2021 kaum jemand mehr daran, dass dies passieren kann.

Jack is back – der Australier Miller profitierte bei seinem Sieg zwar vom beinahe-Ausfall von Fabio Quartararo, aber wohl jeder gönnte dem Original aus „Down Under“ seinen ersten Sieg in Diensten des Ducati Lenovo Werksteams.

Die Team- und Hersteller-Weltmeisterschaft

Es wirkt befremdend, wenn ein Team wie Repsol Honda mit einem Punkteschnitt von 10 in der vorderen Hälfte der Team-WM liegt. Noch krasser der Umstand, dass Aprilia mit im Prinzip einem Fahrer und einem Testfahrer als zweitem Piloten noch vor Honda und KTM mit je vier oder im Fall von Honda in Jerez gar 5 Fahrern platziert ist. Beschämend die Position von Red Bull KTM, noch hinter zwei Privatteams als viertletzte und kaum Aussichten auf Besserung. Zum Team mit der roten Laterne gibt es wenig Positives zu berichten. Petrux vermisst die Ducati Power und Lecuona fehlt schlicht jegliche Qualifikation für die MotoGP, was aber keine Neuigkeit ist. Es unterstreicht lediglich das Unvermögen der KTM-Führung bei der Selektion ihrer Fahrer. Ab dem Mittelfeld bis zur Spitze eine ganz andere Welt. Weil Yamaha mit Ausnahme von Rossi lauter Trümpfe in der Hand hat, sticht fast immer einer von ihnen. Ducati zeigt eine aufsteigende Formkurve, ohne dank Zarco beim Saisonauftakt wirklich geschwächelt zu haben. Suzuki hält sich derzeit immer noch hervorragend, nur Rins muss endlich sitzenbleiben, bis es noch besser wird.

Franco Morbidelli (rechts im Bild) mit Fabio Quartararo – der Italiener ist immer dann zur Stelle, wenn einer oder beide Werksfahrer straucheln, so wie zuletzt auf dem Circuito de Jerez. Als Vizeweltmeister war er im Vorjahr auch der konstanteste aller Yamaha Piloten. Angeblich sitzt er auf einem Bike, welches zwei Jahre alt ist und ist trotzdem meist schnell damit. Aber nicht alle glauben die Geschichten, welche dazu offiziell behauptet werden.

Wie geht es weiter?

Beim „Patchwork-Kalender“ von FIM und Dorna ist diese Frage gar nicht so leicht zu beantworten. Zumindest die Übersee-Rennen gelten immer noch als sehr gefährdet, auch nach der erwarteten Absage von Argentinien und Texas. Nachdem der GP von Tschechien zu Grabe getragen wurde, interessiert derzeit vor allem die Europa-Saison und ob es eine Möglichkeit für Zuschauer an der Strecke gibt. In Portimão und Jerez wurden eindeutig Privatpersonen in der Startaufstellung gesichtet. Dabei handelte es sich offensichtlich um einige wenige Privilegierte. Etwas, dass es beim „Closed-Door-Protocol“ der Dorna prinzipiell gar nicht geben dürfte, aber es ist typisch menschlich. Erst wird am Montag in Jerez nun ein Testtag eingeschaltet und dann geht es mit dem GP von Frankreich weiter. Nachfolgend der kombinierte Kalender mit in roter Schrift den Überschneidungen zwischen MotoGP und WorldSBK.

Bei den Daten in Fettschrift handelt es sich um geänderte oder neue Termine.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).