Marc Marquez (Repsol Honda) auf allen Vieren im Kiesbett vor seiner völlig zerstörten RC213V – ein symbolträchtiges Bild am Samstagmorgen vor dem Grand Prix von Spanien in Jerez de la Frontera. Die kritischen Stimmen, welche der Meinung sind, er sei zu früh zurückgekommen mehren sich.

Die Brüder Marquez und ihr denkbar unglücklicher Saisonbeginn

Am Wochenende des Grand Prix von Spanien ging ein kleines Detail beinahe unter. Es war laut offizieller Information nämlich das tausendste Rennen von Repsol Honda, dem erfolgreichsten MotoGP Team der letzten 3 Jahrzehnte. Bereits vor dem Sonntag waren die beiden Aushängeschilder Marc Marquez und Pol Espargaró im FP3 heftig abgeflogen. Am Ende konnten alle froh sein, reichte es noch knapp in die Top Ten für die beiden, wenn auch denkbar knapp. Dazu stellte ausgerechnet Markenkollege Takaaki Nakagami von Kundenteam LCR die beiden hoch bezahlten Spanier völlig in den Schatten. Der Japaner verpasste um nur 7 Zehntel sein erstes Podest der Saison. Und zu allem Überfluß musste auch noch HRC Honda Teamchef Alberto Puig gesundheitlich angeschlagen zu Hause bleiben. Wahrhaft kein Grund für eine ausgelassene Feier, wozu das Team in früheren Jahren unzählige Male Anlass gehabt hatte.

Das Repsol HRC Bild zur Feier des tausendsten Rennens in der Königsklasse, mit Fahrern wie Mick Doohan und Valentino Rossi, die zu Ikonen wurden. Auf dem Bild der neunte und zehnte des GP von Spanien.

Dramatische Entwicklung rund um den älteren der beiden Marquez Brüder
Wie man über die Rückkehr des 6-fachen MotoGP Weltmeisters denkt, sei jedem selbst überlassen. Aber nicht ganz zu Unrecht mehren sich dazu die kritischen Stimmen. Insbesondere auch, weil er nach seinem Verzicht auf das zweite Rennen in Jerez im Vorjahr die Erwartungen für sein Comeback selbst geschürt hatte, als er betont hatte „ich werde stärker zurückkommen denn je!„. Was den Skeptikern nun recht gibt ist, dass er bei seiner Rückkehr für ein neues Phänomen sorgte. Wir können uns nicht daran erinnern, dass von ihm bei einem 9. Rang jemals davor vor einem guten Resultat gesprochen oder geschrieben wurde, wie nach den GP in Andalusien. Einen siebten Platz beim GP von Portugal noch schönzureden zu müssen, hätte vollauf reichen sollen. Wenn es aber so weitergeht, reden wir nicht mehr von Sportlichkeit bei der Beurteilung, dies vergessen dabei viele. Vor allem in dem Moment, wo die hervorragenden Leistungen anderer Fahrer wie Takaaki Nakagami und Aleix Espargaró im Gegenzug von den meisten Kommentatoren sträflich vernachlässigt werden.

Pol Espargaró (Repsol Honda) vor dem Start – durch die extrem verkürzte Testzeit gegenüber früheren Jahren wurde seine Aufgabe beim Honda-Werksteam erst recht zur Herkules-Aufgabe. Der Katalane zeigte trotzdem einige solide Rennen, aber beim erfolgreichsten Team der letzten 3 Jahrzehnte sind Platzierungen knapp innerhalb der Top Ten kein Grund zur Euphorie.

Alex Marquez – im Vorjahr beinahe gescheitert und nun schwächster Honda Fahrer
Wir hatten zu den Skeptikern gehört, als der Bruder von Marc von Repsol Honda anstelle von Johann Zarco unter Vertrag genommen wurde. Ein Stück weit erhielten wir vor verspätetem Saisonbeginn 2020 damit sogar recht, weil HRC noch vor seinem ersten Rennen für das Jahr 2021 die Rückversetzung zu LCR öffentlich machte und stattdessen die Verpflichtung von Pol Espargaró. Alex zeigte nach schwierigem Saisonbeginn trotzdem einige unerwartet starken Leistungen, wonach er aber wieder Rückschläge in Kauf nehmen musste. Trotz einigen Achtungserfolgen reichte es für Alex Marquez am Ende nur zu WM-Rang 14 in seiner Rookie Saison. Die Brüder Marquez und ihr sportlich absolut missglückter Saisonbeginn werden noch viel zu reden und schreiben geben, dies zumindest steht bereits fest. Es ist jedoch nur zu hoffen, dass der Sport dabei nicht zu kurz kommt, um den es in erster Linie gehen sollte.

Die Situation in der Weltmeisterschaft ist ein Bild des Jammers für die Marquez Brüder. Zahlreiche Fahrer mit nur zwei gewerteten Rennen liegen vor ihnen, dazu derzeit sogar immer noch zwei Rookies.

Der richtige Erfolg im falschen Moment

Es waren Tränen der Enttäuschung, welche Takaaki Nakagami nach sensationell starker Leistung in der Box im Gesicht hatte. Das erste Podium des Jahres um nur 0,7 Sekunden zu verpassen, tat dem Japaner im ersten Moment offenbar mehr weh, als dass er sich über Rang 4 als bester Honda Fahrer freuen konnte. Offensichtlich freuten sich bei HRC Honda jedoch nicht alle mit, wie später durchsickerte. Beispielsweise las man nach dem Rennen über Ausreden von angeblichen Problemen seiner Kollegen mit der Honda. Dabei hätten diese jedoch am Freitag nach seinem 6. Platz im FP2 einfach sein Setup kopieren können. Bei allen Marken ist genau dies der Grund, weshalb sie lieber mehr als nur zwei Fahrer wie Suzuki und Aprilia im Einsatz haben. Wenn beim besten Piloten etwas sehr gut funktioniert, gibt dies den anderen Markenkollegen die Chance, sich seine Daten genau zu studieren und danach richtig zu reagieren. Wenn ein glorioses Team wie Repsol Honda trotzdem ausgerechnet bei einem Jubiläum Ausflüchte für ihre schlechten Leistungen sucht, ist dies in der Tat kein gutes Zeichen.

Die erste Kurve im Grand Prix von Spanien mit Takaaki Nakagami (LCR Honda Idemitsu) auf Position 6. Der Japaner blamierte seine Honda Markenkollegen aus dem Werksteam mit einer sensationell starken Leistung.
Die aktuelle Statistik zeigt für Honda ein zwiespältiges Bild, weil in der Teamwertung zwar das Repsol Werksteam relativ weit vorne liegt, aber mit sehr großem Abstand zu den besten. Dazu ist man nur vor Hinterbänkler KTM in der Markenwertung und sogar noch hinter Gresini Aprilia, die sämtliche Punkte in dieser Tabelle dem Teufelskerl Aleix Espargaró zu verdanken haben. Der Junge ist für die Firma aus Noale Gold wert.

Das Le Mans Wochenende mit einem interessanten Detail

Bevor es nach Frankreich geht, wo auf Johann Zarco und Fabio Quartararo deren Heimrennen wartet, hier unsere Statistik mit den Zahlen ab dem Jahr 2015. Weiter zurück macht kaum Sinn, weil sehr viele Fahrer damals in der MotoGP noch gar nicht mit dabei waren. Natürlich sind exakt deshalb die Zahlen von Fahrern wie Petrux, Viñales und weiteren altgedienten Piloten wesentlich aussagekräftiger, was ihre Performance auf dem Circuit Bugatti betrifft. Was dabei besonders auffällt, ist auch die vergleichsweise zu anderen Strecken sehr hohe Zahl an Ausfällen. Im Fall von Jack Miller 2020 handelte es sich dabei aber beispielsweise um ein technisches Problem an seiner Ducati. Weil bei ihm im Vorjahr nur ein Rennen zu Buche steht, ist ausgerechnet Alex Marquez im betrachteten Zeitraum der erfolgreichste gewesen. Vielleicht ein kleiner Lichtblick zur Aufmunterung für den Katalanen, nachdem er in Jerez unschuldig ausgeschieden war.

Die orangefarbene Jahreszahl bei 2020 bedeutet in unserer Symbolik der Umstand, dass es sich bei dem Grand Prix um ein Regenrennen handelte.

Der WM-Stand in allen Klassen vor der 5. Runde in Le Mans

Zeitplan des Grand Prix von Le Mans

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).