Ernst Degner (rechts im Bild mit MZ-Chefingenieur Walter Kaaden). Der Mann war mehr als nur hart im Nehmen.

Das Beispiel von Jorge Lorenzo und Ernst Degner

Jorge Lorenzo verdiente sich seinen Ehren-Platz als hartgesottener Kerl auf zwei Rädern spätestens am Wochenende des GP von Assen von 2013. Der Mann aus Mallorca brach sich beim 2. freien Training nach einem heftigen Abflug per High-sider das linke Schlüsselbein. Statt aufgrund seiner Verletzung zu pausieren, flog er noch am selben Tag nach Barcelona, wo er sich umgehend unters Messer legte und sein Bruch operiert wurde. Darauf kehrte Lorenzo per Privatjet wieder zurück auf den Kurs in den Niederlanden. Nach bestandenem Fitnesstest absolvierte er das Rennen und wurde trotz Schmerzen und heftigem Handicap noch Fünfter. Lediglich zwei Tage nach dem Unfall und nachdem ihm eine Titaniumplatte sowie acht Schrauben in den Knochen implantiert worden waren.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht liess sich Jorge in der Box pflegen, doch am Rennen hatte er teilgenommen und sogar Platz 5 erreicht.

Ernst Degner und seine Wahnsinns-Fahrt von 1955

Es geschah auf dem Schleizer Dreieck und der junge Ernst Degner war damals frisch ins IFA-Werksteam aufgenommen worden. Ein Jahr später sollte der VEB (Volkseigene DDR-Betrieb) auf MZ für Motorradwerke Zschopau umbenannt werden. Gegen seine erfolgreichen Teamkollegen hatte der junge Potsdamer alles andere als einen leichten Stand. Horst Fügner war 1955 auf einem wahren Höhenflug und die alten Haudegen Bernhard Petruschke und Erhart Krumpholz mit ihrer Erfahrung alles andere als leicht zu schlagen. Degner lag hinter dem westdeutschen Karl Lottes (MV) und seinem Teamkameraden Fügner auf Platz 3 im Rennen, als er bereits in der zweiten Runde heftig abflog.

Ernst Degner (links mit dem weissen Helm) im Gespräch mit Frantisek Stasny, dem tschechischen Altmeister der 50-er und 60-er Jahre.

Die Weiterfahrt mit heftigsten Schmerzen
Aufgrund seiner verwegenen Fahrweise war Degners Sturz keine Überraschung für die zahlreich erschienenen Zuschauer am Schleizer Kurs. Doch Ernst raffte sich wieder auf und brachte seine 125 cm³ IFA wieder in Gang, worauf er sich erneut auf die Jagd nach einer guten Platzierung machte. Er schaffte das beinahe unmögliche und wurde am Ende hinter Fügner, Krumpholz und Lottes noch Vierter. Bei der folgenden ärztlichen Untersuchung wurde ein Schlüsselbeinbruch Degners festgestellt, was muss dieser Mann auf die Zähne gebissen haben!

Der gravierendste und erste von 3 schweren Unfällen Ernst Degners – am 10. November 1963 als Suzuki-Werksfahrer im 250 cm³ WM Lauf von Suzuka. Der bewusstlose Fahrer lag noch neben seiner Maschine, bevor sein Teamkollege Frank Perris ihn aus den Flammen zog und ihm damit das Leben rettete. Passiert war dies gut 2 Jahre nach seiner Republik-Flucht aus der DDR. Erst nach dem 3. schweren Unfall sollte Degner seiner Zweirad-Karriere zum Saisonende 1966 ein Ende setzen.

Unsere History – sie wächst und wächst
Mehr über die Karriere Degners und vieler Fahrer der früheren Jahrzehnte siehe unter History auf dieser Seite. Die Corona-Zwangspause nutzen wir zur Ergänzung mit zahlreichen interessanten Berichten über die Fahrer dieser Zeit. Vieles davon war bisher unbekannt und natürlich sind zahlreiche Fotografien enthalten, sowie Details über Technik und Hintergründe zum Rennsport der damaligen Zeit.