1956 mit dem neuen Teamkollegen und der 125 cm³ IFA-MZ
Nach unzähligen Erfolgen im Vorjahr war allen Beteiligten klar, dass es schwierig sein dürfte, die Erfolge von 1955 noch zu toppen. Für den Ende 1955 vom aktiven Rennsport Bernhard „Petrus“ Petruschke war neu Ernst Degner ins Team aufgenommen worden. Der aus Gleiwitz in Oberschlesien (heutiges Gliwice in Polen) stammende, erst 24-jährige Nachwuchsfahrer sollte in den kommenden Jahren noch für einige Aufregung im Team sorgen. Petruschke arbeitete nach seiner Laufbahn weiter bei IFA, die Firma wurde noch im Jahr 1956 auf MZ umgetauft, was für Motorradwerke Zschopau steht. Bernhard fungierte aufgrund seiner Erfahrung später unter anderem als Rennleiter für den volkseigenen Betrieb nahe Chemnitz.
Die technische Basis im letzten Jahr unter dem Namen IFA
Die 125 cm³ IFA war in den ersten beiden Jahren technisch fast unverändert geblieben. Nach den ersten 3 produzierten Maschinen wurden bis 1954 die restlichen 7 der ursprünglich 10 beauftragten Bikes hergestellt und ausgeliefert, plus noch zusätzliche 5 Exemplare. Die Lieferung erfolgte damals an die sogenannten Betriebssportgruppen, welche den Einsatz der Fahrer koordinierten. Die Maschinen hatten mittlerweile diverse Weiterentwicklungen erhalten, das veraltete 3-Gang Getriebe von 1953 war mittlerweile Geschichte. Auf die Saison 1956 wurde das 4-Gang Getriebe durch eines mit sechs Stufen abgelöst, welches zu Beginn aber noch Probleme machte und daher vorerst nicht zum Einsatz kam. Auch das Fahrwerk hatte mit einer sogenannten Vollschwinge mittlerweile dringend notwendige Updates erhalten, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Beim Motor lag man mittlerweile bei einer Leistung von rund 16 PS bei 9000 U/Min. Gegenüber noch vor 3 Jahren war dies eine Mehrleistung von immerhin gut 20 Prozent.
Perfekter Saisonauftakt 1956
Beim Rennen in Sankt Wendel zum Preis des Saarlandes gelang Fügner am 29. April 1956 ein perfekter Start in die internationale Saison. Hinter MV Agusta Werksfahrer Luigi Taveri aus der Schweiz und dem aus Gibraltar stammenden John Grace auf Montesa schaffte es Fügner mit Rang 3 gleich auf Anhieb aufs Podium. Das Team trat unter dem Namen IFA-MZ auf und mit am Start waren nebst Horst auch der junge Degner und Erhard Krumpholz. Nach dem Start war Fügner anfänglich nur auf Platz 8 zu finden, doch bei abtrocknender Strecke hatte er sich immer mehr nach vorne gekämpft. Der Schweizer Florian Camathias wurde als bester Privatfahrer auf einer MV Fünfter, während Krumpholz und Degner die Top 5 verpasst hatten. Am 13. Mai war es auf dem Hockenheimring mal wieder Erhard Krumpholz, der für IFA-MZ die Kohlen aus dem Feuer holte. Hinter den beiden westdeutschen August Hobl (DKW) und Karl Hofmann gelang dem Oldie aus der DDR-Truppe ein hervorragender 3. Platz beim 6. Rheinpokal-Rennen.
Saison-Höhepunkt im Juni
Nachdem Fügner seinen Saison-Höhepunkt im Vorjahr mit 3 Siegen im Juli feiern konnte, war dies im Jahr danach bereits im Juni. In Sachsen-Anhalt ging es auf der Halle-Saale Schleife für Horst darum, seine beiden Siege von den beiden Jahren davor zu verteidigen. Prompt gelang dem Chemnitzer der Hattrick in der 125 cm³ Klasse. Mit dem 3. Sieg in Folge war er ab nun der erfolgreichste Fahrer dieses seit 1950 ausgetragenen Rennens. Bis dahin musste er sich diese Ehre noch mit seinem ehemaligen Weggenossen Bernhard Petruschke und Erhart Krumpholz mit je 2 Siegen teilen. Es war allgemein für Fügner eine vor allem bei nationalen Rennen sehr gute Saison. Die Ausgangslage für die Titelverteidigung in der DDR-Meisterschaft der 125-er war nach dem Sieg auf der Halle-Saale Schleife natürlich nun hervorragend.
Erfolgreiche zweite Saisonhälfte
Auch wenn er die Zahl an Siegen vom Vorjahr in der Saison 1956 nicht mehr ganz erreichte, die Erfolgsbilanz von Horst Fügner konnte sich durchaus sehen lassen. Beim damals noch nicht zur Weltmeisterschaft zählenden GP der Tschechoslowakei war traditionell viel Konkurrenz aus dem Ausland mit am Start. Degner und Fügner hatten die beste Trainings-Zeit aufgestellt und im Rennen war es der Zweitgenannte, der hinter dem Tschechen František Bartoš (CZ) ins Ziel kam. Dritter wurde der Schwede Svensson (Ducati) vor IFA-MZ Urgestein Erhart Krumpholz, während Ernst Degner zu Sturz kam. Team-Oldie Krumpholz hatte davor bereits auf dem Norisring bei Nürnberg mit Platz 2 bewiesen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehörte. Leider wurde das Wochenende in Brünn durch die tödlichen Unfälle von Hans Baltisberger (siehe seine Story in unserer History) und Michel Mouty aus Frankreich überschattet. Beim Rennen auf der Avus in Berlin war die Konkurrenz mit MV-Werksfahrer Taveri und den DWK Werksmaschinen übermächtig, aber Fügner schaffte trotzdem Platz 4, während Krumpholz mit einem technischen Problem an der IFA-MZ ausschied.
Titelverteidigung als DDR-Meister
Am Ende der Saison war es Horst Fügner gelungen, seinen 125 cm³ Titel in der DDR Meisterschaft aus dem Vorjahr zu verteidigen. Mit sehr konstanten Leistungen, unter anderem beim Stadtparkrennen in Leipzig, mit einem 2. Platz hinter Degner, war Horst der fleißigste Punktesammler in dieser Saison. Aus IFA-MZ wurde später MZ und mit Ernst Degner hatte er eine neue Herausforderung aus dem eigenen Team für die Zukunft gefunden. Fast wichtiger war für Fügner jedoch, dass seine Maschine immer konkurrenzfähiger wurde. Ingenieur Walter Kaaden sollte im Winter nochmals einige PS finden und für 1957 hoffte man zumindest beim GP von Deutschland, ein Wörtchen um die ersten 6 Plätze mitzureden.
Die Opfer des Motorradrennsports im Jahr 1956
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier die uns bekannten Opfer des Motorrad-Rennsports im Jahr 1956. Die Zahl von mindestens 18 Todesopfern auf den Rennstrecken dieser Welt ist schlicht grauenvoll. Auf dem gefährlichen Straßenkurs der Isle of Man verloren 1956 allein drei Fahrer ihr Leben. Dem Deutschen Hans Baltisberger, der in Brünn sein Leben dem Rennsport opferte, haben wir in unserer History ein eigenes Kapitel gewidmet.
Weiter geht es in Kürze mit Teil 5 und der Story über Horst Fügner..
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