Unschöner Auftakt für die spärlich erschienenen Zuschauer beim Moto3 GP von San Marino – das Aus für Romano Fenati ( Sterilgarda Max Racing Team) zehn Runden vor Schluss in Führung liegend durch Sturz in Turn 15.

Ausser in der Moto2 – viele italienischen Namen auf dem Podium

Der Rückblick auf das erste Misano Wochenende 2021 der MotoGP bietet in der kleinsten und größten Klasse ein wahres Kuriosum. Das italienische Festival begann am Sonntag um 11 Uhr mit dem Rennen der Moto3, als mit Romano Fenati ein Lokalmatador das Rennen überlegen anführte. Doch der für das Sterilgarda Max Racing Team angetretene Routinier verspielte seinen Sieg in Führung liegend leichtfertig mit einem Crash in der dreizehnten Runde. Aber am Ende konnten die in bescheidener Zahl von nur zwanzigtausend zugelassenen Personen trotzdem jubeln. Man darf davon ausgehen, dass bis auf die sündhaft teuren VIP Plätze in erster Linie Tifosi für die drei Männer auf dem Podium klatschten, als die italienische Hymne abgespielt wurde. Weil Rossi-Schützling Marco Bezzecchi hinter dem Engländer Sam Lowes nur fünfter wurde, stand kein Lokalheld im nächsten Rennen auf dem Podest. In der Moto2 hörten man wie so oft die spanische Hymne, weil Raul Fernandez vor dem australischen Teamkollegen Remy Gardner und Landsmann Aaron gewann. Besonders interessant und mit der grössten Spannung erwartet, waren danach die drei Namen nach dem Grand Prix von San Marino der MotoGP.

Romano Fenati flog heftig ins Kiesbett ab und seine Husqvarna dürfte nach mehreren Überschlägen in der Tat für eine komplette Renovation fällig geworden sein. Zum Glück verletzte der Fahrer sich dabei zumindest nicht ernsthaft.

Die drei italienischen Namen auf dem MotoGP Podium
Nach starkem Qualifying der Ducati Piloten galt der einzige Yamaha Pilot in der ersten Reihe schon fast als Aussenseiter für das Rennen. Mit Fabio Quartararo war es der junge Mann, der eigentlich gebürtiger Franzose ist, aber ab dem Teenie-Alter in Spanien aufgewachsen ist. Dank seinem Namen dürften ihn die Tifosi jedoch fast als einen der ihrigen sehen, weil die Wurzeln des schnellen Mannes aus Nizza eindeutig in Italien liegen. Als WM-Leader war er der von allen Gejagte und zu Beginn sah man ihn auch rundherum von Ducati Fahrern bedrängt. Vor sich hatte er zu Beginn die beiden roten Bikes von Pecco Bagnaia und Jack Miller und hinter ihm drängten Jorge Martin und etwas später auch Enea Bastianini. Aber ersterer übertrieb es im Kampf mit dem Monster Energy Yamaha Ass und exakt viereinhalb Minuten nach dem Start lag er mit seiner Pramac Ducati am Boden. Danach begann die Aufholjagd von Quartararo und Enea Bastianini, welche sich am Ende mit Bagnaia das Podest teilten. Jack Miller hingegen wurde auch noch von Marc Marquez und Joan Mir geschnappt. Der Australier bekam später jedoch den fünften Platz geschenkt, weil der amtierende Weltmeister für ein Track-Limit Vergehen bestraft und um eine Position zurückversetzt wurde.

Von links nach rechts Fabio Quartararo mit der besten Yamaha, Francesco Bagnaia und Enea Bastianini (beide Ducati) – wer von MotoGP nichts versteht und die Namen sieht, ist überzeugt davon, es handelt sich dabei um drei Italiener.

Die Gewinner des ersten von zwei Rennen in Misano
Zwar büsste der WM-Führende fünf Punkte seines Vorsprungs auf den nächsten Verfolger ein. Aber zusammen mit dem überragend fahrenden Rookie Enea Bastianini auf der zwei Jahre alten Ducati GP-19 gehörte Fabio Quartararo definitiv zu den Gewinnern am Sonntag. Mit beachtlichen 48 Punkten Vorsprung führt der konstanteste Mann des Jahres die WM überlegen an. Nun sind durch den Wegfall des Argentinien GP nur noch vier Rennen zu fahren und dabei gibt es höchstens 100 Punkte zu gewinnen. Sollte die Yamaha Hoffnung in Texas erneut auf dem Podest stehen, wird es für seine letzten verbliebenen Gegner im Titelkampf fast unmöglich, ihn noch abzufangen. Sein Landsmann Johann Zarco ist als vierter praktisch bereits ausgeschieden, er kann aber noch bester Privatfahrer werden und ist derzeit immer noch zweitbester Ducati Mann, knapp vor Miller. Dieser gehörte nach seinem Rückfall von P2 jedoch im Gegensatz zu den Fahrern auf dem Podium und Marc Marquez als viertem nicht zu den Gewinnern. Ganz anders die beiden Spargelbrüder Pol und Aleix mit einem weiteren soliden Top Ten Ergebnis.

Ein enttäuschter Jack Miller in der Ducati Lenovo Box nach Platz 5 in Misano – die meisten vermeintlichen Experten hatten den Australier vor Saisonbeginn zum WM-Favoriten hochstilisiert. Wir waren hingegen diesbezüglich eher skeptisch, weil es ihm dafür bisher immer an Konstanz gefehlt hatte.

Die vielen Verlierer in Misano
Joan Mir hätte im Vorjahr den Titel auch ohne Sieg geholt, weil im ersten Corona-Jahr nichts war, wie üblich. Diesmal jedoch steht er vollkommen im Schatten des unbestritten besten Mannes der Saison. Dem Katalanen ist in der Person von Fabio Quartararo ein Mann herangereift, der im Gegensatz zum Vorjahr kaum mehr Fehler begeht. Dazu ist er als fünffacher Sieger in diesem Jahr nebst Bagnaia der einzige, welcher diese Saison die WM-Krone verdient. Nebst dem Suzuki Piloten gehören mit Ausnahme von Rückkehrer Frankie Morbidelli natürlich alle Piloten zu den Verlierern, welche die Punkteränge verpassten. Dazu gehörte leider auch Altmeister Valentino Rossi und sein Landsmann Andrea Dovizioso, der auf der Yamaha noch weitere Runden braucht, um damit klarzukommen. Genauso die im Rennen nebst Jorge Martin ebenfalls gestürzten Iker Lecuona und Alex Rins.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) ist definitiv der Mann der Stunde und aktuell kaum zu schlagen – um ein Haar hätte er in dessen Heimrennen am Ende noch Pecco Bagnaia abgefangen und diesem den Sieg streitig gemacht.

Ein weiteres Debakel für KTM
Vor Saisonbeginn hatte Pit Beirer noch betont, es fehle noch ein kleiner Schritt, um in der Weltmeisterschaft ganz vorne mitzukämpfen. Der Motorsportchef der Orangen scheint viel Humor zu haben, aber das Lachen dürfte dem ehemaligen Motocross Spitzenfahrer aus Deutschland längst vergangen sein. Mit Brad Binder schaffte es nur eine von vier KTM in die Punkteränge und Platz 9 erinnert dabei an die ersten drei Jahre der österreichischen Marke in der MotoGP. Damals wurden solche Platzierungen regelmässig schöngefärbt, aber heute klappt so etwas nicht mehr. Mittlerweile wird immer klarer, dass vor allem der Testvorteil in der Saison 2020 dafür gesorgt hatte, dass sie aus der Mittelmässigkeit fanden. Wenn aber nun ihr zweiter Werkspilot zweitletzter wird, wie bei Miguel Oliveira im GP von San Marino erlebt, kann man nur noch von einer Blamage sprechen. Nachfolgende Teamwertung spricht Bände, was zudem das Tech 3 Kundenteam betrifft. Nur aufgrund von Morbidos Verletzung und einem aus der Form geratenen Valentino Rossi ist Petronas SRT noch hinter dem französischen KTM B-Team zu finden.

Bei der Herstellerwertung wird es bald eng für KTM, wenn Marc Marquez und Pol Espargaró noch oft vor allen KTM Piloten ins Ziel kommen, was aus Sicht der Orangen durchaus zu befürchten ist.

Das MotoGP Rennen in Zahlen

Zwischenstand in der MotoGP WM nach 14 von 18 Runden

Der kombinierte Kalender und wie es weitergeht

In der MotoGP kommt es nun erst zum zweiten und damit letzten Mal zu einer Runde ausserhalb von Europa. Dies war eigentlich bereits im Herbst 2020 absehbar, nur FIM und Dorna wollten dies nicht wahrhaben. Als gäbe es keine Covid-Pandemie und Mutationen, planten sie aufs Blaue hinaus einen Kalender, der so von Beginn an völlig illusorisch war. Interessanterweise sahen wir bis auf unserer Seite dazu kaum Kritik. Als Resultat der Fehlplanung kam es zu zahlreichen Überschneidungen im Kalender zwischen MotoGP und WorldSBK, was nachfolgend in Rotschrift ersichtlich ist. Mit der Runde in Austin ist dies zum ersten Mal etwas weniger problematisch. Dafür sorgt zum Glück die Zeitverschiebung zwischen den USA und Portugal.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).