Geschenkter Sieg für Oliveira nach erneutem Etappenrennen
Statt Joan Mir hiess der Glückspilz beim GP der Steiermark Miguel Oliveira. Ausgerechnet der von ihm nach seiner stupiden Aktion im 1. Rennen von Spielberg heftig kritisierte Pol Espargaró schenkte dem Portugiesen in der zweiten Etappe des MotoGP Events auf dem Red Bull Ring in der letzten Kurve den Sieg. Eigentlich hätte der Gewinner jedoch Mir heissen müssen. Der spanische Suzuki Pilot führte bereits deutlich, als das Rennen wie bereits eine Woche zuvor aufgrund eines heftigen Unfalls abgebrochen wurde. Da bei Maverick Viñales die Bremsen versagt hatten, sprang der Monster Energy Yamaha Fahrer bei rund 200 km/h von seinem Bike ab. Die Yamaha prallte in die Airfences, zerstörte diese und brannte danach auch noch. Maverick kam ohne Verletzung davon, war beim Neustart zur 2. Etappe natürlich aber nicht mehr am Start. Dadurch kam es zu einer Verschiebung der Kräfteverhältnisse im zweiten Teil des Rennens, bei welchem bis zur letzten Kurve Jack Miller (Pramac Ducati) und KTM Pilot Espargaró den Sieg unter sich auszumachen schienen. Doch wie so oft in Spielberg behinderten sich die beiden Streithähne dabei gegenseitig. Dadurch konnte Oliveira an den beiden führenden vorbeischlüpfen und wurde damit zum glücklichen Sieger.
Fragwürdige Entscheidungen trüben sportlichen Wert
Nicht nur die Strafe von Johann Zarco nach der Kollision im ersten Rennen auf dem Red Bull Ring mit Franco Morbidelli war eine Farce. Der Franzose wurde von der Rennleitung danach für den GP der Steiermark zum Start aus der Boxengasse verdonnert. Eine mehr als fragwürdige Entscheidung der 3 Witzbolde, die meist rein willkürlich bestimmte Fahrer bestrafen oder einfach trotz arger Verfehlungen davonkommen lassen. So etwa Pol Espargaró, der im GP von Österreich seinen Markenkollegen Oliveira aus dem Sattel holte. Nur ein Rennen davor gab es eine ähnliche Situation mit Johann Zarco, der sogar für Pols Verfehlung zu Unrecht noch bestraft wurde. Dieser hatte sich im 2. MotoGP Rennen auf dem Red Bull Ring in der letzten Kurve meterweit in die grün markierte Zone begeben, erhielt dafür jedoch keine Strafe oder Rückversetzung um einen oder mehrere Plätze. Jorge Martin fuhr im Moto2 nur hauchdünn in diesen Bereich, wurde jedoch um eine Position nach hinten versetzt. Viele Fahrer, darunter auch Valentino Rossi, kritisierten die Rennleitung und ihre teils mehr als fragwürdigen Entscheidungen offen. Man darf festhalten, dass der sportliche Wert der MotoGP dadurch viel zu oft getrübt wird.
Noch eine Farce – der angeblich nicht fitte Johann Zarco
Den Gipfel boten aber am Donnerstagabend die Rennärzte. Sie erklärten den kurz davor nach einer Mikrofraktur am Handgelenk operierten Johann Zarco für unfit am Freitag. Seine Verletzung wurde mit einer Spezialschraube fixiert. Im Gegensatz dazu war 2013 Jorge Lorenzo nach einer am Vortag mit Titanplatte und 8 Schrauben fixiertem Schlüsselbeinbruch bedenkenlos für fit erklärt worden. Genauso bei Marc Marquez 2020, als er in Jerez viel zu früh nach seinem Oberarmbruch wieder auf die Repsol Honda gestiegen war. Doch Zarco hat als Franzose wohl einen falschen Pass für manche Entscheidungsträger der spanisch dominierten MotoGP (auch die Vermarktungsfirma Dorna ist bekanntlich spanisch). Der aus Cannes stammende Esponsorama Racing Ducati Pilot dankte es am Samstag auf seine Art und fuhr sensationell die drittbeste Zeit im zweiten Qualifying. Trotz seines Starts aus der Boxengasse und den verletzungsbedingten Problemen beendete Zarco das Rennen auf Platz 14. Dabei schlug er sämtliche drei Honda Werksfahrer und liess auch Franco Morbidelli (Petronas SRT Yamaha) meisterhaft hinter sich.
Die angebliche Krise von Yamaha
Platz 9 für die beste Yamaha mit Valentino Rossi ist wahrlich kein Ruhmesblatt für den japanischen Hersteller. Doch nicht lange ist es her, standen in Jerez gleich 3 Fahrer der Marke mit den gekreuzten Stimmgabeln im Logo auf dem Podest. Im Vorjahr wurde Fabio Quartararo (Petronas Yamaha SRT) in Misano nur hauchdünn vom derzeit abwesenden Marc Marquez geschlagen. Das nächste Doppelrennen findet ab 13. September genau dort statt. Wetten, dass die Yamahas an der Adria wieder ganz vorne mit dabei sein werden? Trotz nur 3 WM-Punkten beim GP der Steiermark führt immer noch der Franzose mit genau diesem Vorsprung im WM-Zwischenklassement auf Andrea Dovizioso (Ducati). Im Grunde genommen ist die jetzige angebliche Krise von Yamaha nicht mehr als ein Hirngespinst übermotivierter und sensationsgieriger Schreiberlinge. Die nächsten Rennen dürften genau dies unter Beweis stellen.
Ergebnis MotoGP Grand Prix der Steiermark
WM-Stand MotoGP nach 5 von 14 Runden
Die ersten 10 Fahrer sind nur gerade durch 35 Punkte getrennt, womit noch sehr viel Spannung und unzählige Positionswechsel zu erwarten sind. Dass Stefan Bradl zum dritten Mal punktelos blieb und auch Alex Marquez die erwartet schlechten Resultate zeigt, sorgt bei Repsol Honda für Katzenjammer. Obwohl KTM auch in Misano vor der Saisonfortsetzung nach der Corona-Zwangspause getestet hat, dürfte es den Orangen diesmal weniger leicht fallen als in Brünn und Spielberg, von ihren Vorteilen zu profitieren. Allgemein wird erwartet, dass Yamaha auf der Strecke an der Adria zurückschlagen wird. Auf der letztjährigen Ducati GP-19 ist Johann Zarco noch vor den Werksfahrern Alex Rins (Suzuki), Danilo Petrucci (Ducati), Alex Marquez und Cal Crutchlow (beide Honda) die bisherige Sensation des ersten Saisondrittels.
Zwischenstand Team WM
Auf ungewohnter Stelle ist derzeit Repsol Honda zu finden. Im Vorjahr hatte Marc Marquez die Mannschaft praktisch im Alleingang zum Sieg geführt. Dass mit Stefan Bradl als sein Ersatz nach 3 Runden keine Punkte heraussprangen, ist für das Team nun fatal. Dazu kommt die miserable Performance des Weltmeister-Bruders Alex. Doch dies hatten wir direkt nach seiner Verpflichtung vor einem knappen Jahr vorhergesagt. Dass Pol Espargaró wie teils behauptet mit seinem Wechsel zu Repsol Honda auf nächste Saison angeblich einen Fehler beging, ist hingegen blanker Unfug. Das erfolgreichste Team in der Königsklasse der letzten 30 Jahre ist für fast jeden Motorrad-Rennfahrer das Ziel aller Träume. KTM hingegen hatte die selbst gesteckten Ziele nach 3 Jahren um Welten verfehlt. Daher war der Wechsel von Pol für 2021 nur logisch. Nach seinen letzten Verfehlungen in Brünn und Spielberg müsste man jedoch eher umgekehrt fragen, ob der Katalane nach Alex Marquez die zweite Fehlverpflichtung von Repsol Honda in Folge sein wird.
Zwischenstand Hersteller WM nach 5 von 14 Runden
Aktuell sieht es aus, als wäre KTM mitten im Konzert der ganz Grossen angekommen. Doch geflissentlich wurde vielerorts dabei übersehen, dass die Orangen in Brünn und Spielberg einen unschätzbaren Testvorteil ausspielen konnten. Sogar in Misano waren die Österreicher zusammen mit Aprilia bereits testen. Insofern kommt spätestens ab Runde 8 der MotoGP auf dem Circuito de Catalunya-Barcelona die Stunde der Wahrheit. Es wäre KTM zu wünschen, dass auch ab dort eindrückliche Resultate herausgefahren werden können. Nur so würde an den Siegen von Brünn und Spielberg 2 kein Makel haften bleiben.