WM-Vorentscheidung: Sieg von Mir – Quartararo gestürzt
Nach den dramatischen Rennen der Moto3 und Moto2 war man gespannt, ob auch in der MotoGP der WM-Leader straucheln würde. Doch Joan Mir hatte andere Pläne. Während mit Fabio Quartararo sein ursprünglich härtester Kontrahent bereits in der ersten Runde abflog, kämpfte der aus Palma de Mallorca stammende Suzuki Pilot um den Sieg. Der Sturz des Yamaha Fahrers passierte im Duett mit Aleix Espargaro (Aprilia) in derselben Kurve. Von Platz 3 nach der ersten Runde arbeitete sich Mir drei Umläufe später am auf P2 liegenden Pol Espargaró vorbei. Danach folgte er dem Spitzenreiter Alex Rins geduldig, bis dieser einen Fehler machte und dessen Teamkollege innen an ihm vorbeischlüpfte. Im wichtigsten Rennen seines Lebens beging Mir keinen Fehler und gewann seinen ersten MotoGP Grand Prix der Karriere.
Yamaha Debakel auf allen Ebenen
Nachdem Maverick Viñales infolge Verwendung eines zusätzlichen Motors laut Reglement aus der Boxengasse starten musste, war ein Yamaha Pilot bereits vor dem Rennen so gut wie chancenlos auf vordere Platzierungen. Als dann der WM-Zweite Fabio Quartararo in der ersten Runde gestürzt war und den GP von Valencia von ganz hinten fertig fahren musste, war die Stimmung in den Boxen auf dem Nullpunkt. Doch es kam noch schlimmer, als nach 4 Runden der Motor von Rossis M1 ausging. Dass am Ende Franco Morbidelli als Sieger des 2. Rennens von Aragons nicht einmal in den ersten zehn ins Ziel kam, war das i-Tüpfelchen auf einem der schwärzesten Tage in Yamahas Renngeschichte.
Historischer Suzuki Doppelsieg
1982 war das letzte Mal, als es einen Doppelsieg für die Marke aus dem japanischen Hamamatsu gegeben hatte. Ausgerechnet im 100. Jubiläums-Jahr des Bestehens von Suzuki und deren 60. WM-Saison gelang dem Duo Mir und Rins dieser historische Doppelsieg nach 38 Jahren erneut. Damals waren es Randy Mamola und Virginio Ferrari gewesen, welche in der 500 cm³ Klasse am 26. September 1982 im Grand Prix von Deutschland in Hockenheim auf den obersten 2 Stufen des Podests standen. Viel wichtiger noch als der Doppelsieg war natürlich laut Teamchef Davide Brivio der Umstand, damit den vielleicht wichtigsten Schritt zur Eroberung des Fahrertitels getan zu haben.
Die Gewinner und die Verlierer
Nebst den Yamaha Fahrern gehörte diesmal erneut Alex Marquez auf der Repsol Honda zu den Verlierern. Vier Runden vor Schluss fabrizierte er seinen zweiten Rennsturz in Folge nach dem 2. Lauf von Aragon. Nebst Quartararo und Aleix Espargaró waren zu diesem Zeitpunkt bereits Aprlilia Ersatz Lorenzo Savadori, Pecco Bagnaia (Pramac Ducati) und Cal Crutchlow (LCR Honda) abgeflogen. Tito Rabat (Esponsorama Racing Ducati) gab mit technischen Problemen an der Box auf und sein Teamkollege Johann Zarco verlor ein sicher geglaubtes Topresultat in der zweiten Rennhälfte. Er lag auf P5, als er mit Problemen an seinem Bike zu kämpfen hatte und bis ins Ziel dadurch noch 4 Ränge verlor. Beste Ducati wurde dadurch Jack Miller (Pramac Ducati) auf Platz 6. Zu den Gewinnern gehörte KTM und Ducati mit je drei Fahrern in den Top Ten.
Ergebnis MotoGP
Der Rückblick
Vor- und Nachteile der Ereignisse in der 12. WM-Runde
Zu den wichtigsten Vorteilen gehören aus sportlicher Sicht zwei besondere Aspekte, weshalb der Ausgang des GP von Valencia viele Vorzüge hat. Einer davon ist der Umstand, dass durch die Yamaha-Schlappe deren Regel-Verstoß völlig nebensächlich wurde. Mit der Verwendung von Ventilen zweier unterschiedlicher Hersteller gab es noch kurz vor dem Rennen sinnlose Polemik, welche durch die Resultate von Valencia 1 glücklicherweise völlig zur Nebensächlichkeit verkam. Der zweite betrifft die Tatsache, dass Joan Mir nun selbst die größten Skeptiker nie vorwerfen können, er sei sieglos und daher unberechtigt Weltmeister geworden. Damit kommen wir sogleich zum vielleicht wichtigsten Nachteil der Ereignisse in der 12. WM-Runde: Der WM-Spannungsballon ist im 1. Rennen von Valencia bereits geplatzt.
Das KTM-Großmaul ist aus dem Rennen um die Weltmeisterschaft
Zu Saisonmitte hatte sich MotoGP Bad-Boy Pol Espargaró noch lauthals als Mitfavoriten auf den Titel geoutet. Doch selbst der haushohe Vorteil von KTM durch die viel umfangreicheren und intensiveren Test infolge der im Vergleich zu fast allen anderen Staaten wesentlich früheren Aufhebung des ersten Lockdowns in der Alpenrepublik nützten dem KTM-Großmaul nichts. Durch selbst verschuldete Stürze in Brünn, beim GP von Österreich und in Barcelona brachte sich der Katalane um die wohl einmalige Chance, in der Corona-Saison um den WM-Titel mitzukämpfen. Wohl niemand auf diesem Planeten dürfte darauf wetten, dass Pol ab nächstem Jahr als Teamkollege von Marc Marquez diesen zu schlagen vermag.
Die WM-Entscheidung – Suzuki darf den Schampus kühlen
Rechenbeispiele zu diesem Thema erübrigen sich grundsätzlich. Es sei denn, jemand bezweifelt ernsthaft, dass Joan Mir es aus eigener Kraft im 2. Rennen von Valencia aufs Podest schafft. Und sollte der Sieger des ersten Laufs auf dem Circuito Ricardo Tormo dies wie erwartet schaffen, sind die restlichen Platzierungen anderer Fahrer egal. Suzuki darf demnach getrost den Schampus kühlen und die Weltmeister T-Shirts würden bei Rennen mit Zuschauern bestimmt schon in ausreichender Menge für diesen Fall bereitliegen. Doch Davide Brivio und Joan Mir winken sehr professionell ab und weisen darauf hin, es könne noch viel passieren und der Titel sein noch ein gutes Stück weiterer Arbeit. Immerhin wird es ein lupenreiner und von vielen gegönnter Titel, sollte nicht noch ein Extremfall eintreten und der Spanier die letzten notwendigen 13 oder 14 Punkte verfehlen. In der Corona-Saison weiss man ja nie.
Honda – erst tot geredet, dann der Höhenflug und nun wieder der Absturz
Die Stürze von Cal Crutchlow und Alex Marquez zeigten auf, dass die beiden HRC Honda Piloten offenbar immer noch mit etwas übertriebenem Selbstvertrauen unterwegs waren. Dies stammt noch aus dem 1. Rennen, respektive beim Engländer Qualifying von Aragon. Doch mittlerweile sind sie wohl wieder auf dem schmerzhaften Boden der Tatsachen und ihrer aktuellen Möglichkeiten gelandet. Wenn der Ersatzfahrer für Marc Marquez dann noch Stefan Bradl heisst, wird es für Honda definitiv schwierig. Trotz zahlreicher Stürze vor ihm liegender Fahrer kam der auf P13 relativ weit vorn gestartete Bayer nicht über Platz 12 hinaus. Erst wurde Honda tot geredet, dann kam in Le Mans der Höhenflug und nun der Absturz. Zum Glück gibt es für die Japaner aber eine Konstante namens Nakagami. Der gute Takaaki wäre bestimmt lieber auf dem Podium gestanden, doch Platz 4 ist aller Ehren wert.
KTM und Ducati – die Freude hielt sich in Grenzen
Sowohl KTM wie auch Ducati hatten drei Fahrer in den ersten 10. Doch nach der Poleposition von Pol Espargaró war Platz 3 nicht das erhoffte Resultat. Der Spanier gab nach dem Rennen auch zu, dass er gegen die Suzukis keine Chance hatte. Mit seinem nächsten Sturz nach Aragon sorgte Francesco Bagnaia für weitere Sorgenfalten bei der Ducati Führung. Als man sich für „Pecco“ als Doviziosos Nachfolger im Werksteam entschied, hatte man sich definitiv mehr vom jungen Italiener erwartet. Auf der anderen Seite entwickelt sich Johann Zarco immer mehr zur sicheren Bank, auch wenn er diesmal nicht bester Ducati Pilot war. Sollte er Dovi aufgrund dessen nur noch halbwegs intakter WM-Chancen absichtlich vorbeigelassen haben, gebührt ihm zusammen mit Alex Rins der Preis für den loyalsten Fahrer der Saison 2020.
Schönes und weniger schönes vom GP von Valencia 1
Nebst der Aussage von Danilo Petrucci nach Platz 10 verwunderte auch Maverick Viñales nach Platz 13 mit seinen Bemerkungen. Vor allem, wenn ein Titelaspirant wie er in seiner Enttäuschung sich zur Aussage hinreissen lässt „das Gute ist, die anderen Yamahas waren auch nicht gut“. Der Autor dieses Artikels hat in seiner Karriere schon Mitarbeiter für weniger dämliche Sprüche auf die Straße gesetzt. Eigentlich ist das Schöne daran, dass ein solcher Dummschwätzer seine Chance auf den Titel auch in diesem Jahr wieder verpasst hat. Irgendwann wird bestimmt auch die Teamleitung von Yamaha endgültig begreifen, dass Maverick auf einzelnen Strecken bei für ihn idealen Bedingungen zwar top ist, aber ihm schlicht die Konstanz für einen MotoGP Weltmeister fehlt. Dass Yamaha im 1. Rennen von Valencia eine Totalpleite erlebte, werden sie jedoch bestimmt überstehen.
Petronas Yamaha SRT und die Pauschalbestrafung
Im Zusammenhang mit der Bestrafung von Yamaha wurde viel geschrieben und sehr wenig, zumindest sinnvolles, dazu gesagt. Das meiste, was dazu geschrieben wurde, wäre es nicht einmal wert, auf WC-Papier gedruckt zu werden. Dies gilt insbesondere die Anfeindungen von Red Bull Media über deren als neutrales Portal getarnte Seite Speedweek. Die gegnerischen Teams waren mit den Sanktionen durch die FIM einverstanden, dies ist ein unbestrittener Fakt. Daher erübrigen sich weitere Diskussionen zu diesem Thema oder gar Anschuldigungen an die Adresse von Yamaha.
Wo liegt die Schuld des Petronas Sepang Racing Teams?
Auf diese Frage eines unserer Leser möchten wir gerne eingehen, ohne damit jedoch die Suppe nochmals unnötig aufzuwärmen. Die Antwort auf diese Frage ist zumindest einfach. Es gibt schlicht keine Schuld seitens Razlan Razali und seiner Mitarbeiter. Der Teamchef des Sepang Racing Teams mit Sponsor Petronas, dem Malaysischen Ölmulti, hat auf die Konfiguration des Bikes keinen Einfluss. Insofern dürfte das Team formal-juristisch gesehen damit auch nicht bestraft werden, wenn der Lieferant des von ihnen verwendeten Bikes einen Regelverstoß beging. Wie bei der FIM üblich, haben diese Herren jedoch eine eigene Sicht der Dinge. Sie scheren sich seit ihrem Bestehen nicht um Gerechtigkeit oder juristische Korrektheit, sondern stehen quasi über allem. Zum Glück ist jedenfalls der Punktverlust von Petronas Yamaha SRT verkraftbar und die Entwicklung der WM-Situation erübrigt weiteres Kopfzerbrechen zur Causa „Yamaha-Ventile“.
Unsportliche Reaktionen nach Bekanntgabe der Sanktionen
Einige Schreiberlinge waren nicht davon abzuhalten, Yamaha nach Bekanntgabe der Sanktionen einen Betrugsversuch zu unterstellen und die FIM für die gewählte Form der Bestrafung zu kritisieren. Insbesondere bei Red Bull Media sind deren Heckenschützen für ihre parteiischen Artikel bereits berüchtigt. Ihre Interessen sind leicht durchschaubar. Immer wenn sich die Gelegenheit bietet, vom Red Bull Konkurrenten Monster Energy gesponserte Teams zu diskreditieren oder mit Dreck zu bewerfen, sind sie zur Stelle. Perfiderweise verstecken sie sich bei ihren hinterhältigen Attacken hinter der als neutrales Sport-News Portal getarnten Seite Speedweek, statt mit dem Namen Red Bull Media offen dahinterzustehen. Der Stachel sitzt offenbar tief, nachdem KTM die Chance verpasst hatte, ihren Testvorteil aus dem Corona-Jahr in einen WM-Titel umzumünzen. Umso mehr wird daher über andere Teams gestänkert.
WM-Zwischenstand Moto2 nach 13 von 15 Runden
WM-Zwischenstand Teamwertung
WM-Zwischenstand Herstellerwertung
Der Circuito Ricardo Tormo
Zeitplan und TV-Angebot 2. Grand Prix von Valencia
Leider fährt wie seit Übernahme der TV Übertragungs-Rechte für Deutschland, die Schweiz und Österreich Servus TV zum Ärger der MotoGP Fans auch in der Corona-Saison weiterhin ein Sparprogramm. Traurigerweise verzichtet zu Red Bull Media gehörenden Sender auf rund zwei Drittel der Action und steigt erst am Samstagmittag mit der TV-Live-Übertragung ein. Wir empfehlen daher die MotoGP App oder ein DAZN Streaming Abo, um den Österreichern nicht noch per Internet für diesen (Red) Bull-Shit per Zuschaltung zu danken. Zudem sind deren häufige Werbe-Unterbrechungen ein zusätzliches Ärgernis.