Eie neue BMW M1000-RR, mit welcher nächstes Jahr Tom Sykes und sein neuer Teamkollege „Magic Michael“ van der Mark auf Titeljagd in der Motul WorldSBK gehen sollen (© BMW Group).

Hält die neue BMW M1000-RR nächstes Jahr was sie verspricht?

Es gab laut deren eigenen Aussagen kaum ein Rennen dieses Jahr, in welchem Tom Sykes und sein neuer Teamkollege Eugene Laverty nicht ihre maschinelle Unterlegenheit spürten. In den Kommentaren über ihr Abschneiden kam dies auch öfters als Erklärung, weil es bisher kein einziges Mal zu positiven Überraschungen kam. Die Behauptung, dass es der BMW S1000-RR angeblich an Top-Speed mangelt, stimmt übrigens nicht. Am 5. September 2020 wurde Laverty nämlich in der WSBK im ersten Rennen des zweiten Aragon Wochenendes zusammen mit Chaz Davies (Ducati) als schnellster auf der Geraden gemessen. Die beiden wurden mit exakt 320 km/h gestoppt, während Jonathan Rea auf der Kawasaki nicht über 308 km/h hinauskam. Doch der Nord-Ire machte seine dadurch verlorene Zeit immer im kurvigen Teil der Strecke wieder gut, wie man auch eindrücklich in Losail im Herbst 2020 beobachten konnte. Das größte Problem von BMW war diese Saison aber bisher weder die Beschleunigung, noch der Speed auf den Geraden, sondern die mangelnde Zuverlässigkeit.

Unterhalb der Scheinwerfer sieht man gut die Winglets, welche für mehr Abtrieb an der Front sorgen sollen und stark an die MotoGP und natürlich auch die WSBK-Konkurrenz von Ducati mit der Panigale V4R und an die neue Honda CBR-1000RR-R erinnern (© BMW Group).

Für einen ruhigeren Schlaf von „Magic Michael“ gesorgt

Immerhin hat BMW mit dem nun angekündigten neuen Modell für einen ruhigeren Schlaf der Neuverpflichtung Michael van der Mark gesorgt. Der Niederländer musste sich in den letzten Rennen durchaus sorgen machen, ob er für nächste Saison nicht beim falschen Team unterschrieben hatte. Es ist für die Fahrer jedoch für 2021 zu hoffen, dass die M1000-RR somit nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig sein wird. Zumindest dürfte es mit diesem Bike künftig kaum mehr Ausflüchte zum Thema Performance geben, dafür wurde bei den Bayern wie bei ihnen üblich, recht gründlich gesorgt.

Und weil sie so schön wurden, hier auch noch die Ansicht von oben – die Winglets der BMW M1000-RR sollen auch dem potenziellen Käufer ein Gefühl von MotoGP vermitteln. Vor vielen Jahrzehnten ging es ohne optisch möglichst aufdringliche Spoiler vor allem bei leistungsstarken Autos nicht, nun sind auch immer öfter die Bikes an der Reihe (© BMW Group).

Die technischen Schmankerln im Detail

Mit einer Motorleistung von 156 kW (212 PS) und einem Leergewicht von vollgetankt von nur 192 kg steht die M1000-RR mehr als nur gut im Futter. In der neuen M RR wurde der wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor auf Basis des RR-Triebwerks noch konsequenter in Richtung Rennsporttriebwerk modifiziert. Die Spitzenleistung erreicht das neue Triebwerk bei 14 500 U/min und das maximale Drehmoment von 113 Nm wird erst bei 11 000 U/min erreicht. Mit neuen Zwei-Ring-Schmiedekolben von Mahle und angepassten Brennräumen mit auf 13,5 gesteigerter Verdichtung wurden dafür die notwendigen Voraussetzungen erreicht. Natürlich gab es dazu auch Optimierungen der Einlasskanäle mit einer neuen Geometrie, sowie an Nockenwellen und Ansaugtrakt. Außerdem werden längere und leichtere Titan-Pleuel von Pankl, sowie schmalere und leichtere Schlepphebel verwendet. Natürlich kam auch die BMW ShiftCam Technologie zur Variierung von Ventilsteuerzeit und Ventilhub zum Einsatz. Mehr als 3 kg Gewicht wurden allein durch die Verwendung einer besonders leichten neuen Abgasanlage aus Titan eingespart.

Tom Sykes (links im Bild) im Paddock Show Interview mit WorldSBK Moderator Michael Hill von MotoRacers Zippy anfangs Mai 2019 in Imola fotografisch festgehalten. In seinem ersten Jahr bei BMW gelangen dem Spaßvogel vom Dienst der Superbike WM zahlreiche Achtungserfolge. Doch diese Saison warten er und sein Team immer noch auf deren Bestätigung und vor allem fehlt es an Konstanz.

Reklamieren ist sinnlos – Leistung ist gefragt

Kürzlich beschwerte sich Tom Sykes bei uns, es werde seiner Ansicht nach viel zu viel Negatives über BMW geschrieben und er und sein Team vorschnell zu Versagern gestempelt. Dasselbe hörte man von ihm auch im offiziellen Interview der WorldSBK. Doch der Engländer hat offenbar schon wieder vergessen, dass er selbst und sein Teamchef Bongers die hohen Erwartungen selbst zu Saisonbeginn geschürt hatten. Von beiden tönte es damals sehr selbstbewusst, es müssten nun Siege oder zumindest Podiums-Platzierungen her. Gar mancher Beobachter rieb sich darob verwundert Augen und Ohren, hatten doch die Resultate im Vorjahr noch nicht darauf hingedeutet, als hätte BMW den Anschluss an die Spitze wirklich geschafft. Einige wenige gute Test- und Trainingsresultate in dieser Saison konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Rennen in der Regel meist nur nach hinten ging. Reklamieren ist daher sinnlos, nun ist allein Leistung gefragt und mit der M1000-RR wird es an der Basis dafür ab nächstem Jahr kaum fehlen.

Aerodynamische Hilfsmittel und eine ganz ähnliche Bemalung wie die M1000-RR an einem Auto von BMW, das ab 1971 zur Legende wurde. Auch der BMW 3.0 CSL verfügte über reichlich aerodynamische Hilfsmittel, wie diese Aufnahme beweist. Zahlreiche Nachahmungen davon hätte man allerdings besser nie erfunden.

WM-Zwischenstand Motul WorldSBK 2020

Zwischenstand Hersteller-Wertung

Zwei Runden vor Schluss liegt BMW weit abgeschlagen auf dem zweitletzten Platz. Da Aprilia nur einige Wildcard-Einsätze auf privater Basis hatte, ist es eigentlich der letzte Rang unter den ganzjährig teilnehmenden Herstellern.

Kombinierter WM-Kalender MotoGP und WorldSBK

Weiter geht es für die Motul WorldSBK am 3. Oktober in Magny-Cours, mit den ersten Trainings bereits ab Freitag und zwei Wochen später findet in Estoril (Portugal) die verkürzte Corona-Saison bereits ihren Abschluss.
Zum Abschluss noch ein optisch und technisch weniger überzeugendes Beispiel von einem vermeintlichen aerodynamischen Hilfsmittel, bei Autos meist als Spoiler bezeichnet. Es stammt aus dem Osten Europas, aber nicht etwa der ehemaligen DDR, um dies klarzustellen. Für Laien sei dabei noch erklärt, dass erst ab rund 100 km/h mit Spoilern oder Winglets überhaupt eine nennenswerte Wirkung erzielt werden kann. Dieser Trabant dürfte diesen Geschwindigkeits-Bereich aber auch ohne diese Konstruktion wohl eher selten erlebt haben.