Start zum WorldSBK Rennen der achten Runde der einseitigsten Superbike Weltmeisterschaft der Geschichte, mit zum ersten Mal einem Sieg des besten Fahrers aller Zeiten in dieser Saison. Mit der Nummer 65 in der Mitte Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR). Auf der von FIM und Dorna seit 2021 extremst benachteiligten Maschine des erfolgreichsten Herstellers der letzten Jahre. Leider lohnte sich der Besuch in Tschechien für uns diesmal überhaupt nicht.

Chaotische WSBK Runde 8 in Most gefolgt von Eintönigkeit

Dass sich Kawasaki Ikone Jonathan Rea zum ersten Mal in der Saison 2023 in Most (zu Deutsch Brüx) den Gesamtsieg holte, war nicht nur für ihn das grosse Highlight in Tschechien, sondern auch für sein Team und seine nach wie vor zahlreichen Fans. Für WM Leader Alvaro Bautista (Ducati) und Toprak Razgatlioglu (Yamaha) hingegen verlief das Wochenende in der Industriestadt im Nordwesten von Prag trotz je einem Sieg wesentlich durchwachsener. Ganz ähnlich erging es auch uns beim Besuch der achten Runde der mit Abstand langweiligsten WorldSBK Saison seit Austragung der Supberbike Weltmeisterschaft ab 1988. Die Erlebnisse in Tschechien machen es uns jedenfalls leicht, künftig auf den Besuch dieses im Verhältnis zum dortigen Lebensstandard völlig überteuerten Events gerne zu verzichten. Beispielsweise hatte die Polizei in Nähe der Strecke lediglich Lust, anfahrende Besucher am Parkieren zu hindern. Hinweise oder auch nur eine Beschilderung, wo es freie Parkplätze hat, fehlten komplett. Unmittelbar danach fiel bei uns der Entscheid auf einen Verzicht über Berichterstattungen zum Geschehen der WSBK und auch MotoGP.

Sieg Nummer 119 und vermutlich der letzte auf der Kawasaki ZX-10RR für Jonathan Rea im ersten Lauf von Most. Mit wenig Aussichten auf eine im Vergleich zur Gegnerschaft konkurrenzfähige Kawasaki für die nächste Saison, fiel beim Nord-Iren wenig später der Entscheid für den Wechsel ins Yamaha Werksteam. Dort wird er den zu BMW abgewanderten Toprak Razgatlioglu ersetzen und hat zum ersten Mal seit 2020 damit wieder eine echte Chance im Kampf um den WM-Titel.

Kein fairer Sport mehr in der WorldSBK

Seit Einführung der Ducati Panigale V4R in der Superbike Weltmeisterschaft auf die Saison 2019 wird das Werksteam der Roten von FIM und Dorna gegenüber der Konkurrenz bevorzugt. Wir waren beispielsweise in BuriRam (Thailand) und wenig später im Motorland Aragon (Spanien) selbst Augenzeugen vor Ort, als Johnny Rea von Alvaro Bautista spielend leicht auf den Geraden überholt und stehengelassen wurde. Für viele sah es aus, als wäre der Kawasaki Pilot auf einer Supersportmaschine unterwegs, derart unterlegen war er in Beschleunigung und Topspeed gegenüber dem kleinen und leichten Spanier. Nur dessen viele Stürze im Lauf seiner ersten Saison auf der Ducati gaben dem fahrerisch überlegenen Rea damals die Chance, seinen fünften Weltmeistertitel in Folge einzufahren. Bautista wechselte auf 2020 zum Honda Werksteam und holte in zwei Jahren auf der durchaus nicht langsamen CBR-1000RR-R pro Saison nur gerade je einen dritten Platz als bestes Ergebnis. In der WM reichte es für den Spanier nur für die Ränge 9 und 10. Doch dann kehrte er zu Ducati zurück und der Wahnsinn begann wieder von vorne.

Toprak Razgatlioglu (Yamaha) und Jonathan Rea (Kawasaki) sind fahrerisch dem spanischen Ducati Piloten eigentlich klar überlegen, wie auch die Jahre 2020 und 2021 bewiesen. Trotzdem haben die beiden aktuell stärksten Fahrer der WorldSBK nicht die geringste Chance, seit Bautistas Rückkehr zu Ducati um den Titel mitkämpfen zu können. Grund dafür ist die krasse Bevorzugung von Ducati durch FIM und Dorna, welche auf kommende Saison jedoch ein Ende finden soll.

Aufstand der Hersteller und drohender Ausstieg aus der WSBK

Nachdem ab 2022 der federleichte Spanier für seine Siege oft gar nicht mehr kämpfen musste, wurden die Stimmen lauter, welche wie in der WorldSSP die Einführung eines Mindestgewichts forderten. Dazu gab es sogar einen Beschluss der Herstellervereinigung, welcher jedoch durch ein höchst fragwürdiges Vetorecht von Dorna CEO Ezpeleta und FIM Präsident Jorge Viegas postwendend verworfen wurde. Aber deren Bevorzugung von Ducati war nicht nur in der WSBK für jeden Beobachter transparent, sondern auch in der ehemaligen WSSP 600 fuhr eine Werks Ducati Panigale V2 mit Nicolo Bulega als Piloten dem Rest des Feldes fast nach Belieben um die Ohren. Genau wie bei Bautista konnte der Italiener 2023 fast sämtliche Rennen für sich entscheiden und ein echter Kampf und den Weltmeistertitel fand im ersten Jahr nach dem neuen Reglement spätestens ab Saisonmitte gar nicht mehr statt.

Nicolo Bulega (Ducati Panigale V2) hatte auf der Aruba.it Ducati in seiner zweiten WorldSSP Saison keine Gegner mehr zu fürchten. Es ist jedem Betrachter selbst überlassen zu entscheiden, ob die augenscheinliche Überlegenheit der Ducati Werkspiloten in WSSP und WSBK nur Zufall ist, oder System hat. Die Konkurrenz ist sich zumindest diesbezüglich einig, weshalb einige Hersteller klare Signale an FIM und Dorna sandten.

Die Konsequenz der von FIM und Dorna verordneten Eintönigkeit
Im Paddock machte sich mittlerweile aus diesem Grund bittere Ironie breit. Einer der häufigst im Fahrerlager gehörten Sprüche lautete, die Führungsleute von Dorna und FIM hätten offenbar Aktien bei Ducati. Deshalb auch die ätzend ungerechte Bevorteilung Francesco Bagnaias in der MotoGP. Dieser wurde trotz von Millionen von Zuschauern beobachteten Tracklimit Vergehens im Gegensatz zu seinen Konkurrenten teils überhaupt nicht bestraft. Noch schlimmer jedoch der Vorfall in Le Mans im Frühling 2023, nachdem er sich samt Maverick Viñales durch einen absolut sinnlosen Zusammenstoss aus dem Rennen genommen hatte. Im Kiesbett benahm sich der amtierende Weltmeister danach wie ein Hooligan und prügelte gar auf den am gemeinsamen Sturz völlig schuldlosen Katalanen ein. Nicht nur im Fussball gibt es dafür die rote Karte, aber skandalöser Weise blieb der Italiener von den FIM Stewards unbestraft. Einige Hersteller der WorldSBK Konkurrenz hatten jedoch nun endgültig die Nase voll vom unsportlichen Verhalten von FIM und Dorna. Daher kam es zu deren Drohung, sich aus der Weltmeisterschaft in Kürze zu verabschieden, sofern kein Mindestgewicht für Fahrer und Maschine in der WSBK eingeführt wird.

In der Regel konnten nur Ausfälle und Stürze, wie hier von Bautista in Aragon, den amtierenden Weltmeister aus Spanien diese Saison am Siegen hindern. Damit soll laut revidiertem Entscheid von FIM und Dorna per 2024 jedoch Schluss sein. Ob die nun von ihnen beschlossenen Massnahmen zur Chancenverbesserung der Konkurrenz wirklich greifen werden, zeigt sich erst bei den Rennen des kommenden Jahres.

Unsere vorläufigen Konsequenzen – keine Berichte zu Resultaten

Seit Einführung der bei vielen Piloten und Fans sehr umstrittenen Track Limits gehören auch wir eher zu Skeptikern dieser fragwürdigen Regelung. Hauptgrund dafür ist die wie im Vorfeld befürchtete Tatsache, dass der Willkür von FIM Kommissaren damit Tür und Tor geöffnet wurde. Die Zahl der Fehlentscheide dieser Funktionäre bei MotoGP und WorldSBK seit dem Jahr 2019 ist astronomisch hoch. Die damit entstandene Manipulation von Resultaten führte zur Bevorzugung bestimmter Piloten wie beispielsweise „Pecco“ Bagnaia, der allein für seinen faux pas in Le Mans 2023 mindestens für ein bis zwei Rennen hätte gesperrt werden müssen. Wir warten deshalb vorerst ab, wie sich die Situation insbesondere in der WSBK entwickeln wird und verzichten seit Sommer dieses Jahres bis auf Weiteres auf Berichte und Resultate, auch von MotoGP. Sollte irgendwann der Sportgedanke wieder im Vordergrund stehen, machen wir wie früher weiter.

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) vor Toprak Razgatlioglu (Yamaha R1) auf dem neuen Arbeitsgerät des Rekordweltmeisters ab 2024. Weil der Türke auf kommende Saison zu BMW wechseln wird, wurde dessen Platz im Yamaha Werksteam frei und der Nord-Ire griff nach reichlicher Überlegung zu. Rea stellt sich damit einer neuen Herausforderung. Wer nach dessen 15 Siegen auf einer wenig konkurrenzfähigen Honda bis zur Saison 2014 Zweifel an seinen kommenden Erfolgen hat, sollte sich die Resultate von Bautista auf Honda in den Jahren 2020 und 2021 zum Vergleich anschauen. Fahrerisch wurde der Spanier 2023 in den Kurven des Autodromo do Algarve bei Portimão von Toprak mehrfach gedemütigt, was ihn jedoch im Ziel nicht am Jubeln hinderte, obwohl wie oft nur durch besseres Leistungsgewicht gegenüber der Konkurrenz siegfähig.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).