Samuele Cavalieri (Motocorsa Racing Ducati Panigale V4R) – von uns am 23. Juni 2019 in Misano auf der Verfolgung von Alessandro Delbianco (Honda CBR-1000RR) fotografiert. Der junge Italiener fuhr mit einer Wildcard und sah die Zielflagge im 2. Rennen vor Bautista, Cortese, Melandri und Kiyonari.

Pedercini Racing zusätzlich mit Samuele Cavalieri – Cortese out

Wir hatten bereits im Herbst letzten Jahres ein Fragezeichen hinter die WSBK-Zukunft von Sandro Cortese gestellt. Während andere über mögliche Plätze fabulierten, war uns klar, dass der „Italo-Schwabe“ Mühe für einen neuen Platz haben dürfte. Zumindest in der Königsklasse der seriennahen Weltmeisterschaft war naheliegend, dass nach der Leidensgeschichte von Leon Camier mit seiner Schulter sämtliche Teamchefs vorsichtig sein würden. Kein Team setzt auf einen Fahrer, bei dem noch gesundheitliche Fragen offen sind, es sei denn, er bringt kräftig Sponsorengeld mit. Genau dies gelang mit Samuele Cavalieri, womit nebst dem Belgier Loris Cresson nun sogar ein zweiter Fahrer bei Lucio Pedercini Unterschlupf fand.

Samuele Cavalieri bei seiner Vertragsunterzeichnung mit Pedercini Racing – ein zweifellos vielversprechendes Talent, welches sich einer der dienstältesten Teamchefs im Paddock damit sicherte. Mehr über Lucio Pedercinis frühere Karriere als Fahrer und Mannschaftsführer siehe in unserer History (© WorldSBK).

Der neue Pedercini Pilot – kein Unbekannter

Wer bei seinem Heimrennen im Juni 2019 als Wildcard-Pilot vor Alvaro Bautista, Sandro Cortese und Marco Melandri das Ziel erreichte, braucht keine zusätzlichen Referenzen. Gleich zweimal innert zwei Tagen landete der junge Italiener in Misano dabei für Motocorsa Racing in den Punkterängen. Dass er im Superpole Race in Kurve 4 abgeflogen war, tat seiner hervorragenden Leistung dabei keinen Abbruch. Lucio Pedercini hatte schon Fahrer wie die Deutschen Max Neukirchner und Sandro Cortese unter Vertrag und war selbst lange als Pilot unterwegs. In Zeiten der Corona-Pandemie nun sogar mit zwei Fahrern anzutreten – Chapeau! Wir ziehen den Hut vor dem Mann und seinem Team. Dass damit der letztjährige Fahrer Sandro Cortese über die Klinge springen musste, war absehbar.

Sandro Cortese (im Vorjahr bei Pedercini Racing Kawasaki) – der Pechvogel der Saison 2019, hatte sich bei einem Sturz in der letzten Runde auf dem Autodromo do Algarve schwere Verletzungen zugezogen. Fragwürdige Quellen dichteten dem Deutschen mehrmals Chancen für eine Rückkehr an, was jedoch bereits seit Monaten mehr als Fragwürdig war (© WorldSBK).

Noch kein Drehzahllimit für BMW und Kawasaki

Auf Anfrage eines unserer Leser bezüglich der Festlegung des Drehzahllimits für neue Modelle können wir beruhigen. Weil BMW mit der M 1000-RR und Kawasaki mit einer stark verbesserten ZX-10RR ins Rennen gehen werden, sind dadurch zwei neue Modelle von der FIM zu homologieren. Natürlich spielt auch die Festlegung des Drehzahl-Limits durch die oberste Motorsportbehörde, insbesondere für die Spitzenleistung der Triebwerke eine gewisse Rolle. Da BMW seit dem Oktober 2020 noch an keinem offiziellen Test der WorldSBK teilnahm, spielt diese Beschränkung für die Bayern eine völlig untergeordnete Rolle.

Alex Lowes und die neue Kawasaki ZX-10RR bei Postkartenwetter Mitte November 2020 auf dem Circuito de Jerez. Unverständlich für sämtliche Beobachter war, dass BMW und Ducati diesen Tests fernblieben, was sich nun bitter rächen könnte (© Kawasaki Racing Team).

Keine Panik bei Kawasaki
Bei Kawasaki ist man, wie von Fahrern und Team kürzlich versichert wurde, auf alle Eventualitäten bestens vorbereitet. Im Vergleich zu Ducati und Honda kann sich die FIM keine skandalös tiefe Maximaldrehzahl für BMW und Kawasaki erlauben. Letztlich ist dies für die Elektronik nur ein Softwareparameter, der innert Minuten angepasst werden kann. Wichtig sind nicht nur Spitzendrehzahl und maximale PS, sondern auch die sogenannte Leistungskurve und das Drehmoment. Man braucht sich daher für BMW und Kawasaki definitiv nicht sorgen. Die Ingenieure dieser Spitzenfirmen beherrschen ihr Metier besser als gut 90 Prozent der Schreiberlinge, welche über Motorsport berichten.

Die BMW M 1000-RR sieht bereits im Stand sehr schnell aus – aber ob sie dies auch auf der Rennstrecke im Vergleich zu Ducati, Honda, Kawasaki und Yamaha sein wird? Die Latte liegt hoch und möglicherweise hat sich BMW durch den erst per März 2021 geplanten ersten offiziellen Test ein gewaltiges Ei gelegt (© BMW Motorrad).

Wesentlich wichtiger als Drehzahl und 2 bis 3 PS mehr oder weniger
Viel wichtiger sind frühe und ausgiebige Tests. Hierbei haben wir bezüglich der Blau-Weissen jedoch einige Sorgenfalten in Bezug auf kommende Saison. Gesetzt der Fall, die Pandemie zwing zu einem noch stärker komprimierten Kalender wie im Vorjahr, wird es eng für BMW. Laut Crew-Chief Pere Riba und Jonathan Rea hat Kawasaki bereits rund 90 Prozent ihrer Test-Arbeit bereits erledigt und ist für die kommende WM gut gerüstet. Michael van der Mark hingegen fuhr bisher bei Rennbedingungen noch keinen Meter auf der neuen M 1000-RR. Genauso Jonas Folger und Eugene Laverty, die das Bike bisher wohl erst von Bildern kennen. Sollte es kommen, wie 2020 in der MotoGP, wird die Vorbereitungszeit sehr knapp werden. Für eine Weiterentwicklung sind aber bereits die eineinhalb Monate von 5. März bis zum ersten geplanten Rennen im April in Assen knapp genug. Wahrhaft, „Magic Michael“, Tom Sykes und die anderen BMW Kollegen sind nicht zu beneiden!

Michael van der Mark von uns im Fahrerlager von Assen Mitte April 2019 bei garstigen Temperaturen mit einem kleinen Fan fotografiert. Aktuell hat der schnelle Niederländer wohl öfters Sorgenfalten auf der Stirn, was die kommende Saison betrifft. Ob in seiner Heimat überhaupt am 24. April dieses Jahr zum ersten Rennen gestartet wird, ist noch alles andere als sicher.

Der aktuelle Testplan bis im Frühling

Portimao-Test: 4. – 5. März – 1. von BMW geplanter Test, nur 1,5 Monate vor Assen
Jerez-Test: 9. – 10. März (nur Honda)
Misano-Test: 15. – 16. März
Estoril-Test: 24. – 25. März
Barcelona-Test: 31. März – 1. April
MotorLand Aragon Test: 12. – 13. April

Am WorldSBK Event von Assen von uns am 21. April 2018 fotografiert – prächtiges Frühlingswetter und definitiv riesige Abstände zwischen den Zuschauern auf den Tribünen. Eigentlich auch in Zeiten der Corona-Pandemie damit durchaus Quell der Hoffnung. Ein Jahr später schneite es am Samstag und im Jahr darauf fand aufgrund von Covid-19 gar kein Event statt. Ob es hier für die WorldSBK in etwas über zwei Monaten wirklich losgeht ist derzeit Gegenstand vieler Spekulationen.

Provisorischer und unfertiger Kalender für 2021

Assen, die Überseerennen und auch sonst noch mit Fragezeichen. Wann die nächste Version dieses unfertigen offiziellen Kalenders erscheint, ist derzeit noch offen.