Carl Fogarty (Ducati) – der erste Weltmeister der WorldSBK aus England, war der Titelverteidiger Mitte der 90-er Jahre. Es war eine Zeit, in welcher die Superbike WM sich nicht selten höherer Besucherzahlen als die MotoGP erfreuen durfte

1995: Die 8. Superbike WM-Saison

Nachdem im Vorjahr seit 1989 dünnsten Kalender mit nur 11 Events waren diesmal wieder 12 Stationen im Programm. Dass die Saison erst im Mai stattfand, war nicht neu, aber zum ersten Mal ging es in Deutschland los. Neue Strecken waren diesmal keine im Kalender und nur noch 2 waren seit der Premiere in Donington 1988 nebst dem englischen Kurs jährlich Austragungsort: Hockenheim und Sugo. Österreich war zwar zum achten Mal vertreten, aber neu wurde diesmal auf dem gefährlichen Salzburgring gefahren. Im Vergleich zum Österreich-Ring, dem heutigen Red Bull Ring, schenken sich die beiden Strecken jedoch diesbezüglich nichts. In Italien war nach Mugello diesmal wieder Monza dran, während Misano wie im Vorjahr Austragungsort blieb.

Saisonauftakt – zum ersten Mal in Hockenheim

Der Saisonauftakt in Baden-Württemberg begann für den Titelverteidiger nach Wunsch. Carl Fogarty entschwand dem Feld schon gleich nach dem Start und setzte sich früh ab, um seinen Gegnern möglichst keinen Windschatten zu geben. Auf der damals noch mit sehr langen Geraden versehenen Strecke gab es traditionell viele Überholmanöver aus dem sogenannten Slipstream des Vordermannes. Der Vizeweltmeister und Titelträger von 1993, Scott Russell bekam dies auf seiner Kawasaki besonders schmerzhaft zu spüren. Beim nur 14 Runden dauernden 1. Rennen auf dem 6,792 km langen Hockenheimring wurde der US-Amerikaner mehrmals durchgereicht und belegte am Ende nur Platz 8.

Das Podium und die neuen Gesichter
Hinter Sieger Fogarty landeten Fabrizio Pirovano (Ducati) und Lokalmatador Jochen Schmid (Kawasaki) auf den weiteren Podestplätzen. Als völliges Novum landeten dahinter mit Yasutomo Nagai (Yamaha) und Keiichi Kitagawa (Kawasaki) zum ersten Mal in Europa zwei Japaner in den Top fünf. Hinter dem WM-Dritten Aaron Slight (Honda) mit Rang 6 sah man auf Platz 7 mit Colin Edwards (Yamaha) ein neues Gesicht im WSBK Paddock. Im Vorjahr war der US-Amerikaner auf Vance & Hines Yamaha in der AMA Superbike Championship fünfter geworden. Mit dem Australier Troy Corser fuhr auch der Sieger der US-Meisterschaft seine erste volle WM Saison. Er wurde hinter dem Neuseeländer Simon Crafar (Honda) im ersten Lauf auf Yamaha zehnter. Nachfolgend die komplette Entry List für das erste Event der Saison.

Der zweite Lauf in Hockenheim
Mit Pierfranceso Chili mischte auch im zweiten Rennen ein neues Gesicht mit. Der Italiener war im 1. Lauf nach einem Fehler auf seiner Ducati nur 15. geworden. Davor hatte er jedoch weit vorne mitgewirkt und dies tat der junge Mann aus Bologna auch im 2. Lauf. Am Ende wurde es für ihn immerhin Platz 9 vor Vizeweltmeister Scott Russell und Andy Meklau auf Ducati, dem WM-Sechsten des Vorjahres. Der Sieg ging erneut deutlich an Foggy vor Jochen Schmid und Aaron Slight auf der besten Honda. Nagai wurde vor Edwards und Crafar hervorragender Vierter, während sein Landsmann diesmal nicht über Platz 12 hinaus kam. Der Rundenschnitt des Siegers lag bei nahezu 200 km/h, was genug über die Gefährlichkeit der damals bereits nicht mehr zeitgemäßen Strecke aussagt.

Jochen Schmid (Kawasaki) – hier bei einem nationalen Rennen, sorgte bei seinem Heimrennen mit zwei Podestplätzen für die Sensation des WM-Auftakts 1995.

WM-Runde 2 an der Adriaküste

Mit Misano ging es für die zweite Runde in deutlich wärmere Gefilde. Auf dem Autodromo di Santa Monica, wie die Strecke damals noch hieß, wurde damals noch im Gegenuhrzeigersinn gefahren. Diesmal waren auf den ersten 5 Plätzen die Ducati Piloten unter sich, doch nicht der amtierende Weltmeister hatte die Nase im 1. Rennen vorne. Zur doppelten Freude der tausenden Tifosi an der Strecke war es Lokalmatador Mauro Lucchiari, der vor Fogarty das Rennen für sich entscheiden konnte. Platz 3 ging an Troy Corser vor Pierfrancesco Chili und Fabrizio Pirovano. Dahinter die drei Kawasakis von Anthony Gobert (AUS), John Reynolds (GBR) und Piergiorgio Bontempi (ITA). Die Top Ten komplettierten der Neuseeländer Simon Crafar auf Honda und der Italiener Gianmaria Liverani (Ducati). Andy Meklau belegte Rang 11 und Scott Russell wurde hinter Nagai und vor Jochen Schmid nur vierzehnter. Aaron Slight musste sich vor Ex-Weltmeister Doug Polen gar nur mit Rang 16 begnügen.

Mauro Lucchiari (Ducati Corse Virginio Ferrari) vor seinem Teamkollegen Carl Fogarty – der erste Lauf wurde eine Beute des Lokalmatadors aus dem Ducati Werksteam vor seinem begeisterten Heimpublikum (© WorldSBK).

Das zweite Rennen auf dem Autodromo di Santamonica
Nach dem Start führte Lucchiari vor Fogarty und Corser, nach der ersten Runde kreuzten die drei das Ziel vor Colin Edwards auf der besten Yamaha. Doch der US-Amerikaner fiel kurz darauf zurück und gab das Rennen langsam an die Box rollend auf. Während sich die Spitzengruppe mit den drei Ducatis deutlich absetzte, gab es dahinter zwischen Chili und Bontempi, sowie Russell und Reynolds spannende Kämpfe um die besten Plätze der Verfolger. Als erster durchs Ziel fuhr am Ende erneut Lucchiari, dem damit sein erster Doppelsieg der Karriere vor Foggy und Corser gelang. Dahinter folgten Chili, Bontempi, Fabrizio Pirovano und Meklau. Das Duell der beiden Kawasaki-Streithähne entschied am Ende der US-Amerikaner Russell für sich und der Brite musste sich mit P9 vor dem Neuseeländer Simon Crafar auf der besten Honda begnügen. Slight kam nicht über P13 hinaus und Doug Polen gab mit Handling-Problemen an seiner Ducati auf.

Carl Fogarty (Ducati) – der Engländer

WM-Runde 3 in Donington Park

Der amtierende Weltmeister reiste als WM-Leader zum ersten Rennen in seiner Heimat an. Für Fogarty bedeutete dies von seinem Geburtsort Blackburn eine Fahrzeit von lediglich etwas über 2 Stunden. Im ersten Rennen machte er kurzen Prozess mit seinen Gegnern. Vom Start weg ging er in Führung und versuchte sich danach abzusetzen. Doch dann flog Scott Russell auf seiner Kawasaki heran und konnte am Engländer vorbeiziehen. Doch in der Melbourne Hairpin setzte sich wieder Foggy durch und der US-Amerikaner begann danach zurückzufallen. Dafür begann sich Pierfrancesco Chili immer besser in Szene zu setzten. Der Italiener flog jedoch in der 12. von 26 Runden ab. Am Ende hatte der Weltmeister die Nase um 1 Sekunde vor Corser im Ziel vorne.

Mit 12,58 Sekunden Rückstand auf den Sieger folgte Jamie Whitham (Ducati) vor Aaron Slight auf der besten Honda und Piergiorgio Bontempi (Kawasaki). Russell hatte auf seiner Kawasaki im Ziel mit P6 bereits über 26 Sekunden auf den Gewinner verloren. Die ersten 10 komplettierten John Reynolds (Kawasaki), Simon Crafar (Honda), Mauro Lucchiari (Ducati) und der Australier Anthony Gobert auf Kawasaki.

Scott Russell auf seiner Kawasaki ZXR-750 hatte nach seinem WM-Titel von 1993 und der knappen Niederlage im Vorjahr gegen Fogarty in der Saison 1995 von Beginn an keine Chance mehr, den Engländer ernsthaft zu bedrängen. Die aktuelle Kawasaki war dafür schlicht mittlerweile zu wenig konkurrenzfähig geworden, während Ducati laufend weiterentwickelt hatte (© WorldSBK).

Der zweite Lauf in Donington Park mit einem großen Abwesenden
Als das zweite Rennen gestartet wurde, stand der Doppelsieger des Vorjahres mit seiner Kawasaki in der Box. Vergaser-Probleme verhinderten seinen letzten Start der Saison 1995, bevor er sich aus der WSBK verabschiedete. Nach der dritten WM-Runde in Donington blieb der US-Amerikaner der Superbike Weltmeisterschaft fern und wechselte als Ersatz für den verletzten Kevin Schwantz in die 500 cm³ Weltmeisterschaft. Bei seinem ersten Einsatz für Lucky Strike Suzuki im Mugello fuhr der US-Amerikaner auf Anhieb in die Top Ten. WM-Rang 12 mit fünf Rennen weniger als die Konkurrenz war ein mehr als achtbares Resultat. Foggy gewann auch das 2. Rennen vor Chili mit seinem ersten WSBK Podium der Karriere und Slight mit seinem 2. Podest der Saison. Nachfolgend das Resultat des 2. Laufs von Donington.

Die 4. WM-Runde in Monza

Altmeister Fabrizio Pirovano stammte nur einen Steinwurf von der Strecke entfernt aus dem benachbarten Biassono. Als Vizeweltmeister von 1988 auf Yamaha war er der letzte verbliebene Spitzenfahrer im 8. Jahr der WSBK. Beim letzten Mal auf seiner Hausstrecke stand er 1993 noch zweimal nach Platz 3 auf dem Podium, nachdem er 1990 und 1992 Doppelsiege verbucht hatte. Im ersten Rennen schlug erneut Carl Fogarty zu und gewann vor Aaron Slight und Colin Edwards. Simon Crafar holte sich Platz 4 vor Yasumoto Nagai, Mauro Lucchiari, Piergiorgio Bontempi und „Hausherr“ Pirovano auf dessen Ducati.

Beim Anbremsen kollidierte Troy Corser (Ducati) hinten im Bild mit Anthony Gobert (Kawasaki, Nr. 17), während Aaron Slight auf der Honda problemlos die Linkskurve erwischte. Für die beiden Australier hingegen war das Rennen 5 Runden vor Schluss jedoch vorbei (© WorldSBK).

Das zweite Rennen auf dem Autodromo Nazionale di Monza
Nach seinem Crash im ersten Lauf flog der junge Australier Troy Corser im zweiten erneut ab. Diesmal erwischte es den Draufgänger auf seiner Promotor Racing Power Horse Ducati bereits in Runde 4. Der Crash war durchaus sehenswert, als er in hohem Bogen über zuvor gestürzten Piergiorgio Bontempi flog, dessen Kawasaki ihn abgeschossen hatte. An der Spitze duellierten sich Fogarty und WorldSBK Necwomer Chili beinhart. Der Italiener gab dabei keinen Meter preis und am Ende gelang es ihm, vor heimischem Publikum den Engländer um die Winzigkeit von 0,608 Sekunden zu schlagen. Slight folgte mit gut 4 Sekunden Rückstand auf den Zweiten, nur einen Wimpernschlag vor Yasumoto Nagai auf der besten Yamaha. Colin Edwards belegte Platz 5 vor Mauro Lucchiari, Simon Crafar und Fabrizio Pirovano als erneut achtem. Der Österreicher Andy Meklau (Ducati) komplettierte die ersten zehn vor dem Engländer John Reynolds (Kawasaki).

Im Vordergrund passierte Aaron Slight (Honda) soeben die Schikane, während Troy Corser (Ducati) über Piergiorgio Bontempi (Kawasaki) abflog. Wie man sich vorstellen kann, war die Landung des Australiers damals alles andere als sanft (© WorldSBK).

WM-Runde 5 in Albacete

Das erste Rennen der spanischen WM-Runde wurde zu einem Vierkampf an der Spitze. Beteiligt daran waren Weltmeister Carl Fogarty, seine Ducati Markenkollegen Corser und Chili, sowie Honda Speerspitze Aaron Slight. Der Neuseeländer hatte auf dem zweiten WM-Zwischenrang liegend mit 94 Punkten nur wenig mehr als die Hälfte von Fogarty mit deren 185. Vor diesem Hintergrund hatte er erst recht nichts zu verlieren. Die vier Kampfhähne an der Spitze lieferten sich einen Fight auf Biegen und Brechen und bei der Zieldurchfahrt hätten sie unter einem Badetuch Platz gehabt. Vorne lag dabei Slight vor Foggy, Corser und Chili auf dem undankbaren vierten Rang.

Aaron Slight (Honda RVF 750 RC45) – der WM-Dritte des Vorjahres war auch in der Saison 1995 die größte Hoffnung für den weltweiten Marktführer. Doch sein Saisonbeginn verlief harzig, während der amtierende Weltmeister Fogarty Rennen um Rennen für sich entschied, bis in Albacete endlich er an der Reihe war (© WorldSBK).

Der zweite Lauf in Spanien
WM-Leader Carl Fogarty hatte offenbar keine Lust mehr auf ein weiteres Herzschlag-Finale im 2. Rennen. Vom Start weg übernahm er die Führung und anfänglich vermochten ihm Ducati Markenkollege Troy Corser, Piergiorgio Bontempi und der Engländer John Reynolds (beide Kawasaki) noch zu folgen. Doch dann begann sich Foggy immer mehr abzusetzen. Während Honda Ass Aaron Slight und Fabrizio Pirovano auf seiner Ducati zur Verfolgergruppe auf und Corser verlor etwas den Anschluss. Dazu kam von hinten mit laufend schnellsten Runden Pierfrancesco Chili auf seiner privaten Ducati immer näher heran. In der neunten fuhr „Franky“ die schnellste Runde des Rennens. Der Italiener flog heran überholte Gegner um Gegner, bis er auf Platz 2 lag. Kurze Zeit später fiel Bontempi mit rauchender Kawasaki aus. Am Ende siegte Fogarty mit 4,759 Sekunden Vorsprung auf Chili und Slight konnte sich dahinter knapp gegen Pirovano durchsetzen.

Carl Fogarty (Ducati Corse Virginio Ferrari) – sechs Siege und 4 zweite Plätze in den ersten 10 Rennen, viel überlegener konnte der amtierende Weltmeister kaum in die Saison 1995 starten, bevor es nach Österreich weiterging (© WorldSBK).

Die 6. WM-Runde – Premiere auf dem Salzburgring

Auf der schön gelegenen Strecke zwischen Salzburg und dem Fuschlsee fanden früher sogar Grand Prix Läufe statt, aber die Strecke war für Motorrad-Rennen schlicht viel zu gefährlich. Dies galt jedoch auch für den Österreich-Ring, auf welchem die WorldSBK seit 1988 zu Gast war (heutiger Red Bull Ring und immer noch umstritten). Zum Glück war es am 9. Juli im Salzkammergut trocken und bei schönem Wetter wurde um 12 Uhr Mittags der erste Lauf gestartet.

Den TT-erprobten WM-Leader konnte die Gefährlichkeit des Salzburgrings nicht beeindrucken. Carl Fogarty gewann mit etwas über fünfeinhalb Sekunden Vorsprung auf seine Verfolger. Platz 2 ging um einen Wimpernschlag von 0,261 Sekunden an Antony Gobert (Kawasaki) vor Corser auf der zweitbesten Ducati. Zwischen dem viertplatzierten Honda Piloten Aaron Slight und Colin Edwards (Yamaha) auf P9 lagen kaum mehr als zweieinhalb Sekunden, derart knapp ging es im Zieleinlauf zu.

Die Verfolgergruppe mit Anthony Gobert (Kawasaki) vor Troy Corser (Ducati), Aaron Slight (Honda), Yasumoto Nagai (Yamaha, verdeckt), Jochen Schmid (Kawasaki) und hinten mit der Nummer 4 Lokalmatador Andy Meklau auf Ducati (© WorldSBK).

Das zweite Rennen und der historische erste Sieg eines jungen Australiers
Nachdem Foggy den ersten Lauf überlegen gewonnen hatte, war der Ducati Werkspilot auch der haushohe Favorit für das zweite Rennen. Doch der junge Australier Troy Corser war diesmal wild entschlossen, sich endlich seinen ersten Sieg einzufahren. Es entbrannte sich ein Kampf um Biegen und Brechen zwischen den beiden Ducati Piloten, den letztlich der Privatpilot mit 0,237 Sekunden Vorsprung für sich zu entscheiden vermochte. Sein Landsmann Gobert rettete sich knapp vor dem Neuseeländer Slight auf Platz 3. Dahinter konnte Altmeister Pirovano den jungen Japaner Nagai bezwingen, der sich dadurch mit Platz 6 begnügen musste. Die Top Ten wurden komplettiert von Mauro Lucchiari (Ducati), Piergiorgio Bontempi (Kawasaki), Simon Crafar (Honda) und Paolo Casoli (Yamaha). Interessant war auch der Mann auf Platz 11 in der Person von Helmut Bradl auf Kawasaki. Sein Sohn Stefan sollte später Moto2 Weltmeister werden.

Troy Corser (Promotor Racing Ducati) – auf dem Salzburgring holte sich der Australier den ersten Sieg in der Superbike Weltmeisterschaft. Es sollte das letzte Gastspiel der seriennahen WM auf dieser für Motorradrennen mangels ausreichenden Sturzräumen viel zu gefährlichen Strecke bleiben (© WorldSBK).
Carl Fogarty vor Troy Corser (beide Ducati) – nach dem Rückzug von Vizeweltmeister Scott Russell erwuchs Foggy im Australier ein neuer hartnäckiger Gegner im Kampf um Siege und Podiumsplatzierungen, sowie später auch der Weltmeisterschaft (© WorldSBK).

Das zweite Halbjahr der 8. WSBK-Saison

In der ersten Saisonhälfte hatte der amtierende Weltmeister Carl Fogarty nicht weniger als 7 von 12 Rennen gewonnen. Vor allem aber war er in sämtlichen anderen WM-Läufen immer zweiter geworden. Daher führte der Engländer mit 275 Punkten vor Aaron Slight (Honda, 161), Troy Corser (Ducati, 134), Fabrizio Pirovano (Ducati, 118) und Pierfrancesco Chili (Ducati, 117) die WM haushoch an. Nach den ersten sechs Europa-Runden ging es seit 1991 zum ersten Mal wieder in die USA. Nach 4 Stationen in Brainerd von 1988 bis 1991 stand diesmal jedoch eine neue Strecke im Kalender. Die Motorrad-WM hatte davor bereits sechs Grand Prix zwischen 1988 und 1994 mit einer Pause im Jahr 1992 dort durchgeführt.

WeatherTech Raceway Laguna Seca aus der Luft, rechts oben im Bild die berüchtigte „Cork Screw“, die sogenannte Korkenzieher-Kurve. Eine Stelle, welche einen schon beinahe mehr an einen Ski-Abfahrtslauf als an eine Motorrad-Rennstrecke erinnert.

WM-Runde 7 in Laguna Seca – die Premiere in Kalifornien

Nur 2 Wochen nach dem Salzburgring gastierte der WorldSBK Tross zum ersten Mal auf dem faszinierenden Rundkurs in den USA. Und es sollte eine zweite Premiere geben, an welcher WM-Leader Carl Fogarty jedoch weniger Freude hatte. Bisher war der Engländer in sämtlichen 12 Rennen mindestens auf Platz 2 ins Ziel gekommen. Doch diesmal kam alles anders und es waren Anthony Gobert (Kawasaki) und Troy Corser (Ducati), welche im ersten Lauf die Hauptrolle spielten. Die beiden Australier schenkten sich keinen Zentimeter und im Ziel hatte der Kawasaki Pilot um 0,34 Sekunden die Nase vor seinem Landsmann. Platz 3 ging an den kanadischen Wildcard-Piloten Miguel Duhamel vor dem US-Amerikaner Mike Hale (beide Honda) und Foggy. Dessen Markenkollegen Pierfrancesco Chili und Fabrizio Pirovano schieden hingegen durch Sturz aus. Platz 6 ging an den Neuseeländer Simon Crafar (Honda) vor Freddie Spencer (auf Ducati!), Colin Edwards (Yamaha), Aaron Slight (Honda) und Yasumoto Nagai auf Yamaha.

Anthony Gobert (Kawasaki ZXR-750) – der Australier meisterte die Mut-Strecke in nähe der Küstenstadt Monterey südlich von San Francisco im ersten Rennen am besten (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Laguna Seca
Diesmal dominierte Troy Corser und der Ducati Pilot holte sich nach Lauf 2 auf dem Salzburgring in der vorherigen Runde bereits seinen zweiten WSBK Sieg der Karriere. Sein Landsmann Gobert belegte mit etwas über 6 Sekunden Rückstand Platz 2 vor Mike Hale, Miguel Duhamel und Yasumoto Nagai. Foggy blieb hinter Simon Crafar diesmal nur Platz 7. Dahinter komplettierten Fabrizio Pirovano, Colin Edwards und der Kanadier Pascal Picotte (Kawasaki) die Top Ten. Zu den Sturzopfern gehörte erneut Chili und diesmal auch Aaron Slight. Spencer schied mit technischen Problemen aus.

Das erfolgreiche Smokey Joes Honda Team mit links dem US-Amerikaner Mike Hale und dem Kanadier Miguel Duhamel. Zweimal auf den Plätzen 3 und vier in jeweils umgekehrter Reihenfolge in den beiden Läufen (© WorldSBK).

Die 8. WM-Runde – mit Brands Hatch zum zweiten Mal in England

In seiner Heimat wollte der WM-Leader natürlich zurückschlagen, natürlich kannte Carl Fogarty die Strecke auch bestens. Der schwierige Kurs stand nach 1993 erst zum zweiten Mal im Kalender und war für viele Fahrer daher neu. Bei prächtigem Augustwetter zeigte der Hausherr seinen Gegnern zur Freude des zahlreich erschienen Publikums den Meister und kreuzte 2,93 Sekunden vor Troy Corser die Ziellinie. Dahinter konnte Anthony Gobert seinen Markenkollegen John Reynolds um winzige 8 Hunderstel hinter sich lassen und sich damit den dritten Podestplatz sichern. Colin Edwards fehlte als bestem Yamaha Pilot mit P5 aufs Podium nur gerade 0,29 Sekunden. Dahinter folgten mit Pierfrancesco Chili, Fabrizio Pirovano und dem Engländer Steve Hislop drei Ducati Fahrer. Die Top Ten wurden von den Neuseeländern Aaron Slight und Simon Crafar (beide Honda) komplettiert.

Der zweite Lauf von Brands Hatch
Diesmal gelang Colin Edwards eine beeindruckende Leistung, als er sich im 2. Rennen nur um die Winzigkeit von 1,15 Sekunden vom Lokalmatador schlagen lassen musste. John Reynolds holte sich Platz 3 vor dem starken Japaner Yasutomo Nagai (Yamaha) und Kawasaki Markenkollege Gobert. Corser musste sich diesmal mit P6 begnügen, dahinter folgten Pirovano, Slight, Hislop und Crafar. Fogarty war als WM-Leader mit bereits 136 Punkten Vorsprung auf seinen nächsten Verfolger der Titel in den verbleibenden 4 Runden kaum mehr zu nehmen. Zum ersten Mal wurden im Jahr 1995 in der Superbike WM dem Sieger 25 Zähler gutgeschrieben. Bis im Jahr davor war ein Triumph mit nur 20 Punkten belohnt worden.

Carl Fogarty (Ducati Corse Virginio Ferrari) – vor heimischem Publikum vermochte der amtierende Weltmeister und WM-Leader zurückzuschlagen, nachdem er zuvor in Kalifornien zwei empfindliche Niederlagen einstecken musste (© WorldSBK).

Runde 9 mit dem Dauerbrenner im japanischen Sugo

Mittlerweile war die Strecke in Japan zusammen mit Donington und dem Hockenheimring die einzig seit der Premiere 1988 jährlich verbliebene im Kalender. Hier gab es jeweils immer viele starke Japaner und oft auch Australier, US-Amerikaner oder Neuseeländer, welche mit einer Wildcard antraten. Auch diesmal machte sich dies in der Rangliste deutlich bemerkbar. Lokalmatador Yasutomo Nagai war hinter Corser und Slight im ersten Rennen der erfolgreichste Japaner. Seinen ersten Laufsieg verpasste er dabei um lächerliche 0,449 Sekunden, welche ihm auf den australischen Gewinner bei seinem 3. Triumph der Saison fehlten. Auf Platz 4 traf Keiichi Kitagawa vor seinem Kawasaki Markenkollegen Gobert im Ziel ein. Dahinter folgten Colin Edwards, Wataru Yoshikawa und Norihiko Fujiwara (alle Yamaha). John Reynolds und Simon Crafar vervollständigten die ersten zehn. Fogarty hingegen beklagte in der 4. Runde seinen ersten Crash in einem Rennen der Saison 1995. Nachfolgend das Resultatblatt von Lauf 1.

Das zweite Rennen von Sugo mit dem Triumph des WM-Leaders
Nach seinem Sturz im ersten Rennen von Sugo sah Foggy Handlungsbedarf. Der Engländer war nach seinem Angriff auf Nagai in Führung liegend heftig per Highsider abgeflogen, hatte sich dabei aber zum Glück nicht verletzt. Diesmal machte es der WM-Leader jedoch besser und blieb sitzen. Anfänglich gab es zwar ein kleines Geplänkel mit Nagai, doch danach begann sich Fogarty abzusetzen und gewann den 2. Lauf vor Yasutomo Nagai und Katsuaki Fujiwara. Slight beendete das Rennen auf P4 vor den Japanern Yoshikawa, Kitagawa und Aoki. Die Top Ten komplettierten Troy Corser, Anthony Gobert und Colin Edwards.

Yasutomo Nagai (Yamaha) – nach guten Resultaten 1994 im Jahr danach für eine volle Saison hoffnungsvoll in die erste volle WM-Saison gestartet. Doch auf den starken Japaner wartete nach der Abreise von seinem Heimrennen nach Europa ein düsteres Schicksal (© WorldSBK).

Das fatale Assen-Wochenende mit WM-Runde 10

Bis auf den schrecklichen Sturz von Giancarlo Falappa bei Ducati Testfahrten in Albacete 1994, welcher seine Karriere beendete, war die WorldSBK in den ersten Jahren bezüglich fatalen Stürzen noch halbwegs verschont geblieben. Doch dies sollte sich am 10. September 1995 in Assen auf tragische weise ändern. Im ersten Rennen lief in der „Cathedral of Speed“ alles nach gewohntem Muster und Carl Fogarty siegte 3 Sekunden vor Simon Crafar (Honda), seinem Ducati Markenkollegen Corser und Aaron Slight (Honda). Dahinter folgten Mauro Lucchiari (Ducati), John Reynolds (Kawasaki) und Yasutomo Nagai auf der besten Yamaha. Colin Edwards war bereits nach dem Start ausgeschieden und Pierfrancesco Chili in der siebten Runde gestützt. Foggy baute damit seinen Vorsprung in der WM weiter aus und stand ab nun bereits als Weltmeister 1995 fest, doch ein Rennen später sollte dies vorerst kaum jemanden mehr interessieren.

Yasutomo Nagai – am 10. September 1995 um 21:40 Uhr in Assen.

Der zweite Lauf von Assen mit dem tragischen Tod des jungen Japaners
Bis zur 14. Runde lief in der „Cathedral of Speed“ alles nach gewohntem Muster und Carl Fogarty führte über 7 Sekunden vor Aaron Slight (Honda) und John Reynolds (Kawasaki). Dahinter folgten mit über 14 Sekunden Rückstand auf den Leader Lucchiari, Nagai und Edwards. Deutlich weiter zurück folgte eine Gruppe mit Anthony Gobert, Jochen Schmid, Piergiorgio Bontempi (alle Kawasaki) und Paolo Casoli auf Yamaha. Simon Crafar (Honda) und Troy Corser (Ducati) waren in Runde 11 gestürzt, blieben aber dabei unverletzt. Doch dann schlug eiskalt das Schicksal zu. Der auf P5 liegende Japaner wurde nach dem Rennabbruch infolge seines Sturzes sogar noch gewertet, doch Yasutomo Nagai sollte die Folgen seines Sturzes nicht überleben. Er war auf dem Öl der defekten Ducati von Fabrizio Pirovano ausgerutscht und dabei unglücklich von seinem Bike getroffen worden.

Start zum Superbike WM-Lauf in Assen 1995 mit von vorne Troy Corser (Ducati), Aaron Slight (Honda) und hinten in der ersten Reihe Carl Fogarty (Ducati). Hinten links John Reynolds (Nr. 33, Kawasaki) und mit der Nummer 19 der Franzose Adrien Morillas auf Ducati (© WorldSBK).

Vorzeitiger Rückzug des Yamaha Werksteams
Yasutomo Nagai war spät abends im Krankenhaus von Assen im Beisein seiner Eltern und Freundin für tot erklärt worden. Er war 1995 der bis dahin erfolgreichste Japaner in der WorldSBK und lag zum Saisonende immer noch auf Platz 5 in der WM-Endabrechnung. Zweifellos hatte der sympathische Japaner das Zeug zu einem künftigen Weltmeister, doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Zusammen mit dem US-Amerikaner Colin Edwards war er nach starken Leistungen bei seinem Heimrennen im Vorjahr ins Yamaha Werksteam berufen worden. Aus Respekt vor ihm und seiner Familie entschied sich die Teamführung für den vorzeitigen Rückzug aus der Weltmeisterschaft. Dies bedeutete somit auch das Saisonende für Edwards in seinem ersten vollen Jahr in der WSBK, doch er sollte 1996 mit Yamaha wieder zurückkommen.

Start zum 1. Rennen der British Superbike Meisterschaft 2019 mit Scott Redding (Be wiser Ducati) vorne im Bild von uns aufgenommen. Die „Cathedral of Speed“ sah schon viele berühmten Sieger und Helden, aber tragischerweise verloren bei ihrem geliebten Sport hier auch Fahrer wie 1995 der knapp 30-jährige Yasutomo Nagai ihr Leben.

Die 11. WM-Runde in Sentul

Für die letzten beiden Runden ging es zuerst nach Indonesien und zwei Wochen später zum WM-Finale nach Down Under. In Sentul reiste Foggy bereits als Weltmeister an und im ersten Rennen zeigte er sich erneut von seiner besten Seite. Vom Start weg zog er davon und setzte sich immer mehr von seinen Verfolgern ab. Bis ins Ziel hatte auf den zweiten Troy Corser bereits über 5 Sekunden Vorsprung. Platz 3 ging an Aaron Slight vor Anthony Gobert auf der besten Kawasaki. Dahinter folgten die Ducatis von Fabrizio Pirovano, dem US-Amerikaner Mike Hale, Mauro Lucchiari und dem Österreicher Andy Meklau. Die Engländer John Reynolds (Kawasaki) und Brian Morrison (Ducati) vervollständigten die ersten zehn. Pierfrancesco Chili hingegen schied 6 Runden vor Schluss mit defekter Benzinpumpe aus.

Das zweite Rennen von Sentul
Diesmal übernahm Kawasaki Pilot Anthony Gobert nach dem Start die Führung, doch am Ende der ersten Runde ging Aaron Slight auf seiner Honda am Australier vorbei. Foggy hielt sich anfänglich in der Spitzengruppe auf, musste jedoch im 12. Umgang mit einem Motorschaden die Waffen strecken. In der WM ging es zwischen Slight und Corser noch um den Vize-Weltmeistertitel, nachdem Fogarty seit Lauf 1 in Assen als Titelverteidiger festgestanden hatte. Diese Runde ging an den Honda Piloten, der das 2. Rennen um 9,341 Sekunden vor seinem australischen Widersacher für sich entschied. Platz 3 ging an Chili, den Pechvogel des ersten Laufs vor Anthony Gobert, Simon Crafar, Fabrizio Pirovano und Mike Hale.

Aaron Slight, der erfolgreichste Honda Pilot von 1995 schaffte in Sentul seinen zweiten Saisonsieg und kämpfte zu diesem Zeitpunkt noch mit Troy Corser um den Vize-Titel (© WorldSBK).

Die Entscheidung um den Vize-Titel in Phillip Island

Die 12. und letzten WM-Runde sollte zwischen Lokalmatador Corser und dem Neuseeländer Aaron Slight. Nach dem Start zum 1. Rennen ging Kawasaki Ass Anthony Gobert in Führung. Doch der Australier sollte bei seinem Heimrennen später mit Reifenproblemen ausscheiden. Anfänglich stritt er sich jedoch noch mit Slight und Corser um die Führung. Am Ende war es der Ducati Pilot, der mit 0,068 Sekunden Vorsprung auf Honda Speerspitze Slight die Nase knapp vorne hatte. Simon Crafar belegte eine Sekunde dahinter P3 vor Fogarty, Reynolds und Chili. Platz 7 holte sich der US-amerikanische Wildcard-Pilot Freddie Spencer auf Ducati vor den Australiern Kirk McCarthy (Honda), Mat Mladin (Kawasaki) und Shawn Giles (Ducati).

Freddie Spencer auf Ducati – beinahe ein Bild mit Seltenheitswert, was in der Saison 1995 entstand, als er für kurze Zeit Honda untreu wurde. In der AMA Superbike Meisterschaft und später in der Motorrad-Weltmeisterschaft sah man den US-Amerikaner davor immer nur auf Honda (© WorldSBK).

Der zweite Lauf in Australien und letzte der Saison 1995
Bis zu seinen Reifenproblemen war Anthony Gobert bereits im ersten Rennen einer der Favoriten auf den Sieg gewesen. Entsprechend motiviert ging der Lokalmatador auch im zweiten Rennen zur Sache. Gleich zu Beginn vermochte sich der Kawasaki Pilot nach dem Start leicht von seinen Verfolgern abzusetzen. Doch dann gelang es der Gruppe mit Foggy, Corser und seinem Markenkollegen Reynolds zu ihm aufzuschließen. Carl Fogarty übernahm kurz danach die Führung, verlor diese aber innert einer halben Runde wieder an Gobert. Zwischenzeitlich hatten auch Slight und Crafar zur Spitzengruppe aufgeholt. Am Ende kreuzten die ersten vier Fahrer innerhalb einer halben Sekunde die Ziellinie. Vorne lag dabei Gobert vor Foggy, Corser und Slight, während Crafar vor Mike Hale fünfter wurde. Der Vize-Titel ging damit an Troy Corser und Aaron Slight musste sich mit WM-Rang 3 begnügen.

Carl Fogarty (Ducati Corse Virginio Ferrari) verteidigte seinen Titel aus dem Vorjahr souverän. Der Engländer gewann dabei nicht weniger als 13 von 24 Rennen und belegte bei zwei Ausfällen nur zusätzliche dreimal nicht den 2. Platz (© WorldSBK).

Rangliste der Superbike WM 1995

Hersteller-WM 1995

Nachfolgend die Wertung mit den Platzierungen (nicht den WM-Punkten), welche für die Rangliste der Hersteller-Weltmeisterschaft zählten. Leider trat Suzuki in den ersten Jahren der Superbike Weltmeisterschaft nicht werksseitig an, weshalb damals die anderen 3 japanischen Hersteller zusammen mit Ducati den Kuchen in erster Linie unter sich aufteilten. Mit ihren V2-Motoren durften die Ducati bis zu 1000 cm³ Hubraum haben, während die Vierzylinder-Bikes auf 750 cm³ beschränkt waren.