Start vor fast leerer Haupttribüne in Magny-Cours mit Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR), der diesmal gegen Toprak Razgatlioglu nicht die Waffen hatte, um mit dem Türken um den Sieg zu kämpfen.

Toprak besiegelt beinahe ersten Dreifachsieg vor Rea und Redding

Vom Start weg waren es Toprak, Lowes und Rea, die sich auf den ersten drei Positionen befanden, als zum ersten Mal Kurve 5, genannt Adelaide angebremst wurde. Der Mann aus Lincoln lag danach kurz vor seinem Teamkollegen, aber der Nord-Ire ging wenig später wieder an ihm vorbei. Dahinter Redding und der Ducati Pilot war kurz danach bereits auf Platz 3, weil Alex Lowes zum zweiten Mal nach dem Rennen am Samstag per Crash ausschied. Der amtierende Weltmeister ging in den ersten Runden mehrmals am Türken vorbei in Führung und diesmal sah es danach aus, als würde sich zusammen mit Redding ein Dreikampf um den Sieg entwickeln. In der vierten Runde war das Rennen auch für Leon Haslam vorbei. Hinter dem Führungstrio ging danach Locatelli auf Platz vier vor, als Michael van der Mark bei Start-Ziel eine haarige Situation zu überstehen hatte.

Alex Lowes (Kawasaki Racing Team) nach dem zweiten Crash am Wochenende von Magny-Cours – am Morgen hatte der Engländer noch ein Podium geholt, aber nachmittags landete er erneut im Kiesbett.

Der beinharte Kampf um die Spitze
Toprak war bei Adelaide in der sechsten Runde ziemlich frech innen an Rea vorbeigegangen, doch dieser konterte bei der Ausfahrt sofort und holte sich die Führung zurück. Der Nord-Ire fuhr wenig später die schnellste Runde und er tat alles, um sich von seinen beiden Verfolgern frei zufahren. Während Scott Redding die Pace des Leaders nicht ganz mitgehen konnte, gab sich Razgatlioglu jedoch noch nicht geschlagen. Der bereits zweifache Sieger des Wochenendes wollte unbedingt seinen dritten Triumph einfahren. Und erneut war es in Turn 5, wo er 12 Runden vor Schluss wieder das Kommando übernahm, aber der Kawasaki Pilot konterte sofort wieder und übernahm erneut die Spitze. Dieses Spiel wiederholte sich danach bei Adelaide erneut und immer wieder drückte sich Toprak dort am sechsfachen Weltmeister vorbei.

Unschönes Ende für Leon Haslam (HRC Honda) nach zwei Top Ten Platzierungen kam im dritten Lauf der Crash und damit rückt das mögliche Ausscheiden aus der WorldSBK natürlich immer näher. Dem Engländer droht für nächste Saison der Wechsel zurück in die British Superbike Meisterschaft BSB, wo er vor 2018 Champion geworden war.

Die zweite Rennhälfte
Während Redding knapp eineinhalb Sekunden zurücklag, folgte der amtierende Champion dem Yamaha Ass wie ein Schatten. Hinter Redding lag Locatelli auf Position 4 vor Davies, Rinaldi, Bautista, van der Mark, Gerloff und Sykes auf P10. In den letzten Runden war klar, dass Rea erneut nicht die Waffen hatte, sich den Sieg einzufahren. Er begnügte sich zum dritten Mal in Folge mit Rang 2, bevor in zwei Wochen das Rennen in der Heimat seines Teams kommt. Dort hatte der Gesamtsieger der Frankreich-Runde im Vorjahr nur 10 Punkte geholt. Der Kawasaki Pilot hingegen 47 und deshalb ist besonders dort und in Portimão nach 2020 der Mann, welchen es auf diesen beiden Strecken erst noch zu schlagen gilt. Für Jerez de la Frontera dazwischen ist er womöglich noch am ehesten nochmals verwundbar. Redding wurde dritter und holte damit das erste Podium an diesem Wochenende. Am Abend erst wurde bekannt gegeben, dass Toprak eine Track-Limit-Violation begangen hatte und dadurch seinen Sieg im Superpole Race verlor. Es war etwas, das auch in Misano bereits hätte passieren müssen, als er in Runde 3 des zweiten Rennens von der Kawasaki von Rea dabei gefilmt wurde und es die Rennkommissare jedoch übersahen.

Scott Redding (Aruba.it Ducati) rettete mit einem Podium im letzten Rennen noch das ziemlich missratene Wochenende – in seiner zweiten und letzten Saison für das Ducati Werksteam dürfte er in Frankreich zu viele Punkte verloren haben, um noch um den Titel kämpfen zu können.

Die weiteren Platzierungen hinter dem Podium

Best of the Rest wurde im letzten Lauf der WorldSBK Andrea Locatelli mit Platz vier. Der Italiener war damit jedoch drittbester Mann in Frankreich und er ist definitiv ein Versprechen für die Zukunft. Mit einem sauberen fünften Platz durfte auch Chaz Davies sehr zufrieden abreisen. Mit den Rängen 7 und 8 in den beiden Läufen davor hatte der Waliser damit ein am Ende sehr positives Resultat, nachdem er zwei Wochen davor in Navarra noch ein wahres Debakel erlebt hatte. Auch Alvaro Bautista konnte mit P6 zufrieden sein. Zweimal sechster und ein siebter Rang waren für das HRC Honda Team nebst zwei Top Ten Platzierungen von Haslam damit auch ein Lichtblick. Immerhin hatten sie damit exakt gleich viele Punkte wie das BMW-Werksteam geholt, bei denen Tom Sykes nur in der Superpole zu überzeugen vermochte. Michael van der Mark rettete die Ehre der Blau-Weißen, liegt aber trotzdem in der WM noch hinter seinem Teamkollegen zurück. Zu überzeugen vermochte am Sonntag auch Axel Bassani und Lucas Mahias, der am Tag zuvor nach einem Crash sogar noch pausieren musste.

Alvaro Bautista in der HRC Honda Box – er wird für den zu BMW wechselnden Scott Redding zum Ducati Werksteam zurückkehren, für das er 2019 die ersten 11 Rennen in Folge gewonnen hatte.

Die Enttäuschungen des letzten Rennens vom Frankreich Wochenende
Garrett Gerloff blieb mit nur einer Top Ten Platzierung diesmal bescheiden und auch Michael Ruben Rindaldi konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Auch Tito Rabat und Jonas Folger gehörten zu den Enttäuschungen des Wochenendes von Nevers. Während der Katalane drei Punkte holte, blieb der ehemalige MotoGP Star aus Bayern ein weiteres Mal ohne Zähler. Mit Alex Lowes und Leon Haslam waren es diesmal vor allem die beiden Engländer, die mit ihren Stürzen einen herben Rückschlag hinnehmen mussten. Während die Zukunft für den Kawasaki Mann aus Lincoln gesichert ist, muss der Sohn von „Rocket Ron“ damit erst recht um seine Zukunft in der WSBK bangen.

Chaz Davies (GoEleven Ducati Racing) erlebte nach seinem Desaster von Most und Navarra ein sehr gutes Wochenende in Magny-Cours. Mit 22 Punkten holte er dabei für sein Team nur einen Punkt weniger als die beiden BMW und Honda Werksfahrer mit insgesamt je 23 zusammen.

Das zweite Rennen vom Sonntag in Zahlen

Die Interviews nach dem Rennen
Toprak betonte, er sei nach seinem ersten Dreifachsieg (seine Bestrafung für das Sprintrennen erfuhr er erst am Abend) der Karriere überglücklich. Er versuche immer, jedes Rennen zu gewinnen. Der Gesamtsieger von Nevers bedankte sich artig bei seinem Team für ein hervorragendes Bike, welches sie ihm vorbereitet hatten, bevor er wieder verschwand. Scott Redding betonte, er sei glücklich, habe es am Ende doch noch für ein Podium gereicht. Davor hatte er jedoch viele Probleme und deshalb gelte es, für die nächste Runde ein perfektes Setup zu finden, um ganz vorne mitkämpfen zu können. Jonathan Rea betonte, er habe trotz Platz 2 viel Spaß gehabt, aber erneut habe es leider für den Sieg nicht gereicht. Er gratulierte Razgatlioglu für ein perfektes Wochenende und hoffe, in Montmelo noch ein Stück stärker zu sein.

Jonathan Rea mit seinem Kawasaki Crew Chief Pere Riba – die beiden werden für Barcelona nach Verbesserungen suchen und es ist gut möglich, dass ihnen dies auch gelingen wird (© Kawasaki Racing Team).

Der aktuelle WM-Stand in der WorldSBK – korrigiert nach Topraks Penalty

P, Rider, Points, Bike
1. TOPRAK RAZGATLIOGLU 370 YAMAHA
2. JONATHAN REA 363 KAWASAKI
3. SCOTT REDDING 298 DUCATI
4. ANDREA LOCATELLI 186 YAMAHA
5. ALEX LOWES 176 KAWASAKI
6. MICHAEL RUBEN RINALDI 172 DUCATI
7. TOM SYKES 159 BMW
8. MICHAEL VAN DER MARK 154 BMW
9. GARRETT GERLOFF 147 YAMAHA
10. ALVARO BAUTISTA 115 HONDA
11. CHAZ DAVIES 114 DUCATI
12. AXEL BASSANI 100 DUCATI
13. LEON HASLAM 78 HONDA
14. LUCAS MAHIAS 41 KAWASAKI
15. TITO RABAT 38 DUCATI
16. KOHTA NOZANE 32 YAMAHA
17. ISAAC VINALES 20 KAWASAKI
18. CHRISTOPHE PONSSON 18 YAMAHA
19. JONAS FOLGER 14 BMW
20. EUGENE LAVERTY 14 BMW
21. LEANDRO MERCADO 8 HONDA
22. MARVIN FRITZ 6 YAMAHA
23. LORIS CRESSON 3 KAWASAKI
24. ANDREA MANTOVANI 2 KAWASAKI
25. LUKE MOSSEY 2 KAWASAKI

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).