800. WSBK Lauf am Samstag – Toprak holt seinen 1. Sieg

Enger Kampf in Runde 1 zwischen den beiden führenden Jonathan Rea (innen) und Michael van der Mark (aussen), während dahinter Leon Haslam Kurve 5 optimal anfährt.

Bereits in der 1. Runde ging es wild zu und her im ersten Rennen in Magny-Cours. Der nur von Startplatz 16 losgefahrene Türke Toprak Razgatlioglu schaffte es nach wenigen Kurven bereits weit nach vorne und überquerte die Ziellinie nach Runde 1 bereits als Siebter. Ähnlich Chaz Davies, der als 11. ins Rennen startete, aber bereits auf P7 die 1. Runde beendete. Vorne wurde es zwischen Jonathan Rea und Michael van der Mark kurz kritisch, als der Niederländer so eng von aussen hineinzog, dass die beiden in Kurve 5 aneinandergerieten und Rea ihn mit der linken Hand wegdrückte.

Kurz danach ist Leon bereits innen auf Höhe der beiden Führenden, während von hinten Tom Sykes (aussen), Alex Lowes (vorne mittig) und Loris Baz (vorne im Bild rechts) herannahen.

Jonathan Rea führte nur gerade eine Runde, als Tom Sykes an ihm vorbeiging und für 5 Runden in Führung blieb, bevor er von Michael van der Mark an der Spitze abgelöst wurde. Der Niederländer distanzierte seine Verfolger danach um bis zu eineinhalb Sekunden, während Weltmeister Jonathan Rea sich wieder auf Platz 2 nach vorne kämpfte. Doch 4 Runden vor Schluss begann Rea, auf van der Mark wieder Boden gutzumachen und sich gleichzeitig etwas von Razgatlioglu abzusetzen. Nachdem Jonny Rea dem Führenden bis auf 3 Zehntel nahegekommen war, crashte van der Mark in der drittletzten Runde ausgerechnet beim Anbremsen der Kurve 5, in welcher die Beiden Kampfähne bereits in der 1. Runde aneinander geraten waren. Magic Michael entzauberte sich selbst und brauchte einige Zeit, bis er sich wieder auf seine Yamaha schwang, um letztlich als 13. ins Ziel zu kommen. Der vermeintliche Sieger Jonathan Rea wurde laut eigener Aussage womöglich von einem falschen Boxensignal getäuscht und hatte statt über einer Sekunde vor der letzten Runde nur noch 8 Zehntel Vorsprung auf Toprak Razgatlioglu. Dieser sah seine Chance auf den ersten Sieg und fuhr mit letztem Risiko das Loch zu Rea zu und ihm gelang die Sensation, den Nord-Iren kurz vor Schluss noch zu überrumpeln. Somit holte der erst 21 Jahre junge Türke den ersten WSBK Sieg für sein Land und in seiner Karriere, ausgerechnet im 800. Rennen der Serie. Tom Sykes gelang es kurz vor Schluss noch, Lokalmatador Loris Baz zu überholen, wodurch er sich und BMW erneut ein Podium schenkte. Im Rahmen der Paddock Show entschuldigte er sich danach artig beim Publikum, dem Franzosen den Sieg noch „gestohlen“ zu haben, womit er die Lacher auf seiner Seite hatte. Während Sykes und Razgatlioglu natürlich sehr zufrieden mit dem Resultat waren, gab Rea offen zu, dass er nur in Bezug auf die WM zufrieden war, aber natürlich gerne gesiegt hätte. Er gönne aber Toprak natürlich den lange verdienten ersten Sieg in der World Superbike WM.

Bautista und Davies – nur Randfiguren im 1. Rennen

Chaz Davies kämpfte mit seiner Ducati Panigale V4R zu Beginn in der Spitzengruppe um den Sieg mit und überquerte in der 2. Runde die Ziellinie bereits auf Platz 2. Doch in der 4. Runde übertrieb es der Waliser in Kurve 15 (die letzte vor Start-Ziel), kam zu Sturz und musste das Rennen danach aufgeben. Alvaro Bautista hatte in der Superpole nur Platz 14 geschafft und ihm gelang bei weitem nicht so ein guter Start wie Toprak Razgatlioglu. In der ersten Runde lag er auf P9 und kam danach lange nicht über die 8. Position hinaus. Bevor Michael van der Mark stürzte, lag der Spanier auf Position 6, mit neuneinhalb Sekunden Rückstand. Nur durch den Sturz des Holländers gewann Alvaro noch einen Platz und kam dadurch auf P5 ins Ziel. Im WM-Kampf mit Jonathan Rea verlor er dadurch weitere 9 Punkte und sofern der amtierende Weltmeister keine gravierenden Fehler mehr macht, kann ihm Bautista den Titel kaum mehr streitig machen. Im Superpole Race und Lauf 2 müsste der Weltmeister 25 Punkte Distanz zu Alvaro schaffen, um den Titel bereits am Sonntag in Magny-Cours sicherzustellen. Vermutlich dürfte es daher eher in Runde 12 in Argentinien so weit sein, dass Rea auch rechnerisch den Titel nicht mehr verlieren kann.

Die beiden Deutschen – bescheiden bis unterirdisch

Während Sandro Cortese zumindest noch knapp in den Top Ten landete, kann der drittletzte Platz von Reiti nur als unterirdisch bezeichnet werden. Die Zielsetzung des Obingers war vor Magny-Cours, im Rennen im Bereich seines Teamkollegen zu landen. Sykes wurde Dritter und Markus Reiterberger als 16. nur Drittletzter. Dem ist leider nicht mehr viel hinzuzufügen.

Ergebnis WSBK Lauf 1 in Magny-Cours

Die 3 Erstplatzierten an der Paddock Show von Links Sieger Toprak Razgatlioglu (Turkish Puccetti Kawasaki), Jonathan Rea (2., Kawasaki Racing Team) und Tom Sykes (3., BMW Motorrad WSBK Team).

Dramatischer Sonntag in Magny-Cours

Nach dem überraschenden Sieg des Türken Toprak Razgatlioglu beim 800. Rennen der WSBK, der am Samstag knapp vor Jonathan Rea Lauf 1 gewann, wurde der Sonntag erst recht zum geschichtsträchtigen Tag. Den Anfang machte das Sprintrennen am Sonntagmorgen, bei welchem sich erneut ein harter Kampf zwischen dem Rekordweltmeister aus Nord-Irland und dem ersten World Superbike Sieger für die Türkei entbrannte.

Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team) und Toprak Razgatlioglu (Turkish Puccetti Kawasaki) – die Dominatoren im 1. Rennen und dem Superpole Race lieferten sich in beiden Läufen einen harten Fight um den Sieg (Bildquelle WSBK Motul).

Superpole Race – Toprak wiederholt Sieg vom 1. Rennen

Das Superpole Race war eine enge Angelegenheit zwischen dem Sieger vom Lauf 1 am Samstag, dem Türken Toprak Razgatlioglu und Jonathan Rea, der sich am Ende womöglich mit Blick auf die Weltmeisterschaft etwas zurückhielt. Dritter wurde der Niederländer Michael van der Mark, welcher am Vortag in Führung liegend noch gestürzt war, vor den beiden Ducati Werksfahrern Chaz Davies und Alvaro Bautista. Statt Punkte auf den amtierenden Weltmeister gutzumachen, Alex Lowes vor Loris Baz, Tom Sykes und Leon Haslam belegten die weiteren Punkteplätze.

Lauf 2 – Rea krönt sich zum 5. WM-Titel in Folge

Das 2. Rennen war an Dramatik und Spannung nur schwer zu überbieten, ging es doch um die vorzeitige Entscheidung des WSBK WM-Titels 2019. Auch wenn dies für Magny-Cours unwahrscheinlich war, weil der amtierende Weltmeister Jonathan Rea dafür Lauf 2 gewinnen musste und gleichzeitig Alvaro Bautista nicht mehr als 4 WM-Punkte einfahren durfte. Doch ausgerechnet Toprak Razgatlioglu, der Rea im 1. Rennen und dem Superpole Race den Sieg knapp weggeschnappt hatte, ebnete ihm den Weg zur vorzeitigen Sicherung des 5. WM-Titels in Folge. Nachdem er sich in der 2. Runde in Kurve 5 verbremst hatte und auf Platz 4 zurückgefallen war, versuchte der Türke mit aller Gewalt wieder nach vorne zu kommen. In Kurve 13 übertrieb er es beim Versuch, innen an Alvaro Bautista vorbeizukommen und rutschte dabei aus, wodurch seine Kawasaki direkt vor den herannahenden Spanier zu liegen kam. Dieser konnte mit seiner Ducati nicht mehr ausweichen und kam dadurch ebenfalls zu Sturz, konnte zuerst zwar weiterfahren, aber das Motorrad war zu beschädigt und er fuhr damit an die Box und gab auf. Nun folgten 20 Runden, bei welchen der Nord-Ire unbedingt versuchen musste, den Niederländer Michael van der Mark zu besiegen. Nur so konnte er vorzeitig den Titel sichern und sich bereits 2 Runden vor Saisonende zum 5. Mal als Weltmeister der WSBK krönen. Trotz harter Gegenwehr von van der Mark gelang dem besten Fahrer, den die World Superbike Serie je gesehen hat, der Sieg und damit die Sicherung des 5. WM-Titels in Folge. Der von fast allen vermeintlichen Experten nach den ersten 4 Events schon so gut wie abgeschriebene Jonny Rea hatte es allen gezeigt und machte sich mit dem alleinigen Rekord an WSBK-Titeln endgültig unsterblich. Alex Lowes auf der zweiten Pata Yamaha komplettierte hinter van der Mark das Podium, er konnte zeitweise zu den beiden Führenden aufholen, war am Ende aber nicht in der Lage deren Pace mitzugehen. Chaz Davies auf der besten Ducati belegte Platz 4, vor Lokalmatador Loris Baz (Ten Kate Yamaha), Leon Haslam (Kawasaki Racing Team) und Tom Sykes (BMW Motorrad WSBK Team).

Ein würdiger Weltmeister lässt sich zum 5. Mal in Folge feiern – Jonathan Rea an der Paddock Show nach Lauf 2.

Leon Camier zeigte nach seiner Rückkehr eine Leistung, die bei dem Trubel um den Gesamtsieg in Magny-Cours und Titel Nummer 5 von Rea beinahe unterging. Mit 2 Top Ten Resultaten auf der unterlegenen Honda gelang dem Engländer eine mehr als deutliche Bestätigung, dass er zu den stärksten Fahrern der Serie gehört und einen Platz für 2020 verdient. Für Sandro Cortese mit einem 10 Platz im 1. Rennen trifft dies wohl ebenfalls zu. Platz 11 im Superpole Race war zwar ein Rückschlag, aber für den Ausfall im 2. Rennen war er infolge technischen Problemen an seiner Yamaha nicht selbst verantwortlich. Mit nur einem Punkt muss Markus Reiterberger die Rückreise aus Frankreich antreten, Platz 15 im 2. Rennen war das einzig zählbare Resultat des Obingers. Angesichts des Podiums seines Teamkollegen Tom Sykes im 1. Rennen und 2 Top Ten Platzierungen im Superpole Race und Lauf 2 ist dies womöglich aber zu wenig, um einen Verbleib in der WSBK für nächstes Jahr zu sichern. Dass mit Camier und sogar Ryuichi Kiyonari zwei Hondas vor Reiti auf seiner BMW ins Ziel kamen, kann nicht als Ruhmesblatt des Bayern bezeichnet werden.

Ergebnis 2. Rennen WSBK Magny-Cours

WM-Zwischenstand – Rea steht als Weltmeister fest!