Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) – der jubelnde Sieger nach dem 1. Rennen auf dem Autodromo do Algarve in Portugal (© WorldSBK).

Jonathan Rea schlägt zurück – WM-Leader Redding nur auf P7

Das erste Rennen in Portimão begann schon in der Superpole für Scott Redding nicht optimal. Nach einem Sturz schaffte er nur die achtbeste Zeit, womit er nur aus der dritten Reihe starten konnte. Der Aruba.it Ducati Pilot hatte im 1. Rennen keinen schlechten Start, doch Jonathan Rea drohte von Beginn an zu enteilen. Der Kawasaki Werksfahrer schaffte wieder einen seiner Blitzstarts und konnte tatsächlich seinen hartnäckigsten Verfolger Toprak Razgatlioglu Runde für Runde ein kleines Stück mehr distanzieren. Redding war es nach einigen Runden gelungen, sich auf Rang 3 vorzuarbeiten. Doch die von ihm davor überholten Yamaha Piloten Loris Baz und vor allem auch Michael van der Mark ließen sich vom Engländer nicht abhängen und gaben nicht locker. Letztgenannter kämpfte sich nach einem kleinen Fahrfehler wieder zurück und schaffte es tatsächlich, den Ducati Fahrer wieder einzuholen und zu passieren.

Start zum ersten Rennen am 8. August 2020 um 14 Uhr Lokalzeit auf dem Autodromo do Algarve in Portugal (© WorldSBK).

Redding mit Reifenproblemen – Rea siegt souverän und verkürzt WM-Rückstand
Bereits als van der Mark Redding zu überholen vermochte war unübersehbar, dass dieser mit nachlassendem Grip zu kämpfen hatte. Auch der inzwischen aufgerückte Alex Lowes (Kawasaki) schaffte es am Engländer vorbei. Dies entging weder dem dahinter liegenden Loris Baz (Ten Kate Yamaha), noch den hinter ihm folgenden Michael Ruben Rinaldi (Team Goeleven Ducati) und Tom Sykes (BMW). So kam es, dass Redding nacheinander aufgeschnupft wurde und am Ende noch froh sein konnte, sich knapp vor Sykes auf Platz 7 ins Ziel zu retten. In der WM konnte Rea dadurch seinen Rückstand von davor 24 auf nur noch 8 Punkte verringern.

Alex Lowes (Kawasaki) im Vormarsch – soeben hat er sich Scott Redding (sein Helm ist noch ganz links im Bild) geschnappt. Hinter sich die Verfolger Rinaldi (Ducati) und Baz (Yamaha), welche später ebenfalls noch an Redding vorbeigehen konnten (© Kawasaki Racing Team).

Die wichtigsten Resultate im 1. Rennen

Alvaro Bautista schaffte auf der HRC Honda nur Platz 9 vor Eugene Laverty (BMW) und einem enttäuschenden Chaz Davies. Der Ducati Pilot hatte nach einem hervorragenden 2. Rennen in Jerez arge Probleme und verlor auf Sieger Jonathan Rea 22,477 Sekunden. Bleibt die Frage offen: Wie war das doch bitte mit dem von vielen herbeigeredeten Kawasaki Problem, nach einem 6. Platz im 2. Rennen von Jonathan Rea? Leon Haslam (Honda) auf Rang 12 vor Xavi Fores (Kawasaki), Garrett Gerloff (Yamaha) und seinem GMT Teamkolegen Federico Caricasulo komplettierten die Top 15. Der in Australien noch überzeugende Chilene Maximilian Scheib (Orelac Racing VerdNatura Kawasaki) landete auf P21.

Sandro Cortese (mit der Nummer 11) hinter Marco Melandri und vor Tati Mercado. Er war im Kampf um den punktelosen 16. Platz, als er nach einer Berührung mit dem argentinischen Motocorsa Ducati Piloten Mercado zu Sturz kam. Mit schmerzhaften Prellungen war nach den ersten Untersuchungen im Medical Center noch nicht klar, wie stark seine Verletzungen waren (© Kawasaki Racing Team).

Resultat 1. Rennen Portimão

Kein „Closed Door Protocol“ beim WSBK Event in Portugal, siehe im Hintergrund die Zuschauer auf dem VIP-Tower. Ohne besonderer Beziehungen kam man nicht herein und diese Tickets wurden auch nicht über den regulären Ticketverkauf der Strecken-Webseite angeboten (© Kawasaki Racing Team).
Xavi Fores (Kawasaki Puccetti Racing) hinter Bautista und Chaz Davies in der 2. Runde des ersten Rennens, mitten im Verfolger-Pulk (© Kawasaki Racing Team).

Der Crash von Sandro Cortese

Sandro Cortese (Outdo Kawasaki TPR) erlitt in der letzten Runde einen Sturz und wurde mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht, um das Ausmaß seiner Verletzungen festzustellen. Der Deutsche war nach seinem Crash ansprechbar, aber sein Transport in die Klinik hinterließ Team, Paddock und Fangemeinde natürlich mit Sorge. Mit Rippenbrüchen, Beinverletzungen und einer Brustwirbelverletzung wurde Sandro einen Tag später operiert. Ob und wann der Deutsche auf die Rennstrecke zurückkehren wird, ließ sich kurz nach dem Unfall nicht abschätzen. Selbst die 3-wöchige Pause bis zur Fortsetzung der Corona-Saison dürfte dafür zu kurz sein.

Die Kurve im Hintergrund links wurde Sandro Cortese zum Verhängnis, als er sich im Kampf mit dem Argentinier Leandro Mercado um Platz 16 berührter und zu Sturz kam.

Das Superpole Race

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) vor Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha) – dasselbe Bild wie im 1. Rennen am Vortag auch beim SP-Race (© Kawasaki Racing Team).

Rea siegt erneut – Redding nur auf Platz 5

Wie am Samstag konnte Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) auch im Sprintrennen am Sonntagmorgen einen undiskutablen Start-Ziel-Sieg landen. Nach Platz 7 am Vortag gelang es dem WM-Leader Scott Redding (Aruba.it Ducati) nicht, aufs Podium zu fahren und er musste mit Rang 5 vorlieb nehmen. Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha) wiederholte seinen zweiten Platz vom Vortag vor Loris Baz (Ten Kate Yamaha). Für den Franzosen war Platz 3 sein erstes Podium seit 2014. Reas Teamkollege Sam Lowes hielt mit P4 die beste Ducati von Redding in Schach, während dessen Teamkollege Chaz Davies sich per Sturz aus dem Superpole Race verabschiedete. Tom Sykes auf Platz 6 konnte die Erwartungen an BMW erneut nicht bestätigen. Die Top Ten wurden komplettiert von Michael van der Mark (Pata Yamaha), Michael Ruben Rinaldi (Team GOELEVEN Ducati), Leon Haslam (HRC Honda) und Garrett Gerloff (GMT Yamaha).

Start zum Superpole Race auf dem Autodromo do Algarve bei Portimão (© WorldSBK).

Zufriedenheit bei Kawasaki bereits nach dem Samstagsrennen

Nachdem die Boulevard-Presse von Red Bull Media und Konsorten bei Kawasaki nach einem 6. Platz von Jonathan Rea bereits die Krise herbei beschworen hatte, stehen sie nach den ersten beiden Rennen in Portimão blöd da. Scott Redding hatte nämlich bereits am Samstagnachmittag auf dem Autodromo do Algarve Reas Marke noch um eine Position unterboten. Als Krönung der Ducati Blamage hatte sein Teamkollege Chaz Davies mit P11 gar die Top Ten verfehlt. Dazu kam jetzt Platz 5 im Sprintrennen von Redding und das Out von Davies. Oft geht es eben schnell, bis haltlose Behauptungen von der Wahrheit eingeholt werden. Ob die Red Bullis daraus lernen, sei an dieser Stelle jedoch bezweifelt. Schließlich wird ja das Kawasaki Werksteam von Monster Engergy gesponsert, bekanntlicherweise dem Hauptkonkurrenten des österreichischen Sprudel- und Medienkonzerns. Doch zurück zu Kawasaki, den Gewinnern vom ersten Tag in Portimão.

Bereits der Start-Ziel-Sieg von Weltmeister Jonathan Rea im 1. Rennen am Samstag unterstrich seine ungebrochene Stärke und verwies sämtliche sinnlosen Gerüchte über eine herbeigeredete Krise von Kawasaki ins Reich der Fabel (© WorldSBK).

Jonathan Rea zum Auftakt in Portugal: „Bisher war es ein großartiges Wochenende. Wir kamen konzentriert auf das Rennen an und wir wussten, dass es heiße 20 Runden werden würde. Die Arbeit, die wir im Sommer in der „Vorsaison“ vor dem Neustart geleistet haben, war wirklich gut, besonders bei Hitze. Ich konnte den Grad des Reifenabbaus verstehen und meine Position auf dem Bike entsprechend anpassen. Ich habe das Rennen wirklich genossen, denn wenn der Abstand auf dem Boxenbrett größer wird, macht es viel Spaß. Vielen Dank an das gesamte Kawasaki Racing Team, denn ich denke, wir haben heute das Beste aus dem Ninja ZX-10RR herausgeholt. Wir haben für morgen viel gelernt, da ich denke, dass ich an diesem Wochenende zum ersten Mal 20 Runden hintereinander gefahren bin. Gerade am Ende des Rennens gibt es noch einige Dinge, die wir versuchen können, für morgen zu verbessern. Alles in allem ein wirklich positiver Tag. “

Alex Lowes (Kawasaki ZX-10RR) – trotz schlechter Reifenwahl bereits am Samstag vor beiden Werks-Ducatis. Am Sonntagmorgen leistete er mit Platz 4 vor Redding Schützenhilfe für Weltmeister Jonathan Rea (© WorldSBK).

Ergebnis Superpole Race

Das 2. Rennen am Sonntag

Kurve zwei im 2. Rennen am Sonntag mit dem führenden Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR), verfolgt von der WSBK Meute ohne den abwesenden Sandro Cortese, der am Vortag schwer gestürzt war (© WorldSBK).

Rea schafft das Triple in Portugal und übernimmt WM-Führung

Nach seiner Poleposition hatte Weltmeister Jonathan Rea (Kawasaki) am Samstag im 1. Rennen und im Superpole Race am Sonntamorgen kurzen Prozess gemacht. Mit zwei lupenreinen Start-Ziel-Siegen verringerte der Nord-Ire seinen Rückstand im WM-Zwischenklassement damit bereits von 24 auf einen einzigen Punkt. Auch im 2. Rennen am Sonntag ging der Kawasaki Pilot gleich vom Start weg in Führung und baute diese Runde für Runde aus. Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha) wurde auf Platz 2 liegend nach einigen Runden von Scott Redding (Ducati) geschnappt. Der Engländer schaffte es jedoch nicht, Rea danach näherzukommen. Ab nun begann eine regelrechte Sturzserie, bei welcher Eugene Laverty (BMW) in Kurve 5 den unrühmlichen Anfang machte. Der Nord-Ire konnte danach weiterfahren, doch ein Top Ten Resultat lag damit natürlich für ihn außer Reichweite.

Xavi Fores (Kawasaki Puccetti Racing, am Boden) und Garrett Gerloff (GRT Yamaha) nach ihrer Kollision, nach welcher der US-Amerikaner das Rennen fortsetzen konnte (© WorldSBK).

Die weiteren Bruchpiloten im 2. Rennen
Der Reigen wurde von Loris Baz (Ten Kate Yamaha) fortgeführt. Der Franzose überschlug sich nach seinem Ausrutscher in Kurve 15 mehrmals. An eine Fortsetzung des Rennens war für ihn nicht mehr zu denken. Der nächste im Bunde war der Chilene Maximilian Scheib (ORELAC Racing VERDNATURA Kawasaki), der nur eine knappe Minute später im Kiesbett vom 13. Eck seine Hoffnungen auf eine gute Platzierung begraben musste. Danach war wieder Kurve 5 an der Reihe, in der nacheinander Toprak Razgatlioglu, Alex Lowes und Leon Haslam abflogen. Nach einer Berührung mit Garrett Gerloff in der zweiten Biegung nach dem Start flog als nächstes Xavi Fores ab. Ersterer konnte das Rennen fortsetzen ohne zu stürzen und wurde immerhin noch guter elfter.

Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha) konte sich trotz seines Sturzes am Ende im 2. Lauf noch auf Position 8 zurückkämpfen, um den Schaden in Grenzen zu halten (© WorldSBK).

Das 2. Podium von Michael van der Mark hinter Redding

Der aus der Käsestadt Gouda stammende Niederländer holte sich nach Platz 3 am Samstagnachmittag im ersten Rennen auch am Sonntag dieselbe Platzierung. Für Michael van der Mark mindestens genauso wichtig ist jedoch, dass er nun in der WM auf einige der direkt vor ihm liegenden Fahrer Punkte gutmachen konnte. Zudem konnte er Chaz Davies auf dem fünften Zwischenrang ablösen. Scott Redding hingegen dürfte diesbezüglich weniger erfreut sein, verlor er doch die WM-Führung in Portugal an den amtierenden Weltmeister. Nach dem Ducati Festival von Jerez folgte wenige Fahrstunden entfernt in Portimão der herbe Rückschlag.

Start zum 2. Rennen am Sonntag mit dem überragenden Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) vorne im Bild. Mehr als drei Siege geht schlicht nicht (© WorldSBK).

BMW schlicht enttäuschend

Nach den vollmundigen Ankündigungen, man strebe Podiums und Siege in der Saison 2020 an, steht das BMW Werksteam mittlerweile mit abgesägten Hosen da. Pechvogel Eugene Laverty flog im Superpole Race unschuldig ab, nachdem ihn Chaz Davies abgeschossen hatte. Im 2. Rennen war er das erste Sturzopfer, diesmal aus eigener Schuld in Kurve 5. Immerhin rettete er sich danach noch auf Platz 12 ins Ziel. Aber sowohl seine Resultate wie auch die von Teamkollege Tom Sykes sind angesichts der Erwartungen von Team und Fahrer schlicht unterirdisch. Nach Startplatz 4 in der Superpole ging es in den Rennen jeweils nur nach hinten. Das bisher beste Resultat gelang im 2. Rennen in Portugal mit Rang 7, was natürlich viel zu wenig ist.

Eugene Laverty (BMW) – der Spurt zu seinem Bike nach seinem selbstverschuldeten Sturz lohnte sich am Ende. Der Nord-Ire schaffte danach noch Platz 12 hinter Garrett Gerloff (© WorldSBK).

WSBK Rückkehrer Melandri – absolut blamabel

Nach seinem 19. Startplatz konnte man von Rückkehrer Marco Melandri erneut wenig erwarten. Bereits bei seinem ersten Rennen für Barni Ducati hatte der italienische Winzling exakt dieselbe miserable Startposition zu verdauen. Der für den verletzten Leon Camier bei Barni Ducati eingesprungene ehemalige MotoGP-Pilot holte nur im 2. Rennen mit Platz 14 zwei kümmerliche WM-Pünktchen. Angesichts seiner markigen Sprüche vor seiner Rückkehr und seiner früheren Erfolge absolut blamabel. Wie sagte der aus Ravenna stammende Italiener doch bei der Ankündigung von seinem Rücktritt vom Rücktritt „mir ist klar, mit der bärenstarken Ducati Panigale V4R in diesem hervorragenden Team gibt es keine Entschuldigung“. Die Rechnung, welche er laut eigener Aussage in der WSBK noch offen hat, konnte er bisher jedenfalls nicht begleichen. Der im Gegensatz zu Barni Racing im nicht von Ducati unterstützten Team Goeleven fahrende Michael Ruben Rinaldi zeigte wie in Jerez, was mit einer privaten Panigale V4R möglich ist. Er holte 23 Punkte und schlug im ersten Rennen sogar beide Ducati Werksfahrer.

Loris Baz (Ten Kate Yamaha) – nach seinem ersten Podiumsplatz im Superpole Race ffolgte im 2. Rennen am Sonntag der Abflug des Franzosen (© WorldSBK).

Resultat 2. Rennen in Portimão

Luftaufnahme des Autodromo do Algarve am Rennsonntag.

WM-Zwischenstand WorldSBK nach Runde 3 in Portugal

Kombinierter Kalender WorldSBK und MotoGP

Mit dem Doppel-Rennen in Aragon geht es in 3 Wochen für die WorldSBK weiter. Auf der Strecke des Motorland Aragon sind die Ducatis aufgrund der langen Geraden und deren stärkerer Beschleunigung zu favorisieren. Es dürfte somit spannend bleiben und in der Pause ist dem schwer gestürzten Sandro Cortese gute Genesung zu wünschen. Der Deutsche war nach einer Kollision mit dem Argentinier Leandro Mercado in der letzten Runde des 1. Rennens abgeflogen.

In Kursivschrift die bei der WSBK noch unbestätigten Events und in rot das mit Sicherheit nicht stattfindende Rennen in Argentinien, welches immer noch im Kalender steht.