Die Start-Ziel-Gerade im königlichen Park von Monza, einer sehr beliebten Rennstrecke in Norditalien, welche jedoch auch zu einer der gefährlichsten in der Geschichte gehört. Nebst Gregor Kuhn im Jahr 1922, Emilio Materassi (nach ihm ist in Mugello eine Tribüne benannt worden) und mit ihm rund 22 Zuschauer im Jahr 1928, fand auch Jochen Rindt 1970 hier den Tod.

Als am 20. Mai 1973 zwei Fahrer völlig unnötig den Tod fanden

Es gibt immer noch zahlreiche Zeitzeugen von damals, welche die tragischen Bilder vor sich haben. Jarno Saarinen als Weltmeister der 250 cm³ Klasse wurde bereits The Flying Finn (der fliegende Finne) genannt und war auf dem besten Weg, einer der allerbesten zu werden. Er hatte bereits eine Beliebtheit bei den Fans erreicht, welche in naher Zukunft nur Barry Sheene erreichen sollte. Jarno war ein intelligentes Bürschchen, er war Absolvent der Technischen Hochschule seiner Heimatstadt Turku und studierter Ingenieur, aber den 20. Mai 1973 überlebte er nicht. Genauso Renzo Pasolini, als einer der auffälligsten Fahrer im Paddock. Der am 18. Juli 1938 in Rimini geborene Norditaliener trug eine für einen Rennfahrer sehr starke Brille und war einer der besten Regenspezialisten seiner Zeit. Er stand wie viele seiner Landsleute etwas im Schatten des Landsmannes Agostini und musste oft mit unterlegenem Material gegen ihn und weitere der besten ihrer Zunft antreten.

Jarno Saarinen als Yamaha Werksfahrer im Paddock – der Finne hatte eine große Zukunft vor sich, als er am 20. Mai 1973 in Monza im Alter von erst 27 Jahren verstarb. Viele trauten ihm zu, schon bald auch den Titel in der Königsklasse zu erobern,

Die Umstände des tragischen Unfalls sind absolut skandalös
Vor dem tragischen Unfall, nach welchem eine ganze Reihe weiterer Fahrer im Spital landeten, hatte es vor dem Start des 250-er Rennens Diskussionen gegeben. Nach dem Massensturz gaben viele Beteiligten und Beobachter der Rennleitung die Schuld für das Unglück. Diese hatte es offenbar versäumt, im vorhergegangenen 350 cm³ Lauf Walter Villa zu stoppen. Dieser soll dadurch mit auslaufendem Öl seiner Kawasaki fast über die ganze Strecke eine Ölspur gelegt haben. Eigentlich war danach in der rund 30 Minuten dauernden Pause vor dem tragischen 250-er Grand Prix Zeit gewesen, den Kurs entsprechend zu säubern. Genau dies hatten viele Fahrer verlangt, aber unter dem Druck der Rennleitung und sogar Androhung einer Sperre für das nächste Rennen kam es zu keinem Boykott. Wären einige zu Streikbrechern geworden und gefahren, hätten sie die Punkte und Preisgelder geholt, darum gaben die anderen nach und starteten.

Renzo Pasolini war 1973 beim Saisonauftakt im 250 cm³ GP von Frankreich in Le Castellet auf Harley-Davidson noch dritter geworden und stand mit Sieger Saarinen (Yamaha) auf dem Podium. Der Finne hatte danach auch die beiden nächsten Rennen für sich entschieden und überall die Poleposition geholt, auch in Monza.

Die Ungerechtigkeit der Geschichte

Hast Du schon einmal etwas über Carlo Chionio gehört, oder Renato Galtrucco, vielleicht dann Renzo Colombini? Eigentlich ist dies ein Stück weit erstaunlich, weil Saarinen und Pasolini sind mit ihrem tragischen Schicksal heute noch in vieler Munde und oft erwähnt. So auch derzeit in einschlägigen Portalen, die sich bei ihren Schlagzeilen in aller Regel nur um die „wichtigsten“ Opfer kümmern und solche Piloten nie erwähnen. Nebst Rupert Hollaus im Training von Monza am 11. September 1954 hatten auch die 3 Italiener im königlichen Park von Monza ihr Leben verloren. Und man glaubt es kaum, es passierte am 8. Juli 1973 und damit keine zwei Monate nach der „Tragödie von Monza“ des Grand Prix Rennsport. Die Ungerechtigkeit der Geschichte will es eindeutig so, dass diese drei 500-er Fahrer an diesem Tagen ihr Leben dem geliebten Rennsport opferten, aber kaum einer erwähnt sie heute noch. Klar, es war ja auch „nur“ ein Lauf zur italienischen Meisterschaft, aber mit sogar 3 Todesopfern. Der jüngste von ihnen war erst gerade 25 und stammte mit Chionio aus dem nahen Mailand, genauso wie Galtrucco, während Colombini in Livorno an der ligurischen Küste geboren wurde.

Das Wrack einer der drei in der Curva Grande miteinander gestürzten drei Italiener, nachdem Chionio in Kurve 4 mit Colombini kollidiert war und Galtrucco dem erstgenannten Fahrer nicht mehr ausweichen konnte.

Die Funktionäre haben kaum etwas daraus gelernt

Es ist bereits so viel Gras darüber gewachsen, dass wir sogar italienische Berichte fanden, die ernsthaft behaupteten, dies alles sei 1978 passiert. Aber unser Archiv lügt nicht und im Endeffekt nützt dies den Verstorbenen und Hinterbliebenen auch nichts. Besonders schlimm ist eigentlich vor allem die Tatsache, dass die von unfähigen Sportfunktionären verschuldeten Pleiten und Pannen weitergingen. Beispielsweise auf dem Salzburgring verlor der Schweizer Hans Stadelmann sein Leben und er könnte uns heute vermutlich noch von seinem Unfall erzählen, wenn die Streckenposten am 1. Mai 1977 ihre Aufgabe erfüllt hätten. So aber wurde der 350 cm³ Pilot beim Massensturz damals zu einem weiteren Todesopfer im Rennsport. Dass damals die unfähigen Stewards an der Strecke ausgepfiffen und sogar vom Publikum mit Steinen beworfen wurden, nützte auch Dieter Braun nichts, dessen Karriere infolge seiner schweren Verletzungen danach ein Ende fand.

Das Drama vom Salzburgring 1977 am 1. Mai mit der Erstversorgung durch zufällig in der Nähe der Unfallstelle anwesende italienische Ärzte. Der Schweizer Hans Stadelmann verstarb jedoch auf dem Weg ins Krankenhaus von Salzburg an seinen schweren Verletzungen.

Die Tragödie von Monza 1973 jährt sich zum 48. Mal und immer noch lauern Gefahren
Wir erinnern nur an Spielberg, als in „Kurve 3“ (es ist in Wahrheit mehr eine spitze Ecke) beim Grand Prix von Österreich die Trümmer der Maschinen von Zarco und Morbidelli die Köpfe der beiden Monster Energy Yamaha Piloten nur um wenige Zentimeter verfehlt hatten. Wer nun behauptet, man hätte diesen Unfall nicht vorhersehen und die Stelle besser sichern können, soll sich nachfolgendes Bild genauer betrachten. Leidtragender war ausgerechnet in Monza dabei Max Neukirchner als bisher bester Deutscher der WorldSBK und Leader des Rennens. Der Unfall erinnert in seinem Ablauf stark an die Szene von 2020 in Spielberg.

Sekundenbruchteile vor dem fatalen Moment schlitterte ein gestürzter Fahrer samt seiner Maschine auf dem Gras in Richtung Schikane, in welche Suzuki Ass Neukirchner gerade in Führung liegend eingebogen ist.
Der schwer getroffene Neukirchner flog ab und sollte nicht nur den Rest der Saison 2009 infolge seiner schweren Verletzungen verpassen, sondern auch noch seinen Platz im Suzuki Werksteam. Seine Meinung zur kommenden WorldSBK Saison und seiner Karriere siehe in dieser Seite unter „Interviews+TV“. Mehr über die früheren Jahre der Superbike Weltmeisterschaft in unserer reich illustrierten History.