Die fragwürdige und brandgefährliche Kurve 3 des Red Bull Rings, welche eigentlich Kurve 2 ist, weil der Knick davor (rechts im Bild sichtbar) sogar in der MotoGP mit Vollgas gefahren wird. Ausgerechnet auf der langweiligsten Strecke im Kalender findet erneut ein Doppelrennen statt und die offizielle Begründung dafür ist mehr als verwunderlich.

Zur fragwürdigen Verschiebung des Grand Prix nach Österreich

Als am 14. Mai 2021 der Grand Prix von Finnland abgesagt wurde, nannte die Dorna als Grund die Corona-Pandemie. Wir hatten uns damals bereits gefragt, ob dies ein verspäteter Aprilscherz sein sollte, aber es war völliger Ernst der Herren rund um MotoGP Zampano Carmelo Ezpeleta. Jetzt wo das Ersatzrennen in Spielberg stattfindet, über das wir aus Protest nicht aktuell berichten, lohnt sich ein kritischer Blick doppelt. Hauptgrund für unseren Boykott dieses GP Wochenendes war nicht die fragwürdige Begründung des Rennens auf dem KymiRing, sondern der Umstand, dass damit eine WorldSBK Runde das zweite Mal nach Misano förmlich kannibalisiert wird. Doch während beim damals gleichzeitig Stattfindenden Superbike Wochenende von Estoril die Zeitverschiebung um eine Stunde ein Desaster für die Fans verhinderte, sorgt diesmal der Ersatz-Termin für Finnland für eine vollkommene Kollision.

Dicke Luft zwischen Scott Redding (Aruba.it Ducati, rechts) und Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha with Brixx), weil der Türke dem Engländer in der letzten Runde brutal in die Linie fuhr, um am Ende vor diesem im Ziel zu sein. Redding schimpfte auch im Podiums-Interview darüber, wie unfair er die Aktion von Toprak hielt. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch bei fast allen Sendern Mattscheibe zur WSBK, weil gleichzeitig die MotoGP ihr Qualifying austrug.

Die Dorna verschlief die Kollision der beiden Serien bis wenige Tage vor dem ersten Rennen
Es ist beinahe unglaublich, dass die Dorna dies offensichtlich erst wenige Tage vor dem Event in Most bemerkte. Man erhält beinahe den Eindruck, sie hätten die Terminkollision damals bei Festlegung des neuen Termins für den GP der Steiermark gar nicht realisiert. Beim ursprünglichen Datum für den Grand Prix von Finnland wäre es nicht zu einer Überschneidung der beiden Serien gekommen. Jedenfalls kam erst fünf Tage vor dem ersten Rennen eine kleine Modifikation für am Sonntag. Durch den Tausch des Startzeitpunkts der WorldSSP 300 mit der WSBK gibt es wenigstens für das zweite Rennen am Sonntag keine Überschneidung mit dem Rennen der MotoGP. Ohne diese Verschiebung wäre bei fast allen Sendern kein einziges Rennen der Superbike WM live am TV übertragen worden. Dies früher zu tun und auch dafür zu sorgen, dass wenigstens die WorldSBK auch am Samstag nicht terminlich kollidiert, war den Verantwortlichen der spanischen Firma offenbar zu viel Arbeit. Die Leidtragenden sind nebst den Fans der seriennahen WM sowohl Fahrer, Teams und natürlich auch Sponsoren, aufgrund der verpassten Sendezeit im TV.

Der ursprüngliche Zeitplan mit links WorldSBK und rechts MotoGP zeigt die beinahe komplette Überschneidung, welche durch die chaotische Planung der Dorna entstanden war und erst in letzter Minute für am Sonntagnachmittag das WSBK-Rennen noch leicht korrigiert wurde.

Die Begründung für die Absage des GP Finnland – ein schlechter Witz

Man beachte bei folgendem Vergleich auch unbedingt die Skala am linken Bildrand, wo in Finnland mit 20-er Sprüngen und in Österreich mit einer 100-er Spreizung gearbeitet wurde. Der Pfeil zeigt in etwa auf den Moment der von Dorna bekannt gegebenen Absage von Finnland und Ankündigung des GP der Steiermark. Zu jeder Zeit auch zu sämtlichen Zeitpunkten in den Wochen davor hatte dabei die Alpenrepublik (unten in der Grafik) eine mindestens rund dreimal so hohe 7-Tage-Inzidenz wie das skandinavische Land. Damit hatte am 14. Mai 2021, dem Tag der offiziellen Bekanntgabe durch den Rechte-Inhaber von MotoGP und WSBK Finnland einen Wert unter 30 und Österreich lag bei rund 100. Beide Länder liegen in Europa und Reisebeschränkungen ergaben vor diesem Hintergrund vor allem im skandinavischen Land überhaupt keinen Sinn, ganz im Gegensatz zum Alpenland, das schon im vorletzten Winter mit Ischgl für einen Covid-19-Skandal verantwortlich war.

Weshalb dann zwei Rennen in der Steiermark?

Zumindest ist eindeutig geklärt, dass die offizielle Begründung der Dorna absolut haltlos ist. Dies hört man im Paddock hinter vorgehaltener Hand bereits seit Mitte Mai, als diese unsinnige Kalenderänderung veröffentlicht wurde. Vor allem ist nicht zu Unrecht der Kurs in Spielberg bei vielen Fahrern in der Kritik. Spätestens seit den fürchterlichen Unfällen von Zarco und Morbido in der MotoGP, sowie Hafizh Syahrin in der Moto2 versteht dies auch jeder, der sich die Bilder oder Videoclips dazu ansieht. Laut einem hartnäckig kursierenden Gerücht im Fahrerlager ist der KymiRing noch gar nicht fertig und würde im aktuellen Zustand gar nicht von der FIM homologiert werden können. Was für diese These spricht ist der Umstand, dass selbst auf der Homepage der finnischen Strecke noch immer keine neueren Fotos vom Kurs existieren. Der zweite Grund könnte sein, dass ein angeblich enges Verhältnis zwischen dem umstrittenen Chef der Dorna und dem Besitzer des Red Bull Rings existiert, was angesichts des Titelsponsorings des Sprudel- und Medien-Konzerns bei einigen Grand Prix wenig verwundert. Weil es wie so oft ums liebe Geld gehen würde, ist auch klar, dass ohne Zuschauerbeschränkung in Spielberg ein fettes und deutlich höheres Sümmchen als Österreich, statt Finnland für die Dorna winken soll. So zumindest laut Insidern, welche an dieser Stelle natürlich nicht genannt werden wollen.

Am 16. September 2017 von uns in Spielberg fotografiert – kurz vor dem Auftritt der Rolling Stones waren wir mit unserer Kawasaki für einmal nicht für ein MotoGP Rennen angefahren, sondern den Auftritt einer legendären Band. Dir Rückfahrt ins gut eine Fahrstunde entfernte Hotel mitten in der Nacht bei etwa 10 Grad Celsius war bei feuchten Verhältnissen dann etwas weniger prickelnd.

Die Startaufstellung sämtlicher 3 Klassen für den Steiermark GP

Ausgerechnet beim Heimrennen von KTM wurde trotz Wildcard-Einsatz von Testfahrer Dani Pedrosa der Samstag zu einem völligen Debakel für das Team aus Österreich. Als einziger der Orangen schaffte es Miguel Oliveira mit viel Glück und nur dank Streichung von Bastianinis bester Runde (er nannte als Begründung hinter vorgehaltener Hand dafür ein „Track-Shit-Limit“) ins Q2. Doch dort wurde der nach einem vorherigen Highsider angeschlagene Portugiese letzter und steht damit nur in Reihe 4 für das erste Rennen. Derselbe Grund kostete auch Fabio Quartararo eine Poleposition, doch der Franzose steht trotzdem in der ersten Reihe. Nach schwachem ersten Tag packten vor allem die Ducati Piloten am Samstag den Hammer aus und vier davon stehen in den ersten beiden Startreihen für das erste Rennen am 8. August.

Die seltsame Startreihe 1 der Moto3 und das Drama eines ehemaligen MotoGP Piloten
Lustig ist die erste Reihe bei der Moto3, weil sämtliche drei Fahrer auf absolut identischen, dabei aber vermeintlich unterschiedlichen Fabrikaten an den Start gehen werden. Derartig verwirrende Etikettenschwindel gibt es zum Glück in der WorldSBK und WSSP nicht. Dort stimmt, was auf dem Tank angeschrieben steht und leider scheint Jonas Folger dabei nicht gut weggekommen zu sein. Der Motor seiner BMW ging im ersten Lauf in Rauch auf, was nicht der erste technische Defekt des deutschen Fabrikats in dieser Saison war, während Yamaha und Kawasaki diesbezüglich noch eine reine Weste haben. Viele Fans des Deutschen sind mittlerweile nicht zu Unrecht davon überzeugt, dass Jonas mit einer Yamaha nach fünf Runden wesentlich besser dastehen würde. Mit nur 8 Punkten liegt Folger weit abgeschlagen auf dem 19. Platz in der Weltmeisterschaft. Es ist dabei fast unvorstellbar, dass dies nur am Fahrer liegt, der im Vorjahr in der IDM noch auf einer Yamaha YZF R1 die internationale Landesmeisterschaft nach Belieben dominiert hatte.

Tom Sykes vor Michael van der Mark (beide BMW M-1000RR), welcher später in Turn 10 sein Rennen im Kiesbett beendete, womit der Mann aus Huddersfield mit P7 der einzige Blau-Weiße im Ziel war. Mit Rang 9 beckleckerte der Engländer sich und sein Team jedoch nicht mit Ruhm (© BMW Motorrad WorldSBK).