Troy Bayliss (Ducati Infostrada, hier eine Aufnahme von 2001) vor einer Castrol Honda – das Jahr 2001 wurde zu seiner Saison und der Australier holte sich im ersten Anlauf als Stammpilot den WM-Titel (© WorldSBK).

Die 1. Saisonhälfte von 2002 – dem 15. Jahr der WorldSBK

Nachdem Troy Bayliss in seiner ersten vollen Saison 2001 in der Superbike WM den Titel geholt hatte, trug er die Nummer 1 auf seiner Ducati. Ursprünglich als Ersatz für den aufgrund seiner schweren Verletzung im April 2000 zurückgetretenen Carl Fogarty geholt, bewährte er sich damals schon früh. Mit ihm war es Ducati nach der damaligen Niederlage gegen Honda gelungen, den Titel im Jahr danach wieder zurückzuerobern. Doch der weltgrößte Hersteller hatte nachgelegt und Colin Edwards sollte mit der neuen VTR-1000 SP2 versuchen, seinen Titel von 2000 zurückzuerobern. Gegenüber dem Vorjahr blieb das Ducati Infostrada Team unverändert. Aber auch die Roten traten mit einem neuen Modell, der Ducati 998 F 02 an, welche auch dem US-Amerikaner Ben Bostrom zur Verfügung stand.

Colin Edwards sollte mit der neuen VTR-1000 SP2 – wieder mit der Nummer 2 auf seinem Bike, wie vor zwei Jahren, als er im Jahr 2000 mit dem Modell SP1 seinen ersten WM-Titel für Honda geholt hatte (© WorldSBK).

Alte und neue Gesichter und viele personelle Änderungen
Mit Noriyuki Haga und seiner Nummer 41 kam ein alter Bekannter und Publikumsliebling ins WSBK Paddock zurück, als Ersatz für Troy Corser im Aprilia Werksteam. Der Australier war vom Foggy-Petronas Team für eine beträchtliche Stange Geld angeheuert worden, um eine Neuentwicklung mitzuentwickeln. Zu sehen bekam man dieses Bike 2002 noch an keinem Rennen. Sportlich sollten sich die drei Jahre bei Petronas für Corser am Ende nicht auszahlen, doch immerhin fuhr er dann schon bald einen und später gar zwei Lamborghini spazieren. Ben Bostrom blieb seinem L & M Ducati Team hingegen ein weiteres Jahr treu und auch Neil Hodgson und James Toseland fuhren weiter auf Ducati. Das Team der beiden Engländer hiess nun HM Plant Ducati. Auch Frankie Chili fuhr nun eine Ducati, wie zuletzt noch bis 1998, diesmal an der Seite des Australiers Broc Parkes für Ducati NCR.

Gregorio Lavilla (Corona Alstare Suzuki GSX-R750) – vom Kawasaki Werksteam, geführt vom deutschen Harald Eckl, hatte der Spanier von Grün auf Gelb-Blau gewechselt. Er ersetzte dort den Italiener Pierfrancesco Chili, welcher neu für Ducati NCR antrat. An Lavillas Stelle verpflichtete Kawasaki den Engländer Chris Walker an die Seite von Hitoyasu Izutsu (© WorldSBK).

Kalender der Superbike WM-Saison 2002

Mit Ausnahme des Tausches zwischen Phillip Island und Kyalami bezüglich der Reihenfolge dieser Events, blieben die ersten 5 WM-Runden gegenüber dem Vorjahr unverändert. Zum ersten Mal überhaupt seit der ersten Saison überhaupt machte die WorldSBK nicht in Donington Park Station, wo am 3. April 1988 damals das erste Rennen der seriennahen WM stattgefunden hatte. Stattdessen war Silverstone in den Kalender aufgenommen worden und Brands Hatch blieb mit seinem Termin im Sommer nach Laguna Seca bestehen. Die beiden Deutschen und die drei italienischen Veranstaltungen blieben in denselben Monaten genauso wie Assen gegenüber 2001 unverändert.

Saisonauftakt in Valencia

Auf Poleposition stand der amtierende Weltmeister mit der Nummer 1 auf seiner Ducati 998 R F02. Daneben in der 1. Startreihe der Kalifornier Ben Bostrom, Vizeweltmeister Colin Edwards aus Texas auf der neuen Honda SP2 und Aprilia Neuzugang „Nitro Nori“ Haga aus Nagoya (Präfektur Aichi, Japan) mit der RSV 1000, auch Mille genannt. Bayliss ging vom Start weg in Führung, gefolgt von Haga, Bostrom und Edwards. Am Ende des ersten Umgangs lag der Ducati-Werkspilot vor seinem Ducati Markenkollegen, Haga, Neil Hodgson, Edwards und Rubén Xaus. Die drei Spitzenleute konnten sich in der zweiten Runde leicht von ihren Verfolgern absetzen und Bostrom war zwischendurch kurz in Führung gegangen, wurde aber von Bayliss sogleich wieder geschnappt.

Nori Haga (Playstation2 Aprilia) – in der 500 cm³ Weltmeisterschaft eher glücklos kehrte der beliebte Japaner reumütig in die WorldSBK zurück und vermochte auf der für ihn neuen Aprilia RSV 1000 wieder auf Anhieb zu überzeugen (© WorldSBK).

Die Entscheidung im ersten Lauf
Ab der fünften Runde konnte sich Troy Bayliss immer mehr von seinen Verfolgern absetzen und Nori Haga lag wieder auf Platz 2, knapp vor Bostrom. Von hinten näherte sich den beiden Colin Edwards, während Xaus bereits ein gutes Stück Rückstand auf den Honda Piloten hatte. Wenig später war wieder der Kalifornier erster Verfolger des Leaders, knapp vor Haga und gut 50 m dahinter Edwards. Am Ende wurde es ein klarer Sieg des amtierenden Weltmeisters vor Haga, der Bostrom um weniger als eineinhalb Zehntel zu schlagen vermochte. Platz 4 ging an Vizeweltmeister Edwards auf der Castrol Honda vor Rubén Xaus als bestem Spanier auf der zweiten Infostrada Ducati.

Nach dem Start in Valencia lag bereits der amtierende Weltmeister aus Australien mit der 1 an seiner Ducati in Führung und links im Bild Colin Edwards auf der Castrol Honda (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Valencia
Nach dem Start waren dieselben Fahrer an der Spitze wie im ersten Lauf, aber kurz danach ging Haga vor Bostrom und Bayliss in Führung. Mit einem kleinen Abstand folgten Edwards und Hodgson mit Xaus im Schlepptau. Wenig später lag der Spanier auf P5 und Frankie Chili wurde mit schwarzer Flagge aus dem Rennen geholt. Bereits als Xaus an Hodgson vorbeigegangen war, machte es den Eindruck, als sei der Lokalmatador am absoluten Limit. Prompt flog der Katalane kurz danach bei seinem Heimrennen ins Kiesbett ab. Nur eine Runde später machte es ihm sein Landsmann, Suzuki Neuzugang Gregorio Lavilla nach. Bayliss machte nun Jagd auf die beiden führenden und Edwards lag nur eine Sekunde dahinter auf P4. Kurz nach Rennhälfte machte der Sieger des ersten Rennens ernst.

Ben Bostrom in der L & M Ducati Box – der Kalifornier war in seiner dritten vollen Saison als WM-Dritter des Vorjahres einer der Hauptfavoriten auf den WM-Titel von 2002. Dies bewies er auch sogleich in der 1. WM-Runde auf dem Circuito Ricardo Tormo bei Valencia (© WorldSBK).

Die Entscheidung im zweiten Rennen
Zuerst ging Bayliss an Bostrom vorbei, welcher jedoch sofort wieder konterte. Doch wenig später setzte sich der Australier durch und überholte kurz danach auch den bisherigen Leader Haga. Wieder wie nach dem Start an der Spitze angekommen, begann der Infostrada Ducati Pilot die Pace anzuziehen. Ben Bostrom fiel zurück und wurde von Edwards sogleich überholt. Haga vermochte dem Weltmeister nicht mehr zu folgen und versuchte ab nun seine zweite Position abzusichern. Dies gelang dem Japaner auch bis ins Ziel, womit er erneut zweiter wurde, diesmal vor dem Vizeweltmeister von 2001 auf der Castrol Honda. Platz 4 ging an Bostrom vor seinem Ducati Markenkollegen Hodgson, Kawasaki Ass Hitoyasu Izutsu und dessen Teamkollegen Chris Walker (welcher in seiner Heimat England den originellen Übernamen „the Stalker“ trug). Juan Borja (Yamaha) wurde als bester Spanier achter vor Steve Martin und James Toseland (beide Ducati).

Troy Bayliss (Ducati Infostrada) – für den amtierenden Weltmeister lief in der ersten Runde in Spanien mit seinem Doppelsieg vor Noriyuki Haga alles nach Plan (© WorldSBK).

WM-Runde 2 in Phillip Island

Als WM-Leader mit dem Punktemaximum in seine Heimat anzureisen, war für Troy Bayliss natürlich die ideale Ausgangslage. In Phillip Island war diesmal Colin Edwards schnellster Mann in der Superpole gewesen, vor dem Lokalmatador, Haga, Hodgson, Bostrom und Xaus. Die Lufttemperatur betrug 28 Grad Celsius und die Strecke war 36 Grad warm, als das erste Rennen gestartet wurde. Es war der amtierende Weltmeister, der den besten Start hatte und hinter ihm stritten Haga, Edwards und Bostrom um P2 vor Bostrom, Toseland und Izutsu. Im dritten Umgang hatte der auf P2 liegende Edwards die bis dahin schnellste Runde gefahren und ging am bis dahin führenden Bayliss vorbei. Kurz danach hatte sich an der Spitze eine Dreiergruppe gebildet, als noch Rubén Xaus dazugestossen war.

Nach dem Start zum ersten Rennen führte Troy Bayliss vor Ben Bostrom (verdeckt), Colin Edwards, Nori Haga und Rubén Xaus. Dahinter mit der 14 Hitoyasu Izutsu, die 9 Chris Walker und mit der 10 Gregorio Lavilla (© WorldSBK).

Hagas Bremsprobleme und der Sieg des Hausherrn
Noriyuki Haga war der Pechvogel des ersten Laufs, als er mit Bremsproblemen kämpfend zurückfiel und nach 9 Runden aufgeben musste. Drei Runden später erwischte es auch noch den auf P10 liegenden „Frankie“ Chili, als er mit technischen Problemen ausschied. Im 7. von 22 Umläufen ging erneut Troy Bayliss an die Spitze und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Mit knapp zweieinhalb Sekunden Rückstand folgte Edwards auf Platz 2 vor Xaus, der am Ende die Pace der vor ihm liegenden nicht mehr mitgehen konnte. Vierter wurde Ben Bostrom vor seinem Ducati Markenkollege Neil Hodgson und Hitoyasu Izutsu. Gregorio Lavilla stellte seine Suzuki auf P7 vor Toseland (Ducati), Walker (Kawasaki) und Lucio Pedercini (Ducati).

Lokalmatador Troy Bayliss (Ducati Infostrada) – der amtierende Weltmeister zeigte einen lupenreinen Saisonstart und siegte bereits zum dritten Mal in Folge beim ersten Rennen in seiner Heimat (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Phillip Island
An der Spitze entwickelte sich ein ähnliches Rennen wie im ersten Lauf, als zunächst der WM-Leader in Führung ging und in Runde 3 Edwards die Nase wieder vorne hatte. Der „Texas Tornado“ hatte sich innert zwei Runden von Position 3 hinter Bayliss und Bostrom nach vorne gekämpft. Bis zum 11. Umgang blieb der Castrol Honda Pilot in Führung, als wieder der Hausherr das Kommando übernahm. In der 15. Runde führte nochmals kurz Edwards, aber einen Umlauf später war Schluss damit.

Colin Edwards (Castrol Honda, links) und Troy Bayliss (Ducati Infostrada) vor Ben Bostrom (L & M Ducati), Noriyuki Haga (Playstation2 Aprilia) und Neil Hodgson (HM Plant Ducati) – am Ende hatte wieder der WM-Leader die Nase vorne (© WorldSBK).

Seriensieger und Hausherr schlug erneut zu
Der amtierende Weltmeister entschied auch das 2. Rennen vor Edwards und Xaus für sich. Neil Hodgson holte sich Rang 4 vor Ben Bostrom, Nori Haga, James Toseland und Suzuki Hoffnung Gregorio Lavilla mit seinem 3. Top Ten Resultat der Saison. Walker „the Stalker“ wurde neunter vor Juan Borja und dem ehemaligen Aprilia Piloten Alessandro Antonello, der neu für DFX Racing auf einer Ducati unterwegs war.

Der Start zum zweiten Rennen von Phillip Island mit in der Mitte Troy Bayliss und der 1 auf seiner Ducati und rechts Vizeweltmeister Colin Edwards auf der Honda. Ganz links Neil Hodgson (Ducati) und Aprilia Speerspitze Nori Haga (© WorldSBK).

Die Südafrika-Runde in Kyalami

Im Vorjahr hatten hier Colin Edwards und Ben Bostrom gewonnen. Den Gesamtsieg hatte sich jedoch 2001 Troy Bayliss mit zwei 2. Plätzen gesichert. Diesmal war der Australier in den ersten 5 Runden nur auf Position drei gelegen, bevor er Ernst machte und die Spitze übernahm. Diese sollte der Australier bis ins Ziel auch nicht mehr abgeben. Der am Anfang führende Ben Bostrom wurde ab der zweiten Runde von Haga abgelöst, welcher jedoch danach bis Position 7 abrutschte und sieben Umläufe vor Schluss durch Sturz ausschied.

Ben Bostrom (L & M Ducati) – der Kalifornier nahm die dritte Saison in Folge als Stammfahrer in Angriff. Er fuhr auf der neusten Ducati, die auf dem Stand der Werksmaschinen von Bayliss und Xaus war (© WorldSBK).

Die beeindruckende Serie des amtierenden Weltmeisters
Troy Bayliss holte sich den 5. Sieg in Folge seit Saisonbeginn und Edwards wurde vor Rubén Xaus zweiter. Dahinter sahen die drei Ducati Piloten Bostrom, Hodgson und Toseland die Zielflagge. Siebter wurde Izutsu vor Walker (beide Kawasaki), Borja und Borciani (beide auf Ducati). Elfter wurde der junge Aussie Broc Parkes vor Serafino Foti (beide auf Ducati), Mauro Sanchini (Kawasaki) und Bertrand Stey auf Honda. Der Franzose war 14. und letzter der gewerteten Fahrer, bei insgesamt 6 Ausfällen. Zwei Fahrer waren nicht am Start erschienen, darunter Pierfrancesco Chili auf der NCR Ducati.

Troy Bayliss (Ducati Infostrada) vor Colin Edwards (Castrol Honda) – nach 5 Siegen in folge führte der Australier mit 36 Punkten Vorsprung auf den Weltmeister des Jahres 2000 (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Kyalami
Diesmal übernahm der WM-Leader nach dem Start das Kommando, doch Troy Bayliss wurde kurze Zeit später an der Spitze von „Nitro Nori“ Haga abgelöst. Der Japaner führte auf seiner Aprilia fünf Runden lang, bevor sich der Australier wieder an ihm vorbeikämpfte. Der Ducati Werkspilot gab ab nun seine Führung bis ins Ziel nicht mehr ab, während Haga danach mehrere Positionen verlor. Zuerst überholte ihn Rubén Xaus und im 18. Umgang schnappte sich auch Edwards den Publikumsliebling. Danach kassierten auch noch Hodgson und Bostrom den Mann aus Nagoya, welcher sich am Ende mit Rang 6 zufriedengeben musste. Bayliss hingegen hatte seinen 6. Sieg in Folge sichergestellt. Seit Doug Polen mit 7 Triumphen ohne Unterbruch im Jahr 1991 hatte niemand mehr eine derartige Serie geschafft.

Nach dem Start zum 2. Rennen von Kyalami am 7. April 2002 – Troy Bayliss (Ducati Infostrada) führt vor L & M Ducati Pilot Ben Bostrom, Nori Haga (Aprilia, verdeckt vom US-Amerikaner) und Honda Ass Colin Edwards in Bildmitte (© WorldSBK).

WM-Runde 4 in Sugo

Wie üblich waren in Japan einige gefährliche Wildcard-Fahrer mit am Start. Auf Poleposition stand Noriyuki Haga vor Neil Hodgson, Makoto Tamada und Ben Bostrom. Direkt hinter dem US-Amerikaner stand sein Bruder Eric in der Startaufstellung, der im Vorjahr mit zwei vierten Plätzen als Gaststarter in Laguna Seca für Aufsehen gesorgt hatte. Seit 1995 hatten in Sugo nur noch einheimische Piloten gewonnen und alle waren gespannt, wann ein Ausländer diese Phalanx zu durchbrechen vermochte.

Noriyuki Haga (Playstation2 Aprilia) – in der 500 cm³ Weltmeisterschaft im Vorjahr mit bescheidenem Erfolg unterwegs, kehrte der japanische Publikumsliebling 2002 wieder in die seriennahe WM zurück und war auf Anhieb wieder erfolgreich (© WorldSBK).

Das erste Rennen in Sugo
Nach dem Start ging Vorjahressieger und Wildcard-Pilot Makoto Tamada auf der Cabin Honda in Führung, gefolgt von Neil Hodgson, Colin Edwards, Nori Haga und Troy Bayliss. In der dritten Runde war es der Texaner, der die Spitze übernahm und auch Haga ging an seinem Landsmann vorbei. Ab der 5. Runde lag der Aprilia Fahrer vorne, bis ab dem 9. Umgang wieder Edwards übernahm.

Colin Edwards (Castrol Honda) vor Noriyuki Haga (Playstation2 Aprilia) – der „Texas Tornado“ erlebte in Sugo nach sieglosem Saisonbeginn eine Sternstunde (© WorldSBK).

Das Ende einer langen Serie
Der Castrol Honda Pilot war am Ende der erste Ausländer seit 7 Jahren, welche in Sugo ein WorldSBK Rennen gewann. Platz 2 ging an Tamada vor Haga, Hodgson, Bayliss und Akira Yanagawa auf der besten Kawasaki. Siebter wurde Bostrom vor Wataru Yoshikawa (Yamaha), Toseland und Takeshi Tsujimura auf einer weiteren Yamaha. Chris Walker wurde elfter vor Gregorio Lavilla, Eric Bostrom (Kawasaki), Juan Borja (Ducati) und Yuichi Takeda (Honda).

Wildcard-Pilot Makoto Tamada (Cabin Honda) vor der ersten Kurve in Führung vor der WorldSBK Meute mit Hodgson (100), Edwards (2), Haga (41), Yanagawa (49), Walker (9) und links Rubén Xaus mit der 11. Verdeckt hinter Hodgson der amtierende Weltmeister Bayliss (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Sugo
Diesmal kam die Stunde für Makoto Tamada, dem Wildcard Piloten von Cabin Honda. Der Lokalmatador und zweifache Sieger aus dem Vorjahr schlug zurück und gewann mit 3,297 Sekunden Vorsprung auf Colin Edwards. Neil Hodgson sicherte sich Platz drei vor Troy Bayliss, Nori Haga, Akira Yanagawa und Ben Bostrom. Achter wurde Yamaha Wildcardfahrer Wataru Yoshikawa vor Rubén Xaus, Takeshi Tsujimura (Yamaha), James Toseland, Gregorio Lavilla und Chris Walker. Dessen Kawasaki Markenkollege Eric Bostrom, der Bruder von L & M Kawasaki Ben, belegte Platz 14 vor Juan Borja (Ducati).

Colin Edwards (Castrol Honda) vor Troy Bayliss (Ducati Infostrada) – ein Bild was im Vorjahr durchaus üblich gewesen war und welches man in Sugo zum ersten Mal in der Saison 2002 so sah (© WorldSBK).

Zurück in Europa für Runde 5 in Monza

Monza war natürlich Ducati Land, daher hofften die zahlreich angereisten Tifosi auf einen Sieg einer ihrer Marken. Aber Colin Edwards hatte auf der Honda in den Jahren 1998 mit einem Doppelsieg und 2000 im zweiten Rennen im königlichen Park immerhin dreimal triumphiert. Nach dem Start kam Neil Hodgson aus führender aus der ersten Runde, gefolgt von Bayliss, Haga, Edwards und Toseland. Im 6. Umgang kehrte zum ersten Mal Troy Bayliss als Leader auf Start-Ziel zurück. Der WM-Leader führte vor Hodgson, Edwards, Chili, Toseland und Bostrom. Letzterer sollte in Runde 11 mit Getriebeproblemen ausscheiden. Haga hatte es bereits im 2. Umlauf mit Kühlungs-Defekt erwischt.

Neil Hodgson (HM Plant Ducati 998 F01) – der Engländer war in seiner zweiten vollen Saison in der Superbike WM beständig vorne mit dabei. In den ersten 12 Rennen war er nie schlechter als auf Rang 6 klassiert (© WorldSBK).

Die knappe Entscheidung im ersten Rennen
Nachdem die Führung mehrmals gewechselt hatte, hatte am Ende der amtierende Weltmeister die Nase vorn. Bayliss gewann mit 0,259 Sekunden Vorsprung aus Hodgson und auch Edwards hatte als Dritter keine 6 Zehntel Rückstand auf den Sieger. Frankie Chili musste sich mit Rang 4 vor Toseland begnügen. Sechster wurde Xaus vor seinem spanischen Landsmann Lavilla, Alessandro Antonello, Eric Bostrom und Steve Martin auf Ducati. Castrol Honda Pilot Mark Heckles wurde nur 15. und alle fragten sich, wieso die Japaner nicht mehr wie im Vorjahr mit ihrem Landsmann Taddy Okada angetreten waren. Jedenfalls hatte der Engländer im neunten Rennen der Saison erst den 3. WM-Punkt geholt. Im Vorjahr war er in der European Superstock Championship dritter geworden, wirkte aber in der WorldSBK auf der Honda VTR-1000 SP2 deutlich überfordert.

Colin Edwards (Castrol Honda VTR-1000 SP2) vor Troy Bayliss (Ducati Infostrada 998 R F02) im königlichen Park von Monza in Norditalien. Sein härtester Kontrahent aus Australien verhinderte den vierten Sieg in Monza des Texaners. Aber die beiden Champions respektierten und schätzten sich, zwischen ihnen gab es keine Misstöne (© WorldSBK).

Der zweite Lauf auf dem Autodromo Nazionale di Monza
Diesmal machte der amtierende Weltmeister auf der Werks-Ducati kurzen Prozess und legte einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg hin. Anfänglich war Neil Hodgson wieder hartnäckigster Verfolger von Troy Bayliss. Doch der Engländer wurde nacheinander von Colin Edwards und später auch noch Nori Haga überholt. Hodgson konnte sich in der 2. Rennhälfte nochmals kurz auf P2 zurückkämpfen, doch am Ende wurde er hinter dem Castrol Honda und dem Aprilia Piloten Vierter. Fünfter wurde Lavilla vor einem diesmal erstaunlich starken Lucio Pedercini, der mit seinem eigenen Team auf Ducati am Start war.

Ben Bostrom (L & M Ducati 998 R F02) vor Chris Walker (Kawasaki) – nach 6 Top sechs Ergebnissen in Folge war der US-Boy ab Sugo in ein leichtes Zwischentief geraten, aus welchem er erst in Deutschland wieder herausfinden sollte (© WorldSBK).

Bruderduell ausnahmsweise zugunsten des jüngeren
Eric Bostrom holte sich Rang 7, noch vor Broc Parkes und Bruder Ben Bostrom auf der dritten Werks-Ducati im Feld. Der Infostrada Ducati Pilot Rubén Xaus war in Runde 2 gestürzt und vier Umgänge später tat es ihm auch Lokalmatador und Publikumsliebling Frankie Chili nach. Chris Walker, genannt „the Stalker“ wurde auf der zweitbesten Kawasaki Zehnter vor Steve Martin und dem Italiener Serafino Foti (beide Ducati). Walkers japanischer Teamkollege Izutsu war nach einer Verletzung in Sugo gar nicht nach Europa gereist. Er sollte nach Laguna Seca nochmals für einige Runden auf dem alten Kontinent antreten.

Troy Bayliss vor Noriyuki Haga, Ben Bostrom (verdeckt) und Colin Edwards. Dahinter mit der 33 der Spanier Juan Borja auf einer privaten Ducati, er war zwei Jahre davor noch Teamkollege von zuerst Fogarty und dann Bayliss bei Ducati Infostrada gewesen (© WorldSBK).

Premiere in Silverstone für WM-Runde 6

Troy Bayliss hatte in Monza seinen WM-Vorsprung auf Colin Edwards auf 38 Punkte ausgebaut. Doch als die Fahrer anreisten, dominierte ein anderes Thema. Es gibt ein Sprichwort, was das englische Wetter betrifft, es beschreibt nebenbei auch den schwarzen Humor dieses Landes sehr treffend: „Der Unterschied vom Sommer zum Winter ist, dass es dann wärmer regnet“. Es war aber noch nicht Sommer, als die WorldSBK am letzten Mai-Wochenende ihre Premiere in Silverstone feierte. Mit 14 Grad Celsius und Regen hofften demnach die Einheimischen, dass bald die wärmeren Monate kommen. Den Fahrern nützte dies jedoch nichts, sie froren sich am Sonntag fürchterlich einen ab. Beim Interview der drei Männer auf dem Podest wirkte es nach dem Rennen grotesk, diese sich nicht davor aufwärmen zu lassen.

Von 28 im ersten Lauf gestarteten Fahrern sollten nur deren 16 das Ziel sehen. Der WM-Leader war wie viele seiner australischen Landsleute ein sehr guter Regenfahrer und so führte Bayliss die ersten beiden Runden vor Edwards. Doch dann hatte der Ducati Infostrada Pilot einen Higsider und flog ins Gras ab. Wild gestikulierend forderte er danach von den Streckenposten Hilfe an, seine Ducati wieder in Gang zu bringen. Auf Position 23 nahm er das Rennen wieder auf und zwei Umgänge später lag der amtierende Weltmeister bereits wieder auf Platz 14. Colin Edwards sagte später schlotternd im Sieger-Interview vor der Kamera aus, er hätte den Crash des Australiers mitbekommen und danach versucht, seine Führung ins Ziel zu bringen. Bayliss hingegen schaffte es noch bis auf Platz 5.

Colin Edwards (Castrol Honda) – der „Texas Tornado“ hatte mit dem ersten Lauf in Silverstone erst sein zweites Rennen der Saison 2002 gewonnen, während der amtierende Weltmeister Bayliss bis dahin bereits achtmal siegreich gewesen war (© WorldSBK).

Das Resultat des ersten Superbike Rennens von Silverstone:

(© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Silverstone
Diesmal beging der Ducati Infostrada Pilot nicht denselben Fehler wie im ersten Lauf. Es gab ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Colin Edwards um den Sieg, bei welchem zu Rennmitte der Texaner kurz die Nase vorne hatte. Am Ende gewann der Australier mit knapp 5 Sekunden Vorsprung auf Edwards. Rang 3 ging an Rubén Xaus vor Kawasaki Pilot Chris Walker und Shane „Shakey“ Byrne, Neil Hodgson, Juan Borja, Ben Bostrom und James Toseland (alle auf Ducati). Noriyuki Haga wurde Zehnter vor Frankie Chili, Broc Parkes und Alessandro Antonello. Dahinter Lavilla, Peter Goddard auf der Benelli und Eric Bostrom verpasste mit P16 den letzten WM-Punkt.

Colin Edwards (Castrol Honda) – in Silverstone hatte er dank gut eingeteilten zwei Läufen seinen Rückstand auf den WM-Leader auf 29 Punkte verkleinern können. Es waren erst 12 von 26 Rennen gefahren und daher war damit die Entscheidung im Titelkampf noch völlig offen (© WorldSBK).

Die 7. WM-Runde auf dem Lausitzring

Zum zweiten Mal gastierte der Superbike Zirkus nach dem Vorjahr in der Lausitz. Zum vierten Mal seit 1999 gab es zwei Rennen in Deutschland. Aber damit sollte nach dieser Saison wieder Schluss sein. Zwei Wochen nach dem Rennen von Silverstone ging es als erste Station in Deutschland auf den Lausitzring. Knapp drei Monate später war Oschersleben an der Reihe. In der Lausitz hatten im Vorjahr Colin Edwards und Troy Bayliss je ein Rennen gewonnen. Gesamtsieger wurde Letzterer, weil er im ersten Lauf Zweiter geworden war und der US-Amerikaner im zweiten nur Dritter.

Chris Walker (Kawasaki) – der Engländer kam im ersten Rennen keine Runde weit, nachdem er mit technischen Problemen aufgeben musste. Der Engländer hielt sich in seiner ersten Saison gut, aber Podestplätze blieben ihm versagt (© WorldSBK).

Das erste Rennen auf dem Lausitzring
Während Kawasaki Hoffnung Chris Walker gleich beim Start aufgeben musste, weil sein Bike stehenblieb, lag nach der 1. Runde Colin Edwards vor Troy Bayliss an der Spitze. Dahinter folgte Ben Bostrom vor Neil Hodgson, Rubén Xaus, Frankie Chili und James Toseland. Ab dem 15. Umgang übernahm der WM-Leader das Kommando und er sollte es bis ins Ziel nicht mehr abgeben. Nur 0,651 Sekunden hinter dem Australier sah Edwards die Zielflagge und Xaus holte sich Rang 3 vor Haga, Bostrom, Chili und Toseland. Suzuki Speerspitze Lavilla wurde achter vor Steve Martin und Lucio Pedercini.

Der Vizeweltmeister aus Texas vor dem australischen Weltmeister – die beiden haushohen Favoriten auf den WM-Titel lagen zu Saisonmitte bereits weit vor den restlichen Verfolgern. Troy Bayliss führte nach dem 1. Rennen in der Lausitz mit 10:2 Siegen gegenüber Edwards und 34 Punkten Vorsprung auf den Castrol Honda Piloten (© WorldSBK).

Der zweite Lauf auf dem Lausitzring
Mit Ausnahme von Platz 4 beim ersten Rennen der Saison war Colin Edwards bisher nach jedem Rennen auf dem Podium gestanden. Daran änderte auch der 2. Lauf in der Lausitz nichts, aber zuoberst stand erneut sein australischer Kontrahent. Mit 1,65 Sekunden Vorsprung hatte Bayliss diesmal auf den US-Amerikaner gewonnen. Dritter wurde erneut Xaus, diesmal vor Bostrom und Haga, die gegenüber dem 1. Rennen die Plätze getauscht hatten. NCR Ducati Privatpilot Frankie Chili wurde erneut auf Rang 7 abgewunken, vor Toseland, Hodgson, Walker und Pedercini.

Troy Bayliss vor Neil Hodgson und Colin Edwards, ganz hinten im Bild Aprilia Speerspitze Noriyuki Haga. Genau die Hälfte der bisherigen 14 Rennen hatte ein Duell zwischen dem Ducati-Piloten und Honda Ass Edwards um den Sieg gezeigt (© WorldSBK).

Der Titelverteidiger – nach Saisonmitte klar auf WM-Kurs

Bayliss führte bereits mit 11 zu 2 Siegen im Duell der beiden Titanen der WSBK, bevor es weiter nach Misano ging. Nur einmal hatte mit Makoto Tamada ein anderer Fahrer in den ersten 14 von 26 Rennen gewonnen. Nach der 7. von 13 WM-Runden war damit sogar die Rekordmarke von Doug Polen aus der Saison 1991 mit sagenhaften 17 Laufsiegen in Gefahr. Mehr dazu siehe in unserer History zur überragenden Saison des US-Amerikaners, der als erster Privatfahrer für das US-Team „Fast by Ferracci“ seinen ersten Titel geholt hatte. Zumindest war der Ducati-Werksfahrer aus Australien als Titelverteidiger nach Saisonmitte klar auf WM-Kurs und nur Colin Edwards als Weltmeister von 2000 konnte ihn noch ernsthaft bedrängen.

Der deutsche Privatfahrer Alex Hofmann zeigte als Wildcard-Pilot mit den Rängen 15 und 13 zwei Kostproben seines Könnens. Er fuhr im Jahr 2002 bereits einige Rennen in der 500 cm³ WM und in der Saison darauf für Kawasaki weitere 5 Läufe, bevor er in Jahr später als Werkspilot für die Grünen antreten sollte.

Das 2. Halbjahr: http://www.motoracers.eu/wsbk-story-30-2002-2/