Michael Ruben Rinaldi (GoEleven Ducati) vor Leon Haslam (HRC Honda) und Maximilian Scheib (Orelac Racing Verdnatura Kawasaki) von uns in Kurve 4 (genannt Honda Corner) im Superpole Race am 1. März 2020 in Phillip Island fotografiert.

Ein Rück- und Ausblick zur Nr. 21 – Michael Rinaldi

Michael Ruben Rinaldi, wie er mit vollem Namen heisst, dürfte seine beiden Vornamen nicht ganz zufällig erhalten haben. Der Italiener betont auch die Aussprache und Schreibweise auf Anfrage jederzeit und will nicht Michele genannt werden. Pate standen bei der Wahl in seinem Fall die damaligen Ferrari Asse Michael Schuhmacher und Ruben Barrichello. Als Nachwuchsfahrer startete der Italiener auch bei insgesamt 4 Rennen in der Moto3 und holte 2012 dabei sogar einen WM-Punkt bei seinem Heimrennen in Mugello. In seinen ersten zwei Jahren in der Superbike WM reichte es bereits für zahlreiche Podestplätze. Seine beste Platzierung war am 10. Juni 2019 ein vierter Platz in Jerez de la Frontera.

Michael Ruben Rinaldi (Barni Racing Ducati) im Juni 2019 in Jerez von uns bei der Verfolgung seines Aruba.it Markenkollegen Chaz Davies fotografiert. Auch die Saison 2020 wechselte der junge Italiener zu einem anderen italienischen Ducati Privatteam.

Der Fahrerwechsel auf die Saison 2020

Das GoEleven Ducati Team war im Vorjahr mit Eugene Laverty auf keinen grünen Zweig gekommen. Der Engländer war insbesondere zu oft verletzt, als dass ein Erfolg daraus geworden wäre. Zwei sechste Plätze in den 2. Rennen von Aragon und Losail (Katar) waren die einzigen Highlights. Als für 2020 Rinaldi verpflichtet wurde, ging das Team des Italieners Gianni Ramello ohne übertriebene Erwartungen in die neue Saison. Immerhin reichte es beim Saisonauftakt in Phillip Island (Australien) aber bereits zweimal in die Top Ten. Nach einem kurzen Boxenstopp im 2. Lauf reichte es nur noch für Rang 16.

Michael Ruben Rinaldi (GoEleven Ducati) von uns in seiner Aufwärmrunde der Superpole beim Saisonauftakt in Phillip Island (Australien) festgehalten. Mit zwei Top Ten Resultaten begann die Saison für ihn durchaus erfolgversprechend, doch es kam bald noch wesentlich besser.

Der Durchbruch kam in der verkürzten Corona-Saison

Beim verspäteten Europa Auftakt infolge der Corona-Pandemie ging es für Rinaldi in Jerez mit einem sechsten und vierten Platz deutlich aufwärts. Die Bestätigung dieser Resultate folgte auf dem Autodromo do Algarve in Portugal mit den Rängen 5, acht und sechs. Am ersten Aragon Wochenende folgten die Plätze 4, 8 und fünf, wobei er im ersten Lauf mit einem besseren Start von Position 5 zuerst auf P8 zurückgefallen war, sich danach aber bis auf Rang 4 nach vorne gekämpft hatte. Danach folgte der endgültige Durchbruch mit seinem Sieg im 1. Lauf des 2. Wochenendes. Im Superpole Race wurde er von Weltmeister Rea danach nur knapp geschlagen. Danach folgte ein weiterer 2. Platz hinter dem Kawasaki Ass.

Michael Ruben Rinaldi (GoEleven Ducati) – die Überraschung der WorldSBK zur Saisonmitte in Aragon. Plötzlich fuhr der junge Italiener um den Sieg mit und profitierte vom sagenhaften Speed der Vorjahres-Ducati V4R von Alvaro Bautista, der im Vorjahr hier dreimal gewonnen hatte (© WorldSBK).

Die letzten 3 WM-Läufe und seine Beförderung

In Barcelona folgten die Ränge 7 und 6, sowie ein technisch bedingter Ausfall im 2. Rennen. Im ersten Regenrennen der Saison auf dem Circuit de Nevers Magny-Cours zeigte der am 21. Dezember 2020 erst 25 gewordene Italiener mit Rang 7 noch vor van der Mark eine respektable Leistung. Es folgten ein 7. und 6. Platz am Sonntag bei erneut nasskalten Bedingungen. Beim Saisonfinale gelangen dem aus Rimini stammenden Rinaldi mit den Rängen 7, 9 und 6 zwar keine Topresultate mehr, aber immerhin solide Platzierungen in den ersten zehn. Bereits davor war von Ducati offiziell bekannt gegeben worden, dass Michael Ruben ins Werksteam an die Seite von Scott Redding befördert wird.

Michael Ruben Rinaldi in Bildmitte und links Michael van der Mark im April 2019 nach ihrem Crash im Superpole Race von Aragon von uns festgehalten. In der Saison 2020 hatte der Italiener keinen einzigen Sturz und höchstens technische Probleme konnten ihn bremsen.

Fragwürdige Kritik nur von einschlägiger Presse
Nachdem Chaz Davies mit einem 2. Rang und einem Sieg wesentlich besser klassiert war, fanden sich in der „Sport-Regenbogenpresse“ zahlreiche kritische Bemerkungen zu seinem Rauswurf. Ein Hohlkopf von Red Bull Media verstieg sich dabei gar in Beleidigungen an die Adresse der Ducati-Teamführung. Dabei reicht ein Blick auf die WM-Resultate des Walisers in den letzten beiden Jahren, um deren Entscheidung zu verstehen. Zweimal nacheinander wurde Chaz von seinem Teamkollegen förmlich gebügelt und sah gegen Bautista, wie auch Redding schlicht fürchterlich alt aus. Zu seinen genauen Resultaten siehe unser Bericht über die Nummer 7, jedenfalls sind drei Siege in zwei Jahren indiskutabel zu wenig. Trotzdem sind wir zusammen mit den Fans von Davies froh, kann er im Team GoEleven seine Karriere mit Werks-Unterstützung fortsetzen.

Michael Ruben Rinaldi (GoEleven Ducati) vor Maximilian Scheib, Sandro Cortese (beide Kawasaki) und Leon Haslam (HRC Honda) von uns im Honda Corner in Phillip Island fotografiert. Während der Chilene mit der 77 in der nächsten Saison in die spanische Superbike Meisterschaft absteigt, ist die Zukunft der Nummer 11 derzeit noch offen.

Die WorldSBK-Karriere von Rinaldi in Zahlen

Endstand der Fahrer-WM 2020

Die WM-Chancen von Michael für die kommende Saison

Im Ducati Werksteam wird er zweifellos unter mehr Druck stehen und es werden von Rinaldi Podestplätze gefordert. Auf Bautistas Vorjahresmaschine konnte der junge Norditaliener jedoch beweisen, dass die Panigale V4R wie auf ihn zugeschneidert wurde. Mit dem Spanier verbindet ihn sein geringes Gewicht und die sogenannte Jockey-Postur. Wir sind uns zusammen mit einigen Fachleuten nicht ganz sicher, ob vor allem die überlegene Topspeed-Leistung seiner Ducati an seinem Exploit in Aragon verantwortlich war. In diesem Bereich sollten nächste Saison jedoch nicht nur Honda mit deren pfeilschnellen CBR-1000RR-R, sondern zumindest auch Kawasaki und BMW mit deren neuen Modellen nachgelegt haben. Sieht man sich seine letzte Saison an, dürfte ein WM-Endrang in den ersten fünf als Erfolg gewertet werden.

Michael Ruben Rinaldi (GoEleven Ducati) vor Tom Sykes (BMW) – der junge Italiener vermochte auf der Vorjahres-Ducati in der verkürzten Saison 2020 absolut zu überzeugen. Wie hoch für ihn beim Werksteam aus Borgo-Panigale kommende Saison hängen, wird sich erst weisen (© WorldSBK).

Provisorischer Kalender für 2021

Eigentlich wollte der WSBK-Verantwortliche der Dorna, Gregorio Lavilla mit drei für die Superbike WM neuen Strecken überraschen (mehr über seine Karriere als Fahrer siehe in unserer History). Dessen sehr spät veröffentlichter provisorischer Kalender enthielt jedoch nur eine und zum Leidwesen vieler Deutschen Fans fehlt darin Oschersleben. Genau deshalb barg der Kalender auch so viele Überraschungen, vor allem den indonesischen Ort auf der Insel Lombok und Donington ohne WorldSSP. Während Red Bull Media fälschlicherweise bis kurz vor Veröffentlichung über deren Seite speedweek von einem angeblichen Start in Jerez berichtete, soll dieser Termin nun erst im September stattfinden. Saisonstart im April in Assen tönt jedenfalls gut. Aber viele befürchten, das Event fällt ohne Bewilligung für Zuschauer am Ende flach. Derzeit muss daher noch mit einigen Modifikationen gerechnet werden.

Der Vertrag mit Phillip Island steht noch nicht, genauso wie der Termin dafür, für welchen es fast nur die beiden von uns genannten Daten als vernünftige Möglichkeit gibt. Zumindest gilt dies für den Fall, dass auch wirklich der noch im Bau befindliche Mandalika Circuit bis im Herbst fertiggestellt und homologiert ist. Dazu müssen außerdem die Leute wieder reisen dürfen und es müsste ohne Einreisebeschränkungen gehen, was derzeit aufgrund Corona aber alles andere als sicher ist.