Vom Start weg hatten diesmal selten die Ducati Piloten wie hier im Bild die Nr. 55 Régis Laconi die Nase vorne, sondern sehr oft war es Chris Vermeulen (Ten Kate Honda) mit der 77 und Troy Corser auf der Alstare Suzuki (© WorldSBK).

Die 2. Saisonhälfte von 2005 – dem 18. Jahr der WorldSBK

Die Schlappe, welche vor allem der amtierende Weltmeister James Toseland im ersten Halbjahr 2005 einstecken musste, war heftig. Angesichts der Ducati Dominanz im Vorjahr kam sie zudem völlig überraschend. Damals hatten die Ducati Piloten 18 der 22 Rennen gewonnen. Bis zur Hälfte der Saison 2005 waren es hingegen nur deren 3 in zwölf Läufen. Diese hatte zudem allesamt Régis Laconi geholt. Sein Xerox Ducati Teamkollege hatte hingegen nicht einmal die Hälfte der Zähler von WM-Leader Troy Corser (Suzuki) totalisiert.

Yukio Kagayama – der schnelle Teamkollege von Troy Corser vermochte in der ersten Saisonhälfte sehr zu beeindrucken. Nach extrem starken Beginn musste der Japaner aber bei den Europarennen einige Rückschläge einstecken (© Suzuki Racing).

Die Rückkehr nach Tschechien für die 7. WM-Runde

Für WM-Leader Troy Corser schien es ein gutes Omen zu sein, dass es zum ersten Mal seit 1996 wieder nach Brünn ging. Damals war der Australier auf der privaten Power Horse Ducati Weltmeister geworden. Mit einem lupenreinen Start-Ziel-Sieg baute der Suzuki Pilot seine WM-Führung weiter aus, als er mit über 6 Sekunden Vorsprung auf James Toseland und Régis Laconi (beide Xerox Ducati) gewann. Chris Walker (PSG-1 Kawasaki Corse) wurde dritter vor Pierfrancesco Chili (Klaffi Honda), Lorenzo Lanzi (Ducati SC Caracchi) und Noriyuki Haga (Yamaha Motor Italia). Nur achter wurde mit Chris Vermeulen (Ten Kate Honda) der nächste Verfolger von Corser. Platz 9 ging an Norick Abe vor Andrew Pitt (beide Yamaha), Yukio Kagayama (Suzuki), Fonsi Nieto (Ducati) und Max Neukirchner (Honda).

Motoracers Zippy auf dem Dach des Hauptgebäudes von Brünn im Juni 2018. Bis vor der Corona-Pandemie war es das letzte Mal, dass die WorldSBK in Tschechien gastierte.

Das zweite Rennen von Brünn
Erneut ging Troy Corser auf seiner Suzuki GSX-R1000 in Führung. Gefolgt von Abe, Karl Muggeridge, Toseland, Laconi, Walker, Pitt und Haga kreuzte der Australier nach dem 1. Umgang die Ziellinie. Innert vier Runden hatte er den anfänglich nur auf P8 gelegenen Nori Haga im Genick. Dieser machte kurz danach Ernst und übernahm die Spitze, welche er bis ins Ziel nicht mehr abgab. Corser wurde zweiter vor Vermeulen, Abe und Chili. Nachfolgend das offizielle Resultat des 2. Laufs.

Sehr nahe seiner Heimat sah diesmal Max Neukirchner (Klaffi Honda) die Zielflagge nicht (© WorldSBK).
David Checa (Yamaha YZF-R1) – der Spanier fuhr bei 3 Events mit und holte dabei in jedem der 6 Rennen Punkte, so auch in Tschechien. Zweimal reichte es für den späteren Le Mans Endurance Sieger dabei sogar für die Top Ten (© WorldSBK).

WM-Runde 8 in Brands Hatch

Mit 94 Punkten Vorsprung auf Vermeulen reiste Corser an die Strecke südwestlich von London, wo es 3 Wochen später weiterging. Auf dem Kurs mit der Form eines Hakens war der Australier bereits 1996 und 1998 je einmal siegreich gewesen. Vom Start weg übernahm er im ersten Rennen das Kommando, doch erneut machte „Nitro Nori“ gehörig Druck. Die Führung zwischen den beiden Kampfähnen wechselte mehrmals, bis sich am Ende der Suzuki Pilot mit 0.186 Sekunden Vorsprung durchzusetzen vermochte. Hinter Haga belegte Laconi Rang 3 vor Vermeulen, Walker, Muggeridge und Pitt. Achter wurde Lanzi vor Kagayama, Neukirchner, Abe und Ben Bostrom. Zahlreiche Ausfälle prägten das Rennen, die prominentesten Opfer waren dabei Toseland (Elektrik), Nieto, McCoy (technische Probleme) und Chili, der mit Handling-Problemen aufgab.

Der zweite Lauf von Brands Hatch
Anfänglich waren es erneut Troy Corser und Nori Haga, die sich in den ersten Runden nach dem Start um die Führung stritten. Da es für den australischen Suzuki Piloten darum ging, die WM-Führung weiter auszubauen, riskierte er klugerweise keinen Sturz und liess den Japaner ziehen. Auf Platz 2, aber deutlich vor Vermeulen gelang es Corser, sein Vorhaben wahrzumachen. Vierter wurde Walker vor Laconi, Pitt, Toseland und Lanzi. Die Top Ten komplettierten Kagayama und Ben Bostrom vor Max Neukirchner, Pere Riba und Frankie Chili.

Troy Corser (Suzuki GSX-R1000) als Führender nach dem Start – ein oft gesehenes Bild in der Saison 2005, bei welcher es für den australischen Routinier von Beginn an nach Wunsch lief (© WorldSBK).

In der „Cathedral of Speed“ für Runde 9 in Assen

Diesmal kam es zu einem für die Saison 2005 ungewohnten Bild auf dem Siegerpodest, weil Troy Corser die Top 3 zum ersten Mal verpasste. Zum zweiten Mal nach Monza triumphierte Honda Ass Chris Vermeulen. Platz 2 ging an Toseland vor Haga, Corser, Pitt, Kagayama und Lanzi. Als achter holte sich Max Neukirchner sein zweites Top Ten Resultat der zweiten Saisonhälfte. Neunter wurde Muggeridge vor Chili, Sébastian Gimbert und Gary McCoy. Régis Laconi konnte aufgrund einer Verletzung gar nicht erst teilnehmen und Norick Abe war mit technischen Problemen das prominenteste Ausfallopfer nebst dem in der 1. Runde bereits gestürzten Chris Walker.

Das zweite Rennen von Assen
Nach langer Durststrecke lag zwischendurch endlich wieder einmal James Toseland in Führung. Doch am Ende war es erneut Vermeulen, der winzige 0.085 Sekunden vor Haga gewann und dem amtierenden Weltmeister blieb nur Rang 3 vor Corser, Pitt und Lanzi. Mit Rang 7 ging es auch für Neukirchner wieder etwas nach oben, dahinter folgten Muggeridge, Abe, Bostrom, Kagayama und McCoy. Hinter Gimbert wurde Chili diesmal nur vierzehnter und Lokalmatador Jürgen van den Goorberg (Rizla Suzuki) verpasste als 17. die Punkteränge um zwei Plätze.

Troy Corser (Suzuki) vor seinem australischen Landsmann Andrew Pitt (Yamaha) – der WM-Leader hatte immer noch komfortable 86 Punkte Vorsprung auf seinen nächsten Verfolger Vermeulen im WM-Zwischenklassement (© Suzuki Racing).

WM-Runde 10 auf dem Lausitzring

Nach seinem Doppelsieg in den Niederlanden legte Chris Vermeulen in der Lausitz nach und entschied das erste Rennen vor Haga und Corser für sich. Innert einer Woche hatte der Ten Kate Pilot damit bereits das 3. Rennen in Folge gewonnen. Toseland wurde vierter vor Kagayama, Pitt, Neukirchner, Lanzi und Abe. Ben Bostrom als WM-Dritter von 2001 musste sich mit Rang 10 vor McCoy und Giovanni Bussei begnügen.

Der Deutsche Ralf Waldmann trat auf einer Honda CBR-1000RR für das Alpha Technik Van Zon Team an, stürzte aber bereits in der ersten Runde. Zum zweiten Rennen trat der damals bereits 39-Jährige in Hagen geborene Liebling der Fans danach nicht mehr an.

Ralf „Waldi“ Waldmann – der viel zu früh im Alter von erst 51 Jahren an einem Herzinfarkt verstorbene Publikumsliebling hatte seine beste Zeit in der 250 cm³ WM (© MotoGP).
Chris Vermeulen (Ten Kate Honda) – der Mann der Stunde seit der Runde in den Niederlanden. Da sein Landsmann Corser aber bisher keine Fehler machte, konnte der aus Brisbane stammende 23-Jährige jedoch nur wenige Punkte gutmachen (© WorldSBK).

Der zweite Lauf auf dem Lausitzring
Diesmal gab es auf dem Podium eine faustdicke Überraschung. Anstelle des verletzten Franzosen Régis Laconi durfte Lorenzo Lanzi dessen Xerox Ducati pilotieren. Ab der 2. Runde übernahm der Italiener das Kommando und stritt sich zuerst mit Haga und später Vermeulen um den Sieg. Der erst 23-Jährige schaffte am Ende die Sensation, behielt die Nerven und schlug die gesamte Weltelite. Der Australier musste sich mit Rang 2 vor den beiden Japanern Haga und Kagayama zufriedengeben. Nachdem er zuerst in Führung gelegen hatte, war WM-Leader Corser gestürzt. Der Australier konnte sich aber wieder aufrappeln und erreichte das Ziel noch auf P13. Nachfolgend das offizielle Resultat von Lauf 2.

Zum Leidwesen der zahlreich erschienenen Zuschauer trat „Waldi“ im 2. Lauf nicht mehr an (© WorldSBK).

Die vorletzte und 11. Runde in Imola

Troy Corser stand mit 60 Punkten Vorsprung auf Chris Vermeulen bereits kurz davor, seinen 2. Titel nach 1996 sicherzustellen. Vor Assen waren es noch deren 110 gewesen, aber dies spielte nun keine Rolle mehr für den Australier. Es galt lediglich, seinen Landsmann im WM-Zwischenklassement nicht viel näher an sich heranzulassen. So kämpften die beiden im ersten Lauf mit dem Messer zwischen den Zähnen um den Sieg. Anfänglich war es noch nass gewesen, aber die Strecke trocknete im Lauf des Rennens immer mehr ab. Am Ende hatte dabei der jüngere die Nase vorne, aber lediglich um 0.297 Sekunden folgte ihm der WM-Leader über den Zielstrich. Haga wurde dritter vor Toseland, Martin, Walker und Neukirchner. Platz 8 ging an Sébastian Gimbert vor Rückkehrer Laconi und dem Italiener Vizziello.

Chris Vermeulen (Honda) vor Andrew Pitt (Yamaha), Chris Walker (Kawasaki) und Norick Abe (Yamaha) – der Australier tat alles, was in seiner Macht stand. Aber am Ende war der Abstand von Troy Corser zu hoch, um den Titelkampf bis zum Ende der Saison offenzuhalten (© WorldSBK).

Absage des 2. Rennen von Imola führte zur Vorentscheidung
Die Verhältnisse hatten keinen zweiten Lauf mehr zugelassen und es sollte nicht das letzte Mal bleiben, dass in Imola infolge Regens auf ein Rennen verzichtet wurde. Für die Entscheidung im Kampf um den Weltmeister-Titel bedeutete dies, dass die Suzuki Mannschaft bereits eine Woche vor dem Saisonfinale in Nevers die Korken knallen lassen konnte. Mit noch 50 zu vergebenden Punkten und einem Vorsprung von deren 55 stand Troy Corser bereits als Weltmeister fest.

Troy Corser (Alstare Suzuki Corona) –

Das Saisonfinale auf dem Circuit de Nevers Magny-Cours

Chris Vermeulen legte im ersten Rennen einen Start-Ziel-Sieg hin und gewann vor Kagayama, Toseland, Muggeridge und Corser. Pitt wurde sechster vor Walker, Neukirchner, Lanzi und Abe. Nori Haga war gestürzt, sollte am Ende aber trotzdem WM-Dritter werden. Régis Laconi fehlte erneut und Fonsi Nieto kam hinter David Checa, Ben Bostrom und Giovanni Bussei nur vierzehnter.

Troy Corser (Alstare Suzuki Corona) – nach neun Jahren zum zweiten Mal Weltmeister, strahlte der australische Haudegen um die Wette (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Nevers
Diesmal schaffte Lorenzo Lanzi das Kunststück auf auch der Privaten Ducati, womit er auf dem Lausitzring sämtliche Beobachter verblüffte. Der Italiener gewann sein 2. Rennen mit über 6 Sekunden Vorsprung auf Yukio Kagayama. Dahinter folgten Haga, Corser, Walker, Toseland und Pitt. Platz 8 ging an Max Neukirchner vor Abe, Chili, Bostrom, David Checa und Fonsi Nieto.

Das Podium von Valencia mit von links Chris Vermeulen (Honda), Sieger Troy Corser (Suzuki) und Chris Walker, genannt „the Stalker“ auf Kawasaki. Nach unglaublich starker erster Saisonhälfte konnte Corser seinen Vorsprung sicher ins Ziel retten (© WorldSBK).

Endstand der Fahrer-Weltmeisterschaft 2005

Yukio Kagayama (Suzuki Alstare Corona) vor Norick Abe (Yamaha Motor France) – die beiden Japaner vermochten bei ihrer Superbike Premiere durchaus zu überzeugen. Der Suzuki Pilot hätte ohne seine Stürze in der ersten Saisonhälfte sogar noch wesentlich besser abgeschnitten (© WorldSBK).

Die Herstellerwertung 2005

Ducati nur noch auf Rang 3 hinter Suzuki und Honda – nach der Dominanz im Vorjahr eine dramatische Entwicklung für die Italiener (© WorldSBK).

>>weiter siehe in Kürze Teil 37 über die Geschichte der WorldSBK