MotoGP bei Sonnenuntergang in Losail – hier Rossis Halbbruder und Rookie Luca Marini auf der Esponsorama Ducati. Man sieht die eindrücklichen Bilder, aber dabei hört man nicht die unglaublich laut brummenden Generatoren, angetrieben von mächtigen Dieselmotoren rund um die Strecke (© MotoGP).

Vor dem letzten MotoGP Test in Losail vom 10. bis 12. März

Der erste Rost an Fahrern und Bikes wurde letztes Wochenende abgeschüttelt. Wir sahen, wie einige Fahrer auch bereits die Reissfestigkeit ihrer Kombis testeten. Moment – da war doch was? Richtig, auch wir sind zwangsläufig MotoGP Streaming Abo Kunden, aber es kamen keine Bilder! Man muss sich vor Augen halten, die Dorna hatte ihren Abo-Kunden immer versprochen, auch Live-Streaming der Tests anzubieten. Ausgerechnet zu Beginn der 2. Corona-Saison wichen sie zum ersten Mal jedoch davon ab.

Panorama-Ausblick von uns in Losail fotografiert. Man sieht auch von ganz oben auf der Haupttribüne kaum etwas vom restlichen Teil der Strecke, sondern einzig die Start-Ziel-Gerade. Ohne VideoScreen vis à vis der Tribüne wären die Zuschauer schlechter dran als die Zuhause gebliebenen Fans. Diese Saison wird es jedoch keine Besucher an der Strecke geben.

Ein Sparprogramm wie beim Red Bull Sender Servus TV
Nicht, dass keine Kamerateams vor Ort wären. Es gibt auch mindestens zwei Kommentatoren, welche bereits dort sind. Trotzdem gibt es für die Streaming-Kunden nur täglich eine kurze Zusammenfassung. Obwohl mit mindestens 2 Kommentatoren bereits ab 5. März vor Ort und dazu mit einer ganzen Crew an Kameraleuten. Dennoch gibt von den ersten 5 Testtagen keine Live-Bilder! Noch schlimmer dazu für Fans ohne Abo, die auf das Angebot von Servus TV in deutschsprachigen Ländern angewiesen sind. Vor dem Qualifying schauen sie beim Red Bull Media wie seit 2 Jahren leider üblich, jeweils komplett in die Röhre und sehen gar nichts!

Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT) – Vizeweltmeister und einer der Top-Favoriten für die Saison 2021 beim Roll out mit der Haupttribüne von Losail im Hintergrund, welche am Doppelrennen leer bleiben dürfte (© MotoGP).

Katar – ein absoluter Exot unter den Veranstaltern
Wir gehören zu den wenigen, die über Rennen beispielsweise in Losail berichten und auch physisch schon dort waren. Dies wurde uns auch in Australien 2020 beim WSBK Auftakt wieder bewusst, als praktisch alle anderen nur von zu Hause aus darüber schrieben. Vielleicht war genau deshalb sehr viel wie aus der Luft gegriffen und wurde von der Wahrheit wenig später eingeholt. Aber zurück zu Katar. Wer in diesem für Europäer sehr unfreundlich wirkenden Land nie war, kann sich kaum vorstellen, wie es dort wirklich zugeht. Dazu auf dieser Seite in Kürze ein Bericht mit unseren Eindrücken von 2019, vom letzten „normalen“ MotoGP Event vor Ort. Im ersten Corona-Jahr war die Königsklasse aufgrund der Einreise-Beschränkungen gar nicht mehr dabei. Es war ein trauriger Auftakt in eine sehr seltsame Saison.

Unsere Aufnahme vom Losail International Circuit mit ganz hinten am Horizont das Meer. Einziger Bereich für Besucher ist die Haupttribüne, während die restliche Strecke für Zuschauer Tabu ist.

Der fragwürdige Veranstaltungsort wirft Fragen auf

Wieso die Dorna im 2. Corona-Jahr ausgerechnet hierhin zurück für den Saisonauftakt wollte, fragte sich natürlich mancher Betrachter zu Recht. Die Antwort darauf ist einfach: Die Kataris zahlen weitaus am besten und schwimmen schlicht im Geld aus ihren Öl-Quellen. Obwohl Flüge nach Katar extrem teuer sind, ausser man fliegt in eine weitere Destination, wählten FIM und Dorna ausgerechnet den Wüstenstaat für das erste Doppelrennen. Während in Losail die Temperaturen in den nächsten 2 Wochen tagsüber bei teilweise weit über 30 Grad Celsius liegen, ist dies für die Fahrer und Teams mit ihrer Maskenpflicht wahrhaft kein Zuckerlecken. In Jerez soll es die übernächste Woche beim Auftaktrennen etwa 25 Grad Celsius haben und trocken bleiben. Nicht viel anders in der Zeit davor. Vor diesem Hintergrund wirkt die Wahl der Dorna für den Saisonstart in Katar geradezu grotesk.

Die Ziel-Kurve 16 von uns vor Ort fotografiert, aber von der Haupttribüne für die Mehrheit der Zuschauer nicht einsehbar. Die Passerelle zum Paddock versperrt die Sicht und daher tauchen die Fahrer für die meisten Besucher erst ab Mitte der Start-Ziel-Geraden auf. Was für Summen die Kataris für die Austragung ihrer Veranstaltung an die Dorna überweisen, wird wohl nie ans Licht kommen, aber es dürfte eine ansehnliche Summe sein, genau wie an die Verantwortlichen für die Fußball-WM.

Die Aussagekraft der ersten zwei Testtage

Man kann oder sollte bestimmt noch keine voreiligen Schlüsse ziehen. Dies auch die Meinung von Simon Crafar, einem von mindestens zwei MotoGP Kommentatoren vor Ort in Losail. Trotzdem lassen sich bereits nach den ersten zwei Tagen gewisse Tendenzen erkennen. Für Fahrer wie Valentino Rossi und die Mehrheit der KTM Piloten sieht dies wenig erfreulich aus. Vergleicht man die Saison 2020 mit den ersten Resultaten dieses Jahres, gilt besonders bei Yamaha hier besondere Vorsicht bezüglich der Interpretation reiner Zahlen. Bereits im Vorjahr waren Quartararo und Viñales über eine Runde schnell, scheiterten aber viel zu oft über die volle Renndistanz. Bei Rossi und mit Ausnahme von Oliveira sämtlichen KTM Piloten stellt sich hingegen die Frage nach deren „Grund-Speed“ durchaus. Selbst die vorsichtig ans Werk gehenden Rookies waren allesamt schneller. Doch die endgültige Stunde der Wahrheit schlägt frühestens am 27. März im FP3 und Qualifying, sowie tags darauf im Rennen. Nachfolgend die Resultate der ersten beiden Testtage.

Wie es weitergeht aufgrund des „Hochrisiko-Plans“ der Dorna

Für die MotoGP folgt vom 10. bis 12. März der nächste Test und dann die riskante Pause von knapp 2 Wochen. Sofern in dieser Zeit wie erwartet viele Piloten und Teammitglieder nach Hause fliegen, kann es kritisch werden. Wie der Flug zum Australian Open anfangs des Jahres (von Katar nach Melbourne, mit vielen Spielern an Bord) zeigte, reicht eine infizierte Person im Flugzeug oder anderswo auf der Reise und es gerät vieles in Schieflage. Gar nicht auszudenken, wenn nicht nur einzelne Personen, sondern ganze Gruppe betroffen wären und damit aussetzen müssten. Iker Lecuona kann davon ein Liedchen singen, da er seit Aragon im Oktober aufgrund seiner Infektion nie mehr auf seinem Bike gesessen war. Die Fans können nur die Daumen drücken, dass bei diesem „Hochrisiko-Plan“ der Dorna nichts schiefgeht.

Der kombinierte Kalender von MotoGP und WorldSBK mit vielen zum Teil noch gar nicht eingetragenen Fragezeichen. In Rotschrift die bisherigen Kollisionen, wobei sowieso noch mit zahlreichen Änderungen zu rechnen ist. Events wie Assen, Sachsenring und in Übersee gelten derzeit aufgrund der anhaltenden Pandemie alles andere als gesichert.
Der Haupteingang des Autodromo do Algarve in Nähe der portugiesischen Küstenstadt Portimão bei einem Besuch von uns zum WorldSBK Wintertest fotografiert. Hier soll die Europa-Saison von 16. bis 18. April 2021 beginnen. Derzeit ist das Land jedoch von den meisten Regierungen als Covid-19 Hochrisikogebiet eingestuft.