Der amtierende Weltmeister stopfte Redding das Maul
Polesetter Jonathan Rea war nach Scott Reddings Sieg am Vortag alles andere als der Favorit für Lauf 2 am Sonntag. Trotz des Triumphs des Kawasaki Piloten im Superpole Race am Morgen hatte auch Eurosport Kommentator Lenz Leberkern sich bereits vor dem 2. Rennen festgelegt: Ducati Ass Scott Redding werde das Motorland Aragon als WM-Leader verlassen. Nach dem Start zog der 5-fache Weltmeister jedoch einmal mehr unwiderstehlich davon und sein aktuell härtester Kontrahent im Kampf um den WM-Titel 2020 hatte deutlich Mühe ihm zu folgen. Noch schlimmer für Redding, er verlor sogar Position um Position und fand sich innert 3 Runden plötzlich nur noch an fünfter Stelle wieder. Dies sah nun weniger nach dem aus, was er noch im Sieger-Interview nach dem 1. Rennen am Vortag rhetorisch von sich gegeben hatte: „Wieso kann ich nicht gleich die nächsten 5 Rennen gewinnen, nachdem heute alles derart prima zusammenpasste..“. Diesmal sollte sich jedoch sein Teamkollege Chaz Davies als der stärkere der beiden Werks-Ducati Piloten erweisen. Ihm und einem Fehler von Rea war es auch zu verdenken, dass der 2. Lauf kurz vor dem Ende noch zu einem Thriller wurde.
Plötzliche Spannung nach einem Fehler des Weltmeisters
Nachdem Rea die erste Runde mit 0,482 Sekunden Vorsprung auf Redding zurückgelegt hatte, waren es nur einen Umlauf später bereits 1,460 auf den zweiten Michael van der Mark (Pata Yamaha). Auf Platz 3 lag zur Überraschung fast aller Beobachter Alvaro Bautista noch vor Scott Redding. Der HRC Honda Pilot sollte diese Position nur kurz abgeben, bevor er sie sich wieder zurückeroberte und diese bis ins Ziel zu verteidigen vermochte. Wie bereits in den Rennen zuvor war Chaz Davies (Aruba.it Ducati) der Fahrer, welcher nach Startplatz 6 am meisten Boden auf den Führenden gutmachen konnte. Innert 4 Runden lag er bereits auf P2 und begann, den Leader auf seiner Kawasaki zu verfolgen. Bis zur fünft letzten Runde lag jedoch immer der Weltmeister mit etwas über einer Sekunde Vorsprung an der Spitze. Doch dann machte Johnny Rea einen seiner wenigen Fehler und verpasste eine Kurve, wodurch er sich nach eigener Aussage im späteren Interview schon beinahe stürzen sah. Davies war nun an ihm dran und konnte sogar in Kurve 1 kurz vorbeigehen. Aber das Kawasaki Ass konterte sofort und konnte sich sogar wieder etwas von Chaz frei fahren. Es wurde zu einem der überzeugendsten Siege des 5-fachen Weltmeisters in seiner Karriere. Und die Moral von der Geschicht: Auch ein Lenz Leberkern kann und darf sich einmal irren.
Packende Kämpfe beim 3. WSBK-Rennen des Wochenendes
Nachdem sich Scott Redding, Michael van der Mark (Pata Yamaha) und Michael Ruben Rinaldi (Team GOELEVEN Ducati) auf den Rängen 4 bis 6 etabliert hatten und ungefährdet ihre Runden zogen, ging es dahinter laufend drunter und drüber. Anfänglich konnte der Ten Kate Yamaha Pilot Loris Baz mitmischen, doch der Franzose flog in Kurve 15 ab. Um Platz 7 entbrannte sich ab Runde fünf ein erbitterter Kampf zwischen sechs Fahrern. Am öftesten die Nase vorne hatte dabei Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha). Aber auch Reas Teamkollege Sam Lowes und etwas überraschend Topraks Nachfolger im Puccetti Kawasaki Team, Xavi Fores führten die sechs Kampfhähne zwischendurch an. Erfreulicherweise mischten auch Garrett Gerloff (GRT Yamaha) und Leon Haslam (HRC Honda) in dieser Gruppe herzhaft mit. Der schwächste in diesem Pulk, in welchem es laufend drunter und drüber ging, war erstaunlicherweise Tom Sykes mit seiner BMW S1000-RR. Weiter vorne als auf P10 sah man ihn im 2. Lauf nie.
Wie Haslam Red Bull Media Lügen strafte
Am Ende war es Leon Haslam, der Red Bull Media mit seinem siebten Platz Lügen strafte. Von diesen Besserwissern hatte doch einer noch letztes Jahr ernsthaft behauptet, die Zeit des Engländers als WSBK Spitzenfahrer sei schon lange vorbei. Umgekehrt wurde dort Marco Melandri kürzlich nach ein paar kümmerlichen WM Punkten in den höchsten Tönen gelobt. Doch nun besiegte Leon mit seiner nagelneuen Honda CBR-1000RR-R die von den Red Bullis zu Saisonbeginn bereits vorschnell als WM-Mitfavoriten gehandelten Toprak Razgatlioglu und Alex Lowes nach langem und zähem Kampf gleich beide. US-Boy Gerloff noch vor Fores und Sykes bot erneut eine mehr als erfreuliche Leistung und stellte damit erneut seinen GRT Yamaha Teamkollegen Federico Caricasulo in den Schatten. Dieser wurde hinter Sykes und vor dessen BMW Teamkollegen Eugene Laverty nur dreizehnter. Der letzte WM-Punkt ging an den Chilenen Maximilian Scheib (ORELAC Racing VERDNATURA Kawasaki), von dem wir und sein Team am nächsten Wochenende eine Steigerung erwarten.
Kaum mehr erwähnenswert – die Leistung eines kleinen Italieners
Die Rede ist von einem, der in seiner besten Zeit mit seiner Nummer 33 sogar einmal in der MotoGP durchaus erfolgreich mit dabei gewesen war. Nachdem er 2019 im ersten Rennen von Donington von Jonathan Rea überrundet worden war, hatte er seinen Rücktritt bekannt gegeben. Danach amtete er mehrheitlich als Lästermaul und notorischer Besserwisser in diversen Foren und Medien. Bei Barni Ducati kehrte er überraschend zurück, als diese einen Ersatz für Jordi Torres aufgrund der Corona-Krise suchen mussten. Aufgrund dessen Terminkollision mit einem anderen Vertrag für die spanische Meisterschaft kam vor dem Saison-Neustart in Europa die einvernehmliche Trennung. Sein Ersatzpilot wurde der hochdekorierte kleine Italiener, der an diesem Wochenende allerdings nur lächerliche 2 Punkte errang. Als Marco Melandri acht Runden vor Schluss mit technischen Problemen aufgab, lag er nur auf dem enttäuschenden 14. Rang. Gestartet war er gar nur von P18, er bot in Portugal und Aragonien schlicht nur ein Bild des Jammers.
Ergebnis Lauf 2 Aragon
WM-Stand Motul WorldSBK
Gegenüber dem Vortag gab es nach dem Superpole Race keine Verschiebungen. Nach dem 2. Rennen übernahm hingegen dann wieder der Weltmeister die Führung im Zwischenklassement von Scott Redding und Alvaro Bautista machte zuungunsten von Loris Baz einen Platz gut. Genauso überholte Haslam BMW Pilot Sykes und Garrett Gerloff übernahm P12 von Xavi Fores. Marco Melandri verlor zudem eine Position an Federico Caricasulo. Nach Halbzeit in der verkürzten Corona-Saison sieht es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Johnny Rea und Scotty Redding aus. Natürlich haben aber zumindest die ersten 6 im WM-Zwischenklassement noch reelle Titelchancen.
Zeitplan des 2. Aragon Motul WorldSBK Wochenendes
Servus TV fährt wie in der Regel auch in der MotoGP ein für die Fans ärgerliches Sparprogramm. Dafür bringt Eurosport am Samstag die WSBK Superpole live auf Kanal 1 und das erste Rennen auf Kanal 2. Am Sonntag das Superpole Race live auf Kanal 1 und ab 16 Uhr Aufzeichnungen von Supersport 600 und Lauf 2 der WSBK auf Kanal 2. Wer sämtliche Rennen live sehen möchte und auch die Trainings der Motul WorldSBK live mitverfolgen möchte, dem sei der Eurosport Player für knapp 7 Euro monatlich ans Herz gelegt. Motocross, Tennis und andere Sportarten sind damit natürlich ebenfalls enthalten.
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