Tom Sykes (BMW) – im Regen einer der absolut schnellsten und am liebsten würde der Spaßvogel aus Huddersfield auch im trockenen seinen Gegnern gerne so oft wie möglich das Hinterrad zeigen. Aber dafür hatte die BMW S-1000RR nicht das Potenzial, was mit der neuen M-1000RR Geschichte sein soll. Ein erster Anfang in Barcelona war soweit vielversprechend (© WorldSBK).

Die Blau-Weißen im Dreivierteltakt – Stimmen vom Test in Katalonien

Wir hatten als erste darüber berichtet, dass die WorldSBK Saison von Eugene Laverty bei RC Squadra Corse grundsätzlich gefährdet ist. Dabei ging es nicht nur um den Verzicht des Teams auf den Test in Barcelona, obwohl Eugene Laverty sogar angereist war. Zum Verständnis, was hinter den Kulissen abgeht, reichen die Aussagen der BMW-Verantwortlichen zum Thema keineswegs. Mal abgesehen davon, dass ihre Aussagen oft genug wenig mit der Realität zu tun haben. Dies sah man eindrücklich vor der Saison 2020, als von den Blau-Weißen markige Töne zu den Erwartungen für deren zweites Jahr in der WSBK zu hören und lesen waren. Das Hauptproblem ist dabei jedoch nicht die oft etwas fragwürdige Glaubwürdigkeit von BMW, sondern des Teams, welches den Nord-Iren unter Vertrag nahm, respektive dessen Inhaber.

Jonas Folger (links) und Eugene Laverty beim BMW Launch der beiden neuen Privat-Teams Bonovo Action MGM und RC Squadra Corse des Italieners Roberto Colombo (© BMW WorldSBK).

RC Squadra Corse und die fragliche Zukunft
Laverty ist der absolute Pechvogel der WorldSBK und wohl kein Fahrer hatte so viel Unglück wie der sympathische Mann aus Toomebridge, unweit vom Geburtsort von Jonathan Rea liegend. Im November 2020 war er zusammen mit Jonas Folger als Privatfahrer in einem separaten Kundenteam von BMW vorgestellt worden. Obwohl BMW das letzte Team war, welches in Jerez vor einer Woche auf die Strecke ging, fehlte jedoch das Team des Nord-Iren. Wir reden hier von gut 4 Monaten seit der Präsentation der beiden neuen Privatteams und ihrer Fahrer. Laverty wurde von seinem Team auf den Barcelona-Test vertröstet, buchte seinen Flug und stand in Katalonien mit abgesägten Hosen da. Als Ausrede für das Fehlen des Teams eine angebliche Erkrankung des Teamchefs zu nennen, ist absoluter Blödsinn. Dies ist nur ein weiteres Indiz dafür, dass leider unsere Quelle offenbar goldrichtig lag, die uns zum Artikel am 29. März 2021 veranlasste (siehe auf dieser Seite unter „Laverty vor dem Aus“. In Barcelona fuhren nur 3 von 4 Fahrern und dies besorgt uns genauso wie die Fans von Eugene.

Eugene Laverty auf der BMW S-1000RR (vor Alvaro Bautista auf HRC Honda) von uns in Phillip Island (Australien) beim Saisonauftakt in Kurve 6, genannt Siberia in der Superpole fotografiert. Bereits bevor die neue Saison überhaupt beginnt, gehört der sympathische Nord-Ire zu den Verlierern.

Statt vier waren nur drei BMW-Musketiere auf dem Circuito de Cataluña testen

Nachdem für Laverty offenbar sogar seine Bikes bereitstanden, aber das Team mit billigen Ausreden fehlte, traten nur drei der vier BMW-Musketiere in Barcelona zum Test an. Ob es Eugene ein Trost war, dass diese dabei gar keine so schlechte Figur machten, ist zu bezweifeln. Nachfolgend dazu die Aussagen mit zuerst dem Dienstältesten der drei Fahrer zu seinen Eindrücken mit der brandneuen BMW M-1000RR. Der Mann aus Huddersfield war nur einen Tick langsamer als Rookie Jonas Folger.

Die Waffe der 3 oder 4 BMW Piloten für 2021 im Kampf um Punkte in der WorldSBK – BMW M-1000RR, eine Evolution des Modells, mit welchem die ersten zwei Jahre seit der Rückkehr als Werksteam der Blau-Weißen gefahren wurde (© BMW WorldSBK).

Tom Sykes: „Es war ein sehr nützlicher Test. Wir konnten viel mehr über die neue BMW M 1000 RR herausfinden und haben definitiv viele Informationen gesammelt. Wir haben einen guten Schritt nach vorne gemacht, was die Motorleistung und sicherlich einige andere Bereiche des Motorrads betrifft, aber ich würde immer noch gerne an der Traktion des Fahrwerks arbeiten, und wir prüfen bereits einige verschiedene Optionen. Für mich war es gut, dem Motorrad zwei weitere Testtage hinzuzufügen. Es ist noch sehr neu und da wir uns hier gegen unsere Konkurrenz behaupten wollten, konnten wir genau sehen, wo wir uns verbessern müssen. Es war also ein sehr, sehr nützlicher Test und ich freue mich, diese Informationen unter unseren Gürtel zu bekommen und darauf aufzubauen. Das gesamte BMW WorldSBK Team hat jetzt einige Wochen Zeit, um mit den Informationen zu arbeiten, die wir in den letzten zwei Tagen gewonnen haben.“

Tom Sykes (BMW) von uns im Interview mit Motul WorldSBK in seinem ersten Jahr bei BMW fotografiert. Es gelangen auf Anhieb Podestplätze mit der S-1000RR, aber begleitet war die erste Saison auch von Rückschlägen und technischen Pannen. Nachdem 2020 trotz hoher Erwartungen wesentlich schlimmer wurde, ruhen die Hoffnungen nun auf der neuen M-1000RR, die sich hoffentlich als deutlich standfester erweisen wird.

Michael van der Mark: „Es war gut, wieder auf dem richtigen Weg zu sein, besonders mit den anderen Wettbewerbern. Wir haben noch viel zu versuchen und auf diesem Bike speziell für mich zu entdecken. Manchmal ist es nicht einfach, aber wir haben einige positive Dinge an der BMW gefunden und es gibt viele Daten. Insgesamt hatten wir an diesen zwei Testtagen kaum Probleme, was für uns sehr wichtig ist. Es ging auch darum, dass wir viele Runden fahren konnten, um das Motorrad für den nächsten Test zu verbessern.“

„Magic Michael“ van der Mark im Paddock bei garstigen April Temperaturen 2019 von uns mit einem jungen Fan fotografiert. Sein Wechsel von Pata Yamaha zu BMW kam für viele Beobachter sehr überraschend, genauso wie ein Jahr davor der Umstieg von Alvaro Bautista von Ducati zu HRC Honda. Während letzterer es definitiv nicht bereut, muss der Niederländer aus Gouda zuerst noch abwarten, wie sich die Saison auf dem Blau-Weißen Bike für ihn entwickelt.

Jonas Folger (Bonovo Action – MGM):Ich bin super glücklich! Es gibt keinen anderen Weg, meine Gefühle zu beschreiben, da ich bei diesem Test nie mit so einem Ergebnis gerechnet habe. Diese Leistung beim zweiten Ausflug mit diesem Bike zu liefern erfordert eine fantastische Teamarbeit. Zusammen haben wir unsere To-do-Liste konsequent abgearbeitet und definitiv unsere Richtung gefunden. Natürlich wollen wir bei unserem nächsten Test im Motorland Aragon einen weiteren Schritt machen. Mit dem guten Reifen war es beinahe eine perfekte Runde. Mit Rennreifen müssen wir uns noch verbessern und mehr Konsistenz bekommen. Ich bin bisher sehr zufrieden damit wo wir sind. Abschließend möchte ich dem ganzen Team für seine Bemühungen danken. Jeder gibt immer 110 Prozent. Dazu muss ich auch BMW ein riesiges Dankeschön für die tolle Unterstützung aussprechen. Dazu an Jürgen Röder, der zuerst meine Rückkehr zum Rennen geschafft hat und nun auch meinen Traum, in der Superbike-Weltmeisterschaft Fuß zu fassen, ermöglichte, vielen Dank für alles.“

Jonas Folger (BMW S-1000RR) beim Barcelona Test – auch wenn die Testzeit des Deutschen auf dem Qualifier nicht überbewertet werden sollte (beispielsweise fuhr Kawasaki die Bestzeiten auf Superpole Pneus, respektive bei Lowes gar auf Rennreifen), es war ein definitiv vielversprechender Auftakt beim ersten Tests mit fast allen Gegnern der kommenden Saison (© WorldSBK).