Fausto Gresini (links im Bild) mit seinem bisher berühmtesten Fahrer Marco Simoncelli ( 23. Oktober 2011) – der Italiener ist vielen MotoGP Fans heute nur noch als Teamchef bekannt, doch er hatte auch als Fahrer beachtliche Erfolge vorzuweisen (© MotoGP).

Über den Werdegang von MotoGP Teamchef Fausto Gresini

Am 14. Dezember 2020 gab der Gresini Aprilia MotoGP Teamchef Fausto Gresini bekannt, seinen Vertrag mit IRTA und Dorna für 2022 bis 2026 verlängert zu haben. Doch er betonte dabei, dass dies nicht mehr als Vertretung des Aprlia Werksteams geschehen werde. Damit befindet sich der clevere Italiener automatisch in der Poleposition für einen Suzuki-Vertrag, wofür er dadurch definitiv die besten Karten sämtlicher Privat-Teams hat. Nebst Lucio Cecchinellos LCR Honda Team und Petronas Yamaha SRT ist er damit fast der einzig infrage kommende wertvolle Kandidat. Die anderen beiden genannten Top-Privatmannschaften dürften jedoch mit ihren bisherigen Partnern weitermachen. Mit diesem Artikel möchten wir den kleinen Mann aus dem MotoGP Fahrerlager und seine Vergangenheit etwas näher beleuchten.

Fausto Gresini mit seinem Moto2 Fahrer Sam Lowes und den Moto3 Nachwuchshoffnungen Fabio di Giannantonio und Enea Bastianini im Jahr 2016, dem 20. Jahr Gresinis als Team-Manager. Sehr viele Piloten mit Rang und Namen traten in den vergangenen über 20 Jahren bereits für das Team Gresini an (© Gresini Racing).

Die Karriere des Rennfahrers Fausto Gresini

Am 23. Januar 1961 in Imola geboren, war für den jungen Fausto früh klar, dass auch er sich mal als Rennfahrer versuchen wollte. Mit dem traditionsreichen Autodromo Dino e Enzo Ferrari vor der Tür, wie die Strecke heute heißt, konnte er die Renn-Motoren bereits früh hören. So kam es dazu, dass er bereits als 17-Jähriger seine ersten Erfahrungen auf einer 50 cm³ Minarelli sammelte. Es sollte allerdings damals noch 5 Jahre dauern, bis er in der 125-er Weltmeisterschaft einstieg. Dass er einiges drauf hat, sollten seine Gegner spätestens bei der 6. WM-Runde in Rijeka im heutigen Kroatien begreifen, wo sich der Mann mit der Jockey-Postur die Poleposition eroberte. Vier Runden später stand er in Anderstorp (Schweden) bereits zum ersten Mal auf dem Podest.

Gustl, genannt „Tut-Anch“ Auinger, der heute für Servus TV als Experte tätige Co-Kommentator gehörte in den ersten 125 cm³ Jahren zu den Gegnern von Fausto Gresini. Während der lange Österreicher jedoch nie über WM-Rang 3 hinauskam, war der kleine Italiener deutlich erfolgreicher (© MotoGP).

Der Durchbruch des jungen Rennfahrers – im bereits 2. WM-Jahr
Die Saison 1984 begann er wie im ersten Jahr auf MBA zu bestreiten, doch ab dem 3. Rennen wechselte er auf Garelli. Im deutschen Wiki ist dies, wie leider so vieles, falsch dargestellt und hierbei lügt bestimmt weder unser Archiv, noch dasjenige der MotoGP. Jedenfalls zahlte sich für den jungen Fausto der Markenwechsel aus und nach 3 Rennen holte er im damaligen Jugoslawien nach seiner Pole aus dem Vorjahr diesmal Platz 3 und das 2. Podium seiner noch jungen Karriere. In Anderstorp war es dann so weit und er stand zuoberst auf dem Siegertreppchen, zweiter wurde ein Mann namens Auinger aus Österreich. Seine dritte Saison in der 125 cm³ WM wurde zum endgültigen Triumph. Als 125-er Weltmeister von 1985 trug er sich endgültig in die Geschichtsbücher des Motorsports ein.

Fausto Gresini auf seiner 125 cm³ Garelli in der Saison 1985, welche er als Weltmeister abschloss und diesen Triumph zwei Jahre später wiederholen sollte (© MotoGP).

Die Folgejahre bis zum Rücktritt als Fahrer

In der Saison 1986 reichte es nur zum Vize-Weltmeistertitel, doch ein Jahr später holte er sich erneut den 125-er Titel. Es folgte 1988 die schwierigste Saison seiner Karriere als aktiver Rennfahrer. Mit nur zwei zählbaren Resultaten verschwand er mit WM-Rang 21 fast komplett vom Radar, doch aufgeben war für den hartnäckigen Fausto keine Option. Auf Aprilia kam ein neuer Anlauf, der für ihn immerhin mit einem Podium und dem 5. Platz in der Endabrechnung ausging. Es folgte ein Wechsel zu Honda, der Marke, welcher er bis zu seinem Rücktritt als Fahrer treu bleiben sollte. Nach dem bescheidenen 8. Rang 1990 folgten in den beiden Jahren danach nochmals zwei Vize-Weltmeistertitel. Mit den WM-Rängen 11 und 16 blieben seine letzten 2 Grand Prix Jahre bis zu seinem Rücktritt arm an Höhepunkten.

Fausto Gresini auf seiner 125 cm³ Honda im Jahr 1994 – seinem letzten Jahr als Fahrer, bevor er wenige Jahre später als Teamchef weiter Motorsportgeschichte schreiben sollte (© MotoGP).

Die Erfolgsstatistik des 125 cm³ Rennfahrers Fausto Gresini

Mit insgesamt 21 Grand Prix Siegen in seinen zwölf Jahren in der 125-er Weltmeisterschaft gehört den kleinwüchsige Italiener unbestritten zu den ganz großen der Branche. Der bei Servus TV als Experte tätige Gustl Auinger wird von diesem Sender gerne als sehr erfolgreicher Fahrer dargestellt, kam in seiner Karriere hingegen gerade einmal auf 5 Siege. Auch dies war durchaus keine schlechte Leistung, aber im Vergleich zu Gresini nicht einmal ein Viertel dessen Erfolge, wobei dieser dazu auch noch zwei WM-Titel in die Waagschale werfen kann.

Die Teamgründung und die ersten Anfänge

Als Teamchef ging Gresini gleich aufs Ganze und beschränkte sich nicht auf die 125 cm³ Klasse, in welcher er als Fahrer 12 Jahre angetreten war. Der Italiener startete mit Alex Barros als Fahrer auf das Jahr 1997 in der Königsklasse und natürlich mit Honda. Als WM-Vierter des Vorjahres war der Brasilianer so etwas wie ein sicherer Wert und immerhin reichte es auf der Honda NSR500V mit ihm für WM-Rang 9. In der von Mick Doohan auf Repsol Honda beinahe nach Belieben dominierten Saison stand Barros in Donington Park hinter dem Australier und Honda-Werkspilot Taddy Okada zudem mit Platz 3 auf dem Podest. Fahrer und Marke blieben auch 1998 gleich, aber mit der NSR500 holte sich Barros diesmal sogar WM-Rang 5.

Viele erfolgreiche Jahre für das Team Gresini Racing

Vieles liest sich heute wie die schöne Geschichte eines großen kleinen Mannes. Als aktiver hatte Fausto Gresini nicht weniger als 21 Grand Prix in der 125 cm³ Klasse gewonnen, zwei Weltmeistertitel als Fahrer in 125 und drei Ehrenplätze. 2016 feierte er sein zwanzigjähriges Jubiläum als Teammanager. Mit seinem Team brachte es Dajiro Kato zum Weltmeister in der 250-er Klasse und Toni Elias zum Moto2-Titel. In den ersten 20 Jahren wurden 501 Grand Prix Rennen bestritten. Dabei feierte das Team mit seinen Fahrern 43 Siege, wovon 14 in der Königsklasse und insgesamt 130 Podestplätze. Vize-Weltmeister wurde Gresini Honda in der MotoGP mit Sete Gibernau in den Jahren 2003 und 2004 und Marco Melandri 2005.

Sete Gibernau (Telefonica MoviStar Honda Gresini) – der Vizeweltmeister von 2003 forderte Valentino Rossi damals alles ab und war der bisher erfolgreichste Fahrer des Gresini Teams in der Königsklasse (© MotoGP).

Viele schwere Momente als Teamchef

Kaum jemand weiß heute noch, dass Fausto als Sohn einer alles andere als wohlhabenden Familie, beileibe nichts in den Schoss gelegt wurde. Bereits in jungen Jahren half er als mechanischer Assistent in einer Werkstatt in Imola aus, um sein Hobby finanzieren zu können. Selbst als Teamchef erlebte sehr schmerzhafte Momente, wie den tödlichen Unfall von Daijiro Kato im Rennen von Suzuka 2003. Er hatte zu dem vielversprechenden Japaner einen guten Draht aufgebaut und die beiden Menschen aus völlig unterschiedlichen Kulturen verband eine tiefe Freundschaft. Nach dessen 250-er Titel hatte er den jungen Japaner auch in die MotoGP gebracht. Unvergessen bleibt allen Fans auch der tragische Tod von Marco Simoncelli, dem Inbegriff eines unerschrockenen jungen Wilden beim Rennen in Sepang. Doch laut ihm war es auch immer wieder die Arbeit mit den jungen Talenten, was ihm die Kraft gab, nicht aufzuhören.

Fausto Gresini mit Daijiro Kato ( 20. April 2003) – der erste und unbestritten vielversprechende Fahrer, den den Italiener durch einen tödlichen Renn-Unfall zu Beginn dessen 2. MotoGP Saison verlor (© MotoGP).

Die Stärken als Teamchef und Organisator

Gresini Racing beschäftigt über 60 Mitarbeiter und ist nebst dem malaysischen Speang Racing Team die einzige Mannschaft, welche in allen drei Klassen der Weltmeisterschaft am Start ist. Nicht einmal die sich oft genug selbst lobenden Red Bulli-KTM’s brachten dies auf die Reihe. Sie verabschiedeten sich nach nur zweieinhalb Jahren in der mittleren Kategorie Ende 2019 wieder durch die Hintertür. Statt Nägel mit Köpfen zu machen, treten sie seit 2020 gar als Etikettenschwindler an und treten trotz Kalex Fahrwerken immer noch mit KTM im Teamnamen auf. Bei Gresini sind interessanterweise drei verschiedene Marken unter einem Dach. Honda in der Moto3, Kalex in der Moto 2 und noch bis 2021 mit Aprilia in der MotoGP. Die Stärken von Fausto als Teamchef und Organisator sind beeindruckend, schafft er doch mit links, woran selbst Hersteller wie KTM scheiterten. Daher ist er der richtige Partner für eine Siegermannschaft wie Suzuki als Kundenteam.