Alex Lowes (Kawasaki) – der Engländer war nach dem Saisonauftakt 2020 überraschend WM-Leader. Nach seinem Wechsel von Pata Yamaha zeigte Alex (© WorldSBK).

Wieso der Engländer nicht mehr WM-Leader ist

Viele vermeintlichen Experten, darunter die meisten Journalisten hatten ihn nach bescheidenen Test- und Trainings-Resultaten vor den Rennen bereits abgeschrieben. Doch Lowes hatte sich offensichtlich nur optimal auf die Rennen vorbereitet, statt mit guten Testzeiten zu glänzen. Mit einem zweiten und einem vierten Platz, gefolgt von einem Sieg, gelang dem Kawasaki Neuzugang der beste Saisonauftakt sämtlicher WorldSBK Piloten. Wie so oft erlebt, wurde er von zahlreichen voreiligen Berichterstattern danach sofort als Bedrohung seines Teamkollegen Jonathan Rea hochstilisiert. Nach nur gerade einer WM-Runde handelten viele Lowes bereits als kommenden Weltmeister. Doch wer beispielsweise im WSBK Player Aufnahmen älterer Rennen verfolgte oder sich schon länger mit der Superbike WM befasste, kannte den Ruf, der Alex Zeit seiner Karriere verfolgte. Im Prinzip galt es bereits seit Jahren als sogenannter Kiesbetten-Experte, sprich notorischer Crash-Pilot, genau wie sein Bruder Sam in der Moto2.

Alex Lowes 2019 als Pata Yamaha Werksfahrer anfang April 2019 in Aragon.

Wenn eine Schwalbe noch keinen Sommer macht

Ein für seine Übertreibungen berüchtigter Schreiberling von Red Bull Media titelte nach der ersten WM-Runde gar, Jonathan Rea sei von seinem Teamkollegen Lowes vorgeführt worden. Dabei kam der Nord-Ire nur im 1. Rennen zu Sturz, weil er davor von Tom Sykes von der Strecke gedrängt worden war und danach versucht hatte, wieder nach vorne zu kommen. Mit Alex hatte dieser Ausfall rein gar nichts zu tun. Im Rennen danach gewann der Weltmeister übrigens bereits wieder und Lowes wurde im SP-Race gleichzeitig nur Vierter. Im 2. Lauf unterlag der beste Superbike Fahrer aller Zeiten seinem Teamkollegen nur hauchdünn. Wie viel die voreiligen und absolut übertriebenen Red Bull Schlagzeilen nach Phillip Island wert waren, sollte sich nach Fortsetzung der Saison rasch herausstellen. Mittlerweile ist der vormalige WM-Leader auf Position 6 abgerutscht. In Jerez und Portimão holte er nicht einmal die Hälfte der Punkte von Rea. Im 2. Rennen von Portugal fiel Alex zudem in alte Muster zurück. Der als Bruchpilot bekannte Kawasaki-Neuzugang war wie zuvor Eugene Laverty (BMW) und Toprak Razgatlioglu (Yamaha) in Kurve 5 abgeflogen. Oft passt immer noch das alte Sprichwort: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Phillip Island 2020 – Alex Lowes (Kawasaki) vor seinem letztjährigen Teamkollegen Michael van der Mark (Yamaha)

Der Vergleich zum Vorjahr bei Alex Lowes

Als Alex Lowes im Vorjahr noch für Pata Yamaha fuhr, war er als Teamkollege von Michael van der Mark zum Saisonende um 4 Punkte besser. Der Engländer beendete die WM auf Rang 3 vor van der Mark und Toprak Razgatlioglu mit 26 Zählern weniger als Alex. Trotzdem wurde er auf die Saison 2020 durch den Türken ersetzt und musste sich ein neues Team suchen. Während Leon Haslam beim Kawasaki Werksteam nicht mehr gefragt war und zu HRC Honda wechselte, verpflichteten die Grünen den freigewordenen Lowes. Nachdem der neue Mannschaftskollege von Jonathan Rea in Australien die WM-Führung innehatte, wurde er von allen Seiten mit Lob überschüttet. Doch viele Beobachter vergassen dabei die große Schwäche des Zwillings-Bruders von Moto2 Pilot Sam Lowes, nämlich seine Sturz-Anfälligkeit. Nachfolgende Tabelle verdeutlicht eindrücklich, woran es bei ihm auch dieses Jahr wieder fehlt, nämlich an Konstanz. Die ganze Karriere von Alex wurde immer wieder von Stürzen und Rückschlägen überschattet. Es sieht ganz danach aus, als werde er dieses Manko auch bei Kawasaki nicht los.

Nach sensationellem Saisonstart in Australien ging die Kurve bei Alex Lowes nach der Corona-Zwangspause wieder stark nach unten. In roter Farbe das aktuelle Jahr und in Blau die WM-Punkte pro Runde / Wochenende von 2019.

WM-Zwischenstand Motul WorldSBK zur Halbzeit

Innert 3 Runden hat Alex Lowes als ehemaliger WM-Leader auf seinen Teamkollegen Rea bereits 87 Punkte Rückstand. So schnell wurde aus einem vermeintlichen Titel-Kandidaten ein Fahrer, der höchstens noch für die Top 3 gut genug sein dürfte. Und Jonathan Rea fühlt sich von seinem Teamkollegen mittlerweile alles andere als vorgeführt, wie von Red Bull Media nach dem Event von Phillip Island noch behauptet.

Wie es weitergeht – das Programm des 2. Aragon Weekends

Der kombinierte Kalender 2020 MotoGP und WorldSBK