Droht 2023 die nächste Planungs-Pleite der Dorna?
Die peinliche Planungs-Ente aus dem Vorjahr ist allen noch in bester Erinnerung. Als im Frühsommer 2022 das Gerücht im Fahrerlager die Runde machte, der Finnland Grand Prix werde nicht stattfinden können, war die Dorna flugs mit einer Gegendarstellung präsent. Doch deren damalige Beteuerungen, sie würden fest mit einer Durchführung im Juli rechnen, erwiesen sich als reines Täuschungsmanöver. Die Glaubwürdigkeit des Rechteinhabers von MotoGP und WorldSBK erlitt damit einen zusätzlichen, nur schwerlich wieder gutzumachenden Schaden. Nach früheren Debakeln wie dem GP von Ungarn auf einem nur auf dem Reissbrett existierenden Balatonring folgt auf die Panne mit dem letztjährigen Kalender womöglich bereits diese Saison die nächste Pleite. Mittlerweile mehren sich nämlich die Anzeichen, dass die Grand Prix von Kasachstan und Indien alles andere als gesichert sind.
Zwei neue Veranstaltungen und ihre Fragezeichen
Sehr merkwürdig erscheinen dem skeptischen Betrachter einige verdächtige Anzeichen, was die beiden neuen Veranstaltungen im Kalender 2023 betrifft. Nachdem der GP von Kasachstan bereits anfangs Juli des Jahres stattfinden soll, irritiert für dieses Event genauso wie für Indien die fehlende Option einer Ticket-Vorbestellung. Sowohl für den „Sokol International Racetrack“ in Kasachstan, wie auch für den „Buddh International Circuit“ im Südosten der indischen Metropole Delhi fehlt auf der offiziellen MotoGP Seite aktuell zudem die Beschreibung. Sofern die Gerüchte dazu stimmen, sind zudem beide Strecken noch gar nicht von der FIM für diese Veranstaltung homologiert. Dieses Prädikat hat jedoch aufgrund der schweren Verletzung von Pol Espargaró bei seinem Aufprall in den Reifenstapel des Autodromo do Algarve bei Portimão sowieso von beschränktem Wert. Weil auf den Webseiten beider neuen Kurse im Kalender derzeit sogar auch die MotoGP Veranstaltung nicht aufgeführt wird, darf man jedoch generell skeptisch sein, was den aktuellen Kalender betrifft.
Echte Fans sträflich vernachlässigt
Das neu eingeführte Tissot-Sprintrace brachte viel Bewegung in die Szene. Anders als in der WorldSBK werden in der MotoGP die Siege jedoch nicht den Grand Prix Erfolgen gleichgestellt und somit auch in der Siegerstatistik berücksichtigt. Bei jeweils nur halber Punktevergabe bis zu Rang 9 ist dies soweit auch absolut korrekt, zumindest was die Weltmeisterschaft der Prototypen betrifft. Ärgerlich für echte Fans der Serie ist jedenfalls der Umstand, dass manche Strecken keine Tickets nur für den Samstag mit dem Sprint-Rennen anbieten. Löbliche Ausnahmen bilden dabei zum Beispiel Mugello und der Sachsenring mit Action zum kleinen Preis für Interessierte mit schmalem Budget. Diese können sich dank dem neuen Format für weniger als 60 Euro den Zutritt für ein Rennen leisten, auch wenn es „nur“ das Sprintrace ist. Aber mehrheitlich werden leider echte Fans von den Veranstaltern sträflich vernachlässigt. Es ist klar, dass die Geldgier mit der Vergabe sogenannter VIP-Packages immer mehr überhand nimmt. Zieht man zudem die Preisentwicklung für die Haupttribüne in Mugello von für 3 Tage einem Preis von 440 Euro in Betracht, wird es schon beinahe grotesk.
Kritische Berichterstattung – Fehlanzeige
Wir erinnern uns noch gut an die Zeiten, als die hohen Herren der FIM von Berichterstattern für deren Fehlverhalten heftig kritisiert wurden. Mittlerweile verschwand diese eigentlich sehr wichtige Form des Journalismus nicht nur im Motorsport fast vollständig von der Bildfläche. Die Gründe dafür sind eher vielfältiger Natur. Wer beispielsweise Zutritt in den Pressebereich von MotoGP und WorldSBK erhält, wird von den Leuten der Dorna sorgfältig ausgesucht. Gute Verbindungen, beispielsweise die Zugehörigkeit zu einem Sponsor oder anderer einflussreicher Kreise, ist hierbei Gold wert. Nicht gefragt sind diesbezüglich natürlich kritische Personen, welche das Treiben von FIM und Dorna hinterfragen. Auch Ehrlichkeit im Umgang mit der Leserschaft ist wenig gefragt. Es erinnert fast ein wenig an totalitäre Staatsformen wie die damalige DDR oder heute Russland. Nur wer absolute Linientreue beweist, wird akzeptiert und erhält Zutritt in wichtige Bereiche. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass aus fernen Ländern wie zum Beispiel Australien von fast allen Journalisten bei Events berichtet wird, als seien sie wirklich dagewesen. In Tat und Wahrheit sassen sie jedoch zuhause in der guten Stube oder in ihren Redaktionsräumen.
Ein Paradebeispiel für „mainstream-Journalismus“
Die zuvor erwähnten Umstände führen zu einer wie im damaligen Sozialismus quasi „von oben“ diktierten Berichterstattung, wie ein Beispiel aus der MotoGP eindrücklich beweist. Nimmt man das vermeintliche Versagen von Honda, erkennt man sehr gut ein Paradebeispiel für wahren „mainstream-Journalismus“. Noch vor zwei Wochen las man Schlagzeilen in der Art „Fahrer x erklärt die Honda Probleme“. Nach dem dritten Rang von Marc Marquez beim Saisonauftakt in Portugal 2023 eigentlich befremdlich genug. Aber vor dem Grand Prix von Texas und dem Sieg von Honda Neuzugang Alex Rins galt die Honda für andere Piloten für fast alle vermeintlichen Experten als so gut wie unfahrbar und der Konkurrenz haushoch unterlegen. Doch die Aussage des zweitplatzierten Luca Marini lässt aufhorchen. Wer wenn nicht er, soll bitte beurteilen können, wie die Realität diesbezüglich aussieht. Der Kommentar von Valentino Rossis Halbbruder diesbezüglich war jedenfalls eindeutig. Er gab zu Protokoll, Rins habe auf der Honda am 16. April schlicht das beste Motorrad für diese Strecke bewegt. Nochmals zur Erinnerung an dieser Stelle daher: Der Circuit of the Americas (COTA) ist ein ganz normaler Rundkurs mit 20 Kurven und dazwischen einigen Geraden!
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
Noch keine Kommentare