WSBK 2013 in der „Cathedral of Speed“ in Assen mit Jonathan Rea (Honda, Nr. 65) und Loris Baz (Kawasaki, Nr. 76) – diese beiden Piloten sind auch 10 Jahre später wieder mit dabei. Allerdings ist der Mann vorne im Biild seit 2015 für die Grünen unterwegs und dies so erfolgreich wie noch nie ein Mann in der WorldSBK davor und vermutlich für alle Zeiten. In Assen gewann er bisher bereits 17 Mal und die Chancen stehen sehr gut, dass er diese unglaubliche Serie sogar noch wird ausbauen können.

Regnerisch kühle Vorhersage für Runde 3

Nachdem bereits der Saisonauftakt in Phillip Island (Australien) teils bei Regen stattfand, sieht die Prognose für das dritte WorldSBK Wochenende in den Niederlanden nicht viel besser aus. Bedenkt man dabei, dass der Termin für Assen im April bereits seit vielen Jahren stattfindet, braucht man sich darüber jedoch nicht zu wundern. FIM und Dorna haben ein sprichwörtlich feines Händchen für Terminpannen und suboptimale Planung, meinen dazu skeptische Stimmen aus dem Paddock. Bereits im Vorjahr lagen die Temperaturen bei 13 Grad, als am Sonntagmorgen das Sprintrennen ausgetragen wurde. Im Jahr 2019 musste aufgrund von Schneefall sogar das Samstagsrennen auf den Sonntag verschoben werden und das Tissot-Sprintrace wurde aus diesem Grund gestrichen. Am Samstag des 29. April 2017 wurde bei 10 Grad das erste von bis 2018 nur 2 Rennen gestartet. Ein Jahr davor am 16. April 2016 waren es 12 Grad. Bei dieser Statistik kann man angesichts der Saisonplanung der Verantwortlichen von MotoGP und der seriennahen Weltmeisterschaft nur den Kopf schütteln.

Jonathan Rea 2019 von uns im Paddock warm eingepackt auf seiner Mini-Kawasaki fotografiert – es wurde damals eines seiner schlechtesten Wochenenden in den Niederlanden, mit „nur“ einem zweiten und dritten Platz, bei keinem Sieg. Beide Rennen wurden in diesem Jahr von Alvaro Bautista gewonnen, welcher auch in dieser Saison auf der Ducati wie in einer anderen Kategorie fahrend wirkt. Kein Wunder eigentlich, bedenkt man seinen PS- und Gewichtsvorteil gegenüber fast sämtlicher seiner Konkurrenten. Die aus Sicht vieler Fans fragwürdige Auslegung der Reglemente durch die FIM-Verantwortlichen macht dies seit 2019 möglich.

Die Statistik spricht nicht nur für einen Fahrer

Wären die beiden Siege von 2019 durch Alvaro Bautista auf der Ducati nicht, gäbe es für das Assen-Wochenende nur einen Favoriten, nämlich Johnny Rea. Im Jahr 2022 hätte der Nord-Ire ohne die Kollision mit Toprak Razgatlioglu vermutlich sämtliche drei Rennen gewonnen. Damals hatte der Türke jedoch die Haarbocht Kurve nach Start-Ziel verpasst und kehrte ohne Rücksicht auf den innen auf der Ideallinie fahrenden Rea wieder auf dessen Linie zurück. Das Kawasaki Ass konnte in voller Schräglage nicht mehr ausweichen, worauf beide zu Sturz kamen. Üblicherweise sollte Toprak für seine Aktion danach bestraft werden, aber die FIM Stewards sind für ihre oft sehr fragwürdige Auslegung der Reglemente auch aus der MotoGP berüchtigt. Lachender Dritter von diesem Unfall wurde Alvaro Bautista, während der Übeltäter nach dem Rennen sogar versuchte, die Schuld auf Rea zu schieben. Nachfolgend unsere Zahlen mit allen WSBK Rennen von Assen.

Die Statistik mit den WorldSBK Siegern von Assen – leider verfälscht das ab 2019 neu eingeführte Superpole Race jedoch sämtliche Aufzeichnungen, da im Gegensatz zur MotoGP Siege in diesem Sprintrennen wie die Laufsiege gezählt werden. Unabhängig davon wird Jonathan Rea bestimmt für alle Zeiten als König von Assen gelten. Seine bereits 17 Siege auf diesem Kurs dürften niemals übertroffen werden. Es ist der absolute Rekord für sämtliche Kurse, auf welchen jemals die WSBK antrat. Mehr über die früheren Jahre der WSBK siehe auch unter „History“ auf dieser Seite.

Streckenplan von Assen

Mit nur verhältnismässig kurzen Geraden kommt der Kurs in den Niederlanden den Gegnern von Bautista auf dessen in Beschleunigung und Topspeed haushoch der Konkurrenz überlegenen Ducati entgegen. Die „Cathedral of Speed“ gilt wie beispielsweise Imola als absolute Fahrerstrecke, auf welcher aus diesem Grund die Motorleistung eine untergeordnete Rolle spielt. Im Jahr 2006 wurde die Strecke das letzte Mal verkürzt und seither misst sie 4.555 Kilometer. Mit 12 Rechts- und 6 Linkskurven misst dort die Start-Zielgerade nur gerade 300 Meter. Es ist ein Traditionskurs mit einer langen Geschichte an MotoGP und WorldSBK Rennen. Für viele Piloten wie beispielsweise Tom Sykes (Kawasaki) als Weltmeister von 2013 gehört Assen zu den absoluten Lieblingsstrecken.

Die Strecke in Assen, wie sie sich aktuell präsentiert. Der Bereich von Stekkenwal bis Ramshoek ist leider am WSBK Event in der Regel gesperrt und nur für MotoGP offen. Was hier sehr angenehm für Besucher ist: Die Organisation ist jeweils vorbildlich und wer in Assen eine Unterkunft findet oder campiert, kann getrost zur Strecke spazieren, wie wir es bei der MotoGP oft taten.

Spannung ist garantiert

Sowohl in der kleinsten Klasse, wie auch in der WorldSSP 600 und diesmal im Gegensatz zum teils eher einseitigen Saisonauftakt auch in der WSBK dürfte dieses Jahr wieder für ausreichend Spannung gesorgt sein. Viele Fans freuen sich bereits auf neue Gesichter wie das des amtierenden BSB Champions Bradley Ray (Yamaha), welcher leider mit seinem Team nur für die Europa-Rennen gemeldet wurde. Gespannt darf man auch auf die Leistung der anderen Rookies wie Dominique Aegerter, Remy Gardner und Lorenzo Baldassari (alle Yamaha) sein. Aber vor allem gilt die Aufmerksamkeit dem Rekordhalter von Assen. Nach einem desaströsen Saisonauftakt würden wir beinahe darauf wetten, dass sich Jonathan Rea auf einer seiner liebsten Strecken in den Niederlanden wieder eindrucksvoll in der Spitze zurückmeldet. Wenn nicht hier und besonders auch in Imola, dürfte es ihm auf seiner seit 2021 durch die FIM künstlich kastrierten Kawasaki auf den anderen Kursen umso schwerer fallen.

BSB Start von uns in Assen 2019 fotografiert – mit im Vordergrund dem späteren Champion Scott Redding auf Ducati Panigale V4R. Seit der schnelle Engländer auf der BMW M-1000RR unterwegs ist, gilt er in der WorldSBK eher als Co-Favorit für ein Podium.
WSBK 2018 Assen von uns am Samstag fotografiert – mit viel Glück kann es am Circuit van Drenthe in den Niederlanden auch so aussehen. Wir sahen hier bereits unzählige spannende WorldSBK, MotoGP und BSB-Läufe und kehren jederzeit gerne in die Niederlande zurück.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).