Jack Miller (Ducati Lenovo) – das absolute Original im MotoGP Paddock nebst Valentino Rossi. Leider gab es einen Zwischenfall mit Joan Mir im zweiten Rennen der Saison, der übel war und den Australier kurz danach nicht von seiner besten Seite zeigte.

Was gut und was schlecht am ersten Doppelrennen der Saison in Katar war

Grundsätzlich gut war am ersten von womöglich mehreren Doppelrennen der Saison in Katar, dass es überhaupt stattfand und es keine schwerwiegenden Unfälle gab. Mit wenigen Ausnahmen blieben die diversen Crashs ohne gravierenden Folgen für die Fahrer. Im Vergleich zum verspäteten Saisonauftakt im Vorjahr in Jerez verlief diesmal die erste Doppelveranstaltung des Jahres vor allem in der MotoGP geradezu glimpflich. Damals waren bereits vor dem ersten Rennen Cal Crutchlow und Alex Rins schwer angeschlagen und im ersten Rennen zum Saisonauftakt erwischte es den amtierenden Weltmeister reichlich brutal. Viel schlimmer verlief dazu sogar sein viel zu früher Comeback-Versuch und seither ist er der Langzeit-Vermisste im Paddock. Aber wo Licht wie beim spannenden Auftakt in die zweite Corona-Saison der MotoGP war, gab es auch Schatten.

Fabio Quartararo is back – der Monster Energy Yamaha Pilot lernte aus seinen Fehlern aus dem ersten Rennen, aufgrund derer er sich selbst danach hart kritisierte. Der Franzose feierte ein Comeback, das ihm bei weitem nicht alle zugetraut hatten und sorgte damit für den ersten französischen Doppelsieg in der Königsklasse.

Die weniger guten Aspekte des Saisonauftakts im Wüstenstaat
Viele Beobachter störten sich an der Impfkampagne, die ziemlich heimtückisch von der Dorna und den katarischen Behörden eingefädelt worden war. Sich in der Reihenfolge vorzudrängeln, gilt nicht überall als Kavaliersdelikt. Den Paddock-Mitgliedern erst spätabends vor dem letzten Testtag mitzuteilen, dass am nächsten frühen Morgen eine Impfung vorgesehen sei, stank zum Himmel. Manche der Betroffenen wollten zuerst mit ihrem Arzt telefonieren, bevor sie einfach zusagten. Darunter die Fahrer Rins und Nakagami, welche es aus diesem Grund ablehnten, dabei mitzumachen.

Die Strecke von Losail aus der Vogelperspektive mit links vorne dem Parkplatz und der Haupttribüne, aktuell noch am Rand der Wüste liegend. Doch in unmittelbarer Nähe wird laufend gebaut und in naher Zeit schützt dies womöglich auch ein wenig vor dem Sandsturm, der den 5. Testtag zur Farce machte.

Mehr Bescheidenheit wäre angebracht
So viel Eigenlob, wie Dorna Chef Ezpeleta von sich gab, war ebenfalls für viele Betrachter abscheulich anzusehen. Man darf nicht vergessen, dass es in Losail unzählige Pannen gab und ein hohes Risiko bestand, dass sich Teilnehmer bei den vielen notwendigen Reisen infizieren konnten. Etwas mehr Bescheidenheit seitens des Mittsiebzigers wäre daher durchaus angebracht. Ein Sandsturm kostete Fahrer wie die Rookies, Pol und Petrux einen wichtigen Testtag, bei sonst schon einem Drittel gegenüber der üblichen Vorbereitungszeit. Dazu war der Losail Test laut einhelliger Meinung sämtlicher Teilnehmer für den Rest der Saison nutzlos. Aber immerhin füllte die Wahl von Katar als Veranstaltungsort die Kassen der Dorna wieder auf, es gab also auch auf dieser Seite Gewinner.

Ein historischer Moment für den französischen Sport – der in die Ewigkeit eingehen wird. Links WM-Leader Johann Zarco nach Platz 2 und der sich mit ihm gemeinsam über den Doppelsieg freuende Triumphator der 2. Rennens in Losail Fabio Quartararo. Solche Bilder lassen die teils peinlichen Pannen beim Saisonauftakt schnell wieder vergessen. Allez – les Bleus!

Wo es Sieger gibt – da gibt es meist auch Verlierer

Zum dritten Mal fand in Katar ein Saisonauftakt statt, bei welchem TV Zuschauer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz von den Trainings und Warm-ups keine Minute sahen. Zu verdanken haben sie diesen Unfug dem zu Red Bull Media gehörenden Sender Servus TV. Seit Übernahme der Übertragungs-Rechte beschränken sich die Österreicher darauf, nur noch ein Drittel der Action live von der Strecke zu übertragen. Mit Ausnahme deren Heimveranstaltung zeigen sie nur noch Qualifyings und Rennen, für die abertausenden von Fans besonders in Zeiten der Pandemie eine wahre Katastrophe! Vor diesem Hintergrund hörten wir bereits mehrmals, wie sich Fans darüber freuen, verschwanden aus deren Sicht wenigstens das von Red Bull gesponserte KTM MotoGP Team förmlich in der Versenkung. Viele empfinden dies wie eine ausgleichende Gerechtigkeit, was ein gutes Stück weit nachvollziehbar ist.

Danilo Petrucci (Tech 3 KTM) – der Italiener scheint im Verliererteam gestrandet zu sein, was seine Chancen für die kommende Saison betrifft. Als zweitletzter der klassierten Fahrer am zweiten Wochenende und als erster gestürzter beim ersten Rennen, schlechter geht es für den sympathischen Norditaliener kaum.

Nicht nur KTM im Jammertal
Auch HRC Honda Test- und Ersatzfahrer Stefan Bradl konnte erneut nicht die erhofften Ziele erreichen. Einmal war daran die schlechte Startposition schuld und ein andermal vermasselte er den Start. Sieben Punkte in zwei Rennen auf dem Bike von Marc Marquez, dies ist genauso ein Drama wie die Resultate von Alex Marquez mit 2 Stürzen und Takaaki Nakagami mit einem Crash und einem 17. Platz. Ohne Marc Marquez befindet sich Honda weiterhin im Jammertal. Mit der Ausrede, welche Stefan Bradl wie üblich bezüglich der Honda-Performance in Losail von sich gab, sieht es schlecht aus. Der Bayer behauptete vor dem Doppelrennen nämlich, dass die Strecke in Katar noch nie zur Honda gepasst hätte. Davor hätte sich Bradl wohl besser etwas ausgiebiger informiert. Selbst nach P2 und P3 von Zarco und Martin führt immer noch Yamaha mit 20 Podestplätzen vor Honda (18) und Ducati mit nur deren 16. So viel zur Behauptung des HRC Testfahrers, sein Hersteller sei in Losail nie erfolgreich gewesen!

Stefan Bradl (Repsol Honda) als Anführer der Verfolgergruppe vor Markenkollege Alex Marquez, Luca Marini (Ducati), den zwei Tech 3 KTM Fahrern Petrux und Lecuona, sowie Valentino Rossi. Wir hatten bereits vor dem Saisonauftakt befürchtet, der Deutsche werde für sein Abschneiden danach Ausreden bemühen und sollten damit leider recht behalten. Sein knapper Rückstand auf den Sieger ging in Ordnung, aber die Position war letztlich enttäuschend.

Berichterstattung mit Pleiten und Pannen

Ob beim Live-Interview in der Pressekonferenz oder bei anderen Gelegenheiten, an Pleiten und Pannen fehlte es nicht. Mal war an der Pressekonferenz das Mikrofon von Miller ausser Funktion und das Ersatz-Mikro funktionierte ebenfalls nicht. Bei nächster Gelegenheit war es das Wetter, welches wie am 5. Testtag aufgrund eines Sandsturms nicht mitspielte. So auch am Samstagnachmittag, weshalb Fahrer wie Johann Zarco sogar komplett auf das FP3 verzichtet hatten. Doch auch in der Berichterstattung gab es Pannen, welche selbst uns erstaunten. Nachfolgend einige Müsterchen dazu.
G. Wiesinger – Red Bull Media, nach dem 2. Rennen:Für Pol Espargaró hat die Umstellung von der KTM RC16 auf die Honda RC213V noch nicht nach seinen Wünschen hingekriegt“ – alles klar? Uns auch nicht, aber der Mann schreibt oft genug, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gegessen. Von ihm stammte auch die Behauptung kurz nach dessen freiwilligen Kündigung bei KTM, Johann Zarco leide angeblich an einem Burn-out-Syndrom. Dazu folgten während Monaten weitere unflätigen Verunglimpfungen, welche den Fans heute noch in Erinnerung sind. Tatsache ist übrigens am Rande vermerkt, dass Pol nach nur 4 Testtagen am 1. Wochenende vor sämtlichen KTM Fahrern ins Ziel kam! Auch mit der Orthografie ist es so eine Sache für jemanden, der seit Jahrzehnten als Schreibtischtäter berüchtigt ist.
Johannes Orasche – Speedweek (zu Red Bull gehörend): Johann Zarco – vom Bad-Boy zum WM-Leader„. Der Mann der diese Überschrift verfasste, arbeitete sogar einmal als Kommentator bei Live-Übertragungen. Wenn der „Feind“, sprich KTM-Abtrünnige plötzlich (zu) erfolgreich ist, scheint dies dem Österreicher ausreichend suspekt, um den Franzosen zum bösen Buben abzustempeln. Die Enttäuschung im KTM-Lager scheint heftig zu sitzen, wenn ein Journalist darob so tief sinkt! Von Orasche stammt übrigens das Ammenmärchen nach einer Spazierfahrt von Marcel Hirscher in Spielberg, der Ski-Star plane eine MotoGP-Karriere. Aber auf den begnadeten Techniker auf zwei Brettern warten sie im Paddock noch heute, obwohl sein „Fahrlehrer“ damals Zarco hiess.

Johann Zarco (Pramac Ducati) – nach seinem freiwilligen Ausstieg bei KTM von den Orangen, Red Bull Media und deren Portal Speedweek monatelang förmlich durch den Dreck gezogen. Diese Unsportlichkeit beantwortete der Franzose auf der Strecke und nun ist er für Ducati WM-Leader!

Und noch einer aus derselben Ecke:Zarco mit Seitenhieb gegen KTM„. So ein weiterer Übertitel, der in die Kategorie der sogenannten Clickbaits gehört. Ein Blickfang, um sich möglichst viele Klicks zu holen, aber ohne dazu wirklich passendem Inhalt. Wir haben das Interview mit dem Franzosen gehört und wunderten uns schon, was ihm nun wieder von Red Bull Media in den Mund gelegt würde. Am Ende fehlte im Text darunter jeglicher Bezug zu KTM, weil auch die Marke vom Franzosen gar nicht erwähnt wurde. Seine Aussage bezog sich lediglich darauf, dass ihm Ducati die Freude am Fahren nach harten Monaten und einem Kurswechsel wieder zurückgegeben hätte. Dies sah man ihm auf dem Bike wie auch beim Podiums-Interview jedoch sowieso an.

Jorge Martin (Pramac Ducati) – auch er ein „Abtrünniger“ der Österreicher Firma, bisher jedoch von ihnen noch nicht derart durch den Dreck gezogen wie sein schneller Teamkollege nach dessen „Majestätsbeleidigung“.

Diverse Portale vor dem 1. Rennen:Ducati Werksteam selbstbewusst – Favorit beim MotoGP-Auftakt in Katar“ oder „Jack Miller – der klare Favorit“ und viele mehr. Hierzu gilt immer wieder dasselbe alte Sprichwort: Punkte gibt es erst im Rennen zu gewinnen. Trotzdem verfallen fast alle sogenannte Experten immer wieder demselben Fehler und bewerten Testresultate, als sei dies das klare Indiz für kommende Rennen. Vielmehr leiteten nach 4 Testtagen in Losail eine Vielzahl von Kommentatoren sogar gleich daraus ab, wer der kommende Weltmeister sein würde. Auch einige Fahrer nannten teils sofort Jack Miller, der am Ende zweimal nur neunter wurde. Dabei ging es einigen aber wohl nur darum, nicht sich selbst nennen zu müssen, um dabei unbescheiden zu wirken.

Francesco „Pecco“ Bagnaia (Ducati Lenovo) – bei ihm reichten im Vorjahr drei gute Rennen, bei welchen er in zwei Fällen sogar die Zielflagge nicht sah, von Pramac ins Werksteam befördert zu werden. Einmal war er in Jerez dabei mit technischen Problemen ausgeschieden und in Misano selbstverschuldet durch Sturz. Zarco als zweifacher Moto2-Weltmeister und zweimal WM-Sechster in der MotoGP wurde hingegen von Ducati übergangen. Aber nun entpuppt sich der Franzose immer mehr zu dem, was wir bereits im Winter angemerkt hatten: Zu einem WM-Mitfavoriten.

Zu den sinnlosen Prognosen aufgrund der Losail-Resultate für die komplette Saison
Der eigentliche Kapitalfehler bei der ganzen Geschichte vor dem 1. Rennen war jedoch, dass keine andere Strecke wie Losail ist, was insbesondere die Verhältnisse betrifft. Somit hätte man das FP3 auch als Warm-Up umbenennen können. Praktisch sämtliche Teams und Fahrer betonten bereits während den Tests, dass diese für die restlichen Strecken im Kalender nutzlos seien. Trotzdem gab es viel zu viele verfrühte Prognosen zum künftigen Weltmeister, noch bevor das erste Rennen gefahren wurde. Nur schon in Bezug auf das Doppelrennen griffen viele daneben und Yamaha steht nun mit 10 Siegen in Losail da, während Ducati bei 5 sitzen blieb und Honda immerhin 3. Bei den Podestplätzen führt Yamaha mit 20 vor Honda (18) und Ducati (16), auf dem von vielen als Ducati-Strecke bezeichneten Kurs.

Am ersten Wochenende waren in Losail noch 1500 Zuschauer zugelassen, danach war damit Schluss. Bereits beim ATP Turnier kurz vor dem MotoGP Event sah man hier im Fernsehen die Disziplinlosigkeit der Besucher, weshalb es auch für Losail zu einem Lockdown kam. Am Verpflegungsstand gab es hier auch vor der Beschränkung bereits keine Wartezeiten, da die offiziell gemeldeten Besucherzahlen wohl jeweils um Faktor 10 über der Realität lagen.

Was erwartet die Fahrer beim Portugal Grand Prix?

Eine komplett andere Welt, auf einem einzigartigen Kurs mit völlig anderen Bedingungen und voraussichtlich einem wie üblich nicht mehr vorentscheidenden FP2. Laut derzeitiger Prognose für das Wochenende vom 18. April soll die Temperatur bei nur knapp 20 Grad Celsius liegen und am Freitag gar etwas tiefer. Der Autodromo do Algarve im Hinterland nahe der Küstenstadt Portimão ist eine echte Berg- und Talfahrt für die Piloten, mit kaum einer Verschnaufpause bis auf die lange Gerade. Aber mit weit über 300 km/h wird diese in der MotoGP zu einem Zwischensprint, mehr nicht. Bei wesentlich tieferen Temperaturen gegenüber Losail und einer völlig anderen Strecke wird nichts mehr so sein, wie beim Saisonauftakt.

Von uns am Autodromo do Algarve fotografiert – in der Mitte der VIP-Tower und links die Boxenanlage mit dahinter der riesigen Haupttribüne. Eine komplett andere Strecke als Losail mit völlig unterschiedlichen klimatischen Bedingungen als im Wüstenstaat Katar.

Unterschiedliche Voraussetzungen mit einigen Bevorteilten
Im Vorteil sind hier die Fahrer mit viel Praxis, wie Bradl als HRC Test- und ehemaliger WorldSBK Fahrer, wenn auch letzteres nur für eine Saison. An erster Linie aber natürlich Lokalmatador Oliveira, welcher diese Strecke wie seine Westentasche kennt. Mit einer Rückkehr von Marc Marquez ist hier übrigens kaum zu rechnen, speziell auch aus dem Grund, dass er gegenüber fast allen Gegnern ein MotoGP Wochenende weniger Praxis hier hat. Ähnlich wie vor Losail sind bei den restlichen Fahrern durchaus unterschiedliche Voraussetzungen gegeben. Umsteiger wie Petrux, Pol Espargaró und natürlich die Rookies haben nur das FP1, bevor es für alle schon ernst gilt. Dazu nachfolgend das Resultat vom Rennen des Vorjahres. Damals war es übrigens 22 Grad Celsius warm und damit ein wenig mehr als laut derzeitiger Prognose für den 18. April 2021.

Wie man hier sieht, war im Vorjahr nur ein KTM-Pilot stark, welcher heute noch mit dabei ist. Die Welt bei Yamaha war im Vergleich zu Losail 2021 eine komplett andere, als nur Morbido ganz vorne mit dabei war und die anderen drei strauchelten. WM-Leader Johann Zarco schaffte es mit der Ducati GP-19 immerhin in die Top Ten und Miller überzeugte mit P2 im Team, für welches der Franzose nun antritt. Interessant auch, wie schwach die beiden Suzukis damals abschnitten und damit sogar den sicher geglaubten Hersteller-Titel beim Saisonfinale noch an Ducati verloren.

Der provisorische MotoGP Kalender

Es ist noch mit einigen Veränderungen zu rechnen, nachdem vor allem diverse Übersee-Rennen voraussichtlich der coronabedingten Reisebeschränkung zum Opfer fallen dürften. Jerez dürfte soweit sicher sein, aber ab Le Mans sind selbst diverse Rennen in Europa gefährdet. Das 4 Wochen vor dem Grand Prix von Frankreich geplante FIM-EWC Langstrecken-Event auf dem Circuit Bugatti wurde erst vor wenigen Tagen auf unbestimmt verschoben. Als besonders gefährdet gelten nebst Le Mans derzeit vor allem Mugello, Sachsenring, Assen und Silverstone. Alles Stationen, die bereits im Vorjahr dem Besucherverbot zum Opfer gefallen waren.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).